Die Baumhummel (Bombus hypnorum), mit Kuckuck

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Karsten Grotstück
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Die Baumhummel (Bombus hypnorum), mit Kuckuck

Beitrag von Karsten Grotstück »

Baumhummel, (auch Astmooshummel) Bombus hypnorum

Pyrobombus hypnorum ericetorum (Panzer 1801)



Lebensraum und Vorkommen

Vom Flachland bis zum Hochgebirge (ca. 2200m) sowohl im offenen Gelände wie auch in Wäldern, in hohlen Bäumen, in Dörfern und Städten, Haus- und Schrebergärten. Im Grunde überall, wo sie einen geeigneten Platz für ihr Nest und Trachtpflanzen vorfindet; ein Ubiquist und Kulturfolger.

Was sind Kulturfolger: Kulturfolger oder Hemerophile (griechisch: hemeros = Kultiviert – philos = Freund).
Tier und Pflanzenarten, die vom Menschen geschaffene und gestaltete Lebensräume bevorzugen und dadurch Vorteile erlangen. Sie finden dort oft günstigere Lebensbedingungen vor, als an ihrem ursprünglichen Lebensraum.

Was ist ein Ubiquist: In den unterschiedlichsten Biotopen lebende Arten.

Was bedeutet Pyrobombus: Feurige oder wilde Hummel.



Nistweise und Neststandort

Stets oberirdisch,
Baumhummeln nisten in allen möglichen Höhlungen, meist in ausgedienten Vogelnestern (Vogelnisthilfen). Gerne in allen Arten von Nisthöhlen, Mauer- und Felsspalten, Komposthaufen und auch auf Dachböden mit Isolierwolle, in Ställen, Scheunen und anderen Bauwerken. Hummelnistkästen werden gern von ihr angenommen. Baumhummeln bevorzugen Baumhöhlen oder Vogelnisthilfen (Vogelkästen) und gehen mit brütenden Singvögel so um, wie beispielsweise bodenbrütende Königinnen von Erdhummeln mit Mäusen, Wühlmäusen und Maulwürfen. Sie vertreiben den Singvogel aus ihrem schönsten und trockensten Nest. Das tun sie mit eindringlichem Sirren. So nennt man den Laut, den Hummeln abgeben, wenn sie drohen. Die Nestkugeln werden aus gesammelten und vorgefundenen Materialien wie Tierhaaren, Vogelfedern oder Pflanzenfasern mit Hilfe der Mundwerkzeuge und Beinkrallen gefertigt. Sie ist Nestbauer und Nestbezieher.



Aussehen und Merkmale

Baumhummeln sind hellbraun bis dunkelbraun, fast schwarz-weiß gefärbt. Der Thorax - (Brustteil) ist meist bis über den Halskragen hinaus braun, gelegentlich auch fast schwarz, der Hinterleib ist schwarz gefärbt. Am unteren Ende des Abdomens (Hinterleib) am 5 und 6 Tergit sind sie grauweiß bis weiß gefärbt. Alle 3 Farbvariationen kann man in einem Nest vorfinden. Also völlig schwarz bis hell und dunkelbraun. Keine Verwechselung mit anderen Hummelarten, die Art ist halt unverwechselbar.

Besondere Kennzeichen der Männchen (Drohnen): Rotbraun der Thorax (Brustteil) nach altgold aufgehellt, wobei ein Haarbüschel weit ins Gesichtsfeld ragt. Abdomen (Hinterleib): 1. Tergit bräunlichgelb; 2. – 4. Tergit schwarz; 5. und 6. Tergit grauweiß.

Was ist ein Tergit: Es sind die vom Hinterleib bestehende obere Rückenplatte, die aus 1. bis 6. einzelne Segmenten bestehen.



