Acker-, Moos- und Veränderliche Hummel

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Karsten Grotstück
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Acker-, Moos- und Veränderliche Hummel

Beitrag von Karsten Grotstück »

Ackerhummel - Bombus pascuorum

Megabombus pascuorum floralis (Gmelin 1790)
(Alter Gattungsnahme: Bombus, alter Artnahme: agrorum)




Lebensraum und Vorkommen

Zwischen Küste der Nord bzw. Ostsee und den dazugehörigen Inseln und den Alpen ist die Ackerhummel wohl die häufigste Hummelart Deutschlands. Sie lebt als Ubiquist und Kulturfolger an allen möglichen Stellen.
In Wäldern, Wiesen, Weiden, Böschungen, Gräben, häufig auch in Gärten und Parkanlagen..
Die Ackerhummel kann sich gut an veränderten Situationen anpassen und in alle irgendwie für sie nutzbaren Bereiche eindringen.


Was ist ein Ubiquist: In den unterschiedlichsten Biotopen lebende Arten.


Was sind Kulturfolger: Kulturfolger oder Hemerophile (griechisch: hemeros = Kultiviert – philos = Freund).
Tier und Pflanzenarten, die vom Menschen geschaffene und gestaltete Lebensräume bevorzugen und dadurch Vorteile erlangen. Sie finden dort oft günstigere Lebensbedingungen vor, als an ihrem ursprünglichen Lebensraum.


Was bedeutet Megabombus: Große Hummel.


Verbreitung

Reicht über ganz Europa einschließlich der nördlichen Länder fast überall häufig. Im Gebiet keine Verbreitungsgrenze, sie lebt in Sibirien, im Kaukasus, in Turkestan usw.



Nistweise und Neststandort

Sie sind Nestbauer und Nestbezieher. Hummelnester unter- wie oberirdisch in Mäusekesseln, unter trocknen Laub, Komposthaufen, Moospolstern und Grasbüscheln in Vogelnistkästen (alte Vogelnester).
In Hohlräumen von Gebäuden mit Isolierwolle, Schuppen mit alten Lumpen, abgelegten Kleidern und Federbetten. Sie sind nicht wählerisch mit ihren Neststandorten, Hauptsache trocken sollte er sein. Gern werden Nisthilfen (Hummelnistkästen) angenommen.
Sie baut ihrer Nester selbst aus, mit in der Nähe liegendem Materialien, welches sie zerbeißt und miteinander verflicht. Sie ist Nestbauer und- Bezieher.



Aussehen und Merkmale

Der Thorax (Brustabschnitt) der Ackerhummeln ist rötlich braun bis braungelb. Das Abdomen (Hinterleib) ist meist struppig, graugelb bis rötlich braun behaart. Bei Ackerhummeln kommt es öfter zu Farbvariationen, deshalb findet man nicht selten rotbraun oder grauschwarz gezeichnete Thoraxbereiche, halt eine sehr variable Art. Die Art ist in den verschiedenen Regionen ihres Verbreitungsgebietes sehr unterschiedlich gefärbt. Je kälter der Lebensraum desto dunkler sind die Tiere.
Verwechselungen mit der Mooshummel, (Megabombus muscorum) und der Veränderlichen Hummel; (Megabombus humilis), sind möglich.

Besondere Kennzeichen der Männchen (Drohnen): Auffallend behaarter, rötlichgelber bis brauner Thorax (Brustabschnitt); im Gesichtsfeld gelbes Haarbüschel; Abdomen (Hinterleib): am 1. –2. Tergit tritt die Schwarzfärbung nicht so stark auf wir bei der Königin und Arbeiterin, eher blassgelb; 4. –6. Tergit gelb bis orangerot. Bei einer Farbvariation können schwarzgraue Haare in der Thoraxmitte auftreten.


Brutpflege – Typ: ( POCKETMAKER)

http://de.wikipedia.org/wiki/Pocketmaker


Körpermaße in mm: Königin, Arbeiterin, Drohn

Körperlänge: 15 - 18, 7 - 15, 12 - 14

Flügelspannweite: 28 - 32, 18 - 28, 24 - 27

Rüssel: (lang) 13 - 15, 12 - 13, 10 - 11

Kopf: mittellang, - mittellang, - mittellang



Flugzeiten: März - November

Königinnen je nach Höhenlage und Witterung von Anfang März bis Mai.
Arbeiterinnen erscheinen ca. 4 Wochen nach der Nestgründung, die Flugzeit der Arbeiterinnen erstreckt sich von April bis in den November hinein.
Jungköniginnen und Drohnen erscheinen von Mitte Juli bis Anfang Oktober.


