Hallo,
ich komme eigentlich aus der Ecke der Ameisenhalter und habe selben Text auch schon im Ameisenforum gepostet. Da es mich aber sehr interessiert, worum es sich nun bei der ganzen Sache handelt, wollte ich den Text auch mal hier posten, in der Hoffnung, dass mir jemand weiter helfen kann.
Mmh, fange ich mal vorne an. Ich hab Im August 2008 an einem Tag 8 Lasius sp. Königinnen gefangen. Davon haben 3 Stück erfolgreich gegründet, welche auch überwintert wurden. Die anderen 5 haben nie Eier gelegt. 4 davon wurden trotzdem überwintert. Die eine habe ich ohne Winterruhe gelassen ... mal schauen was passiert .. vielleicht kommen ja noch Eier. Eier kamen nie. Dafür lag dann irgendwann im Dezember eine Puppe im RG.
Spontan würde ich mal auf irgendeine Fliege tippen... vielleicht weiß jemand was genaueres. Qualität ist leider nicht so toll. Hab mir irgendwie wenig dabei gedacht und mal weiter beobachtet. Königin hat bestimmt noch 3 Monate weiter gelebt, bis sie dann auch verstorben ist. Hatte keine Hoffnung mehr, dass aus der Puppe etwas wird... 3 Monate Entwicklungszeit sollten ja reichen. Wenn bis jetzt nichts draus geworden ist, wird wohl nie mehr was draus.
Hab mich zu dem Zeitpunkt zwar gewundert, wie die Puppe da rein kommt ... aber merkwürdige Dinge passieren halt und die Sache war bald wieder vergessen.
Im Februar hab ich dann die anderen Königinnen ausgewintert und naja ... der aktuelle Stand ist, dass von den 4 eierlosen Königinnen 3 Stück auch eine "Puppe gelegt" haben. Hab diese 4 Königinnen zusammen in einem YTong in getrennten Gängen/Kammern. Jedenfalls ist eine Königin immernoch eier und Puppenlos und lebt. 2 leben und haben eine Puppe. Eine weitere ist tot und hat auch eine Puppe, wobei ich zu behaupten wage, dass diese vielleicht sogar geschlüpft ist, da seltsamer "Dreck" und komische Teile in ihrer Kammer liegen...
Hier nochmal ein Bild von einer Königin mit Puppe im YTong.
Hat irgendwer eine Ahnung was das für Puppen sein können? Habe bei der ersten Puppe noch an einen Zufall gedacht. Jetzt aber 3 weitere Puppen lassen bei mir stark den Verdacht aufkommen, dass es sich dabei um irgendwelche Fliegen(?) handelt, die parasitär in Lasius sp. aufwachsen. Musste dabei sofort an Phoridae denken ... aber sind diese nicht kleiner und verpuppen sich in den abgefallenen Köpfen von Ameisen?
Naja gut ... gibt da auch mehrere Arten in dieser Familie, welche teilweise auch bis zu 6mm lang werden können ... also vielleicht doch möglich?
Naja, vielleicht weiß jemand von euch mehr...
Parasitäre Fliege bei Lasius sp.?
Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger
-
- Beiträge: 3
- Registriert: 21. Apr. 2009, 14:31
- Kontaktdaten:
-
- Beiträge: 1487
- Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
- Wohnort: Reinheim
Fliege Strongygaster globula
Hallo EatenByInsects,
Im Ameisenforum hat ja Smaug schon den richtigen Hinweis gegeben: Die altbekannte parasitische Fliege Strongygaster globula.
Ein Vorschlag: Könnten Sie eine der Abbildungen im AWiki an der passenden Stelle einbinden? Es gibt nur wenige s-w-Bilder, u.a. in Hölldobler & Wilson 1990, S.490, oder Gösswald 1955: Unsere Ameisen II, Kosmos-Verlag, S. 28.
Überraschend ist die recht hohe Zahl infizierter Königinnen, 3 (oder 4?) von 8! Gösswald schreibt:
dass unter 100 bis 200 jungen Königinnen sich einige wenige befinden, aus denen nach der Überwinterung etwa im April-Mai am Hinterleib eine Fliegenmade herauskommt !
Die Verbreitung dieser Fliege in Deutschland/Europa ist unbekannt. Parasitierte Königinnen kommen offenbar allgemein selten vor. Obwohl Tausende von Lasius niger-Königinnen durch Händler verteilt wurden, kann ich mich nicht an einen Bericht über so ein Ereignis erinnern. Was aber bekanntlich auch nicht viel aussagt.
Mag sein, dass Tübingen (ich nehme an, dass Sie die Tiere in Ihrer Nähe gesammelt haben?) ein Verbreitungsschwerpunkt der Fliege ist.