Brutpflege – Typ: ( POLLENSTORER )



Körpermaße in mm: Königin, Arbeiterin, Drohn

Körperlänge: 17 – 20, 8 – 18, 14 – 16

Flügelspannweite: 35 – 38, 19 – 32, 28 – 32

Rüssel: (kurz) 11 – 12, 8 – 10, 7 – 9

Kopf: lang




Flugzeiten: März bis August

Königinnen je nach Höhenlage und Witterung von Mitte Februar bis Ende März in Tallagen, im Gebirge bis Ende April.
Arbeiterinnen erscheinen ca. 18 bis 22 Tage nach der Nestgründung, die Flugzeit der Arbeiterinnen erstreckt sich von März bis Ende August.
Jungköniginnen und Drohnen von Ende Mai / Anfang Juni (frühe Nester), bis Ende August (spätes Vorkommen) im Gebirge.



Gründung des Nestes bis schließen der Flugsaison bei der Baumhummel

Dauer: 10 Wochen (70 Tage) bis 4 Monate.




Größe der Königin: ( MITTELGROß – GROß )


Fluggeräusche der Königin: ( ZIEMLICH „ HELL“ )


Volkstärke: 80 bis 400 Individuen




Individuelle Lebenserwartung der unterschiedlichen Hummelkasten

Königinnen: 12 bis 13 Monate.

Arbeiterinnen: ca. 6 Wochen.

Drohnen: ca. 5 Wochen.



Kuckuckshummel



Kuckuckshummelart: Norwegische Kuckuckshummel, Fernaldaepsithyrus norvegicus (SPARRE SCHNEIDER).


Häufige Art. Der Hauptwirt ist die Baumhummel und gelegentlich
als Nebenwirt, wird die Wiesenhummel genannt.

Link: http://www.wildbienen.de/b-norveg.htm




Kuckuckshummelart: Wald-Kuckuckshummel, Fernaldaepsithyrus sylvestris (LEPELETIER 1832).


Nach neusten Beobachtungen parasitiert sie auch Völker der
Baum-, Wiesen-, Garten-, Dunklen und Hellen Erdhummel.

Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Wald-Kuckuckshummel





Besonderheiten und Wissenswertes


Brutpflegetyp: Pollenstorer, Baumhummeln gehören zu den kurzrüsseligen Hummelarten mit großem Flugradius. Sie ernährt ihre Larven als eine den Pollen einstampfende Art (sog. Pollenstorer), d.h., sie holt Pollen zum Verfüttern aus besonderen Pollenvorratsbehältern außerhalb der Brutwabe (sozusagen „vom Lager“) und füttert die Larven bei Bedarf direkt (s. Pollenstorer). Baumhummeln nehmen sehr gerne Hummelnistkästen an, da sie ja oberirdische Nistplatzweise vorziehen. Beinahe alle Hummelarten verhalten sich friedfertig (man sagt: Sie sind stechfaul.), dass kaum jemand genau weiß, ob sie überhaupt stechen können. Aber unsere Baumhummel, Bombus hypnorum, eine siedlungsfolgende Art, die häufig Vogelnistkästen besetzt, verteidigt ihr Nest regelmäßig energisch gegenüber Personen und Tieren, die sich näher als vier bis fünf Meter an ihr Flugloch heranwagen. –Vorsicht. Denn Baumhummeln sind sehr wachsam und neigen gelegentlich zu spontaner Nestverteidigung, wenn man dem Nest zu nahe kommt oder nach mehrfacher Störungen in Nestnähe oder beim Öffnen des Nistkastens wird sofort ihre Brut durch Stiche verteidigt. Beim Angriff fliegen Baumhummeln sofort ins Gesicht des Störenfriedes und stechen schmerzhaft! Im übrigen stechen Hummeln immer nur bei akuter – und meist persönlicher – Bedrohung.
Durch fortschreitende Klimaerwärmung sind mancher Ortens sehr frühe Nestgründungen bei den Baumhummeln bekanntgeworden. Dies kann schon Ende Februar der Fall sein.
Baumhummelköniginnen sind in der Lage wenn sie schon Nester gegründet haben, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt (-2 C.) auszufliegen um Nahrung zu sammeln. Arbeiterinnen können, schon ab + 4 C. Außentemperatur auf Nahrungssuche gehen.
Baumhummeln gehören unter den Hummelarten zu den Langstreckenfliegern, mehr als 2 km
Weit, zwischen Nest und Trachtquellen. Wenn genug Nahrungspflanzen in Nestnähe vorhanden sind, sind sie natürlich auch Haustürsammler. Eine Angewohnheit hat die Baumhummel, wenn sie das Nest verlässt fliegt sie stets nach oben weg. Vor drohenden Gewitterschauern stürzen sich zurückeilende Sammlerinnen regelrecht ins Flugloch. Dort kann es dabei zu einem richtigen Stau kommen. Hummeln können punktgenau und aus ganz rasantem Flug heraus an ihrem Baueingang landen. Starten und Landen finden hierbei ohne gegenseitige Behinderung dicht nebeneinander statt. Die Arbeiterinnen fliegen bereits vor Sonnenaufgang aus und sammeln bis Einbruch der Dunkelheit.
Die Hummelart breitet sich nach jetzigen Stand weiter aus. Die Art ist zum jetzigem Zeitpunkt nicht gefährdet. Verschiedene Hummelarten sind unterschiedlich anfällig gegenüber Wachsmotten. Auffallend oft werden Baumhummelvölker befallen. Gerade starke und individuenreiche Völker erweisen sich oft als besonders bedroht. Vielleicht, weil von ihnen besonders intensiver Wachsduft ausströmt, der die Falter zum Nest lockt?
Baumhummel: kurzer Nestgang, starker Befall.
Ein starkes Volk von Baumhummeln kann 90 Jungköniginnen produzieren.