Gründung des Nestes bis schließen der Flugsaison bei der Ackerhummel

Dauer: 30 Wochen (210 Tage) bis 7 Monate




Größe der Königin: ( KLEIN – MITTELGROß ) 15 bis 18 mm.

Fluggeräusche der Königin: ( HELL )

Volkstärke: 60 bis 150 Individuen.




Individuelle Lebenserwartung der unterschiedlichen Hummelkasten

Königinnen: 12 bis 13 Monate

Arbeiterinnen: ca. 6 Wochen

Drohnen: ca. 5 Wochen




Ähnliche Arten:

Durch die charakterische Färbung verhältnismäßig leicht von anderen Hummelarten zu unterscheiden. Verwechselungen mit der Mooshummel (Bombus muscorum) und der Veränderlichen Hummel (Bombus humilis) sind möglich.




Kuckuckshummeln:



Kuckuckshummelart: Feld-Kuckuckshummel, Psithyrus campestris (Panzer 1801)

Relativ häufige Schmarotzerhummel. In Mitteleuropa ist Bombus
pascuorum (Ackerhummel) der Hauptwirt. Weitere Wirte sind
Bombus humilis (Veränderliche Hummel), Bombus pratorum
(Wiesenhummel) ebenfalls als Wirte belegt.

Link: http://www.wildbienen.de/b-campes.htm





Kuckuckshummelart: Felsen-Kuckuckshummel, Psithyrus rupestris (Fabricius 1793)

Weit verbreitete Art. Der Hauptwirt ist die Steinhummel, als
Nebenwirte sind Ackerhummel, Waldhummel und Höhenhummel
bekannt.

Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Felsen-Kuckuckshummel





Besonderheiten und Wissenswertes

Brutpflegetyp: Pocketmaker. Königin erzeugt einen hohen bis mitteltiefen Summton. Ackerhummeln haben den längsten Entwicklungszyklus von allen Hummelarten, ca. 7 Monate lang (von April – Oktober, mehr als 210 Tage lang). Ackerhummeln nehmen gern Hummelnistkästen an. Sie sind sanftmütig und stechfaul und sie lassen sich sehr gut beobachten in den Nistkästen. Bei Nestkontrollen findet keine Abwehrreaktion statt.
Ackerhummeln sind „ Kurzstreckenflieger“. Sie entfernen sich, wenn es eben geht, nicht weiter als 100m vom Nest beim Aufsuchen ihrer Nektar und Pollen liefernden Trachtpflanzen. Man spricht deshalb von Haustürsammlern. Die relativ kleinen Nester enthalten zur Zeit des maximalen Ausbaus nur 100 - 200 Zellen. Gut entwickelte Ackerhummelvölker können 15 bis 30 Jungköniginnen produzieren.
Es gibt eine kleine Käferart, die sich in Hummelnester entwickeln. Die Art heißt: Antherophagus nigricornis auf deutsch: Schimmelkäfer (Schwarzhörniger Schimmelfresser). Flugzeit von Mitte Mai bis Ende September, der als Kommensale gilt bzw. das es sich um einen Nestparasiten handelt. Besonders die 8. langrüsselige Hummelartenarten Acker-, Garten-, Gras-, Wald-, Deich-, Sand-, Moos- und Veränderliche Hummel werden durch Antherophagus der sich während des Eintragens von Nektar und Blütenpollens an Beine, Fühlern oder der Zunge (Rüssel) von Altköniginnen und Arbeiterinnen festklammert, so befallen. Auf diese Weise läßt sich der Käfer ins Nest tragen. Hier ernährt er sich und insbesondere aber seine Larven die sich von frisch eingetragenen Blütenpollen, aber auch von Abfallen und aus den Eiern der erst geschlüpften Hummellarven ernährt bzw. parsitiert. 1922 machte auch KARL v. FRISCH schon diese Beobachtung.

