Sonnung der Waldameisen schon jetzt?

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

Gerhard Heller
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Beitrag von Gerhard Heller »

Lieber Herr Buschinger,
dass die geflügelten Geschlechtstiere, die im Februar beobachtet wurden, sich aus Eiablage im Januar entwickelt haben, halte ich für unwahrscheinlich. Plausibler scheint es mir zu sein, dass eine Herbstgeneration überwintert hat (s. auch: "Formica rufa Geschlechtstiere im Herbst" vom 06 Dez, 2006)

Viele Grüße
G. Heller
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Lieber Herr Heller,

Die Entwicklungsdauer der Geschlechtstiere wird mit 5-6 Wochen angegeben (bei G.H. Schmidt 1974), wobei die notwendige Nesttemperatur ja von den Waldameisen selbst erzeugt wird.
Vier Wochen wären also etwas kurz, wobei nicht bekannt ist, ob nicht erste Sonnungen auch schon ein paar Tage vor dem 15. Januar stattgefunden haben. - Es klingt ungewöhnlich, aber ich halte das für eher möglich als eine Überwinterung adulter Geschlechtstiere!
Herr Kröck schrieb leider nicht, ob er auch Männchen gesehen hat. Die haben jedenfalls nach dem Schlüpfen eine so kurze Lebenserwartung, dass ich für sie eine Überwinterung ausschließen möchte.

Aber Spekulation hin oder her: Wir brauchen dringend mehr solche Beobachtungen, bzw. auch Berichte über derartige Beobachtungen, die ganz bestimmt auch von anderen Ameisenschützern immer wieder gemacht werden!

Hier im Forum ist der Ort, wo man so etwas ganz ohne Umstände einfach melden kann, und wo es auch von interessierten Personen gelesen wird.

Viele Grüße,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Jürgen Dittmer
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Sonnung der Waldameisen schon jetzt?

Beitrag von Jürgen Dittmer »

Fortsetzung

An den Tagen 11.und 12.03.2007 war „strahlend“ blauer Himmel. Die Tagestemperaturen stiegen bis 16° C. an. Das nutzten die Waldameisen in allen von mir „betreuten“ Kolonien im Grüngürtel der Stadt Hildesheim und Teilen der Landkreise Hildesheim, Wolfenbüttel und Goslar.
An den von der Sonne erreichten Nestern wurde überall „kräftig“ gesonnt, bzw. ging die Sonnungsphase bereits in die Auslaufphase über. Mit „kräftig gesonnt“ ist auch die Beteiligung der Königinnen zu verstehen! Im Bestandesinnern, insbesondere der Fichtenbestände der nördlichen Lagen, jedoch, herrscht auch heute noch nahezu „Winterruhe“. Hier „trauen“ sich gerade die ersten Ameisen heraus!
Das Wetter soll ja wohl noch einige Tage so bleiben, das wird dann sicher weiterhin interessant bleiben.
Aber, hier geht es ja um das Beobachtungsnest mit der Nr. 29: Es hat den Anschein, als sei hier bereits normaler Sommerbetrieb eingetreten. Hier bleibt nur noch abzuwarten, wann der Schwärmbetrieb einsetzen wird! Wie berichtet, hatte sich die Sonnung seit dem 09.01.2007 so „dahingekleckert“, ohne, dass man weder Königinnen sah, noch von besonderen Höhepunkten sprechen könnte! Also, errechnen lässt sich der Termin des Schwärmens nicht, höchstens eventuell rückwärts rechnend die Sonnung auch der Königinnen vermuten. - Das wäre allerdings nicht das erste Mal!

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Dittmer


Neben der fortschreitenden Biotopzerstörung ist die Invasion exotischer Tiere und Pflanzen die größte Gefahr, die unseren Naturräumen droht! Daher: Schluss mit den Importen exotischer Ameisen zur Privathaltung!!!
Jürgen Dittmer
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Sonnung der Waldameisen schon jetzt?

Beitrag von Jürgen Dittmer »

In Hildesheim schwärmen die ersten Waldameisen (Formica polyctena)

Nach kurzem "Wintereinbruch" besserte sich das Wetter erheblich. Die Temperaturen stiegen bis 16° C. am Tage an. Nachts, allerdings, wurde es noch kühl, die Temperaturen pendelten sich bei 3 – 5° ein.
Der schwache, aber recht kühle Ostwind ließ dennoch keinen Schwärmbetrieb erhoffen. Aber, wie das so ist, wenn man Material braucht für statistische Zwecke, dann geht man eben los!
Heute, gegen 14.00 Uhr, bewegten sich die ersten jungen Geschlechtstiere auf der Nestkuppel von Beobachtungsnest 29! Da ich dort nur aus südlicher Richtung, also von der Sonnenseite herantreten konnte, verschwanden sie sehr eilig in der Nestkuppel. Die Zeit reichte aber, um sicher festzustellen, dass es sich um weibliche Tiere handelte. Dasselbe gilt für das Vergleichsnest „nebenan“.