Was ist ein Pollenstorer: Meist kurzrüsslige Hummeln, z.B. Erdhummeln, Baumhummel, Wiesenhummel; aber auch die eher langrüsslige Steinhummel speichern den Pollen in leere Puppenzellen oder in speziell gebaute besondere Pollenzylinder und holen von dort bei Bedarf Blütenstaubportionen zum Verfüttern ab. Ihre Larven werden also von Ammen mit Pollen direkt verpflegt.


Erfahrungsbericht über die ganzjährige Haltung der Baumhummel (Bombus hypnorum): Von Siegfried Döttlinger.

Hummelzucht: Haltung - Überwinterung.

Link: http://www.biologiezentrum.at/pdf_frei_ ... 8-0022.pdf




Gefährdungsgrad und Gefährdungsgründe

- Insektizide.
- Rasen mähen, gefährlichen Kreisel- und Schlägelmäher.
- Straßenverkehr und Autobahnen.
- Die heutige moderne Landwirtschaft und Forstwirtschaft.
- Auch das Schlagen von Altholzbeständen, oft mit hohlen Bäumen (Spechthöhlen).
- Durch Eingriffe in die Biotope.
- Vernichtung von Hummelnestern, am Haus, im Haus und im Hausgarten.
- Wachsmotten: Besonders stark von Wachsmotten heimgesucht.
- Häufig durch Kuckuckshummeln parasitiert.
- Tiere (Marder und Waschbär). Kohlmeise
- Sommerliche Trachtlücken.
- Kulturfolger im Siedlungsbereich, anpassungsfähig zum Zeitpunkt nicht gefährdet, eher zunehmend.




Ursachen für den Rückgang: Infolge der Zunahme des Siedlungsbereichs (Verdopplung seit den Fünfzigerjahren) erfuhren die Biotope der früheren Kulturlandschaft einen starken Rückgang. Besonders betroffen sind hiervon Streuobstwiesen, Heiden, Grünland, Weinberge und die Biotope der Ackerlandschaft. Weitere Ursachen: Versiegelung durch Überbauung, übermäßige Pflege der öffentlichen Grünanlagen und Hausgärten, verstärkte Freizeitnutzung, Pflanzung florenfremder Gehölze oder Stauden mit zum Teil starkem Ausbreitungsvermögen sowie Beeinträchtigungen durch den Straßenverkehr. Angesichts des zunehmenden Flächenverbrauchs in der offenen Landschaft etwa durch Straßenbau, Errichtung von Einkaufszentren und Bau von Gewerbegebieten sowie der Übernutzung der Kulturlandschaft durch die intensive Agrarwirtschaft darf jedoch auch innerhalb des Siedlungsbereichs der Artenschutz einheimischer Tiere nicht vernachlässigt werden. Insbesondere im Siedlungsbereich sind von naturnäheren Flächen in der Regel nur noch kleine Reste übrig, die vor allem größeren Tieren zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse häufig nicht mehr ausreichen. Auch viele Insektengruppen weisen hier bereits deutliche Verarmungstendenzen auf oder sind bereits ganz verschwunden.




