Aktivitäten im Dezember

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Jürgen Dittmer
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Aktivitäten im Dezember

Beitrag von Jürgen Dittmer »

Liebe Ameisenfreunde,

Temperaturen von 6° C. machten es bereits möglich: Im Nahbereich des regelmäßigen Beobachtungsnestes sind Periphyllus und Formica polyctena wieder aktiv, so aktiv, dass die Ameisen bereits mit sichtbar gefülltem Kropf den Heimweg antreten können. Auf dem Nesthügel bewegen sich nur einige wenige Arbeiterinnen ohne erkennbare Tätigkeiten. Die Bilder an diesem Nest sind übrigens identisch mit denen, die sich an günstigeren Orten befinden.
Zur Wetterlage: Vormittags "lugte" die Sonne gelegentlich aus den Wolken hervor, nachmittags war es trübe und unangenehm windig aber trocken. Die Fotos entstanden gegen 15.00 Uhr.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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Geättigt auf dem Heimweg?
Geättigt auf dem Heimweg?
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Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Lieber Herr Dittmer,

Für Ihre Beiträge zum winterlichen Leben der Waldameisen möchte ich mich ausdrücklich bedanken! Das ist irgendwie sehr eindrucksvoll und widerlegt die verbreitete Vorstellung, dass die Ameisen im Winter grundsätzlich für ein paar Monate inaktiv sind.
Für die Hauptmasse der Ameisen trifft das wahrscheinlich zu, aber was bewegt ein paar Tiere, nicht nur den Winter oben im Nest zu verbringen, sondern auch aktiv auf Nahrungssuche zu gehen und Rindenläuse zu besuchen?

Viele Grüße und eine schöne Adventszeit wünscht
Ihr A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Jürgen Dittmer
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Aktivitäten im Dezember

Beitrag von Jürgen Dittmer »

Lieber Herr Dr. Buschinger,

zunächst einmal vielen Dank für Ihre guten Wünsche für die Adventszeit, die ich Ihnen auch gern auf diesem Wege übermittlere!
Für mich hat die diesjährige Vorweihnachtszeit ja noch einen zusätzlichen Reiz: "Meine" Waldameisen zeigen sich weiterhin von einer spannenden, wohl bisher nicht alltäglichen Seite. Wenn das Wetter trocken bleibt und dabei die Temperaturen nicht nennenswert unter 6° C. fallen, dann kann ich ungeahnte Beobachtungen machen! Die Tageshöchsttemperatur lag heute, bei gelegentlichem diffusem Sonnenschein, bei 5-6°. Für die Bewohner des regelmäßigen Beobachtungsnestes, also einem Schattennest, war es wohl bereits zu kalt, es waren gerade einmal 3 Ameisen unterwegs: 1 auf dem Nesthügel, eine stattete Periphyllus einen Besuch ab und die dritte versuchte, eine Buche zu erklimmen.
Ganz anders im Bereich des Referenznestes ganz in der Nähe und im Waldmantel eines südlichen Straßenrandes. Obwohl auch dieses Nest kurz vor 15.00 Uhr nicht mehr von der Sonne beschienen wurde, herrschte in der Spitzahorn - Naturverjüngung und in einem Holunderbusch (Sambucus nigra) reges Leben! Einen derartigen Anblick kenne ich nur vom Frühjahr, so Anfang April! - Aphis sambuci bildet regelrechte Trauben und F. polyctena lässt sich nicht zweimal bitten.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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An F. polyctena bei Periphyllus hatte ich mich bereits gewöhnt, mit Aphis sambuci hatte ich nicht gerechnet.
An F. polyctena bei Periphyllus hatte ich mich bereits gewöhnt, mit Aphis sambuci hatte ich nicht gerechnet.
Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Liebe Ameisenfreunde,

es lohnt sich kaum, noch wieder ein Foto von melkenden Waldameisen zu zeigen. Und doch halte ich es für interessant, unsere Waldameisen selbst noch bei einer Temperatur von 1° C. so aktiv zu sehen. Seit dem Aphis sambuci bei Sambucus nigra aufgetaucht ist, wurden die Ameisen trotz der Nähe zur Frostgrenze noch einmal so aktiv. Periphyllus und ihr Wirtsbaum Spitzahorn (Acer platanoides) haben an Attraktivität verloren und wird jetzt weniger aufgesucht.
Allerdings herrscht nun im Bereich des eigentlichen Beobachtungsnestes Winterruhe!