Nun beginnt natürlich das große Rechnen:
Wann fand die entscheidende Sonnung statt, an der auch die Königinnen beteiligt waren?

Der Tag der ersten Sonnung war der 09.01.2007
Eine erste Sonnung, bei der ich Königinnen vermutet hätte, fand erst Mitte Februar statt:

Mein Eintrag:

Vom 16. bis 18. Februar erlebten wir die ersten wirklichen „Frühlingstage“, wenn auch die Temperaturen nicht über 10,5 ° C. stiegen. Die Sonne schien „den ganzen Tag“, entsprechend lebhaft fand auch die Sonnung statt. Nur Königinnen waren nicht sichtbar: Da diese gewöhnlich sehr scheu sind und rasch fliehen, wenn sie Gefahr „wittern“, wartete ich still und unbeweglich ca. 30 Minuten, es tat sich aber nichts.
Auf den Nachbarnestern fand zu dieser Zeit ebenfalls Sonnung statt, aber weniger individuenreich.

Eintrag ca. 3 Wochen später:

An den Tagen 11. und 12.03.2007 war „strahlend“ blauer Himmel. Die Tagestemperaturen stiegen bis 16° C. an. Das nutzten die Waldameisen in allen von mir „betreuten“ Kolonien im Grüngürtel der Stadt Hildesheim und Teilen der Landkreise Hildesheim, Wolfenbüttel und Goslar.

Das waren also zwei kurze Phasen, die auf Königinnenbeteiligung hätten schließen lassen können!

Seit dem 16. Februar sind nahezu 6 Wochen vergangen, seit dem 11. März rund 2,5 Wochen!

Der Schwärmbetrieb begann also dieses Jahr etwa vier Wochen früher als im Durchschnitt der vergangenen sieben Jahre! Die Zeit zwischen der 1. Sonnung und dem Beginn des Schwärmbetriebes dauerte früher aber wesentlich länger!

Kann man daraus bereits Schlüsse ziehen auf die Folgen der globalen Erwärmung? Interessant wären Beobachtungen weiterer Kollegen in allen Teilen Deutschlands!

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer


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Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Weitere Fortsetzung:
Seit der Beobachtung des vermutlichen Beginnes des diesjährigen Schwärmens am 29. März 2007 wurden auch heute ausnahmslos Jungköniginnen auf dem Nest 29 und den Nachbarnestern 30 und 31 beobachtet: Etwas ungewöhnlich ist das, weil in der Regel zuerst die Drohne in Erscheinung treten! Es bleibt also eine weitere Entwicklung abzuwarten. Der Schwärmbetrieb ist ja auch noch sehr zaghaft. Die größte Ansammlung bestand erst aus geschätzten 30 Individuen auf dem Nest 29, auf den anderen waren es weniger. Zumindest kann man heute schon sagen, dass zur Zeit der Eiablage irgendwo in den oberen Nestbereichen bereits Temperaturen um die 19° C. erreicht worden sein müssen, sonst gäbe es heute noch keine Jungköniginnen!
Ich beobachte und berichte weiter!

Mit freundlichen Grüßen!

Jürgen Dittmer


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Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Fortsetzung:

In den Mittagsstunden stieg die Quecksäule auf 17° C. und auf dem Beobachtungsnest Nr. 29 stellten sich einige Drohnen ein, um sich mit den Jungköniginnen zu paaren. Woher die Männchen kamen, ist unbekannt, sie waren plötzlich da!

Mit freundlichen Grüßen!

Jürgen Dittmer


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Rene Schulze
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Beitrag von Rene Schulze »

Heute Nachmittag teilte mir einer meiner jüngeren Brüder aus Bautzen mit, dass bei ihm gerade eine geflügelte Waldameisenkönigin auf dem Fensterbrett umherspaziert.
Leider konnte er kein Foto machen (keine Batterien für die Kamera), aber ich denke er ist versiert genug, um ein Formica s. str.-Weibchen zu erkennen.