Trachtpflanzen

Die Baumhummel konnte an 45 Pflanzenarten nachgewiesen werden, davon 8 Kulturpflanzen. Auch Blüteneinbrüche an vielen Pflanzenarten konnten bei den Baumhummeln nachgewiesen werden. Sie gehören zu den eifrigsten Obstbaumbestäubern.


Was sind Trachtpflanzen: Nektar und / oder Pollen liefernde Nahrungspflanzen..



Quellenangaben

Peter – Frank Röseler
Der Hummelgarten: Lebensraum und Biologie der Hummeln
TRIGA/VERLAG
ISBN 3-89774-280-2

Eberhard von Hagen – Ambros Aichhorn
Hummeln: bestimmen – ansiedeln – vermehren – schützen
Fauna Verlag
ISBN 3-935980-28-0

Günter R. Witte & Juliane Seger
Hummeln brauchen blühendes Land
Westarp Wissenschaften-Verlagsgesellschaft mbH.
ISBN 3-89432-097-4



Weiterführende Links zur Baumhummel:

http://de.wikipedia.org/wiki/Baumhummel

http://offene-naturfuehrer.de/web/Bombu ... Løken_1973

http://www.wildbienen.de/huarten.htm



Gruß Karsten Grotstück
Zuletzt geändert von Karsten Grotstück am 01. Mär. 2019, 16:17, insgesamt 14-mal geändert.
Karsten Grotstück
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Baumhummelkönigin nach Überwinterung

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hallo Naturfreunde,

hier sind zwei Fotos, aufgenommen Anfang März 2008, von einer Baumhummelkönigin der dunklen Variante (die Hummel befindet sich ziemlich in der Bildmitte, das Foto bitte anklicken, um es zu vergrößern) :


Gruß Karsten Grotstück
Dateianhänge
DSCI0025.JPG
DSCI0028.JPG
Zuletzt geändert von Karsten Grotstück am 02. Okt. 2010, 13:45, insgesamt 3-mal geändert.
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Hallo Herr Grotstück,

Liegt hier irgend ein Missgeschick vor? Ich sehe auf beiden Bildern keine Spur einer Hummel!

Ansonsten vielen Dank für Ihre Beiträge,

A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Karsten Grotstück
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Baumhummelarbeiterinnen an der Hummelklappe

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hallo Herrr Buschinger,

ich habe einen Hinweis angebracht, wie man die Hummelkönigin auf dem Foto findet.

Hier noch einige Bilder von Baumhummelarbeiterinnen beim Überwinden der Hummelklappe. (Wer sich eine Hummelklappe nachbauen möchte, findet eine detaillierte Bauanleitung unter http://www.hummelfreund.com/basteltipps/ )

Gruß Karsten Gotstück
Dateianhänge
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Zuletzt geändert von Karsten Grotstück am 02. Okt. 2010, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.
P. Hönle
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Beitrag von P. Hönle »

Hallo,

Trotz des Tipps kann auch ich keine Hummel auf dem zweiten Bild erkennen. Auf dem ersten wurde ich fündig, ich habe sie hier einmal eingekreist, damit man sie schneller findet.
Hier:
bitte Klicken
Ich wurde nur bei diesem Bild fündig...
Vielen Dank auch von mir für diese informativen Beiträge!

Viele Grüße, Philipp Hönle
Karsten Grotstück
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Baumhummeljungköniginnen an der Hummelklappe

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hallo Herr Hönle,

vielen Dank für Ihre Mühe, das Bild zu markieren. Ich habe das Bild, wo die Hummel schlecht zu sehen war, jetzt auch markiert.

