Bedenkliche Ameisenmittel!

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Buschinger
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Bedenkliche Ameisenmittel!

Beitrag von Buschinger »

http://lifestyle.t-online.de/c/18/55/41 ... 54152.html

Hier gibt es einen Öko-Test mit einer Liste diverser Bekämpfungsmittel für Ungeziefer.
Unter der Rubrik "Im Test durchgefallen" sind etliche Ameisenmittel aufgelistet. Sollte man sich merken!

Hier ist ein Test der Zeitschrift „Öko-Test“ vom 24. April 09 zu Ameisenmitteln: http://www.oekotest.de/cgi/ot/otgs.cgi? ... :2800:4459
(Textauszug; der volle Text kann in der Zeitschrift nachgelesen werden.)
Es geht allerdings nicht um die Wirksamkeit gegen Ameisen, sondern um die ökologische Bewertung der Mittel und ihrer Anwendung, sowie die eventuelle Gesundheitsgefährdung für den Menschen durch die Ausbringung.

Zitat aus dem Text: „Bevor pestizidhaltige Mittel zugelassen werden, müssen die Hersteller übrigens nachweisen, dass diese überhaupt gegen Schädlinge wirken. Daher ist es überflüssig, dies noch einmal zu testen

(Geändert 29.4.09. Ich hatte das Zitat zunächst nicht gelesen und war von einer Prüfung auch auf Wirksamkeit ausgegangen. Die zitierten Sätze kommen mir zu optimistisch vor! – A.B. ).

Viele Grüße,
A.Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Beitrag von Gerhard Heller »

Lieber Herr Buschinger,

was Ökotest zu Ameisenmitteln schreibt, kann nicht unkommentiert bleiben. Grundsätzlich wurde nicht die Wirkungsweise sondern der Wirkstoff bewertet.

Der Ökotest-Philosophie entsprechend fällt alles durch, was synthetische Wirkstoffe enthält. Ein Produkt mit Naturpyrethrum wird gerade noch so akzeptiert. Aber wehe der Synergist Piperonylbutoxid ist darin enthalten! Dann gibt´s ein "mangelhaft". Selbst Spinosad, von Ökotest fälschlich als bakterielles Produkt bezeichnet (es stammt von einem Actinomyceten), wird als "mangelhaft" eingestuft, weil es im Pflanzenschutz als "bienengefährlich" gekennzeichnet ist. Durch die Anwendungssituation bei Ameisen ist jedoch keine Bienengefährdung gegeben. Empfohlen werden von Ökotest für die Anwendung im Außenbereich einige Mittel, die ätherische Öle enthalten. Mit diesen Mitteln ist allenfalls für ein paar Stunden ein Repellenteffekt zu erzielen, aber keine Nestbeseitigung. Wen die Ameisen unterm Pflaster wegen des Erdauswurfs stören und sie beseitigen will, muss schon zu den "mangelhaften" Mitteln greifen.

Ökotest setzt voraus, dass die Hersteller ihre Produkte auf Wirksamkeitgeprüft haben. Die Wirklichkeit sieht so aus, dass es in Deutschland bisher keine verbindliche Prüfrichtlinien für Biozide gegen Ameisen gibt. Eine Standardprozedur für einen Ködertest besteht dann darin, dass 50 Ameisen ohne Brut und ohne Königin für ein paar Tage mit dem Prüfmittel und einer meist festen Zucker-Honigpampe als Futteralternative allein gelassen werden. Dann wird täglich geschaut, wie hoch Mortalität ist. Dass unter solchen Bedingungen, unter denen man vielleicht an Küchenschaben prüfen kann, dann auch Ködern mit Pyrethroiden Wirksamkeit bescheinigt wird, ist die logische Folge. Nachweislich haben diese pyrethroidhaltigen Köder aber unter realistischen Bedingungen überhaupt keinen Effekt, weil die Ameisen so schnell umkippen, dass gar kein Ködereintrag erfolgen kann.

