Waldameisenart (evtl. Formica rufa)

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Lasius Flavus
Beiträge: 2
Registriert: 15. Sep. 2008, 01:50

Waldameisenart (evtl. Formica rufa)

Beitrag von Lasius Flavus »

Hallo,

Wie der Titel schon sagt geht es um Waldameisen. Ich habe einen kleinen Ameisenhaufen entdeckt der an einer Lichtung im Wald liegt. Dieser ist nicht gerade groß, schätzungsweise 40 cm lang und 10 cm hoch. Wie schon vermerkt ist ist dieses Nest der Länge nach gebaut, was daran liegen muss dass das als Gründung genutzte Holzstück lang und kurz ist. Als ich einige wenige Ameisen darauf laufen sah dachte ich zuerst an Formica (Raptiformica) sanguinea. Beim genaueren hinsehen bemerkte ich die unterschiede zur besagten Gattung und schloss die Raptiformicas´s aus. Als zweiten Schritt lies ich einige Ameisen auf meinen Finger klettern der sofort angegriffen wurde. Als ich dann an meinem Finger den Geruch von Ameisensäure vernahm dachte ich sofort an Formica rufa, meine Frage ist auf welche Waldameisen dies noch zutrifft?

Mein zweites Anliegen zu diesem Nest ist, dass es in einem "Holzfällergebiet" liegt in dem vielleicht bald wieder gearbeitet wird, da ich weis wie wichtig diese Formica Arten für den Wald sein können und das diese immer seltener anzutreffen sind wollte ich fragen was ich nun tun kann. Ich habe mir überlegt beim Forstamt anzurufen, und darauf aufmerksam zu machen. Andererseits weis ich nicht ob das zu voreilig oder dem Forstamt nicht wichtig genun ist. Also wohin kann man sich diesbezüglich wenden? Und ist das Forstamt der richtige Ansprechpartner? Kann ich dieses Nest denn irgendwie schützen? Oder ist es noch zu klein um zu sagen das es den Winter übersteht?
Michael Schön
Beiträge: 108
Registriert: 09. Mai. 2004, 11:17
Wohnort: Kassel

Beitrag von Michael Schön »

Hallo Lasius flavus, ich fange mal mit deinem 2ten Anliegen an.
Generell ist ein Aufmerksam machen, auf ein bestehendes Nest beim zuständigen Förster, das richtige um einem eventuell durch Holzfällarbeiten bevorstehenden Schaden zu verhindern!
Mache dem Förster nochmals auf den Status der besonderst geschützten Art aufmerksam!

Nachzulesen ist dies im Naturschutzgesetz!

Ein Schutz der das Nest in keiner Weise beeinträchtigt, ist zum Beispiel ein Holzpfahl mit Signalfarbe der neben dem Nest platziert wird. So wird auf dieses kleine Nest aufmerksam gemacht und man kann Obacht geben (sollte nur in Absprache mit dem Förster gemacht werden!).

Nun deine Angaben zur Art sind allerdings sehr ungenau.
Bitte sende mir einige Arbeiterinnen zu, um diese eindeutig bestimmen zu lassen:

Michael Schön
2. Vorsitzender der ASW Hessen
Berlepschstr.6
34119 Kassel

Mit dem bloßen Auge ist es für unerfahrende kaum möglich die Unterschiede zwischen Arten der Gattung Formica zu erkennen.

Im übrigen benutzt auch Raptiformica sowie alle anderen Formica Arten die bekannte Ameisensäure zur Verteidigung und Jagd.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Schön
2. Vorsitzender der ASW Hessen
Jürgen Dittmer
Beiträge: 122
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Waldameisenart

Beitrag von Jürgen Dittmer »

Hallo, Lasius flavus,

Fernbestimmungen von Waldameisen sind eigentlich nicht möglich, schon lange nicht am Geruch! Vielleicht sollten wir wie folgt an die Sache herangehen:
Die Hügel bauenden Waldameisen stehen, mit Ausnahme von Formica sanguinea, unter besonderem Schutz, das heißt, im Falle von Holzeinschlagsarbeiten müsste ganz besondere Rücksicht genommen werden. Und diese Rücksicht muss der nehmen, der die Forstarbeiten durchführt, also, das Forstamt! Wenn Sie ausschließen können, dass es sich hier um F. sanguinea handelt, sollten Sie auf jeden Fall dort anrufen, bzw. beim örtlichen Förster. Entweder ist das Ameisenvorkommen dort bereits bekannt, oder es handelt sich um eine kürzliche Zuwanderung. Auf jeden Fall wird man sich Ihrer Sorgen annehmen.
Und nun noch einmal zur Bestimmung von F. sanguinea, die eigentlich mit keiner anderen Waldameisenart zu verwechseln ist:
Bei F. sang. ist der Vorderand des Kopfschildes in der Mitte eingebuchtet, der Mittelrücken ist kahl, meist ohne schwarze Flecken, wie wir das von F. rufa und F. polyctena kennen. Auffällig bei F. sang. sind der hell- bis dunkelrote Kopf, Mittelrücken und die Beine; Stirn und Stirnleisten sind dunkelbraun oder nur leicht angedunkelt. - Wenn Sie also F. sang. ausschließen können, dann ist wohl der wichtigste Schritt getan, wenn Sie bei der Forst vorstellig waren! Dann kann man mit der Sicherheit der Waldam. ersteinmal rechnen. Ob F. rufa oder F. polyctena ist dann nicht mehr so sehr wichtig (eilig). Vielleicht kommen Sie auch weiter, wenn Sie unter "Ameisenraub" von Rene Schulze (15.09.08 ) den Hinweis auf die Bestimmung von F. rufa u. F. polyctena nachlesen!