Link:

http://www.insektenbox.de/kaefer/anthen.htm

http://www.flickr.com/photos/12639178@N07/4346479066/




Was ist ein Pocketmaker: Meist langrüsslige Hummeln (z.B. Ackerhummel, Gartenhummel), die besondere Pollentaschen aus Wachs, sog. Pockets, unter bzw. an die Brutwaben bauen, in welche die Pollenvorräte von den heimkehrenden Sammlerinnen gestapelt werden. Die Larven bedienen sich selbst: Sie fressen von oben aus diesen Pollenschubladen.
Lediglich Nektar muss den Larven von ihren Ammen vor die Mundöffnung gespuckt werden.

Was sind Pockets: Es ist eine Pollentasche, die seitlich und unter der Larvenwiege angebaut ist. Sie sieht ein bisschen aus wie der Hohlraum eines holländischen Holzschuhes und funktioniert vergleichsweise wie eine halbaufgezogene Schublade für Blütenstaub (Pollen).



Hier ein Filmbeitrag von IWF Wissen und Medien über
die Ackerhummel: Versorgung der Brut mit Pollennahrung bei der Ackerhummel.



https://av.tib.eu/media/9323




Inhalt:

Die Ackerhummel ist ein "Pocketmaker" (Untergattung Megabombus). Die beim Blütenbesuch gesammelten Pollenpakete werden in schuhförmige Taschen ("Pockets") abgestreift, (vermutlich unter Nektarzugabe) mit den Mandibeln bearbeitet und zu den in der gemeinschaftlichen Brutzelle liegenden Larven hingeschoben, so daß der Nahrungsbrei den Abschluß zum "Pocket" bildet. Ein Blick in das Nest der Erdhummel Bombus terrestris, eines "Pollenstorers", soll den Unterschied zwischen den beiden Artengruppen deutlich machen.




Gefährdung

Die überall häufige und anpassungsfähige Art erscheint derzeit nicht gefährdet.


Gefährdungsgrad und Gefährdungsgründe

- Anpassungsfähiger Zivilisationsfolger, Ubiquist, z.Z. nicht gefährdet, vielleicht häufigste Art.
- Trachtlücken im Spätsommer werden durch flexibles Umstellen auf andere Trachtpflanzen entschärft.
- Dennoch durch spätsommerliche Dauertrachtangebote auch im Interesse weniger flexibler Arten unterstützen (z.B. durch
- Rotkleeanbau).
- Rasenmähen, gefährlichen Kreisel und Schlägelmäher.
- Straßenverkehr und Autobahnen.
- Durch Eingriffe in die Biotope.
- Tiere: (Igel, Spitzmaus, Dachs und Waschbär).
- Wachsmotten u. Schimmelkäfer
- Vernichtung von Hummelnestern, am Haus, im Haus und im Hausgarten.
- Unsachgemäß ausgebrachte Insektizide.
- Die heutige moderne Landwirtschaft und Forstwirtschaft.




Ursachen für den Rückgang: Infolge der Zunahme des Siedlungsbereichs (Verdopplung seit den Fünfzigerjahren) erfuhren die Biotope der früheren Kulturlandschaft einen starken Rückgang. Besonders betroffen sind hiervon Streuobstwiesen, Heiden, Grünland, Weinberge und die Biotope der Ackerlandschaft. Weitere Ursachen: Versiegelung durch Überbauung, übermäßige Pflege der öffentlichen Grünanlagen und Hausgärten, verstärkte Freizeitnutzung, Pflanzung florenfremder Gehölze oder Stauden mit zum Teil starkem Ausbreitungsvermögen sowie Beeinträchtigungen durch den Straßenverkehr. Angesichts des zunehmenden Flächenverbrauchs in der offenen Landschaft etwa durch Straßenbau, Errichtung von Einkaufszentren und Bau von Gewerbegebieten sowie der Übernutzung der Kulturlandschaft durch die intensive Agrarwirtschaft darf jedoch auch innerhalb des Siedlungsbereichs der Artenschutz einheimischer Tiere nicht vernachlässigt werden. Insbesondere im Siedlungsbereich sind von naturnäheren Flächen in der Regel nur noch kleine Reste übrig, die vor allem größeren Tieren zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse häufig nicht mehr ausreichen. Auch viele Insektengruppen weisen hier bereits deutliche Verarmungstendenzen auf oder sind bereits ganz verschwunden.