Diese bei den Ameisenmitteln und anderen Bioziden zugrunde gelegten Bewertungskriterien unter Auslassung der Wirksamkeit sind bei Ökotest anscheinend üblich. Zum Ärger von Zahnärzten wurden in einem Vergleichstest von Zahnpasten nicht die Wirksamkeit sondern nur die Inhaltsstoffe bewertet, wie in einem Artikel der Zeitschrift Kosmos+Natur zu lesen war. Ausgerechnet der zahnmedizinisch wichtigste Inhaltsstoff Fluorid, als Basis der Kariesprophylaxe, hat dabei allerdings keine Rolle gespielt.

Noch ein Wort zu den Ökotest-Bewertungen von Lebensmitteln:
Vom Verbraucher wird das Ökotest-Etikett als Bio-Siegel wahrgenommen. Bewertungskriterien sind jedoch lediglich problematischen Rückstände, Keimbelastung und sensorische Eigenschaften. Die Produktionsweise, ob bio/öko oder konventionell, bleibt außen vor.

Viele Grüße
G. Heller
Buschinger
Beiträge: 1487
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Beitrag von Buschinger »

Lieber Herr Heller,

Vielen Dank für Ihre wichtigen Ergänzungen und Korrekturen!
Ich hatte nach dem ersten Lesen des (m.E. etwas unklaren) Textes bei t-online-Nachrichten am 28.4. den Eindruck, dass auch die Wirksamkeit der Mittel getestet worden sei.

Am 29.4. habe ich dann auf der Seite von „Öko-Test“ genauere Informationen gefunden und meinen Beitrag entsprechend editiert. Mit dieser Zeitschrift hatte ich mich bisher nicht befasst.

Ich denke, wir sollten den Thread dennoch hier stehen lassen. Immerhin kann man daraus wichtige Informationen zum Gebrauch von Ameisenmitteln entnehmen:
Nicht gleich zum erstbesten Ameisenmittel greifen, Ameisen-Art bestimmen lassen, und sich hier im Forum informieren!

Dass die Begriffe „Bio“ und „Öko“ maßlos missbraucht und damit letztlich entwertet werden, ist sehr bedauerlich, aber wohl für die heutige Welt symptomatisch.

Viele Grüße,
Ihr A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
mariahellwig
Beiträge: 141
Registriert: 12. Jun. 2007, 12:27

Beitrag von mariahellwig »

Hallo Herr Heller, hallo Herr Buschinger,

das Ökotest nur auf Umweltverträglichkeit testet, ist eigentlich bekannt. Auch das man die Ergebnisse immer stark relativieren muss.

Im Fall der Ameisenbekämpfung ist die Art der Anwendung extrem ausschlaggebend. Im Haus oder ausserhalb, als Köder oder großflächig verteilt. Wir haben in diesem Forum eigentlich schon mehrfach darauf hingewiesen das ausserhalb des Hauses besondere Vorsicht notwendig ist, da andere Tiere in Mitleidenschaft gezogen werden können. Auch wurde mehrfach darauf hingewiesen das ein großflächig verteilter Wirkstoff meist wenig Sinn macht und eigentlich nur nicht gewollte Nebenwirkungen produziert.
Waba
Beiträge: 7
Registriert: 21. Nov. 2012, 16:32

Re: Bedenkliche Ameisenmittel!

Beitrag von Waba »

Bei vielen Studien und Veröffentlichungen muss man vorsichtig sein. Darum mag ich solche Foren lieber, in denen ehrlich über Erlebnisse berichtet und diskutiert werden kann! :)
Gregor
Beiträge: 9
Registriert: 06. Dez. 2012, 13:58

Re: Bedenkliche Ameisenmittel!

Beitrag von Gregor »

Ich denke, dass ein Test der Umweltverträglichkeit eines Produkts zur Bekämpfung von Ameisen (die ja nunmal zur Umwelt gehören und deren Gleichgewicht mitbestimmen) von vorn herein nur dazu führen kann, dass dieses Produkt schlecht bewertet wird - zurecht natürlich.
Ich denke, die Balance zwischen Nutzen und Schaden ist schwer zu finden, denn der Nutzen entsteht auf Seiten der Zivilisation, der Schaden immer auf Seiten der Umwelt.
Natürlich muss man abwägen, aber ich frage mich, ob es nicht auch umweltverträgliche Möglichkeiten gibt, Ameisen loszuwerden? Hat da jemand von Ihnen Erfahrung?
Gruß Gregor
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.
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