Viele Grüße,

René
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Gestern, 01. April 2007, gegen 16:00 sah ich auf einer Straße von Formica polyctena eine tote Königin, die von Arbeiterinnen transportiert wurde. Tatort: bei Fränkisch-Crumbach, Odenwald.
Die Kolonie ist nicht identisch mit der, von der ich hier wiederholt berichtet hatte ("Ameisenbrunch im Odenwald"). Es ist eine offenbar in den letzten Jahren völlig neu entstandene Gruppe von 2-3 Nestern, leider in Abfallholz und landwirtschaftlichem Gerümpel; eine ca. 150 m lange Straße verläuft in der hangseitigen Fahrspur eines Feld- und Waldweges, so dass bei jeder Benutzung durch einen Traktor ein Massaker programmiert ist. :x

Viele Grüße,
A. Buschinger
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1. April 2007 Fränkisch-Crumbach: Transport einer toten Königin von Formica polyctena
1. April 2007 Fränkisch-Crumbach: Transport einer toten Königin von Formica polyctena
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Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Fortsetzung und Schluss:

Auf dem Beobachtungsnest 29 ist inzwischen so etwas wie Normalität eingetreten: Die Waldameisen nutzen das schöne Wetter einerseits zur „Nestpaarung“, andererseits zum Nestbau bzw. „Besuchen“ der Periphyllus lyropictus (Norwegische Ahornborstenlaus) im Spitzahorn (Acer platanoides) in der näheren Umgebung. Sonnung findet nur noch auf den weniger von der Sonne verwöhnten übrigen Nestern statt.
Damit kann auch meine „Berichterstattung“ beendet werden.
Eine Gesamtzusammenstellung finden Sie auf meiner Website siehe „Alles über Jürgen Dittmer“.

Mit freundlichen Grüßen!

Gez. Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Nachtrag zu den Beobachtungen zu o.a. Thema:

Inzwischen ist die Quecksilbersäule bis 20° und darüber angestiegen, Anlass genug, dass die Paarung von F. polyctena nun auch außerhalb des Nestes (z.B. Nr. 29) stattfindet: Auf Sträuchern und herabhängenden Zweigen der nahen Bäume. Gleichzeitig bestehen bereits dicht belaufene Ameisenstraßen in die Spitzahorne in der Nachbarschaft des Nestes.


Mit freundlichen Grüßen,

Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Im Jahre 2007 berichtete ich vom 09.01. an über den Fortgang zu der an dem Tage begonnenen Sonnung auf dem Nest mit der laufd. Nummer 29. Damals riss der Sonnungsbetrieb nur gelegentlich einmal, witterugsbedingt, ab. In diesem Jahr war alles etwas anders: Wir Menschen waren mit dem Witterungsverlauf nicht zufrieden; die Ameisen aber auch, ihnen war es ebenfalls zu nasskalt!
Die Sonnung begann bereits am 10.01.2008, anschließend war eine lange Pause, in der nur gelegentlich einmal eine einzelne oder ein paar Ameisen auf dem Nesthügel zu beobachten waren. Erst am 07.02.2008 ging es dann richtig los. Die Sonne schien, und das Quecksilber stieg über dem Nest auf 9° C.
Heute, am 08.02., war nachmittags gegen 14.00 Uhr, ca. 10 cm über dem Nest, rund 14° C. zu messen. Die Sonnung nimmt nun bereits interessante Formen an. Königinnen fand ich allerdings bisher nicht.

Leider entdeckten Passanten das neue "Leben und Treiben" auf dem Nesthügel und quittierten diese Frühjahrsbegrüßung mit kräftigem Herumstochern mit Holzknüppeln!

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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DPP_WA 10009.JPG
Zuletzt geändert von Jürgen Dittmer am 19. Feb. 2008, 17:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Fortsetzung



Hier ein Bildausschnitt eines Fotos zu meinem Bericht vom 08.02.2008
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IMG_4159_1.2.2.jpg
Zuletzt geändert von Jürgen Dittmer am 17. Feb. 2008, 08:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Fortsetzung




.....hier noch ein Foto vom Nest Nr. 29; hier steckt noch der Stock im Nest, mit dem Passanten vorher "gestochert" haben! :cry:

Das Bild entstand ebenfalls am 08.02.2008

Den entspr. Text finden Sie am 08.02., siehe oben.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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Sonnung 08.jpg
Zuletzt geändert von Jürgen Dittmer am 17. Feb. 2008, 08:46, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

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Dieses Foto stammt ebenfalls vom Nest Nr. 29, d.h., aus der Umgebung dieses Nestes, denn inzwischen wird die Umgebung bereits fleißig ausgekundschaftet. Im "ewigen" Schatten steigt die Quecksilbersäule zwar noch nicht über die 11° - Marke, in der Sonne sind es aber bereits um 15° C.

Mit freundl. Grüßen

Jürgen Dittmer
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Scharb. 2.jpg
Zuletzt geändert von Jürgen Dittmer am 17. Feb. 2008, 08:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

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Zuletzt geändert von Jürgen Dittmer am 19. Feb. 2008, 17:46, insgesamt 2-mal geändert.
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