Hallo,
im vergangenen Jahr waren zahlreiche fliegende Ameisen in der Wohnung, die durch die Gurtbanddurchführung des Rolladen gekommen sind. Diese wurden mit Spray vernichtet. An der Hauswand oder auf der Wiese davor wurden das ganze Jahr kaum Ameisen gefunden. Dieses Jahr waren wieder fliegende Ameisen an der selben Stelle in der Wohnung, im Umkreis waren wieder keine zu finden. Können die Ameisen hinter der Wärmedämmung leben (aber dann müsste man doch einige Tiere sehen)? Was kann man vorbeugend tun, damit nächstes Jahr keine Ameisen mehr kommen.
Danke für Antworten.
M. Fessel
Fliegende Ameisen
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Hallo MFessel,
Könne Sie mir ein paar der Tiere zuschicken? Es kann sich nämlich um mehrere Arten handeln. (Prof. Dr. A. Buschinger, Rossbergring 18, 64354 Reinheim)
Am wahrscheinlichsten haben Sie es mit der "Braunen Wegameise" (Lasius brunnes) zu tun, eine bei uns in Wäldern, Parks und Gärten häufige Art. Sie nistet allerdings auch gerne in Gebäuden, wobei die Arbeiterinnen zur Futtersuche nur selten ins Haus kommen, sondern Wege nach draußen zu Bäumen mit Blattläusen und Beuteinsekten belaufen. Die geflügelten jungen Königinnen und Männchen tauchen häufig im Frühsommer innerhalb des Hauses auf.
Auf Grund es jetzt schon späten Zeitpunktes für das Schwärmen von L. brunneus würde ich jedoch gerne eine Bestimmung vornehmen.
Die Bekämpfung gerade dieser Art ist schwierig: An handelsübliche Fraßgifte geht sie nicht. Außerdem würde, selbst bei erfolgreicher Vernichtung des Volkes, die nach wie vor bestehende Nistgelegenheit sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und besiedelt. Ursache für ihre Ansiedlung sind von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Gibt es Undichtigkeiten am Fenster/ Rollladenkasten? Feuchte Stellen an der Wand? Falls möglich trockenlegen und evtl. von außen die Zugangswege für die Ameisen z.B. durch Silikon-Dichtmasse versperren. Leider vergreift sich L. brunneus auch, von weicherem Isoliermaterial ausgehend, an tragenden Holzteilen, die so zerlöchert werden können, dass Bruchgefahr besteht.
Betr. Bekämpfungsmitteln weiß ein Schädlingsbekämpfer besser als ich selbst, was z.Zt. genehmigt ist, da ändert sich oft etwas. Aber wie oben gesagt: Eine reine Bekämpfung verschiebt das Problem nur, Sie müssen die Nistgelegenheit beseitigen (lassen).
Mit freundlichen Grüßen,
A. Buschinger
Könne Sie mir ein paar der Tiere zuschicken? Es kann sich nämlich um mehrere Arten handeln. (Prof. Dr. A. Buschinger, Rossbergring 18, 64354 Reinheim)
Am wahrscheinlichsten haben Sie es mit der "Braunen Wegameise" (Lasius brunnes) zu tun, eine bei uns in Wäldern, Parks und Gärten häufige Art. Sie nistet allerdings auch gerne in Gebäuden, wobei die Arbeiterinnen zur Futtersuche nur selten ins Haus kommen, sondern Wege nach draußen zu Bäumen mit Blattläusen und Beuteinsekten belaufen. Die geflügelten jungen Königinnen und Männchen tauchen häufig im Frühsommer innerhalb des Hauses auf.
Auf Grund es jetzt schon späten Zeitpunktes für das Schwärmen von L. brunneus würde ich jedoch gerne eine Bestimmung vornehmen.
Die Bekämpfung gerade dieser Art ist schwierig: An handelsübliche Fraßgifte geht sie nicht. Außerdem würde, selbst bei erfolgreicher Vernichtung des Volkes, die nach wie vor bestehende Nistgelegenheit sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und besiedelt. Ursache für ihre Ansiedlung sind von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Gibt es Undichtigkeiten am Fenster/ Rollladenkasten? Feuchte Stellen an der Wand? Falls möglich trockenlegen und evtl. von außen die Zugangswege für die Ameisen z.B. durch Silikon-Dichtmasse versperren. Leider vergreift sich L. brunneus auch, von weicherem Isoliermaterial ausgehend, an tragenden Holzteilen, die so zerlöchert werden können, dass Bruchgefahr besteht.
