In den Beiträgen zu Probleme mit Ameisen wird immer wieder diskutiert, was zur Ansiedlung von Ameisen im Haus, unter Fußböden, in Mauerwerk, Fensterrahmen, Isoliermaterialien usw. führen kann und was man dagegen unternehmen sollte.
Bei uns war ein Austausch von Holz-Schiebeelementen am Wohnzimmer fällig, nicht wegen Ameisenbefalls, sondern weil sich das Holz verzogen hatte, und weil neue Elemente eine bessere Wärmedämmung ermöglichen sollen.
Beim ziemlich rabiaten Ausbau der alten Elemente bekam ich einen tiefen Einblick in die baulichen Gegebenheiten an meinem Haus (Abb. 1).
Nach glaubwürdiger Versicherung der Handwerker (die sehr gut gearbeitet haben!) ist das, was wir zu Gesicht bekamen, durchaus Standard, ist also fast überall so!
Auch Fenster sind ähnlich eingebaut.
Man könnte ein Formikarium für bestimmte Ameisenarten kaum besser einrichten. Ich denke dabei an Lasius brunneus und L. emarginatus, die häufigsten Schadameisen laut unserem Forum. Aber auch Pharaoameisen würden sich in diesem Hohlraumsystem ganz bestimmt wohlfühlen.
Die Holzrahmen waren nicht verrottet. Zwischen diesen und dem grobporigen Mauerwerk waren unten wie auch an den Seiten größere und kleinere Hohlräume, partiell mit Bauschaum ausgefüllt. Auch Zugangsmöglichkeiten hätten Ameisen gehabt, unter der Aluminiumschwelle oder seitlich zwischen Rahmen und der Styropor-Wärmeisolierung. Die Schwelle führte direkt auf die Terrasse, die vielleicht 1-2 cm tiefer liegt.
Mit den Augen einer Ameise gesehen hat mir besonders der Bauschaum gefallen (Abb. 2).
Löchrig wie ein Schwamm, gut bearbeitbares Material, Platz für Millionen Ameisen!
Und dennoch: Außer uralten Spinnweben (Baujahr 1979) fand sich keine Spur von Leben.
Ich kann mir das jetzt nur noch so erklären, dass den Ameisen etwas ganz Wesentliches gefehlt hat: Feuchtigkeit! - Die ganze Konstruktion war bröseltrocken.
Zwei Gesichtspunkte möchte ich hiermit herausstellen, die bei allen Planungen von Bekämpfungsmaßnahmen gegen Ameisen im Haus unbedingt berücksichtigt werden müssen:
1.) Jegliche Zufuhr von Feuchtigkeit/Nässe muss unterbunden werden, ob von außen (z.B. am Rand von Fensterbänken, Türrahmen), oder durch undichte Stellen im Dach bzw. an Regenfallrohren, oder durch Kondenswasser an Dampfsperren in der Wand- bzw. Bodenkonstruktion, oder durch evtl. undichte Wasserleitungen.
2.) Angesichts der zahllosen Hohlräume und Zugangsmöglichkeiten ist es in den meisten Fällen wohl unmöglich, die Ameisen mit Silikon usw. auszusperren, alle Zugangsmöglichkeiten ameisendicht zu verschließen.
Dies sind nun praxisnahe Erfahrungen. Bisher habe ich mir auch nicht vorstellen können, dass unsere Behausungen dermaßen ameisenfreundlich sind bzw. sein können. Ob man in derartigen Konstruktionen ein Insektizid hinreichend verteilen kann, kommt mir zweifelhaft vor. Selbst Begasung erscheint schwierig, da das Gas an vielen Stellen entweichen kann und weite Bereiche vielleicht gar nicht erreicht. Köderverfahren sind wohl der einzige Weg, einen Befall zunächst mal zu tilgen.
Was bleibt, ist der einladende Wohnraum, der garantiert bald eine neue Königin zum Einzug bewegen wird.
Damit wird meiner Meinung nach das Trockenlegen der befallenen oder gefährdeten Bereiche zum A und O der Ameisenbekämpfung im Haus!
Viele Grüße,
A. Buschinger
Wohnraum für Hausameisen
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Wohnraum für Hausameisen
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!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Re: Wohnraum für Hausameisen
Das ist eine toller Überblick.
Ich glaube ich werde das mal meinen eltern weiterleiten, die hatten letztes Jahr ein ähnliches Problem.
Ich glaube ich werde das mal meinen eltern weiterleiten, die hatten letztes Jahr ein ähnliches Problem.
morgen ist heute schon gestern...
Re: Wohnraum für Hausameisen
Ja, danke für diese Aufzählung. Sie hilft sicher weiter!