Koloniegründung von Lasius fuliginosus bei Lasius niger
Verfasst: 04. Jul. 2009, 12:28
Im Asa-Heft 1/03 war ein Beitrag Bemerkungen zur temporär sozialparasitischen Koloniegründung von Lasius fuliginosus (Autor Frank Mattheis). Als Fazit seiner Beobachtungen und Koloniegründungsversuche stellt Mattheis fest, dass fuliginosus ausschließlich bei Chtonolasius-Arten zu gründen vermag und vollständig von diesen Arten abhängig ist. Seine Experimente mit der Anweiselung von jungen fuliginosus-Weibchen bei frisch geschlüpften L. niger oder emarginatus, was völlig problemlos geht, endeten immer mit dem frühen Tod der fuliginosus-Weibchen innerhalb weniger Wochen (Ursache unklar). Für Mattheis waren somit Lasius s.str.-Arten als erfolgversprechende Wirte auszuschließen.
Andrasfalvy (1961) hatte allerdings eine erfolgreiche Gründung bei weisellosen niger unter Laborbedingungen beobachtet. Auch ich hatte meine Zweifel an der von Mattheis postulierten Ausschließlichkeit, da ich lange zuvor während meiner Studienzeit einen identischen Versuch gemacht hatte: Gründung bei noch unausgefärbten niger-Arbeiterinnen, dann sukzessive Verstärkung mit niger-Puppen. Das fuliginosus-Weibchen wurde bald physogastrisch und legte Eier. Problem war, dass ich in Urlaub wollte und niemand zur Versorgung der Kolonie hatte. Ich setzte sie deshalb im Garten aus. Im zweiten Jahr nach Freisetzung befand sich hier eine fuliginosus-Kolonie, allerdings nicht an der Aussetzungsstelle, sondern ein paar Meter entfernt. Es lag nahe, dass die Kolonie auf das Experimentalvölkchen zurückzuführen war, eine natürliche Ansiedlung war aber auch nicht auszuschließen.
Das ganze Thema geriet bei mir wieder in Vergessenheit, bis mich im vergangenen Jahr ein faunistisch tätiger Myrmekologe auf die Möglichkeit von fuliginosus-Gründungen bei Lasius s.str. ansprach. Er kennt Standorte, an denen nirgends Chtonolasius zu finden waren, aber trotzdem fuliginosus. Nach seiner Meinung könnten daher die vorhandenen Lasius s.str. doch als Wirtsarten in Frage kommen. Ferner findet sich bei Seifert (2007) der Hinweis, dass mehrfach gründende fuliginosus-Weibchen in niger-Nestern gefunden wurden (s. S. 293).
Da ich im Sommer 2008 vor der Haustüre beinahe auf eine junge fuliginosus-Königin getreten wäre, beschloss ich den Versuch aus der Studienzeit zu wiederholen. Die Königin wurde rasch physogastrisch und begann mit der Eiablge. Bis Herbst tat sich nicht mehr viel, es schlüpften noch Larven, die klein blieben. Überwintert wurde bis Mitte März. Dann Vernalisierung und bald wieder massenhafte Eiablage. Die geschlüpften Larven wuchsen heran und mittlerweile sind die ersten fuliginosus-Arbeiterinnen geschlüpft.
Die Möglichkeit der Koloniegründung von fuliginosus bei L. niger etc. kann daher auch unter natürlichen Bedingungen nicht ganz ausgeschlossen werden. Der exakte Nachweis fehlt jedoch, da bisher nie Mischkolonien im Freiland gefunden wurden. Allerdings fielen mir auch bei den fuliginosus, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Experimentalvölkchen im Garten hervorgegangen waren, keine niger-Arbeiterinnen auf, obwohl dies von der Lebenserwartung einer niger-Arbeiterin her zu erwarten gewesen wäre.
Andrasfalvy (1961) hatte allerdings eine erfolgreiche Gründung bei weisellosen niger unter Laborbedingungen beobachtet. Auch ich hatte meine Zweifel an der von Mattheis postulierten Ausschließlichkeit, da ich lange zuvor während meiner Studienzeit einen identischen Versuch gemacht hatte: Gründung bei noch unausgefärbten niger-Arbeiterinnen, dann sukzessive Verstärkung mit niger-Puppen. Das fuliginosus-Weibchen wurde bald physogastrisch und legte Eier. Problem war, dass ich in Urlaub wollte und niemand zur Versorgung der Kolonie hatte. Ich setzte sie deshalb im Garten aus. Im zweiten Jahr nach Freisetzung befand sich hier eine fuliginosus-Kolonie, allerdings nicht an der Aussetzungsstelle, sondern ein paar Meter entfernt. Es lag nahe, dass die Kolonie auf das Experimentalvölkchen zurückzuführen war, eine natürliche Ansiedlung war aber auch nicht auszuschließen.
Das ganze Thema geriet bei mir wieder in Vergessenheit, bis mich im vergangenen Jahr ein faunistisch tätiger Myrmekologe auf die Möglichkeit von fuliginosus-Gründungen bei Lasius s.str. ansprach. Er kennt Standorte, an denen nirgends Chtonolasius zu finden waren, aber trotzdem fuliginosus. Nach seiner Meinung könnten daher die vorhandenen Lasius s.str. doch als Wirtsarten in Frage kommen. Ferner findet sich bei Seifert (2007) der Hinweis, dass mehrfach gründende fuliginosus-Weibchen in niger-Nestern gefunden wurden (s. S. 293).
Da ich im Sommer 2008 vor der Haustüre beinahe auf eine junge fuliginosus-Königin getreten wäre, beschloss ich den Versuch aus der Studienzeit zu wiederholen. Die Königin wurde rasch physogastrisch und begann mit der Eiablge. Bis Herbst tat sich nicht mehr viel, es schlüpften noch Larven, die klein blieben. Überwintert wurde bis Mitte März. Dann Vernalisierung und bald wieder massenhafte Eiablage. Die geschlüpften Larven wuchsen heran und mittlerweile sind die ersten fuliginosus-Arbeiterinnen geschlüpft.
Die Möglichkeit der Koloniegründung von fuliginosus bei L. niger etc. kann daher auch unter natürlichen Bedingungen nicht ganz ausgeschlossen werden. Der exakte Nachweis fehlt jedoch, da bisher nie Mischkolonien im Freiland gefunden wurden. Allerdings fielen mir auch bei den fuliginosus, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Experimentalvölkchen im Garten hervorgegangen waren, keine niger-Arbeiterinnen auf, obwohl dies von der Lebenserwartung einer niger-Arbeiterin her zu erwarten gewesen wäre.