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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Seit dem vergangenen Frühjahr hat der Holunder mit seiner Röhrenblattlaus an Attraktivität gegenüber dem Spitzahorn mit seiner Borstenlaus gewonnen. Übrigens: Die Läuse und den Zweig kennen wir bereits aus meinem vorigen Bericht, ob die selben Ameisen wie
Seit dem vergangenen Frühjahr hat der Holunder mit seiner Röhrenblattlaus an Attraktivität gegenüber dem Spitzahorn mit seiner Borstenlaus gewonnen. Übrigens: Die Läuse und den Zweig kennen wir bereits aus meinem vorigen Bericht, ob die selben Ameisen wie
Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Liebe Ameisenfreunde,

Formica polyctena ist immer noch da, allerdings seit dem 08.12.2008 nicht mehr im Bereich des schattigen Beobachtungsnestes. Hier fehlen aber auch seit dem selben Zeitpunkt die Phloemsaftsauger, die wohl mit (?) den Grund für die späten Aktivitäten liefern.
Im nahen Umfeld des bereits erwähnten, etwas günstiger gelegenen Referenznestes, kann ich weiterhin Ameisen beobachten, die sich um den Honigtau von Periphyllus und Aphis sambuci bemühen! Insbesondere im Holunder ist noch reiche Ernte möglich - wenn das Wetter mitspielt! Nach Frostnächten bei bis zu -5° C. und wenig Erwärmung am folgenden Tage und bei feuchter Witterung findet man nur die Pflanzenläuse, die Ameisen scheinen das Geschehen dann aus dem Inneren der Nestkuppel zu "beobachten", um nach frostfreien Nächten und bei trockenen Wetter wieder zu erscheinen. Ich rechne damit, dass sich dieses "Schauspiel" noch länger fortsetzen wird, zumindest so lange, bis die Nesthügel so weit durchgekühlt sein werden, das die Besuche der "Vorposten" draußen unattraktiv erscheinen. Ich werde das Geschehen bei "meinen Ameisen" weiter verfolgen und entsprechend berichten.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Liebe Ameisenfreunde,

ich müsste mich nur wiederholen, um über die beiden Nester von F. polyctena zu berichten. Daher hier nur einmal zwei Fotos vom heutigen Tage etwa gegen 14.00 Uhr, um zu dokumentieren, dass Aphis sambuci in dieser fortgeschrittenen Zeit kein "Honigschlecken" im wahrsten Sinne des Wortes mehr haben. Es sind allerdings auch nicht mehr sehr viele Waldameisen so aktiv wie diese abgebildete. Zählt man alle Individuen, so kommt man im gesamten Nestbereich auf knapp 30 Stück.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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Immernoch eifrig dabei: Die Ameisen sind so vorsichtig, dass ich besser aus der Ferne mit dem Teleobjektiv fotografiere, sonst liefere ich nur immer wieder Exemplare in Abwehrstellung - oder sie lassen sich einfach zu Boden fallen.
Immernoch eifrig dabei: Die Ameisen sind so vorsichtig, dass ich besser aus der Ferne mit dem Teleobjektiv fotografiere, sonst liefere ich nur immer wieder Exemplare in Abwehrstellung - oder sie lassen sich einfach zu Boden fallen.
Einige wenige unverholzte Triebe bieten noch etwas Phloemsaft.
Einige wenige unverholzte Triebe bieten noch etwas Phloemsaft.
Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Liebe Ameisenfreunde,

ich besuchte eben (19.30 Uhr) noch einmal eine "meiner" Kolonien und konnte bei völliger Dunkelheit, etwas Nieselregen und einer Temperatur von 3° C diese beiden F. polyctena "überraschen". Mir war zuvor aufgefallen, dass sich die Stückzahl der Arbeiterinnen je Ansammlung von Aphis sambuci nicht änderte! Hier das Ergebnis: Die Ameisen suchen nachts nicht das nahegelegene Nest auf - vielleicht, wenn es demnächst wieder kälter wird? Das Nest befindet sich "Luftlinie" ca. 2 m entfernt.

Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für die Festtage und den Jahreswechsel!

Jürgen Dittmer
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Diese beiden Ameisen dürften Sie bereits von früheren Berichten her kennen. Sie gehören zum mehrmals erwähnten Referenznest.
Diese beiden Ameisen dürften Sie bereits von früheren Berichten her kennen. Sie gehören zum mehrmals erwähnten Referenznest.
Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Liebe Ameisenfreunde,

nach einer Frostnacht mit -5° C. bei Sonnenaufgang veränderte sich das Bild am bereits bekannten Zweig nur teilweise: Aphis sambuci scheinen diese Temperaturen wenig zu beeindrucken, sie saugen fleißig weiter, während es Formica polyctena aufgegeben hat. - Und, wie das oft üblich ist: Singvögel scharrten auf der Nestkuppe und deckten sich mit einer "Ameisenmahlzeit" ein. Bei meinem Eintreffen gegen 14.00 Uhr war es ein kleiner Flug Schwanzmeisen auf der "Durchreise", die dort ihren Hunger stillten. Zu dem Zeitpunkt zeigte das Thermometer in Nestnähe 1,5 bis 2 ° C. an.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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In der Zwischenzeit begann der Nachbarstrauch bereits auszutreiben, für die Blattläuse Grund genug, auch diesen zu besiedeln. Das Foto entstand zur selben Zeit wie die vorherigen.
In der Zwischenzeit begann der Nachbarstrauch bereits auszutreiben, für die Blattläuse Grund genug, auch diesen zu besiedeln. Das Foto entstand zur selben Zeit wie die vorherigen.
Jürgen Dittmer
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Beitrag von Jürgen Dittmer »

Liebe Ameisenfreunde,

der Dezember des Jahres 2008 ist so gut wie vorbei, und es fehlt noch ein abschließender Bericht über das Dauerbeobachtungsnest und das Referenznest bezüglich „neuartiger“ Verhaltensweisen von Formica polyctena zu dieser späten Jahreszeit.
Seit dem 26. d. M. haben wir Dauerfrost bei Temperaturen bis –8° C. – kein Anreiz mehr, die Nester zu verlassen. Die Kälte wird jetzt auch die „Vorposten“ veranlasst haben, in tiefere Regionen vorzudringen, etwa dort hin, wo sich die Masse der Bewohner wohl seit dem ersten Kälteeinbruch in der Zeit vom 23. bis 26.11.2008 befindet. Plausibelisiert wird diese Annahme durch Veröffentlichungen verschiedener Autoren, nach denen herbstliche Nesttemperaturen von 10° und darunter das Ameisenvolk veranlassen, die Tiefe des Nestes für die Winterruhe aufzusuchen – der traditionelle Zeitpunkt dafür liegt im November - nur die Vorposten (Weckerinnen) halten zunächst weiterhin Kontakt zur Außenwelt. Dieser Kontakt wurde so lange aufrecht erhalten und für Ausflüge genutzt, wie die Tagestemperaturen noch nicht die 0° - Grenze erreichten – und Fouragieren noch lukrativ erschien (Letzteres nur im Bereich des Referenznestes, daher wohl auch die länger anhaltenden Aktivitäten?). Das endete mit Eintritt des „Dauerfrostes“ am 26. d. M.. Die „Melkkühe“, allerdings, befinden sich derzeit noch immer an den Knospen des Holunder, dort aber zusammengekauert und regungslos. Etwas Bewegung kommt in diese Herden, wenn sie, trotz Frostes, von der Sonne beschienen werden.

Also: Nach OTTO, D., 2005, „Die Roten Waldameisen“, und eigenen Beobachtungen beginnt die Winterruhe bei Formica polyctena im November, so war das in diesem Jahr auch! Ungewöhnlich sind dann wohl nur die lange anhaltenden Aktivitäten der Vorposten, die man nicht mit allgemeinen Aktivitäten des Ameisenvolkes verwechseln darf!

Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für das neue Jahr!

Jürgen Dittmer
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