Trachtpflanzen

Ackerhummeln sind bei 257 Wildpflanzen und 21 Kulturpflanzen nachgewiesen worden.
Darunter: Tomaten und Paprika und viele Küchenkräuter...
Nektar u. pollenliefernde Haupttrachtpflanzen: Taubnesseln, Weidenkätzchen. Lungenkraut, Lerchensporn, Zierjohannisbeeren, alle Obstbäume, Stachelbeeren, Günsel, Akelei, Beinwell, Wicken, Schöllkraut, Wiesensalbei, Natternkopf, Thymian, Rot- u. Weißklee, Himbeer- u. Brombeersträucher, Herzgespann, Flocken- u. Kornblummen, Disteln, Bunter Hohlzahn, Eisenhut u. Fingerhut, Schwarznesseln, Drüsiges Springkraut und andere.

Was sind Trachtpflanzen: Nektar und / oder Pollen liefernde Nahrungspflanzen.




Nisthilfen

Ackerhummeln lassen sich leicht in Hummelnistkästen ansiedeln, es eignen sich ober- und unterirdische Nistkästen. Angebot an Nistmaterial wie (Moos, Polsterwolle oder feuchtigkeitsabweisende Nistwolle (Kapok) werden gerne angenommen.


Hummelnistkasten zum Selberbauen von Jürgen Börner.
Link: http://www.hummelfreund.com/basteltipps/


Hummelnistkasten aus Holzbeton, den man käuflich erwerben kann.
Firma Schwegler

Link: http://www.schwegler-natur.de


Hummelnistkasten aus Styropor von Harry Abraham
Das Hummelhaus

Link: http://www.harry-abraham.homepage.t-online.de/





Quellenangaben


Eberhard von Hagen – Ambros Aichhorn
Buch, Hummeln: bestimmen – ansiedeln – vermehren – schützen
Fauna Verlag: ISBN 3-935980-28-0


Günter R. Witte & Juliane Seger
Buch, Hummeln brauchen blühendes Land
WESTARP WISSENSCHAFTEN: ISBN 3-89432-097-4


Helmut und Margrit Hintermeier
Buch, Bienen, Hummeln, Wespen – im Garten und in der Landschaft
Obst- und Gartenbauverlag – München: ISBN 3-87596-098-X



Weiterführende Links zur Ackerhummel


http://de.wikipedia.org/wiki/Ackerhummel



Gruß Karsten Grotstück
Zuletzt geändert von Karsten Grotstück am 12. Apr. 2019, 09:56, insgesamt 11-mal geändert.
Karsten Grotstück
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Mooshummel, Bombus muscorum

Beitrag von Karsten Grotstück »

Mooshummel - Bombus muscorum (Linnaeus 1758)

Megabombus muscorum



Aussehen und Merkmale

Der Thorax (Brustabschnitt) ist gelblichorange bis rötlichbraun gefärbt. Auf den ersten Blick ähnelt sie einer orangebraunen Veränderlichen Hummel oder einer Ackerhummel, besitzt jedoch keine schwarzen Haare am Thorax oder am Flügelansatz. Kragen und Schildchen sind meist etwas heller. Das Abdomen (Hinterleib) ist gelblich und zeigt zuweilen je ein honigbraunes Bändchen am 2. und 3. Tergit (Hinterleibsring). Der letzte Tergit ist schwarz und kürzer behaart als bei der Veränderlichen Hummel. Die übrige Behaarung (besonders am Thorax) ist länger, dichter und wirkt wie geschoren, da alle Haare fast gleich lang sind.



Königin: Thorax auffallend rötlichbraun, in dessen Mitte der Chitinpanzer oft schwarz durchschimmert; unterer Thoraxrand meist heller.
Abdomen: gelblich; am 2. und 3. Tergit goldgelb, durchsetzt von schwarzen Querbändern des Chitinpanzers; auch unterer Thorax und Abdomen gelblich.

Arbeiterin: Wie Königin

Männchen (Drohn): Goldgelber Pelz am Thorax, während das Abdomen vom 1. -6. Tergit vorwiegend gelblich erscheint.




Körpermaße in mm: Königin, Arbeiterin, Drohn

Körperlänge: 17 - 19, 10 - 16, 13 - 15

Flügelspannweite: 32 - 35, 22 - 30, 26 - 29

Rüssel lang: 13 - 15, unbek., ca. 9

Kopf: mittellang, mittellang, mittellang




Volksgröße: 50 bis 120 Individuen.




Vorkommen

Im Flachland in offenem feuchtem Gelände sowie in Sumpflandschaften und Mooren in der Nähe von Seen und an der Meeresküste.



