Rote Waldameise im Garten (>ASW Sachsen)

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Ivonne1973
Beiträge: 5
Registriert: 15. Mai. 2008, 12:27

Rote Waldameise im Garten (>ASW Sachsen)

Beitrag von Ivonne1973 »

Hallo!

Ich habe in meinem Garten einen Haufen roter Waldameisen. Ich hatte mich daraufhin mit dem regionalen Beauftragten der Ameisenschutzwarte Sachsen Herrn S.B. *) in Verbindung gesetzt. Der schaute sich den Haufen an und meinte, einen Versuch der Umsetzung würden sie machen.
Das war, bevor ich den Pachtvertrag für den Garten unterschrieb. Danach meldete er sich Wochen nicht, bis ich wieder bei ihm anrief. Da teilte er mir mit, das er sich noch mal mit seinen Kollegen beraten hätte, und sie den Haufen doch nicht umsetzen würden, der würde immer wieder kommen. Ich dachte, ich höre nicht richtig, denn ich habe nur den Garten genommen, weil ich dachte, der Haufen kommt weg. Wir haben zwei kleine Kinder und überall krabbelt es im Garten. Auch haben wir nebenan einen Wald, wo wir feststellen mussten, das dort mindestens 10 Ameisenhaufen sind auf kleinster Fläche. Fakt ist, das der Haufen weg muss, weil der ja auch jedes Jahr größer wird und es mich stört, wenn ständig Ameisen an einem hoch krabbeln.
Herr B. meinte dann noch, wir sollten Hecke pflanzen, dass würde die Ameisen stören. Tja, es steht aber schon ein Zaun, und außerdem brauche ich keine Hecke direkt am Wald, abgesehen davon, müsste der Haufen dann auch ein Stück weg, denn ich kann ja keine Hecke in den Haufen hinein setzen, da der Haufen direkt am Zaun ist.
Was mich echt ärgert ist, hätte ich mich nicht an die Ameisenschutzwarte gewandt, hätte nicht mal jemand gewusst, dass dort ein Haufen ist. Ich hätte ihn einfach abfackeln können und gut wär es gewesen.
Mir kam es so vor, als hätte herr B. wenig Lust den Haufen umzusetzen, ist wohl mit Arbeit verbunden.
Was soll ich hier noch tun???
Eine email an den Vorstand der Schutzwarte habe ich auch geschrieben, hat nieman drauf geantwortet.

LG, Ivonne :(

Edit: Ich habe den Namen unseres ASW-Mitglieds unkenntlich gemacht. Wir wollen doch bitte hier nicht einen verdienten ehrenamtlichen (!) Mitarbeiter öffentlich an den Pranger stellen! :roll:
A. Buschinger
Rene Schulze
Beiträge: 85
Registriert: 23. Mai. 2005, 15:57
Wohnort: Dresden

Beitrag von Rene Schulze »

Hallo Ivonne,

zunächst einmal, ich gehöre ebenfalls zur Ameisenschutzwarte Sachsen und kenne Herrn Bräuer sehr gut. Er hat eine Menge Erfahrung auf dem Gebiet und hat auch schon viele Umsetzungen durchgeführt.

Nach Ihrer Beschreibung (Gartenanlage direkt am Waldrand, andere Ameisenhügel in der Nähe) ist Herr Bräuers Beurteilung durchaus glaubhaft. Die Umsiedlung des Nestes wäre in einem solchen Fall nicht von Dauer. Es gibt ja einen Grund, warum die Tiere an dieser Stelle in Ihrem Garten nisten. Offensichtlich ist der Standort sehr günstig, was Besonnung, Bodenfeuchte, Baumaterial und Nahrungsangebot angeht.

Das bedeutet, selbst wenn das derzeitige Nest umgesiedelt wird, würde es nicht lange dauern, bis von den anderen Ameisenhügeln aus eine Neubesiedlung des Areals stattfindet. Deshalb waren die Ratschläge von Herrn Bräuer zum Pflanzen einer Hecke zwar in Ihren Augen unverständlich, aber durchaus logisch, denn durch die Beschattung der Hecke, die Durchwurzelung des Erdreiches usw. würde der Standort an Attraktivität für die Tiere verlieren.

Mal ganz abgesehen davon, dass Sie sich durch das Abfackeln des Hügels strafbar gemacht hätten (Waldameisen sind besonders geschützt und stehen auf der Roten Liste), hätte das die Situation somit auch nicht dauerhaft geändert. Auch dann wäre es innerhalb eines kürzeren Zeitraumes zu einer Neubesiedlung gekommen.

Ich kenne persönlich einen Fall, bei dem ein Ameisenhügel vorsätzlich entfernt wurde, weil er sich direkt an einem Einwohnerparkplatz befand und die Leute sich offenbar davon gestört fühlten. Was folgte war zunächst eine Anzeige meinerseits bei der zuständigen Naturschutzbehörde. Von dort aus wurde die Sache näher untersucht und Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Gebracht hat die Zerstörungsaktion der Anwohner wenig. Der Standort wurde innerhalb nur eines Jahres neubesiedelt. Heute ist an dieser Stelle wieder ein vitales Nest.

Es wäre hilfreich, wenn Sie mir eventuell ein paar Fotos des Nestes, des Gartens und der näheren Umgebung zukommen lassen könnten. Ich würde mich dann mit unserem Vorsitzenden in Verbindung setzen und beraten, was man tun könnte, um Ihnen in dieser Situation zu helfen.

