Lasius Flavus - Wurzelläuse

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Niebel-Lohmann
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Lasius Flavus - Wurzelläuse

Beitrag von Niebel-Lohmann »

Moin, moin,
für eine kleine naturkundliche Ausstellung recherchiere ich derzeit für die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zum Themna Lasius flavus und ihre Wurzelläuse.
Die Stiftung betreibt auf einem ehemaligen Standortübungsplatz der Bundeswehr, am Stadtrand von Hamburg, eine "Halboffene Weidelandschaft", mit ganzjähriger Beweidung durch Galloway Rinder. Seit Beginn der Beweidung hat sich die Anzahl der Ameisennester unglaublich erhöht. Laut Aussage der Kartierer handelt es sich dabei um die Gelbe Wiesenameise (aber soweit mir bekannt, gibt es bislang keine eindeutige Bestimmung der Tiere!). Da die gelbe Wiesenameise eine spannende Symbiose mit Wurzelläusen eingeht, könnte ich mir vorstellen dieses Zusammenleben den Besuchern im Rahmen der Ausstellung näher zu bringen (wer weiß schon was Wurzelläuse sind!). Ich würde gerne sehr viel mehr über diese Symbiose wissen und mich auch für Bilder interessieren, die wir in unserem Infohaus den Besuchern zeigen könnten. Wer kann mir z.B. sagen, um welche Wurzellausarten es sich handelt, die mit Lasius flavus zusammen leben? Wie verbringen sie den Winter? Wieviele Läuse leben in einem Ameisennest?
Ich bin gespannt auf die Antworten, zumal man mir in der Zoologie in Hamburg nicht wirklich weiter helfen konnte.
Angela Niebel-Lohmann
Buschinger
Beiträge: 1490
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Beitrag von Buschinger »

Hallo Frau Niebel-Lohmann,

Es ist nicht einfach, Wurzellaus-Arten zu benennen. Allein für Lasius flavus wird angegeben, dass sie über 22 Arten von Wurzelläusen betreut. Das hängt natürlich damit zusammen, dass die Aphiden m.o.w. wirtsspezifisch sind, das heißt, dass an den Wurzeln der verschiedenen Wiesenpflanzen auch unterschiedliche Läuse-Arten siedeln. Angegeben wird eine Unterfamilie Anoeciinae, zu der einige der Arten gehören sollen.
Ein weiteres Problem ist, dass Ihre Lasius nicht eindeutig bestimmt sind, obwohl bei den zahlreichen Hügeln auf Viehweiden L. flavus recht wahrscheinlich ist.

Für die Anzahl Läuse in einem Nest werden gegen 15.000 angegeben. Hängt natürlich auch von der Größe des Ameisenvolkes ab.
Die Läuse überwintern in Form von Eiern, die zum Teil von den Ameisen eingesammelt und über den Winter im Nest betreut werden. – Die Lebenszyklen von Aphiden können seht unterschiedlich sein. Im Prinzip schlüpft aus dem überwinterten Ei eine weibliche Larve, die heranwächst und sich parthenogenetisch rasch vermehrt. Auch die Nachkommen sind parthenogenetisch. Bei vielen Arten entstehen im Sommer geflügelte Tiere, die auch abfliegen und neue Pflanzen besiedeln können. Gegen Herbst werden neben weiblichen auch männliche Tiere geboren. Von diesen begattete Weibchen legen Eier, die dann den Winter überstehen. Die Läuse selbst sind jeweils recht kurzlebig und werden z.T. auch von den Ameisen verspeist.

Bilder von Lasius flavus und anderen gelben Lasius können Sie mittels google Bildersuche „Lasius flavus“ finden.

Es müsste möglich sein, ein Nest in einer Ausstellung zu zeigen. Erfordert allerdings einigen Bastelaufwand und am besten jemand, der sich mit Ameisenhaltung schon auskennt. Meine Vorstellung: Eine flache „Arena“, vielleicht ca. 100 x 50 cm mit 10-15 cm hohem Rand, darunter angesetzt (nicht ganz vorn, vielleicht 20 cm vom vorderen Arenenrand nach hinten, T-förmige Konstruktion) eine aus Plexiglas konstruierte Boden-Nestzone, etwa 50-60 cm hoch, ca. 5 cm dick. In die Nestzone käme ein entsprechend aus einem Nest im Freiland ausgestochene Scheibe Boden mit Ameisen, Wurzeln und Läusen. Oben ragen die Pflanzen in die hell beleuchtete Arena hinein.

Absicherung der Arena gegen Entkommen durch Einreiben der inneren Ränder mit Paraffinöl dickflüssig (Apotheke). Gefüttert wird in der Arena. Der Boden in der Nestzone muss durch Gießen feucht gehalten werden. Die Nestzone wird hinten verdunkelt (schwarzer Karton o.dgl.). „Vorn“, an der Schauseite, wird ein schwarzer „Vorhang“ oben so befestigt, dass der Beschauer ihn anheben kann. Dann ist der Nestraum normal dunkel, so dass die Ameisen nicht den ganzen Einblick mit Erde zubauen. Jeweils nur für die kurze Zeit, die Besucher hineinsehen, würde Licht einfallen, was die Ameisen nicht allzu sehr stören dürfte. Alternativ könnte man die Schauseite mit einer roten Folie abdecken. Da ist das Treiben der Ameisen hindurch zu beobachten, allerdings nicht so gut wie bei einer klaren, nur zeitweilig exponierten Scheibe.

- Dies ist allerdings jetzt nur eine Kopfgeburt. Habe so etwas selbst noch nie probiert und kenne auch keine Darstellung einer solchen Konstruktion. Aber so würde ich das Problem angehen, wenn ich damit konfrontiert wäre.

Es gibt diverse Ameisenforen, in denen eine Vielzahl von Formikar-Typen beschrieben und diskutiert wird. Am einfachsten gehen Sie auf > www.Ameisenwiki.de < . Dort können Sie sich unter „Formikarien“ schon mal einen Überblick verschaffen. Auf der Hauptseite rechts oben gibt es unter „Links“ auch noch eine Reihe von Foren, die Sie durchmustern können. Alle haben eine „Suchen“-Funktion, bei der man „Formikarium“ eingeben kann (was allerdings viel Schrott zutage fördert).

So, mehr kann ich im Moment nicht helfen.

Viel Erfolg,

Ihr A. Buschinger
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