Verbreitung

Eurasien, von der Iberischen Halbinsel bis Norwegen und Süd- Finnland, von Großbritannien bis zum Fernen Osten.



Flugzeiten

Nestsuchende Königinnen von Anfang/Mitte Mai bis Juni. Arbeiterinnen von Ende Mai/Anfang Juni bis Ende September. Jungköniginnen und Drohnen von Anfang/Mitte August bis Ende September.



Neststandort

Stets oberirdisch in Grasbüscheln und unter Moos, in verlassenen Kleinsäugern- und Vogelnestern auf Bäumen, an Häusern oder in Vogelnistkästen. Meist flicht sie ihre Nester aus viel Moos und trockenem Gras selbst. Sie ist daher ein Nestbauer.



Besonderheiten und Wissenwertes

Die Mooshummel ist ein Pocketmaker.
Die Königin erzeugt einen hohen Summton, ähnlich dem der Veränderlichen Hummel. Sie ist die einzige Art, deren Färbung nicht variiert. Sie gehört objektiv zu den wohl schönsten Hummelarten.

Abwehrverhalten: Hummeln sind stechträge, aber einige wenige der über 30 bei uns vorkommenden Hummelarten, die Baumhummel (die gern z.B. in Vogelnistkästen brütet) und die Mooshummel (die ihre Moosnester an der Erdoberfläche baut), sind sogar bereits bei Störungen in der Nähe ihres Fluglochs oder Eingangs zum Nest abwehrbereit. Beim Angriff fliegen sie sofort ins Gesicht des Störenfriedes und stechen schmerzhaft. Hummeln stechen aber nur bei grober Gewaltanwendung gegen ihren Körper oder bei schweren Störungen an ihrem Nest.

Es gibt eine kleine Käferart, die sich in Hummelnester entwickeln. Die Art heißt: Antherophagus nigricornis auf deutsch: Schimmelkäfer (Schwarzhörniger Schimmelfresser). Flugzeit von Mitte Mai bis Ende September, der als Kommensale gilt bzw. das es sich um einen Nestparasiten handelt. Besonders die 8. langrüsselige Hummelartenarten Acker-, Garten-, Gras-, Wald-, Deich-, Sand-, Moos- und Veränderliche Hummel werden durch Antherophagus der sich während des Eintragens von Nektar und Blütenpollens an Beine, Fühlern oder der Zunge (Rüssel) von Altköniginnen und Arbeiterinnen festklammert, so befallen. Auf diese Weise läßt sich der Käfer ins Nest tragen. Hier ernährt er sich und insbesondere aber seine Larven die sich von frisch eingetragenen Blütenpollen, aber auch von Abfallen und aus den Eiern der erst geschlüpften Hummellarven ernährt bzw. parsitiert. 1922 machte auch KARL v. FRISCH schon diese Beobachtung.

Wichtig ist für alle oberirdisch zwischen Bodenpflanzen nistenden Hummelarten wie die Moos-, Veränderliche-, Wald-, Gras- u. Ackerhummel, dass trockenes, feines, dichtes Vorjahresgras oder Moos in Wiesen, Rainen oder Grabenböschungen steht. Das darf weder gemäht sein noch vertrampelt werden. Eine "aufgeräumte Landschaft" ist "die Hölle auf Erden" für unsere Hummeln! Denn da herrschen Wohnungsmangel und ständige Futternot.



Ähnliche Arten

Verwechselungen mit der Veränderlichen Hummel und der Ackerhummel sind möglich.



Gefährdung

Die Mooshummel ist eine ausgesprochen seltene Art und stark gefährdet.
Vom Aussterben bedroht !!!!
Für die Mooshummel sind Schutzmaßnahmen dringend erforderlich und notwendig.

Rote Liste: Kategorie 2 in Deutschland stark gefährdet.


Rückgangsursachen

Abnahme von feuchterem, extensiv genutztem Grünland und Feuchtgebieten; Nester in der Krautschicht unter Moos (Name!)



Warum geht es den Hummeln immer schlechter?

