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Plage!?

Verfasst: 19. Sep. 2008, 13:33
von Hausi
Hallo Leute,

ich möchte mich mit zwei Anliegen an euch wenden.

Wir haben mehrere (mindestens drei oberirdische Bauten) Ameisen-Völker in der Lärmschutzhecke (über 100m Länge!) unserer Wohnanlage... => schwarzer krabbelnder Belag in der Hecke, das Rascheln ist gut zu hören.

Zur Beschreibung der Ameisen kann ich nur soviel mitteilen, dass es sich um schwarze Ameisen in der Größenordnung der "großen roten Waldameise" handelt, welche u.A. oberirdische Bauten im Heckenbereich, aber auch unterirdische Bauten im Rasen- und Heckenrandbereich besiedelt.
Überwiegend halten sich die Ameisen in der Hecke auf. Jedoch gibt es Ausläufer zu den frei stehenden Bäumen und zu den Mülltonnen(unterirdische Bauten).
Problematisch wird es, wenn die Tierchen bis an die Häuser vordringen.

Beobachten konnte ich, dass diese Ameisen "verrückt" nach frischen Gartenabfällen (Häckselgut vom Heckenschnitt) sind. Befindet sich eine solche Ameise auf der Haut, dann beißt sie gerne zu (Kein Säureangriff!).

Die Bereiche der Erdbauten (Freifläche bzw. Heckenrand) erkennt man an einer Kraterbildung: Der Außenrand sieht aus wie aufgeschüttet/angehoben und zur Mitte hin sieht das Erdreich (trockener Sandboden) eingefallen aus. Mittig steht u.A. ein Ameisenhaufen.
An Bäumen erkennt man im Wurzelbereich zum Baumstamm hin angehobenes Erdreich und ovale Eingänge.

Nun meine Fragen:

1. Um welche Ameise handelt es sich? Um die große Wiesenameise?

2. Gibt es eine schonende Art, die Ameisen dazu zu bewegen, andere Regionen aufzusuchen? (Hecke ausmisten, unbeliebte Pflanzen und andere zulässige Methoden)
Zumal im Umfeld der Wohnanlage Kinder spielen und die Optik durch die Erdverwerfungen leidet.

Sollten eventuell Bilder von den Tierchen und/oder den Erd- und Hügelbauten benötigt werden, laßt es mich wissen.

Danke für eure Antworten.

Gruß Frank

Verfasst: 19. Sep. 2008, 17:59
von Gerhard Heller
Hallo Frank,

falls Sie erst mal ein paar Bilder von Ameisen und Bauten machen, kann man wahrscheinlich schon eine Aussage machen.

Gruß
G. Heller

Verfasst: 19. Sep. 2008, 19:47
von Hausi
Hallo Herr Heller,

die Fotos sollen nicht das Problem werden. Die kann ich spätestens Montag machen. Falls es nicht regnet, kann ich auch mal in die Hecke und auf die "Straße" schauen lassen.

Heute habe ich mir mal eine der Ameisen genauer angeschaut:
Sie hat einen schwarzen Kopf, (rötlich)braunen Rücken und einen schwarzen Hinterleib.

Wie bekomme ich diese hochaktiven Tierchen dazu, dass sie für ein Foto stillhalten? Wäre doppelseitiges Klebeband hilfreich, um mal einige Tierchen beim Drüberlaufen zu fixieren?

Gruß Frank

Verfasst: 20. Sep. 2008, 16:17
von Gerhard Heller
Hallo Frank,

es wird ja wohl auf eine Waldameisenart hinauslaufen. Um eine Arbeiterin zu fotographieren, kann man diese in einem Röhrchen einige Minuten ins Eisfach legen.

Gruß
G. Heller

Verfasst: 23. Sep. 2008, 01:11
von Hausi
Hallo Herr Heller,

Im Anhang einige Bilder der Bauten und der Tierchen. Ich hoffe, dass diese Aufnahmen bei der Beantwortung meiner Fragen weiterhelfen können.