Hier noch weitere Bilder von Baumhummeljungköniginnen an der Hummelklappe bei ihren ersten Ausflug Mitte Mai. Sie haben sich noch ungeschickt beim Öffnen der Hummelklappe angestellt, aber nach einigen Versuchen haben sie es auch geschafft.

Gruß Karsten Grotstück
Dateianhänge
DSCI0066.JPG
DSCI0062.JPG
DSCI0071.JPG
DSCI0058.JPG
DSCI0065.JPG
Zuletzt geändert von Karsten Grotstück am 02. Okt. 2010, 13:42, insgesamt 1-mal geändert.
Karsten Grotstück
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Baumhummel - Nachwuchs

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hallo Hummelfreunde,

bei mir hier in Kassel hat sich Nachwuchs von der Baumhummel eingestellt, welch Freude :lol: bei dieser kalten Witterung.
Die Baumhummelkönigin hatte sich am 26.03.2010 von selbst angesiedelt (Hummelnistkasten Marke Eigenbau) und heute, den 16.04.2010 stellte sich der Nachwuchs ein. Vom Orientierungsflug bis zu den ersten Baumhummelarbeiterinnen waren es exakt 22 Tage.

Heute Morgen um 6:15 Uhr konnte ich bei einer Lufttemperatur von -2° C. zwei Baumhummelköniginnen und eine Ackerhummelkönigin auf der voll erblühten Zierjohannisbeere beim Nektar sammeln beobachten. Das ist für Insekten schon eine außerordendliche Leistung bei so niedrigen Temperaturen auf Sammelflüge zu gehen. Dieses können sie nur tun, da sie eine eigene Standheizung immer bei sich tragen. Sie befindet sich im Brustabschnitt. Hummelköniginnen sammeln nur bei Minustemperaturen, wenn sie schon ins Brutgeschäft gegangen sind.


Gruß aus Kassel
Karsten Grotstück
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Re: Die Baumhummel (Bombus hypnorum), mit Kuckuck

Beitrag von Karsten Grotstück »

Kuckuck bzw. Schmarotzerhummel (- Psithyrus -)

Kuckuckshummelart: Norwegische Kuckuckshummel - (Bombus norvegicus)

Sozialparasit bei der Baumhummel - (Bombus hypnorum)



Lebensraum

Vom Flachland bis ins Hochgebirge. Wälder- u. Gehölzstreifen mit alten Baumbestand. In Städten, Dörfern, Haus- und Schrebergärten mit alten hohlen Obstbäumen. Im Grunde überall dort, wo auch die Baumhummel als Hauptwirt und Wiesenhummel als Nebenwirt vorkommt.


Verbreitung

Mittel- und Nordeuropa bis Sibirien u. Japan, ganz Deutschland.



Neststandort

Sozialparasitisch immer in Nestern der Baumhummel, siehe deren Neststandort.

Link: http://www.hummelfreund.com/alles-über- ... aumhummel/



Erscheinen - Flugzeit

Überwinterte Schmarotzerhummelköniginnen fliegen gegen Mitte April bis Ende Mai suchend umher um Wirtsnester aufzufinden. Erstes Erscheinen von Jungweibchen (Königin) und Männchen (Drohnen) Anfang Juni. Flugzeit Ende ist bei der Art: Der Monat August zu nennen. Eine Generation im Jahr(univoltin).



Aussehen und Erkennungsmerkmale der Königin (Weibchen)

Grundfarbe schwarz; breite,gelbe, über den Flügelansatz hinausgehende Querbinde am kopfnahen Mesosoma (Thorax). Kopf Clypeus schwarz behaart, im Geschichtsfeld ein kleiner schwarzer Haarbüschel. Metasoma (Abdomen): 1. bis 3. Tergit schütter schwarz behaart - Chitinpanzer durchschimmert, 4. und 5. Tergit weiß behaart; 6. u. letzteTergit rötlichbräunlich bis schwarz behaart am Ende zugespitzt. Dunkle, bräunlich gefärbte Flügel.

Link: http://www.hummeln.org/?page_id=284




Besondere Kennzeichen u. Merkmale der Männchen (Drohnen)

Das Männchen (Drohn) ähnelt der Königin; Kopf schwarz behaart. Brustabschnitt mit einer gelben Binde. Hinterrand oft mit gelbem Haarsaum. Hinterleib: 1. Tergit schwache, weißgelbliche behaarung; 3. bis 6. Tergit weiß behaart.