Dramatische Landschaftseingriffe während der letzten Jahrzehnte haben den Wildbienen das Überleben schwer gemacht. Intensivierungen in der Landwirtschaft, großflächige Monokulturen, reduzierter Fruchtwechsel, Flurbereinigungen mit dem Ziel die Schlaggrößen zu maximieren daneben Rodungen von angeblich nutzlosen Hecken, haben zu einer ausgeräumten Landschaft geführt in der die Überlebenschancen für Wildtiere und Insekten minimiert sind. Hinzu kommen die Auswüchse pervertierter "Ordnungsliebe": Kleine Böschungen werden eingeebnet, "Löcher" zugeschüttet, Wiesen regelmäßig "kurz gehalten"; Hummelnester werden so zerstört oder zugemäht oder können in der "aufgeräumten" Landschaft gar nicht erst entstehen.



Nahrung: Viele Pflanzenfamilien (polyletisch).

Nektar und pollenliefende Haupttrachtpflanzen: Taubnesseln, Ziest, Wiesensalbei, Beinwell, Disteln, Flockenblumen, Heidekraut, Rot-, Weißklee u. Wundklee, Wicken, Kohldistel, Herzgespann und Schwarznesseln.



Weiterführende Links:

http://www.wildbienen.de/b-muscor.htm

http://images.google.de/images?q=Bombus ... e&resnum=4




Quellenangaben:

www.wildbienen.de


Eberhard von Hagen - Ambros Aichhorn
Hummel
bestimmen - ansiedeln - vermehren - schützen
Fauna Verlag
ISBN: 3-935980-2


Günter R. Witte & Juliane Seger
Hummeln brauchen blühendes Land
WESTAPP WISSENSCHAFTEN
ISBN: 3-89432-097-4


Gruß Karsten Grotstück
Karsten Grotstück
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Re: Acker-, Moos- und Veränderliche Hummel

Beitrag von Karsten Grotstück »

Veränderliche Hummel - Bombus humilis

Megabombus humilis (Illiger 1806)




Lebensraum und Vorkommen

Vorwiegend in offenen Landschaften meist außerhalb der Siedlungsbereiche. Im Flachland und im Mittelgebirge bis etwa 1200 m. Weitere Lebensräume der Veränderlichen Hummel sind: Offenes Gelände, Waldränder und angrenzende (Streuobst-) Wiesen, Böschungen, Wegränder, selten in Gärten und Parkanlagen. Heutzutage kommt sie nur noch an ungemähten Wegböschungen, ungestörten Säumen an verwilderten Gehölzen oder Ruderalflächen vor. In den letzten Jahren besonders in Nord- und Westdeutschland stark zurückgegangen. Heute nur noch in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz in wenig industrialisierten Gebieten anzutreffen. Fast ausschließlich in Naturlandschaften, selten in Siedlungsnähe. In Norddeutschland so gut wie verschwunden.





Verbreitung/Vorkommen:

In Mitteleuropa weit verbreitet, aber nicht häufig. Im Gebiet keine Verbreitungsgrenze.





Neststandort und Nistweise

An Böschungen, Straßen- und Wegrändern besonders auf nicht gemähten Wiesen, unter Grasbüscheln, eine dicht verfilzte Krautschicht und unter Moospolstern. Bevorzugt oberirdische Nistweise in meist selbstgebauten Nestern aus Gras, Moos und dürrem Laub, also grundsätzlich Nestbauer. Nur selten findet man die Veränderliche Hummel in Baumhöhlen und in unterirdischen Mäusenestern, dort ist sie Nestbezieher. Die Veränderliche Hummel reagiert besonders empfindlich auf übermäßige Pflege ihrer Lebensräume, findet daher in einer aufgeräumten Landschaft ohne Altgrasbestände oder Gestrüppe keine Existenzmöglichkeit mehr.





Aussehen und Merkmale: Königin und Arbeiterin

Der Name "Veränderliche Hummel" deutet bereits darauf hin, dass es sich bei dieser Hummel um eine sehr variationsreiche Art handelt. Es gibt sowohl Tiere mit schwarzen sowie gelben-, dunkel- und hellbraunem Thorax (Brustkorb). Das Abdomen (Hinterleib) kann auf dem 1. und 3. Tergiten schwarz mit wenigen gräulichgelblichen Haaren, aber auch - wie die letzten 3. Tergiten komplett hellgelb sein, die letzten Tergiten 4 - 5 - 6 können bräunlich oder hellgelb sein. Ihre Körbchenhaare an den Hinterbeinen sind schmutziggelb.