Gruß Frank

Verfasst: 23. Sep. 2008, 01:15
von Hausi
Einige Fotos fehlten noch:

Verfasst: 23. Sep. 2008, 14:43
von Gerhard Heller
Hallo Frank,

es handelt sich, wie absehbar, um Waldameisen. Welche Art, kann man anhand der Fotos nicht erkennen, aber das spielt im Hinblick auf die Frage nach dem Umgang mit den Tierchen auch keine Rolle, denn alle sind gesetzlich geschützt. Die Anwesenheit von Waldameisen im Garten kann natürlich zu so erheblichen Belästigungen führen, dass auch Umsiedlungsaktionen in Betracht gezogen werden müssen. Ob dies in Ihrem Fall in Frage käme, hängt vom Umfeld ab. Falls Sie am Waldrand wohnen, und die Nester im Garten Teil einer dort ansässigen, aus vielen Nestern bestehenden Kolonie sind, hätte eine Umsetzung nur geringe Erfolgschancen. Es ist damit zu rechnen, dass die Plätze im Garten bald wieder rekolonisiert würden.
Sie sollten sich an den für Ihr Bundesland zuständigen Verband der Ameisenschutzwarte wenden, um mit einem Mitarbeiter vor Ort nach einer Problemlösung zu suchen.

Viele Grüße
G. Heller

Verfasst: 23. Sep. 2008, 17:29
von Buschinger
Hallo Frank,

Wenn „PCH“ das Ortskennzeichen von Parchim ist, so wohnen Sie in MeVo, wo es leider keinen eigenen Landesverband der Deutschen Ameisenschutzwarte gibt.

So kann ich Ihnen nur empfehlen, sich mal an die ASW Nord zu wenden:
http://www.ameisenschutzwarte.de/asw.ph ... w&verein=6

oder an die Brandenburgische ASW:
http://www.ameisenschutzwarte.de/asw.ph ... w&verein=3

Ich hoffe, dass sich jemand aus einem der beiden Landesverbände die Sache mal ansieht und eventuell eine Umsiedlung in die Wege leitet, falls das sinnvoll erscheint (vgl. letzten post von Herrn Heller).

Auf jeden Fall handelt es sich um Waldameisen, die „besonders geschützt“ sind, so dass man sie nicht einfach umbringen darf.
Vielleicht kann Ihnen auch die örtliche Naturschutzbehörde einen hilfreichen Tipp geben.

Vielleicht ist auch die Belästigung durch die Tiere nicht so gravierend, dass man sie unbedingt los werden muss? - Kinder sind durch die Ameisen absolut nicht gefährdet, in Wohnungen kommen sie höchstens ausnahmsweise, und die "Optik" des Gartens kann doch eher gewinnen, wenn da so interessante und als Schädlingsbekämpfer (!) äußerst nützliche Tiere leben? Das hat jedenfalls nicht jeder! Für manchen Besucher könnte das rege Treiben der Tierchen sogar faszinierend sein.

Wenn Sie hier oben das Emblem der DASW anklicken, kommen Sie auf eine Seite, auf der sehr viel Interessantes über die Waldameisen zu finden ist.

Viele Grüße,
Ihr A. Buschinger

Verfasst: 23. Sep. 2008, 19:50
von Hausi
Also wenn ich die Beschreibung der Ameisen bei wikipedia.de anschaue, dann möchte ich fast meinen, dass wir die großen Wiesenameisen haben.
=> http://de.wikipedia.org/w/index.php?tit ... 0426040435
bitte mit erstem Bild im Anhang vergleichen.
Ich müßte noch einmal eine hochauflösende Nahaufnahme von einem ausgewachsenen Exemplar machen.

Mir geht es bei meinem Anliegen auch nicht um die Vernichtung der Krabbeltiere, da diese Art wohl eher nicht in die Häuser geht.
Jedoch ist die "Bevölkerungsdichte" auf ca 100-150m Länge der Lärmschutzhecke mit 5 oberirdischen und -zig kaum ausfindigzumachenden unterirdischen Bauten meines Erachtens doch recht hoch.

Auch ist es nicht so gut, wenn die Ameisen die Mülltonnenstellplätze und die Tonnen selber "stürmen". Aber hier schafft die meiste Abhilfe die Sauberkeit der Stellplätze...
Nur verbiete mal den Ameisen in die Mülltonnen zu gehen... :lol:
Die "Bieser" haben ja verschiedene Vorlieben, so dass sie die gelben Tonnen (Grüner Punkt) und die Hausmülltonnen besuchen, um dort Nahrung zu finden. Leider schließen die großen 1100L-Tonnen nicht wirklich dicht (oft defekte Gummidichtung), so dass sie ihre Schlupföcher finden.
Anders die kleinen Bio-Tonnen => Da kommen sie an den Inhalt nicht ran, weil die Deckel dicht schließen.