Betr. Bekämpfungsmitteln weiß ein Schädlingsbekämpfer besser als ich selbst, was z.Zt. genehmigt ist, da ändert sich oft etwas. Aber wie oben gesagt: Eine reine Bekämpfung verschiebt das Problem nur, Sie müssen die Nistgelegenheit beseitigen (lassen).
Mit freundlichen Grüßen,
A. Buschinger
Werter Herr Buschinger,
Da der Befall (ca. 50 - 100 Tiere) im vergangenen Jahr in der selben Wohnung und am selben Fenster auftrat, könnte es sein, das die Tiere bzw. die Jungkönigin Duftstoffe oder ähnliches in dem betroffenen Rolladenkasten hinterlassen hat?
Mit freundlichen Grüßen
M. Fessel
Leider kann ich Ihnen keine Tiere zusenden, da sich der Vorfall bereits vor 4 Wochen in meinem Urlaub in einer Miererwohnung ereignet hat (ich arbeite im Vorstand einer kleinen Wohnungsgenossenschaft).Buschinger hat geschrieben:Hallo MFessel,
Könne Sie mir ein paar der Tiere zuschicken? Es kann sich nämlich um mehrere Arten handeln. (Prof. Dr. A. Buschinger, Rossbergring 18, 64354 Reinheim)
Welche Entfernungen legen die geflügelten Tiere zurück, ist das Nest in unmittelbarer Nähe zu suchen oder kann es auch weit entfernt sein?Buschinger hat geschrieben: Die geflügelten jungen Königinnen und Männchen tauchen häufig im Frühsommer innerhalb des Hauses auf.
Undichtheiten an Fenster / Rolladenkasten ist nur die Wanddurchführung für das Gurtband. Feuchte Stellen an der Wand sind nicht vorhanden. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen dreigeschossigen Wohnblock (6 Eingänge) in Ziegelbauweise mit Styropor-Wärmedämmung. Die betroffene Wohnung liegt in Mittelgeschoss im 4. Eingang.Buschinger hat geschrieben: Ursache für ihre Ansiedlung sind von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Gibt es Undichtigkeiten am Fenster/ Rollladenkasten? Feuchte Stellen an der Wand?
Ameisennester sind in der näheren Umgebung nicht zu finden, man sieht kaum Ameisen. Der rasen vor dem Haus wird in regelmäßigen Abständen kurzgehalten.Buschinger hat geschrieben: Eine reine Bekämpfung verschiebt das Problem nur, Sie müssen die Nistgelegenheit beseitigen (lassen).
Da der Befall (ca. 50 - 100 Tiere) im vergangenen Jahr in der selben Wohnung und am selben Fenster auftrat, könnte es sein, das die Tiere bzw. die Jungkönigin Duftstoffe oder ähnliches in dem betroffenen Rolladenkasten hinterlassen hat?
Mit freundlichen Grüßen
M. Fessel
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Hallo MFessel,
Vor vier Wochen: Das schiebt die Sache in den normalen Zeitraum, in dem Lasius brunneus schwärmt. Somit wird mein Verdacht auf diese Art bestärkt.
Sie haben mit Sicherheit ein Nest und Volk davon in dem Rollladenkasten oder unter der Isolierung nahe dabei.
Ein solches Volk kann über 20 Jahre lang leben, eben so lange wie seine Königin überlebt. Von den Arbeiterinnen sieht man üblicherweise nichts, aber jedes Jahr ungefähr zur gleichen Zeit zieht dieses Volk hunderte von jungen Königinnen und Männchen auf, die dann zum Hochzeitsflug das Nest verlassen. Das ist die Gelegenheit, bei der der Befall auffällig wird..
Ameisennester in der Umgebung oder im Rasen sind dabei völlig nebensächlich; das sind andere Arten (in Deutschland gibt es 110 Ameisenarten). Die Tiere lassen auch keine Duftstoffe o.dgl. zurück: Die Gurtband-Durchführung ist für dieses Volk der Nestausgang, durch den jedes Jahr die neuen Geschlechtstiere das Nest verlassen.