Link: http://www.hummeln.org/?page_id=284

Link zu Fotos: http://www.biopix.dk/Search1.asp?Langua ... r&q=bombus




Größe der Königin: Mittelgroß bis Groß
Flugton der Königin: Mit tiefen Flugton summend
Flug der Königin: Auffallend schwerfällig, dicht über den Boden führender Suchflug.



Körpermaße in mm: Königin, Drohn
Körperlänge: 18 - 22,- 15
Flügelspannweite: unbek.
Rüssellänge: unbek.
Kopf: unbek.



Biologische Angaben: Brutpflege - Fortpflanzung - Lebensweise

Sozialparasitsch: In Mitteleuropa ist Bombus hypnorum (Baumhummel) der Hauptwirt. Ebenfalls ist Bombus pratorum (Wiesenhummel) als Nebenwirt belegt.
Die Art bevorzugt als Wirt eindeutig die Baumhummel gelegentlich auch die Wiesenhummel. Man kann sie verhältnismäßig oft in den Nestern dieser Arten antreffen. Das Weibchen schmuggelt sich im Frühjahr in das Nest ein. Geschiet dies zu frühzeitig, das heißt, bevor die Wirtskönigin ihre eigene Brut betreut, verlässt diese das Nest. Ist das Hummelvolk aber bereits in der Entwicklung weit fortgeschritten, hat die Schmarotzerhummel vermutlich keine Chance, sich der Übermacht der sie attackierenden Arbeiterinnen zu erwehren. Als günstigster Zeitpunkt erscheint daher eine frühe Entwicklungsphase des Hummelvolks, nachdem die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind. Sie schleicht sich möglichst unerkannt in das Nest ein und drückt sich an die Waben, um so allmählich den Nestgeruch anzunehmen. Dann baut sie aus Wachs (z. B. von Einäpfchen, die sie zerstört - sie selbst ist nicht zur Wachsproduktion befähigt) - ein eigenes Ei-Näpfchen und legt darin ihre Eier ab. Die Brut wird danach von den Wirtsarbeiterinnen betreut. Die von ihr befallenen Nester entwickeln sich noch schneller als unter natürlichen Umständen. Die junge Generation entsteht mit Sommerende, die Männchen findet man ab Juni bis August zahlreich auf verschiedenen Disteln und Korbblütlern. Junge Weibchen überwintern.


Link: http://de.wikisource.org/wiki/%C3%9Cber ... 3%A4nnchen




Verwechslungsarten

Bombus flavidus (Gelbe Alpenkuckuckshummel)

Link: http://www.wildbienen.de/b-flavid.htm

http://www.hummeln.org/?page_id=246


Bombus sylvestris (Wald-Kuckuckshummel)