Es ist halt wieder mal ein Beispiel, das mich nachdenklich macht: Ob der Ameisenhandel quer durch Europa nicht auch solche Parasiten verteilen kann?
Ein anderes Beispiel kam mir kürzlich in die Hände. Ein User hat (mit sehr gutem Bildbeleg!) eine von dem Pilz Aegeritella sp. befallene Kolonie Camponotus ligniperda.
Das wäre
a) der erste Nachweis eines Befalls dieser Art in Deutschland bzw. überhaupt (falls die Kolonie in D oder Europa gesammelt wurde). Oder aber
b) kann es ein Fall von Parasiten-Übergang von einer exotischen Camponotus auf eine einheimische Art sein: Von südamerikanische Camponotus ist Aegeritella-Befall beschrieben, und es wurden ja etliche Arten aus Südamerika nach D gebracht und hier verteilt.
Es wird wieder viel Zeit und Überredungskunst brauchen, um von dem User zu erfahren, ob er seine Camponotus selbst gesammelt hat (und wo), oder ob er sie von einem Händler hat, in dessen Lager die Infektion erfolgt sein könnte.
MfG
A. Buschinger
Im Ameisenforum hat ja Smaug schon den richtigen Hinweis gegeben: Die altbekannte parasitische Fliege Strongygaster globula.
Ein Vorschlag: Könnten Sie eine der Abbildungen im AWiki an der passenden Stelle einbinden? Es gibt nur wenige s-w-Bilder, u.a. in Hölldobler & Wilson 1990, S.490, oder Gösswald 1955: Unsere Ameisen II, Kosmos-Verlag, S. 28.
Überraschend ist die recht hohe Zahl infizierter Königinnen, 3 (oder 4?) von 8! Gösswald schreibt:
dass unter 100 bis 200 jungen Königinnen sich einige wenige befinden, aus denen nach der Überwinterung etwa im April-Mai am Hinterleib eine Fliegenmade herauskommt !
Die Verbreitung dieser Fliege in Deutschland/Europa ist unbekannt. Parasitierte Königinnen kommen offenbar allgemein selten vor. Obwohl Tausende von Lasius niger-Königinnen durch Händler verteilt wurden, kann ich mich nicht an einen Bericht über so ein Ereignis erinnern. Was aber bekanntlich auch nicht viel aussagt.
Mag sein, dass Tübingen (ich nehme an, dass Sie die Tiere in Ihrer Nähe gesammelt haben?) ein Verbreitungsschwerpunkt der Fliege ist.
Es ist halt wieder mal ein Beispiel, das mich nachdenklich macht: Ob der Ameisenhandel quer durch Europa nicht auch solche Parasiten verteilen kann?
Ein anderes Beispiel kam mir kürzlich in die Hände. Ein User hat (mit sehr gutem Bildbeleg!) eine von dem Pilz Aegeritella sp. befallene Kolonie Camponotus ligniperda.
Das wäre
a) der erste Nachweis eines Befalls dieser Art in Deutschland bzw. überhaupt (falls die Kolonie in D oder Europa gesammelt wurde). Oder aber
b) kann es ein Fall von Parasiten-Übergang von einer exotischen Camponotus auf eine einheimische Art sein: Von südamerikanische Camponotus ist Aegeritella-Befall beschrieben, und es wurden ja etliche Arten aus Südamerika nach D gebracht und hier verteilt.
Es wird wieder viel Zeit und Überredungskunst brauchen, um von dem User zu erfahren, ob er seine Camponotus selbst gesammelt hat (und wo), oder ob er sie von einem Händler hat, in dessen Lager die Infektion erfolgt sein könnte.
MfG
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
-
- Beiträge: 3
- Registriert: 21. Apr. 2009, 14:31
- Kontaktdaten:
Hallo Herr Buschinger und Danke für ihre Antwort.
Freut mich, dass sie Smaugs Hinweis bestätigen. Ich werde morgen mal schauen, ob ich nicht noch etwas bessere Bilder hinbekomme und diese dann im AWiki hochladen.
Konnte übrigens bisher nicht beobachten, dass sich die Königinnen irgendwie um die Puppe kümmern. Weder wurden diese in der gesamten Zeit bewegt, noch werden sie besonders befühlert. Ist bekannt wie lange die Puppenruhe dauert? Wie schon geschrieben habe ich die erste Puppe nach 3 Monaten mit entsorgt. Gehe ich recht in der Annahme, dass die Puppe in dieser Zeit längst hätte schlüpfen sollen? Würde mich doch mal sehr interessieren, auch ein geschlüpftes Exemplar zu sehen.