Meine E-Mail-Adresse: rene.schulze[at]forst.tu-dresden.de (das [at] durch @ ersetzen).

Viele Grüße,

René Schulze
Ivonne1973
Beiträge: 5
Registriert: 15. Mai. 2008, 12:27

Rote Waldameise

Beitrag von Ivonne1973 »

Hallo!

Danke für die Antwort. Ich werde versuchen, Ihnen ein paar Fotos zukommen zu lassen. Zum Standort des Haufens muss ich folgendes sagen: Der Garten war ca. 5 Jahre ungenutzt. Das hat den Ameisen wahrscheinlich gefallen und sie haben sich dort angesiedelt. Denn laut Vositzenden des Gartenvereins, hatten die Pächter davor keine Probleme mit Ameisenhaufen. Also ist der haufen dort nicht wegen der Lage etc, sondern deshalb, weil er jahrelang Ruhe hatte. Die ist aber nun vorbei.
Zu Herrn Bräuer muss ich sagen, dass ich eigentlich nur sauer bin, da er sich nicht wieder meldete. Als ich ihn dann vor ein paar Wochen anrief, sagte er, er wolle noch mal bei mir vorbeikommen, wegen des Pflanzens der Hecke. Tja, bis heute hat er sich auch nicht mehr gemeldet.
Wie gesagt, wenn dort Hecke hinkäme, müsste der Haufen auch beiseite, oder soll ich etwa wegen dieser Ameisen ein Loch in der Hecke lassen???
Auch verstehe ich nicht, warum ausgerechnet dieser Haufen unbedingt dort bleiben muss, da ja in der Umgebung genug andere Haufen sind.
Es gibt doch sicherlich Waldgebiete, die keine Ameisenhaufen haben, die können meinen gern bekommen.
Und außerdem wird der ja auch jedes Jahr größer. Ich brauche aber keinen Garten, um dort Ameisen zu züchten, denn es krabbelt ja jetzt schon überall. :roll:

Lg, Ivonne
Rene Schulze
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Beitrag von Rene Schulze »

Hallo Yvonne,

den Waldameisen ist es ziemlich egal, ob der Garten ungenutzt ist oder nicht. Sie siedeln dort, wo es am günstigsten für sie ist. Es gibt etliche auch mir persönlich bekannte Beispiele, wo sich Waldameisen in bewirtschafteten Gartenanlagen, auf Friedhöfen, entlang von Parkplätzen oder viel befahrenen Straßen angesiedelt haben.

Somit wäre es auch trügerisch zu sagen, wenn man das Nest entfernt und den Garten wieder intensiv nutzt, kommen sie nicht wieder. Selbst mit dem Pflanzen der Hecke nach der Entfernung des Nestes ist es durchaus möglich, dass sie von den anderen Hügeln in der Umgebung aus einen erneuten Besiedlungsversuch unternehmen, dann vielleicht an einer anderen Stelle des Gartens. Es gibt in dieser Hinsicht keine Garantie.

Viele Grüße,

René Schulze
Ivonne1973
Beiträge: 5
Registriert: 15. Mai. 2008, 12:27

Rote Waldameise

Beitrag von Ivonne1973 »

Hallo!

Wenn man aber erst gar nicht versucht, den Haufen zu entfernen, kann man auch nicht sagen, ob er denn wiedergekommen wäre oder nicht. Ich bin der meinung, wenigstens einen Versuch sollte es wert sein.

LG, Ivonne
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Wenn Ihnen das einen Versuch wert ist, lassen Sie sich mal einen Kostenvoranschlag machen!

Zur (so weit wie möglich) sicheren Rettung von Ameisenvölkern wird die Ameisenschutzwarte gewöhnlich gratis tätig.

Wo die Umsiedlung auf Anforderung eines Verursachers (z.B. Behörde, Gemeinde etc.) erfolgen soll, müssen Unkosten in Rechnung gestellt werden.

In Ihrem Fall können Sie sich darauf verlassen, dass wir Ameisenschützer es sehr wohl einschätzen können, ob eine Umsiedlung sinnvoll ist oder nicht.

MfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Rene Schulze
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Beitrag von Rene Schulze »

Hallo Yvonne,

lassen Sie mir die Fotos zukommen und ich werde mich mit unserem Vorsitzenden beraten.
Wie Herr Buschinger bereits sagte, wäre eine Umsiedlung in Ihrem Fall mit einer Unkostendeckung verbunden, da es sich nicht um eine Notumsiedlung (z.B. im Zuge von Talsperren-, Straßen- oder Gleisbauaktivitäten) handelt.

Sollten wir uns doch zu einer Umsiedlung entschließen, könnten wir diese aber erst im nächsten Frühjahr (April/Mai) durchführen. Die Tiere benötigen genügend Zeit, um sich vor dem Winter an dem neuen Standort zu etablieren, das Nest neu aufzubauen (häufig ziehen die Tiere mehrfach um, bevor die ideale Stelle für den Nesthügel gefunden ist) und neue Nahrungsgründe zu erschließen. Ist die Zeit dafür zu knapp, sind die Chancen sehr gering, dass das Volk den Winter überlebt.

Außerdem muss erst einmal ein neuer Standort gefunden werden. Wir können die Tiere nicht einfach an einer beliebigen Stelle in den Wald schütten. Die Umweltbedingungen müssen passen und wir müssen die Genehmigung des jeweiligen Waldbesitzers haben.

Viele Grüße,

René
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