Link: http://www.wildbienen.de/b-sylves.htm

http://www.hummeln.org/?page_id=312

http://de.wikipedia.org/wiki/Wald-Kuckuckshummel

http://www.ruhr-uni-bochum.de/boga/html ... _Foto.html



Besonderheiten und Wissenswertes

Da die Psithyrus-Arten nach neueren Untersuchungen alle von einem gemeinsamen Hummel-Vorfahren abstammen, werden sie neuerdings von manchen Autoren zur Gattung Bombus gezählt. Zehn Arten im Gebiet 13 mm bis 25 mm. Sie haben keine Arbeiterinnenkaste mehr, sondern lassen ihre Nachkommenschaft von Arbeiterinnen eines Wirtsnestes aufziehen. Kuckuckshummeln unterscheiden sich von den echten Hummeln durch das auffallend träge Verhalten auf den Blüten, dunkle, bräunlich gefärbte Flügel und die weniger dichte, struppigere Hinterleibsbehaarung, welche die glänzend-schwarze Chitinhaut durchschimmern lassen. Weibchen haben eine deutliche eingekrümmte Hinterleibsspitze, die auch gut bewaffnet sind. Bemerkt sei auch, dass ihr Stachel besonders kräftig ist.
Außerdem ist ihr Körper sehr robust und mit einen sehr harten Chitinpanzer geschützt. Schmarotzerhummeln haben an den Hinterbeinen keine "Körbchenhaare", womit sie Blütenstaub einsammeln können, noch sind sie fähig Wachs auszuscheiden. Die Wirtshummelvölker haben offensichtlich für die bei ihnen Schmarotzen Kuckuckshummeln anlockende Nestgerüche. Der Nestgeruch scheint sehr wichtig bei Kuckuckshummeln zu sein, um schließlich den meist versteckten Nesteingang des Wirtshummelnestes zu finden. Wenn ein Kuckuckshummelweibchen erfolgreich in ein Hummelnest eingedrungen ist, verliert die Hummelkönigin ihren sozialen Einfluß. Von nun an befolgen, arbeiten und orientieren sich die Arbeiterinnen, nach den "gefälschten Signalen" der Kuckuckshummelkönigin. Die Arbeiterinnen versorgen von jetzt an nur noch die Eier und Larven des Kuckuckshummelweibchen.


Link: http://www.hymenoptera.de/html/gallery/ ... h.jpg.html



Erlebnisbericht

Folgendes konnte ich in meinen Garten beobachten: Wie sich mehrere Kuckuckshummel-weibchen (Bombus norvegicus) an einem Meisennistkasten der in 1.50 m Höhe am Zwetschgenbaum hing, zu schaffen machten. Dort befand sich für die frühe Jahreszeit ein überaus starkes Baumhummelvolk. Natürliche Ansiedlung der Baumhummelkönigin war Ende Februar 2008. Der Überfall der Kuckuckshummeln ereignete sich zu einer Zeit Mitte April, wo die Obstbäume in voller Blüte standen. Am frühen Nachmittag waren mehrere Kuckuckshummelweibchen in meinen Obstgarten auf Wirtsnest suche. Sie flogen den Zwetschgenbaum von unten am Stamm an und sie suchten von unten nach oben bis sie schließlich am Meisennistkasten ankamen. Von einer Sekunde auf der anderen kamen dutzende von Baumhummelarbeiterinnen aus dem Flugloch förmlich rausgeschossen und stürzten sich auf die Angreiferinnen. Bei den Baumhummeln ist es ja bekannt, dass sie sehr wachsam sind. Es waren regelrechte Luftkämpfe, die anschließend noch am Boden weiter fortgesetzt wurden. Am Boden waren ganze Knäule von Arbeiterinnen, die nur mit einer einzigen Kuckuckshummelkönigin kämpften. An drei Tagen konnten so von mir an die 13 Kuckuckshummeln abgefangen bzw. gerettet werden, aber nicht wenige wurden auch von den Baumhummelarbeiterinnen totgestochen. Auch bei den überfallenen Baumhummeln kam es zu erheblichen Verlusten 70 Arbeiterinnen kamen dabei ums Leben. Das Baumhummelvolk hatte schließlich alle Übernahmeversuche der Kuckuckshummeln abgewehrt und entwickelte sich noch recht erfolgreich. So konnte ich gegen Mitte Mai die ersten Drohnen und Jungköniginnen beobachten. Meist gelingen nur wenigen Kuckuckshummelweibchen erfolgreiche Übernahmen, wenn schon sehr viele Baumhummelarbeiterinnen im Hummelnest sind. Baumhummeln durchschauen meistens sehr schnell welches Spiel mit ihnen gespielt wird. So konnte ich folgendes in einen meiner Hummelnistkästen beobachten: Das von einer Kuckuckshummel erfolgreich übernommene Nest, wo sich die Arbeiterinnen wehrten und fortlaufend immer wieder Kuckuckshummellarven aus dem Nest entfernten, so das sich nur sehr wenige Kuckuckshummeln entwickeln konnten.