Besondere Kennzeichen der Männchen (Drohnen): Bei den Drohnen kann ein Farbgemisch aller Varianten sein und meist ein auffallender gelber Haarbüschel im Clypeus.




Brutpflege - Typ: Pocketmaker

http://de.wikipedia.org/wiki/Pocketmaker




Körpermaße in mm Königin Arbeiterin Drohn

Körperlänge: 16 - 18, 09 - 15, 12 - 14 mm
Flügelspannweite: 30 - 32, 20 - 28, 23 - 27 mm
Rüssellänge: Lang 12 - 14, unbek., unbek.
Kopf: Lang







Erscheinen - Flugzeit: April bis Oktober

Überwinterte Nestsuchende Königin ab Anfang April bis Juni. Arbeiterinnen von Mitte Mai bis Mitte Oktober. Erscheinen von Jungköniginnen und Drohnen (Männchen) ab Anfang Juli bis in August hinein.




Größe der Königin: 16 bis 18 mm, Mittelgroß

Fluggeräusche der Königin: Erzeugt einen hohen Summton

Volksstärke: 50 bis 120 Tiere




Ähnliche Arten

Die Veränderliche Hummel - Bombus humils kann mit folgenden Hummelarten leicht verwechselt werden: Ackerhummel (Bombus pascuorum) und Mooshummel (Bombus muscorum).




Kuckuck bzw. Schmarotzerhummeln


Kuckuckshummelart: Feldkuckuckshummel (Psithyrus campestris)

Die Weibchen der Feld-Schmarotzerhummeln kann man ab Mai/Juni auf Blüten entdecken. Die ersten Tage, manchmal Wochen, nach dem Verlassen des Winterquartiers stärken sie sich mit Nektar und Pollen, ehe sie nach einem geeigneten Hummelnest zu suchen beginnen. Bevorzugt Nester der Ackerhummel (Bombus pascuorum), aber auch der Veränderlichen Hummel (Bombus humilis), der Obsthummel (Bombus pomorum), der Wiesenhummel (Bombus pratorum) und der Grashummel (Bombus ruderarius). Sie dringt in das Nest ein und wird überraschender Weise meist von den Nestbesitzern toleriert. Sie legt ihre Eier in vorhandene Zellen und die Larven werden von den Arbeiterinnen der Wirtshummeln mit aufgezogen. Etwa ab Juli / August schlüpfen Drohnen (Männchen) und Jungköniginnen. Nach der Paarung sterben die Drohnen, während die Jungköniginnen sich in den Boden vergraben und dort überwintern.



Link:


http://www.naturspaziergang.de/Hummeln/ ... estris.htm

http://www.wildbienen.de/b-campes.htm





Besonderheiten und Wissenswertes

Da Bombus humilis nach Färbungsmerkmalen kaum zu charakterisieren ist, läßt sie sich nur durch mikroskopische Untersuchung präparierter Tiere von anderen Arten sicher unterscheiden. An Trachtpflanzen gegenüber anderen Hummeln unduldsam. Auffällig ist ihr spezifischer, rosenähnlicher nestgeruch. Im Anfangsstadium der Nestgründung ziehen die Königinnen häufig noch in andere Nester um.

Es gibt eine kleine Käferart, die sich in Hummelnester entwickeln. Die Art heißt: Antherophagus nigricornis auf deutsch: Schimmelkäfer (Schwarzhörniger Schimmelfresser). Flugzeit von Mitte Mai bis Ende September, der als Kommensale gilt bzw. das es sich um einen Nestparasiten handelt. Besonders die 8 langrüsselige Hummelartenarten Acker-, Garten-, Gras-, Wald-, Deich-, Sand-, Moos- und Veränderliche Hummel werden durch Antherophagus der sich während des Eintragens von Nektar und Blütenpollens an Beine, Fühlern oder der Zunge (Rüssel) von Altköniginnen und Arbeiterinnen festklammert, so befallen. Auf dieser Weise läßt sich der Käfer ins Nest tragen. Hier ernährt er sich und insbesondere aber seine Larven die sich von frisch eingetragenen Blütenpollen aber auch von Abfallen und aus den Eiern der erst geschlüpften Hummellarven ernährt bzw. parsitiert. 1922 machte auch KARL v. FRISCH schon diese Beobachtung.



