Ich konnte am 18.08.2005 eine große "Massenhochzeit" von Myrmica ruginodis beobachten. In einer Parkanlage am Rande eines Waldes waren überall an Dachfirsten, großen Bäumen, etc. Schwärme zu sehen und überall plumpsten kopulierende Ameisenpaare vom Himmel. Da es bei Myrmica ruginodis einen (wie ich feststellen konnte deutlichen) Männchen-Überschuss gibt, kam es immer sofort zu Rangeleien, sobald zwei Bräutigamme und eine Braut sich trafen. Ebenso rannten die Weibchen mit ihren Partnern durch die Gegend, was als Selektionsmechanismus angesehen wird, so dass nur die "Fittesten" mithalten können.
Herr Dr. Buschinger hat mich auf den nach oben geklappten Stachel des Weibchens hingewiesen, der auf einem Bild gut sichtbar ist. Vielleicht kann er hier noch ein paar Zeilen zur Erklärung für alle posten.
Grüße
Sebastian Schmid
Myrmica ruginodis Paarung - nach oben geklappter Stachel
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Myrmica ruginodis Paarung - nach oben geklappter Stachel
Zuletzt geändert von schmidi am 27. Aug. 2005, 12:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Ameisenstachel bei der Paarung
Mir kommt eine hintersinnige Assoziation zu dem Ausspruch wider den Stachel löcken in den Sinn. Im Duden Zitate und Aussprüche Bd. 12, 1993, findet sich folgende Erläuterung:
Laut Bibel, Apostelgeschichte Kap. 26, berichtete Paulus, ehem. Saulus, von seiner Bekehrung. Eine Stimme sprach zu ihm Saul, Saul, was verfolgst Du mich? Es wird Dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken.
Wider den Stachel dürfte nicht nur das Löcken schwer sein. Man denke an die Fortpflanzung der Igel
.
Aber jetzt im Ernst: Im Anfang unserer Versuche zur Ameisenzucht hatten wir uns lange gefragt, wie die Myrmicinen- (und natürlich auch die Ponerinen-) Männchen ihren Kopulationsapparat in die weibliche Geschlechtsöffnung manövrieren, ohne dass ihnen der Stachel des Weibchens in die Quere kommt. Der wird ja etwa bei Harpagoxenus oder Leptothorax (früher Doronomyrmex) vor der Kopula gerade aus der Hinterleibsöffnung gestreckt (Abb. 1) um an seiner Spitze den Sexuallockstoff darzubieten. Die ganze Stachelapparatur ist im Ruhezustand zusammen mit den Segmenten, die After, Geschlechtsöffnung und eben den Stachel tragen, teleskopartig in den Hinterleib eingezogen, so ähnlich wie eine ausziehbare Radioantenne.
Bei der Beobachtung der Paarung von Myrmoxenus (jetzt Epimyrma) konnten wir es dann unter dem Binokular sehen: Der Stachel wird ganz weit herausgeschoben und nach oben weggeklappt, so dass der "Penis" des Männchens an der Stachelbasis zwischen die Teile des Stachels eingeführt werden kann. Dort öffnet sich die Vagina, genau dort treten auch die Eier dann aus! Das ist publiziert, aber ich habe noch nie ein so schönes Bild davon gesehen wie das erste der von von schmidi geposteten! Herzlichen Dank dafür! Auch auf dem zweiten ist der Stachel sichtbar, da muss man aber schon wissen, wo man zu schauen hat. In Abb. 2 dieses Beitrags habe ich einen Ausschnitt aus dem ersten Bild von schmidi nochmals vergrößert und den Stachel mit einem Pfeil gekennzeichnet.
A. Buschinger
Laut Bibel, Apostelgeschichte Kap. 26, berichtete Paulus, ehem. Saulus, von seiner Bekehrung. Eine Stimme sprach zu ihm Saul, Saul, was verfolgst Du mich? Es wird Dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken.
Wider den Stachel dürfte nicht nur das Löcken schwer sein. Man denke an die Fortpflanzung der Igel

Aber jetzt im Ernst: Im Anfang unserer Versuche zur Ameisenzucht hatten wir uns lange gefragt, wie die Myrmicinen- (und natürlich auch die Ponerinen-) Männchen ihren Kopulationsapparat in die weibliche Geschlechtsöffnung manövrieren, ohne dass ihnen der Stachel des Weibchens in die Quere kommt. Der wird ja etwa bei Harpagoxenus oder Leptothorax (früher Doronomyrmex) vor der Kopula gerade aus der Hinterleibsöffnung gestreckt (Abb. 1) um an seiner Spitze den Sexuallockstoff darzubieten. Die ganze Stachelapparatur ist im Ruhezustand zusammen mit den Segmenten, die After, Geschlechtsöffnung und eben den Stachel tragen, teleskopartig in den Hinterleib eingezogen, so ähnlich wie eine ausziehbare Radioantenne.
Bei der Beobachtung der Paarung von Myrmoxenus (jetzt Epimyrma) konnten wir es dann unter dem Binokular sehen: Der Stachel wird ganz weit herausgeschoben und nach oben weggeklappt, so dass der "Penis" des Männchens an der Stachelbasis zwischen die Teile des Stachels eingeführt werden kann. Dort öffnet sich die Vagina, genau dort treten auch die Eier dann aus! Das ist publiziert, aber ich habe noch nie ein so schönes Bild davon gesehen wie das erste der von von schmidi geposteten! Herzlichen Dank dafür! Auch auf dem zweiten ist der Stachel sichtbar, da muss man aber schon wissen, wo man zu schauen hat. In Abb. 2 dieses Beitrags habe ich einen Ausschnitt aus dem ersten Bild von schmidi nochmals vergrößert und den Stachel mit einem Pfeil gekennzeichnet.
A. Buschinger
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"Wider den Stachel löcken"
Bleibt noch anzumerken, dass in der sprachlich moderneren Einheitsübersetzung der Bibel das altertümliche "wider den Stachel löcken" mittlerweile durch "gegen den Stachel ausschlagen" ersetzt wurde.
"Löcken" kommt im Deutschen nur noch in dieser Redewendung vor und bedeutet "mit den Füßen aussschlagen, hüpfen". "Wider den Stachel löcken" bezieht sich auf den Stachel des Viehtreibers, gegen den sich z.B. ein Ochse wehrt und ausschlägt.
"Frohlocken" kommt übrigens vom selben Wortstamm und bedeutet "vor Freude hüpfen".
Aber das alles nur nebenbei. Hat nämlich gar nichts mit den Stacheln von Ameisen zu tun.
Anbei noch einmal eine Vergrößerung.
"Löcken" kommt im Deutschen nur noch in dieser Redewendung vor und bedeutet "mit den Füßen aussschlagen, hüpfen". "Wider den Stachel löcken" bezieht sich auf den Stachel des Viehtreibers, gegen den sich z.B. ein Ochse wehrt und ausschlägt.
"Frohlocken" kommt übrigens vom selben Wortstamm und bedeutet "vor Freude hüpfen".
Aber das alles nur nebenbei. Hat nämlich gar nichts mit den Stacheln von Ameisen zu tun.

Anbei noch einmal eine Vergrößerung.