Link: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... f=24&t=913




Bestandssituation

Obwohl die Wirtsart Baumhummel und Wiesenhummel, gebietsweise nicht selten ist und auch im Bestand leicht zugenommen haben, muß die Norwegische Kuckuckshummel in einigen Teilen Deutschlands im Bestand als gefährdete Art eingeschätzt werden. Nach den bisherigen Beobachtungen liegt die Mehrzahl der Fundorte im Bergland oberhalb etwa von 200 m NN.


Rote Liste: Die Art gilt in einigen Teilen Deutschlands als gefährdet.

Link: http://www.wildbienen-kataster.de/



Gefährdung

Hauptursache des Rückgangs und Gefährdung von Hummeln ist fast immer die Zerstörung der Lebensräume, also auch deren Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen.
Der einzig wirklich nachhaltig wirkungsvolle und stärkste Hummelfeind ist der Mensch.
Das Fällen von sehr alten Baumbeständen kann Kuckuckshummeln gefährden, denn gerade in alten hohlen Bäumen mit Spechthöhlen nisten oft einige von ihren Wirtshummelarten.



Warum geht es den Hummeln immer schlechter?

Ursachen für den Rückgang: Infolge der Zunahme des Siedlungsbereichs (Verdopplung seit den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts) erfuhren die Biotope der früheren Kulturlandschaft einen starken Rückgang. Besonders betroffen sind hiervon Streuobstwiesen, Heiden, Grünland, Weinberge und die Biotope der Ackerlandschaft. Weitere Ursachen: Versiegelung durch Überbauung, übermäßige Pflege der öffentlichen Grünanlagen und Hausgärten, verstärkte Freizeitnutzung, Pflanzung florenfremder Gehölze oder Stauden mit zum Teil starkem Ausbreitungsvermögen sowie Beeinträchtigungen durch den Straßenverkehr. Angesichts des zunehmenden Flächenverbrauchs in der offenen Landschaft etwa durch Straßenbau, Errichtung von Einkaufszentren und Bau von Gewerbegebieten sowie der Übernutzung der Kulturlandschaft durch die intensive Agrarwirtschaft darf jedoch auch innerhalb des Siedlungsbereichs der Artenschutz einheimischer Tiere nicht vernachlässigt werden. Insbesondere im Siedlungsbereich sind von naturnäheren Flächen in der Regel nur noch kleine Reste übrig, die vor allem größeren Tieren zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse häufig nicht mehr ausreichen. Auch viele Insektengruppen weisen hier bereits deutliche Verarmungstendenzen auf oder sind bereits ganz verschwunden.




Trachtpflanzen: Nektar - Pollenquelle

Haupttrachtpflanzen sind im Frühjahr Löwenzahn und Obstgehölze zu nennen. Im Sommer meist Disteln, Flockenblumen, Skabosien, Beinwell und Rotklee.






Quellenangaben

http://www.wildbienen.de

http://www.hummeln.org/

http://www.egge-weser-digital.de/htm-in ... bomnor.htm



Eberhard von Hagen - Ambros Aichhorn
Hummel
bestimmen - ansiedeln - vermehren - schützen
Fauna Verlag
ISBN: 3-935980-28-0


Helmut und Margrit Hintermeier
Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft
Obst- und Gartenbauverlag – München
ISBN: 3-87596-098-X


Günter R. Witte & Juliane Seger
Hummeln brauchen blühendes Land
Westarp Wisenschaften-Verlagsgesellschaft mbH, Hohenwarsleben
ISBN: 3-89432-097-4


Peter-Frank Röseler
Der Hummelgarten, Lebensraum und Biologie der Hummeln
TRIGA / VERLAG
ISBN: 3-89774-280-2


J.F. Gokcezade, B.-A. Gereben-Krenn, J. Neumayer & H.W. Krenn
Feldbestimmungsschlüssel für Hummeln
Österreichs, Deutschland und der Schweiz
Herausgeber: Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen
Plöchl Druck GmbH, Werndlstr. 2, 4240 Freistadt, Austria
ISSN Nr. 0253-116X


H.-J. Flügel
LEBBIMUK
Steinhummel, Bombus lapidarius: Insekt des Jahres 2005
Herausgeber: Lebendiges Bienenmuseum Knüllwald
ISSN Nr. 1613-8457





Gruß Karsten Grotstück
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