So lange das Nest nicht ausfindig gemacht und beseitigt ist, wird sich an dem alljährlichen Auftreten nichts ändern. Wenn das Volk beseitigt wird, muss man darauf achten, dass die Nistgelegenheit nicht weiterhin für Ameisen zugänglich ist: Von den zahllosen Jungköniginnen, die während der Schwärmzeit umher fliegen (natürlich auch aus anderen Nestern in der näheren oder weiteren Umgebung; ein Kilometer ist für die Tiere kein Problem), kann andernfalls jederzeit eine in die dann freie Nistgelegenheit einziehen und dort ein neues Volk gründen. Das wächst innerhalb von etwa 3 Jahren heran und produziert dann wiederum alljährlich seine jungen Geschlechtstiere.
Tut mir Leid, dass ich Ihnen keine bessere Information liefern kann. Als Wissenschaftler, der sich seit über 40 Jahren mit Ameisen befasst, habe ich hinreichend Erfahrung, um solche Situationen richtig beurteilen zu können.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. Alfred Buschinger
Diese Beratung erfolgt gratis. Spenden (steuerlich absetzbar) zum Schutz der gefährdeten Waldameisen bitte an die Deutsche Ameisenschutzwarte e.V., Horst Fentzahn, Kreissparkasse Hannover (BLZ 250 502 99), Kto-Nr. 2 008 852 143.
Vor vier Wochen: Das schiebt die Sache in den normalen Zeitraum, in dem Lasius brunneus schwärmt. Somit wird mein Verdacht auf diese Art bestärkt.
Sie haben mit Sicherheit ein Nest und Volk davon in dem Rollladenkasten oder unter der Isolierung nahe dabei.
Ein solches Volk kann über 20 Jahre lang leben, eben so lange wie seine Königin überlebt. Von den Arbeiterinnen sieht man üblicherweise nichts, aber jedes Jahr ungefähr zur gleichen Zeit zieht dieses Volk hunderte von jungen Königinnen und Männchen auf, die dann zum Hochzeitsflug das Nest verlassen. Das ist die Gelegenheit, bei der der Befall auffällig wird..
Ameisennester in der Umgebung oder im Rasen sind dabei völlig nebensächlich; das sind andere Arten (in Deutschland gibt es 110 Ameisenarten). Die Tiere lassen auch keine Duftstoffe o.dgl. zurück: Die Gurtband-Durchführung ist für dieses Volk der Nestausgang, durch den jedes Jahr die neuen Geschlechtstiere das Nest verlassen.
So lange das Nest nicht ausfindig gemacht und beseitigt ist, wird sich an dem alljährlichen Auftreten nichts ändern. Wenn das Volk beseitigt wird, muss man darauf achten, dass die Nistgelegenheit nicht weiterhin für Ameisen zugänglich ist: Von den zahllosen Jungköniginnen, die während der Schwärmzeit umher fliegen (natürlich auch aus anderen Nestern in der näheren oder weiteren Umgebung; ein Kilometer ist für die Tiere kein Problem), kann andernfalls jederzeit eine in die dann freie Nistgelegenheit einziehen und dort ein neues Volk gründen. Das wächst innerhalb von etwa 3 Jahren heran und produziert dann wiederum alljährlich seine jungen Geschlechtstiere.
Tut mir Leid, dass ich Ihnen keine bessere Information liefern kann. Als Wissenschaftler, der sich seit über 40 Jahren mit Ameisen befasst, habe ich hinreichend Erfahrung, um solche Situationen richtig beurteilen zu können.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. Alfred Buschinger
Diese Beratung erfolgt gratis. Spenden (steuerlich absetzbar) zum Schutz der gefährdeten Waldameisen bitte an die Deutsche Ameisenschutzwarte e.V., Horst Fentzahn, Kreissparkasse Hannover (BLZ 250 502 99), Kto-Nr. 2 008 852 143.
Werter Herr Buschinger,

Vielen Dank für Ihre Antworten.
M. Fessel
Gibt es Möglichkeiten, das Nest zu lokalisieren? Sichtbare Öffnungen zwischen Mauerwerk, Wärmedämmung und Rolladenkasten sind mir nicht bekannt. Ich werde das aber nochmals prüfen. Leider sind die Mieter seid Freitag im Urlaub.Buschinger hat geschrieben: Sie haben mit Sicherheit ein Nest und Volk davon in dem Rollladenkasten oder unter der Isolierung nahe dabei.
Trotzdem schön zu wissen, wer und wo der Feind istBuschinger hat geschrieben: Tut mir Leid, dass ich Ihnen keine bessere Information liefern kann.

Vielen Dank für Ihre Antworten.
M. Fessel