Eine Umsiedlung hätte IMHO mit Sicherheit auch keinen Erfolg, da der von mir beschriebene Bereich der Lärmschutzhecke nur ein Bruchteil der gesamten Hecke beträgt.
Ich habe den Rest der Lärmschutzhecke zwar nicht gründlichst untersucht, aber ich denke, dass dort wesentlich weniger oder garkeine Ameisen drin stecken werden. Zumindest gibt es dort keine auffälligen Ameisenhügel oder Aktivitäten am Heckenrand, so wie in unserem Abschitt der Lärmschutzhecke.

Wie ich schon schrieb, geht es mir nicht um die Vernichtung, sondern vielmehr darum, wie ich diese Tierchen ohne denen zu schaden mit natürlichen Mitteln von der Wiese und in andere Heckenbereiche drängen kann, wo Parkplatzflächen sind.

Gut, wie ich schon bemerkt habe, lieben die frisches Häckselgut vom Heckenschnitt. So etwas kontinuierlich in die Hecke streuen und verteilen wäre eine Sache. Nur könnte man sich damit noch andere unliebsame Gäste einladen.
Besser wäre sicherlich, die Hecke auszumisten, das Laub und trockenes Unterholz zu entfernen, um den Ameisen somit einen Teil der Nahrungsgrundlage zu entziehen. Ich glaube nicht, dass diese Aktivität strafbar wäre. Aber ob dieses hilft, die Tiere zum Weiterziehen zu bewegen?

Darf ich eigentlich die Erdverwerfungen rund um die Bauten einebenen oder wäre das schon ein strafbarer Eingriff in die Kolonien?

Ich hänge noch zwei weitere Fotos an, die einmal den Heckenbereich und einmal den Rasenbereich zwischen Hecke und Haus zeigen.


Gruß Frank

Verfasst: 24. Sep. 2008, 08:39
von Rene Schulze
Hallo Hausi,

Waldameisen kann man nicht so einfach unterscheiden. Bei verschiedenen Arten wie Formica rufa und Formica polyctena ist eine Differenzierung sogar nur mit einer guten Lupe oder einem Binokular möglich.

Deshalb ist ein Vergleich mit Bildern aus der Wikipedia für eine erfolgreiche Artbestimmung ungeeignet. Bei wirklich guten, hochauflösenden Nahaufnahmen kann man u.U. Formica pratensis oder Formica truncorum von Formica rufa bzw. Formica polyctena unterscheiden, aber anhand Ihrer Fotos ist leider nur die Zuordnung zur Untergattung Formica sensu stricto (Waldameisen im engeren Sinn) machbar.

Da sich alle einheimischen Ameisenarten nahezu ausschließlich von Insekten und Honigtau ernähren, ist der wahrscheinlichste Grund, warum sich die Tiere auf das Häckselgut stürzen, der Abtransport von neuem Baumaterial oder die Errichtung eines neuen Nestes. Man findet auch im Wald oft Waldameisen, die in Hackschnitzelhaufen einziehen, obwohl dies auf Dauer keineswegs ein idealer Nistplatz ist.

In den Mülltonnen dürften die Tiere vor allem nach zucker- oder eiweißhaltigem Abfall suchen bzw. die dort eventuell lebenden Insektenlarven (z.B. Fliegenmaden) "abernten".

Was das Einebnen von Erdverwerfungen angeht, ich fürchte, dass das auch schon ein unrechtmäßiger Eingriff wäre, wenn dadurch der Nestbereich der Ameisen gestört bzw. zerstört oder beschädigt wird.
Hier finden Sie den Auszug aus dem Bundesnaturschutzgesetz, der sich auf geschützte und besonders geschützte Arten bezieht:

http://www.ameisenschutzwarte.de/frame. ... echtliches

Viele Grüße,

René Schulze

Verfasst: 24. Sep. 2008, 10:44
von Hausi
Rene Schulze hat geschrieben:Was das Einebnen von Erdverwerfungen angeht, ich fürchte, dass das auch schon ein unrechtmäßiger Eingriff wäre, wenn dadurch der Nestbereich der Ameisen gestört bzw. zerstört oder beschädigt wird.
Ich habe es fast befürchtet...

Bleibt also notfalls nur eine Sondierung, ob innerhalb der einzuebnenden Höhe der Erdwülste Gänge vom Nest sind, bevor eine Einebnungen des Erdreiches vorgenommen werden könnte.

Das muß ich also dann bei der Rasenreparatur bzw -Neusaat berücksichtigen. Im Zweifelsfalle werde ich Rücksprache mit der vor Ort ansässigen Naturschutzbehörde nehmen müssen.

Gruß Frank