Ja, die Gynen habe ich hier in Tübingen gefunden. Quasi direkt vor meiner Haustür, etwa 100 Meter vom Stadtrand entfernt. Danach beginnen die Felder.
mit freundlichen Grüßen, Eaten
Freut mich, dass sie Smaugs Hinweis bestätigen. Ich werde morgen mal schauen, ob ich nicht noch etwas bessere Bilder hinbekomme und diese dann im AWiki hochladen.
Konnte übrigens bisher nicht beobachten, dass sich die Königinnen irgendwie um die Puppe kümmern. Weder wurden diese in der gesamten Zeit bewegt, noch werden sie besonders befühlert. Ist bekannt wie lange die Puppenruhe dauert? Wie schon geschrieben habe ich die erste Puppe nach 3 Monaten mit entsorgt. Gehe ich recht in der Annahme, dass die Puppe in dieser Zeit längst hätte schlüpfen sollen? Würde mich doch mal sehr interessieren, auch ein geschlüpftes Exemplar zu sehen.
Ja, die Gynen habe ich hier in Tübingen gefunden. Quasi direkt vor meiner Haustür, etwa 100 Meter vom Stadtrand entfernt. Danach beginnen die Felder.
mit freundlichen Grüßen, Eaten
-
- Beiträge: 1487
- Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
- Wohnort: Reinheim
Ich bin auf Literaturangaben angewiesen, habe selbst nie eine solche Lasius-Königin gesehen.
Bei Gößwald 1955 (Kosmos-Bändchen) ist eine längere Beschreibung zu finden. Danach holt sich die Lasius die Puppe zurück, wenn man sie entfernt. Nach Verpuppung soll es ca. 24 Tage bei Zimmertemperatur dauern, bis die Fliege schlüpft, regelmäßig etwa um 6 Uhr morgens. Die Fliegen bleiben noch einige Wochen, bis in den Juli hinein, am Leben; sie erreichen also den Anschluss an die neuerdings ausschwärmenden jungen Ameisen-Weibchen, um sie zu belegen.
Die Fliegen sollten ja darauf selektioniert sein, dass sie im Freiland pünktlich zur Schwarmzeit der Ameisen zur Stelle sind. Bei der Haltung bringt man fast immer den natürlichen Jahresrhythmus durcheinander. Vielleicht waren Ihre nicht betreuten Puppen abgestorben?
Es gibt weitere Literatur, kostet mich aber zu viel Zeit, sie durchzuarbeiten. Im Ameisenforum gab es auch schon mal einen thread dazu, den ich wohl übersehen hatte:
http://ameisenforum.de/einsteigerfragen ... n-art.html
MfG,
A. Buschinger
Bei Gößwald 1955 (Kosmos-Bändchen) ist eine längere Beschreibung zu finden. Danach holt sich die Lasius die Puppe zurück, wenn man sie entfernt. Nach Verpuppung soll es ca. 24 Tage bei Zimmertemperatur dauern, bis die Fliege schlüpft, regelmäßig etwa um 6 Uhr morgens. Die Fliegen bleiben noch einige Wochen, bis in den Juli hinein, am Leben; sie erreichen also den Anschluss an die neuerdings ausschwärmenden jungen Ameisen-Weibchen, um sie zu belegen.
Die Fliegen sollten ja darauf selektioniert sein, dass sie im Freiland pünktlich zur Schwarmzeit der Ameisen zur Stelle sind. Bei der Haltung bringt man fast immer den natürlichen Jahresrhythmus durcheinander. Vielleicht waren Ihre nicht betreuten Puppen abgestorben?
Es gibt weitere Literatur, kostet mich aber zu viel Zeit, sie durchzuarbeiten. Im Ameisenforum gab es auch schon mal einen thread dazu, den ich wohl übersehen hatte:
http://ameisenforum.de/einsteigerfragen ... n-art.html
MfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
-
- Beiträge: 3
- Registriert: 21. Apr. 2009, 14:31
- Kontaktdaten:
Heute ist anscheinend eine Fliege geschlüpft (Uhrzeit kann ich leider nicht sagen). Diese hat wohl mit aller Kraft versucht aus der Königinnen-Kammer zu entfliehen und hat sich dabei durch die allerkleinsten Lücken gequetscht ... was sie wohl nicht überlebt hat. Hab sie jedenfalls tot und eingeklemmt zwischen YTong und Scheibe gefunden. Die Flügel waren noch nicht mal aufgepumpt ... naja, jedenfalls hab ich sie dann rausgeholt und die letzte Puppe gleich mal mitgenommen und in ein separates RG gepackt... vielleicht wird daraus eine lebende Fliege.