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
Michael Schön
Beiträge: 108
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Wohnort: Kassel

Hinweis zur Selbstbestimmung von Waldameisen

Beitrag von Michael Schön »

Danke nochmals Hr. Dittmer, selbstverständlich ist uns als Sachverständigen so eine Art sehr auffällig und eindeutig von anderen Formica Arten zu unterscheiden.
Dennoch wissen wir nicht wie die Ameisen Kenntnis von Lasius flavus ist, aus meiner Erfahrung heraus, kann ich nur sagen das sich viele Unerfahrene doch sehr schwer tun.
Was auch verständlich ist auf dem ersten Blick sind ja alle Waldameisen rotbraun.
Am besten nimmt man eine Lupe (10 fache) zur Hilfe ....

Alles andere kann man auf der ASW HP nachlesen und zwar im Bestimmungsschlüssel zu Waldameisen ( auch mit Angaben zu Raptiformica ) .....

http://www.ameisenschutzwarte.de/frame. ... bestimmung


Mit freundlichen Grüßen nach Niedersachsen

Michael Schön
2 Vorsitzender der ASW Hessen
Lasius Flavus
Beiträge: 2
Registriert: 15. Sep. 2008, 01:50

Beitrag von Lasius Flavus »

Vielen dank für die aufschlussreichen Antworten!

Herr Schön,

ich habe keine große Erfahrung mit Waldameisen, jedoch traue ich mir schon zu die Gattung der Formica sanguinea auszuschließen die ja reichlich im Wald anzutreffen sind. Um sicher zu gehen was das für Waldameisen sein könnten würde ich gerne auf ihr Angebot zurückkommen ihnen einige Arbeiterinnen zu schicken. Probleme würde mir das entnehmen der Ameisen jedoch machen die sich höchstwarscheinlich bald in der Winterruhe befinden und ich somit das Nest evtl. beschädigen müsste. Da ich nicht weis inwiefern das den Ameisen Schaden zufügen könnte.

Ich würde mir die Bestimmung ggf. selber zutrauen, da ich im Besitz einiger hervorragender Bestimmungswerkzeuge bin dürfte ich das dank ihres Links bei dem sehr detailiert beschrieben wird worauf man achten muss bei der bestimmung dieser leicht verwechselbaren Art.

Herr Dittmer,

danke für ihren Tipp mich beim Forstamt zu melden, ich werde mich so schnell wie möglich an die Bestimmung der Ameisen machen und im darauffolgendem Schritt das Forstamt oder eben den zuständigen Förster informieren.

Was mich jedoch interessieren würde ist ob die Ameisensäure der Formica sanguinea identisch wahrzunehmen ist wie, bei F. rufa oder F. polyctena. Ich kann dies nur so beschreiben das der Geruch sehr extrem war, es war dieser nach Essig in der Nase beßender Geruch den ich bei F. sanguinea nie feststellen konnte.

mit freundlichen Grüßen

Lasius Flavus
Jürgen Dittmer
Beiträge: 122
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Waldameisenbestimmung

Beitrag von Jürgen Dittmer »

Hallo, Herr Schön,

danke für die Grüße aus Hessen!
Mit meiner Beschreibung von Form. sanguinea wollte ich natürlich nicht Ihnen "verklickern", wie diese aussehen, sondern sicherstellen, ob es sich nun tatsächlich um diese handelt oder nicht. Für den Laien gibt es in der Regel keine Unterschiede. Dabei ist es für das weitere Vorgehen schon sehr wichtig, zu wissen, ob dieses ausgeschlossen sein kann oder nicht. Für den eventuell einzuleitenden Schutz ist es zunächst unerheblich, ob man F. polyctena oder F. rufa vor den Gefahren des Holzeinschlags bewahrt. Wenn man viel Lärm um eine Art macht, die nicht dem besonderen Schutz unterstellt ist, dann ist das aus tierschützlerischer Sicht dankenswert, aber formell weniger leicht zu plausibillisieren, was man da vor hat!
Übrigens freue ich mich natürlich immer, wenn hier im Forum auch einmal etwas über Hügel bauende Waldameisen zu lesen ist. Da möchte man, auch als "Nichtsachverständiger", gern einmal seine Erfahrung/ Meinung mit einbringen. Ich bin mehr als vierzig Jahre als Forstbeamter tätig gewesen, und immer spielte für mich die Hügel bauende Waldameise eine herausragende Rolle!
Ob F. sanguinea nun anders riecht, als die übrigen Waldameisen, vermag ich nicht zu beantworten, ist mir noch nicht aufgefallen, vielleicht sind Sie als Sachverständiger besser im Bilde. Auf jeden Fall möchte ich die einzelnen Ameisenarten nicht anhand ihrer Gerüche bestimmen wollen!

Dieses soll auch gleichzeitig meine Antwort an Lasius Flavus sein.

Mit freundlichen Grüßen von Bundesland zu Bundesland,

Ihr Jürgen Dittmer




Hallo, Lasius Flavus,

ich sehe das auch so: Sollten "Ihre" Ameisen tatsächlich jetzt im Spätsommer nicht mehr aus dem Nest hervor kommen, wäre es falsch, dieses zu öffnen um Proben zu nehmen. Die Ameisen würden es nicht mögen und der Gesetzgeber ebenfalls!
Ein erstes Gespräch mit der Forst könnte dann ja in die Richtung gehen, dass Sie noch abklären müssen, ob es sich um die eine oder andere besonders geschützte Art handelt. Genaueres ließe sich erst im Frühjahr exakt sagen. Dann haben Sie schon einmal den "ersten Fuß in der Tür", und man wird entsprechend auf Sie eingehen.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
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