Link:


http://www.insektenbox.de/kaefer/anthen.htm

http://www.flickr.com/photos/12639178@N07/4346479066/

http://www.hornissen-hummeln.de/07_gef_tiere.htm




Gefährdung:

Muß aufgrund regional starker Rückgangstendenzen als gefährdet eingestuft werden. Auf den bundesweiten Roten Liste gefährdeter Tierarten wird Bombus humilis auf der Vorwarnliste geführt. So das die Veränderliche Hummel regional als weitaus gefährdetere Art angesehen werden muss. Lediglich an wärmebegünstigten Stellen findet man noch stabilere Populationen. Die hohen Bestandeinbußen von Bombus humilis sind auch durch die Art ihrer Nestanlage bedingt. Die Veränderliche Hummel nistet oberirdisch unter Moospolstern und Grasbüscheln an Rainen, Weg- und Straßenrändern sowie auf Ruderalflächen. Frühes Mähen oder Schlegeln dieser Flächen und Säume ("Pflegemaßnahmen") vernichten häufig die Nester von Bombus humilis.

Rote Liste: Kategorie 3





Warum geht es den Hummeln immer schlechter?

Dramatische Landschaftseingriffe während der letzten Jahrzehnte haben den Wildbienen das Überleben schwer gemacht. Intensivierungen in der Landwirtschaft, großflächige Monokulturen, reduzierter Fruchtwechsel, Flurbereinigungen mit dem Ziel die Schlaggrößen zu maximieren daneben Rodungen von angeblich nutzlosen Hecken, haben zu einer ausgeräumten Landschaft geführt in der die Überlebenschancen für Wildtiere und Insekten minimiert sind. Hinzu kommen die Auswüchse pervertierter "Ordnungsliebe": Kleine Böschungen werden eingeebnet, "Löcher" zugeschüttet, Wiesen regelmäßig "kurz gehalten"; Hummelnester werden so zerstört oder zugemäht oder können in der "aufgeräumten" Landschaft gar nicht erst entstehen.





Trachtpflanzen: Nektar - Pollenquelle

Beim Besuch von Trachtpflanzen dulden sie keine anderen Hummelarten in ihre Nähe, deshalb unduldsam. Sie sammelt an vielen verschiedenen Pflanzenfamilien (polylektisch).

An folgenden Blütenpflanzen konnte die Veränderlichen Hummel beobachtet werden: Günsel, Taubnesseln, Schwarznesseln, Flockenblume, Herzgespann, Rot- u. Weißklee, Hornklee, Wicken, Zaun-Wicke, Disteln, Beinwell, Goldregen, Springkraut, Wildrosen, Kastanien, Obstbäume u. Beerensträucher, Luzerne, Fetthenne, Wiesensalbei, Wiesen-Knautie, Breitblättrige Platterbse, Wegwarte.







Quellenangaben


http://www.hornissen-hummeln.de/

http://www.wildbienen.de


Hummeln
bestimmen - ansiedeln - vermehren - schützen
Eberhard von Hagen - Ambros Aichhorn
Fauna Verlag
ISBN: 3-935980-28-0


Bienen, Wespen, Ameisen
Hautflügler Mitteleuropas
Heiko Bellmann
Kosmos Naturführer
ISBN: 3-440-06932-X


LEBBIMUK
Steinhummel, Insekt des Jahres 2005
Hans-Joachim Flügel
Druck: DIP Digital Print Witten
ISSN: 1613-8457



Weiterführende Links zu der Veränderlichen Hummel

http://www.tierundnatur.de/wildbienen/b-humili.htm

http://de.uncyclopedia.org/wiki/Hummel

http://www.hummelfreund.com/alles-%C3%B ... en-hummel/




Gruß Karsten Grotstück
Karsten Grotstück
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Re: Acker-, Moos- und Veränderliche Hummel

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hummeltischlers Ackerhummelvolk in der Hummelpension


Ich habe auch noch ein Video vom “Hummeltischler” gefunden. Interessant ist am Schluss die Untersuchung der Klebefalle, im Vorbau. Dort sind einige Larven der Wachsmotte zu sehen, die am Klebestreifen hängen geblieben sind und es nicht in das Hummelnest geschafft haben, Gottseidank. Damit ist wohl bewiesen, dass die Wachsmotte einen Legestachel hat und durch die Gittergaze ihre Eier ablegt. Also auch Vorsicht bei den Lüftungslöchern!


Link zum Film : https://www.youtube.com/watch?v=KpzZFJBczd8



Gruß Karsten Grotstück
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