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Rossameisen in Lehmstampfbau

Verfasst: 29. Jul. 2009, 20:13
von ga ba
Guten Tag, wir haben in unserem Haus (Lehmstampfbau-Pisé) im Erdgeschoss, 1. u. 2. Stock Rossameisen (Camponotus ligniperda). Ich habe Herrn Dipl.-Biologen Bretz befragt, was zu tun ist. Er hat sich alles angesehen und gemeint, wir müssten die Nester finden und einen Fraßköder mit dem Wirkstoff Fipronil anbieten. Wir haben Nester gefunden, sie vernichtet und mit einem Ameisenmittel gestreut. Jeden 2. Tag haben wir jedoch immer noch Ameisen im Haus, so ca. 10 Stück, die entweder tot oder am Verenden sind. Vor dem Haus haben wir aufgegraben, Folie, grosse Platten und Steine weggeräumt. Unsere Frage ist: Sollen wir das Mittel unter die Erde mischen oder giessen, dann die Steine oder Folie wieder auf die Erde machen und immer wieder nachsehen ob sich wieder Nester gebildet haben? Oder soll Split drauf?
Ausserdem sind wir natürlich wegen der Ameisen im Haus sehr unglücklich. Nester aussen haben wir keine mehr gesehen.
Vielen Dank im Voraus für die Antwort.

Verfasst: 30. Jul. 2009, 15:49
von Buschinger
Hallo ga ba,

Hilfreiche Empfehlungen kann ich leider kaum geben. Mir war die Bauweise unter diesem Namen bisher unbekannt, ich musste nach „Lehmstampfbau-Pisé“ erst mal googeln.
Was ich fand, macht mich allerdings zutiefst skeptisch: Da scheint „sozialer Wohnungsbau für Ameisen“ betrieben zu werden; bessere Nistgelegenheiten kann man für manche Ameisen gar nicht schaffen, zumal wenn Holz mit eingebaut wird!
(Quelle für Interessierte z.B. http://www.argeschoepfung.at/fileadmin/ ... t_Lehm.pdf)

Was mich neugierig macht: Ist Ihr Haus ein älterer Bau, oder wurde es erst in den letzten Jahren errichtet?
Und nachdem z.B. viele alte Fachwerkhäuser mit Lehmgefachen recht problemlos existieren, frage ich mich auch, ob in Ihrem Fall Teile des Hauses feucht sein könnten?

Zum Thema Bekämpfung der Rossameisen: Das Gift sollte nicht gestreut, sondern mit einer Ködersubstanz gemischt angeboten werden. In der Regel kauft man fertige Ködergemische. Sie sollen von den Ameisen gefressen und in das Nest getragen werden, wo sie an andere Ameisen, an die Brut und evtl. an die Königin verfüttert werden. Leider sind nicht alle Köder gleich attraktiv. Auch wechselt die Vorliebe der Tiere im Jahresverlauf; mal bevorzugen sie Süßes, mal eher Eiweißstoffe, z.B. Katzenfutter. Im Forum finden sich Hinweise, wie man zunächst testet, ob die Ameisen z.B. Honig annehmen, und dann das fertige Produkt darunter mischt.
Die Rossameisen fressen kein Holz, sondern zernagen es allenfalls um Kammern und Gänge für ihre Brut darin anzulegen. In der Natur ist so ein Nest oft in toten Baumstämmen, Wurzelstöcken usw. angelegt und umfasst neben den Hohlräumen im Holz auch Gänge und Kammern im Erdreich.
Die Ausrottung vorhandener Ameisenvölker beseitigt allerdings noch nicht die Nistgelegenheiten: Diese werden im folgenden Jahr von jungen Königinnen wieder besiedelt.

So begrüßenswert ökologisches Bauen auch ist, so sollte man die möglichen Probleme durch Schädlinge doch nicht völlig außer Acht lassen.

MfG,
A. Buschinger