Ameisen unter Balkonfliesen - Crematogaster scutellaris

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Ulrich Bischofberger
Beiträge: 3
Registriert: 27. Mai. 2010, 19:00

Ameisen unter Balkonfliesen - Crematogaster scutellaris

Beitrag von Ulrich Bischofberger »

Hallo,

seit letztem Jahr beobachten wir in der warmen Jahreszeit an unserem Balkon ein reges Ameisentreiben. Mindestens zwei dicht begangene Laufstraßen auf jeder Seite des Balkons führen entlang der Hauswand nach unten in den Garten.

Unser Wohnsitz befindet sich im Großraum Stuttgart. Aufgrund Ihres Aussehens und Verhaltens vermute ich, dass es sich um die, normalerweise bei uns nicht heimische Art, der Rotkopfameise (Crematogaster Scutellaris) handelt. Das Aussehen der Arbeiterinnen würde ich wie folgt beschreiben: Roter Kopf mit schwarzem Hinterleib. Spitz zulaufender Hinterleib, bei Gefahr strecken diese Ameisen den Hinterleib auffallend nach oben. Die Körperlänge ist ca. 3 bis 5 mm (siehe auch beiliegendes Bild).

Bis jetzt fühlen wir uns in unserem Tun noch nicht sonderlich beeinträchtigt, jedoch wird uns die ganze Sache langsam unheimlich, da der Aktionsradius dieser Ameisen sich immer weiter auszudehnen scheint, z.B. konnten wir inzwischen auch im Haus in einem der Fensterrahmen und an einer Stelle unseres holzverschalten Vordachs eine Laufstraße entdecken.

Nun meine Fragen:

1. Gibt es diese Art mittlerweile häufiger in unseren Breiten?
2. Wie kann ich diese Ameisenart am besten bekämpfen?
3. Ist das Verschließen der Zugangslöcher mit Silikon/Acrylfugenmasse eventuell erfolgreich?
4. Ist eine Umsiedelung möglich/sinnvoll?

Für kompetenten Rat möchte ich mich jetzt schon mal bedanken.
Buschinger
Beiträge: 1490
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Beitrag von Buschinger »

Hallo,

Es ist zweifellos Crematogaster scutellaris. Vorkommen in Deutschland werden bisher nur sehr selten gemeldet.

Bekämpfung dürfte mit Fraßködern möglich sein; ich hoffe, Herr Dr. Heller sagt noch etwas dazu.

Verschließen der Zugangslöcher dürfte kaum erfolgreich sein: Die Tiere können Holz recht gut durchknabbern.

Eine Umsiedlung dürfte kaum möglich sein und wäre in keinem Fall sinnvoll: Es gibt ohnehin schon zu viele exotische Tierarten in unserer Fauna!

mfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Ulrich Bischofberger
Beiträge: 3
Registriert: 27. Mai. 2010, 19:00

Beitrag von Ulrich Bischofberger »

Hallo Herr Buschinger,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Sie haben mir sehr geholfen, meine angehende Ameisenplage in den Griff zu bekommen.

Habe mittlerweile einen Köder, nach Empfehlung aus Ihren anderen Forumsbeiträgen, hergestellt. Die Ameisen stehen darauf, das ist eine wahre Freude zuzusehen (siehe Bild unten), wie Sie das Zeug abholen und in Ihr Nest transportieren.

Mein Rezept:

9 g mageren Schinken
1 g Ameisenmittel Nexa Lotte (Wirkstoff: Fipronil 0,2g/kg)
2-3 Tropfen Wasser

Schinken fein zerhacken und das Ameisenmittel zusammen mit ein paar Tropfen Wasser innig verrühren.

Jeweils einige Gramm habe ich an verschiedenen Stellen den Ameisen direkt auf die Straße gelegt. Es scheint, dass die Arbeiterinnen das problemlos vertragen und ausreichend Zeit bleibt, um damit das Nest zu kontaminieren.

Bis jetzt habe ich auf diese Weise ca. 5 g dieses Köders verfüttert (war nach einer Nacht alles restlos weg). Werde jetzt die nächste Ladung platzieren und hoffe, dass so nach und nach wieder beschauliche Ruhe an unserem Balkon einkehrt.

Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe und schönes Wochenende.

Mfg.

Ulrich Bischofberger
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Herr Bischofberger,

Ihre Köderzubereitung ist o.k. Sie können auch Katzenfutter oder Thunfisch nehmen. Den Streumittelanteil können Sie ggf.auch erhöhen (1 : 1).
Die Art wird immer wieder mal zu uns eingeschleppt, und die Kolonien können hier auch viele Jahre existieren. Falls Sie mehr wissen wollen siehe: http://myrmecologicalnews.org/cms/index ... ut=default

Gruß
G. Heller
Ulrich Bischofberger
Beiträge: 3
Registriert: 27. Mai. 2010, 19:00

Beitrag von Ulrich Bischofberger »

Hallo Herr Heller,

vielen Dank für die weiterführenden Informationen. Ich hatte ja keine Ahnung von Ameisen, schon gar nicht, dass es hier so spezielle Besonderheiten gibt.

Denke, dass sich das Problem bei mir inzwischen erledigt hat. Der Köder hatte nach ca. 2 Tagen seine volle Wirkung entfaltet. Die Ameisenstraßen sind jetzt fast gänzlich leer gefegt.

Nochmal vielen Dank und ein schönes Wochenende.

MfG.

Ulrich Bischofberger
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