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Lasius B. hab ich auch? - L. emarginatus
Verfasst: 21. Jul. 2008, 14:23
von karbbler
Beste Leser!
Folgende Zeilen habe ich mit einigen gefangenen Ameisen auf den Weg zu Herrn Heller geschickt, als meine Registration noch nicht gelungen war. Ich freue mich auf Hilfe!
Ich kenne Ameisen aus meiner Jugend nur als schutzwürdige Tiere, aus dem Schwarzwald. Im Forstamt meines Vaters wurden größere Anstrengungen unternommen die Hügel zu bewahren usw.. Mittlerweile habe ich sie auch als weniger freundlich kennengelernt. Daher bin für Ihre Aktivität im Forum der Ameisenschutzwarte doppelt dankbar. Einerseits für den Schutz, andererseits für die Hilfe, die ich hier erhielt und mir weiterhin erhoffe. An anderen Stellen findet man viel Kommerz und eine Mischung aus Lavendelduft und Backpulverschaum. Ich habe einige eindrucksvolle Beiträge im Forum dankbar studiert und gehe mit meiner Kolonie nun den von Ihnen vorgeschlagenen Weg. Der beginnt mit dem Fang und Bestimmung der kleinen Hausfreunde. Meine Fangmethode ist noch nicht optimiert, ich hoffe aber, Sie können die Art dennoch identifizieren.
Das Problem liegt so:
Vor drei Wochen von mir bezogen: Eine Hochparterrewohnung (Bodennieveau liegt etwa 50cm über Erdboden) mit Wachsabdichtung an einer Fussleiste in Nähe der Heizungsrohre eines Zimmers in der Südostecke des Hauses. Bei entfernen der Abdichtung bei der Renovierung große Mengen von Ameisen im Zimmer. Leider war ich da nicht dabei. Der Handwerker spritzte Gift und dichtete neu ab. Keine Ameisen mehr im Zimmer.
Im darunterliegenden Keller wurde seit Einzug etwa 750ml Isomaterial durch Ritzen der Holzverschalung herausgearbeitet (Stelle 1). Über Schätzungsweise 3-4 qm. Da die Decke aber recht dicht scheint kann es ohne weiteres eine größere Fläche sein. Leider zeigen sich auch auf anklopfen keine Tiere, sodass die Bestimmung schwer ist. An einer anderen Stelle (Stelle 2) , ca. 3 m entfernt rieselt am Übergang zwischen Wand feine humushaltige Erde (oder Mörtelmehl?) und liegt in kleinen Häufchen am Boden. Die Fundamente des alten Hauses sind offen, man sieht die magere Mörtelqualität. Der Keller ist als feucht bekannt.
Aussen liegt ein Schotterbett um das Fundament. Beim wegheben der Steine zeigt die Mauer unter dem Putz Hohlräume. An der Stelle 2 wurden viele geflügelte Ameisen gefunden, auch Arbeiter. Leider haben sich die Geflügelten in Sicherheit gebracht bevor ich fangen konnte. Denn der Kammerjäger hat in die Kellerdecke Giftgel injitziert, und ich wollte gern dabei sein. In der Wand gibt es ein Einschlupfloch bei der Befestigung der Regenrinne auf Höhe der Kelledecke. Dort mässiger Betrieb, (ca. 15 Ameisen pro Minute) der für mich als Fangquelle genutzt wurde. Das ist die Stelle wo im Keller die Gartenerde gefunden wurde.
An der Stelle wo innen die Isolationsausräumung stattfindet (Stelle 1) fand ich aussen an Wand und im Kiesbett etwas größere Ameisen. Die sind sehr geschickt, kennen Tricks um nicht gefangen zu werden und bewegen sich ruckartiger. Ich habe auch davon zwei gefangen und auf dem Blatt rot markiert. (Die eine davon sieht zwar zerknüllt aus, sollte aber noch ziemlich unversehrt sein. ) Dort befindet sich an der Hausmauer Gebüsch, es ist etwas feuchter. Wie gesagt alles Südwand, mit weitem Dachüberstand. Es könnte sein, dass es sich um zwei unterschiedliche Arten in dem Raum zwischen Zimmerboden und Kellerdecke handelt. Ich vermute aber eher, dass es die kleine Art ist, die sich durch Wand und Decke ein vernetztes System an Brutgelegenheiten geschaffen hat.
Von dem Gel verspreche ich mir keine Wirkung, da es an einer Stelle an der Aussenwand, wo es sichtbar angebracht wurde keine Ameisen anzieht. Weshalb sollte es dann im Gebäude angenommen werden. Der Wirkstoff war ein Di- irgendwas -Arsenat. Auch meine seit heute morgen ausgestellten Eierbecher mit Zucker, Honig, Marmelde werden nach zwei Stunden in Nähe des Einschlupfloches nicht angenommen. Der Kammerjäger schlägt vor einen breiten Streifen um das Haus mit einem Kontaktgift zu begiessen, was mehrere hundert Franken kosten soll. Mir erscheint die Methode fragwürdig, und wenig erfolgversprechend.
Bevor ich mich auf die Suche nach Fipronil - haltigem Gift (gibts das in der Schweiz?) mache würde ich mich über Ihre Einschätzung und Hilfe freuen. Leider gelang mir die Registration im Forum nicht. Würde mich freuen, Sie könnten diesen Text dort einstellen sobald ich Ihre mailadresse habe. Eine Antwort nehme ich auch gerne per mail entgegen. Vielen Dank im Voraus und freundliche Grüße sendet
Matthias Hink
Nachtrag für das Forum:
1. )Mittlerweile tropft das Gel von der Kellerdecke und wenn man nicht aufpasst verteilt sich das ganze mit den Schuhe über den Raum. Wer weiss wie giftig Arsenite für den Menschen sind? Wie lange die Halbwertszeit ist?
Viele Grüße
M. Hink
Verfasst: 23. Jul. 2008, 09:28
von mariahellwig
Hallo Herr Hink,
schön das Sie sich die Mühe gemacht haben Ihre Beobachtungen so detailiert zu beschreiben.
Das Vorgehen des Kammerjägers ist in der Tat fragwürdig. Das Mehl deutet auf Lasius Brunneus hin. Würde aber trotzdem eine Bestimmung für sinnvoll halten.
Wenn Sie Proben auslegen wie Marmelade, Honig, etc. ist es auch wichtig wie diese aufbereitet sind. Die Nahrung sollte dünnflüssig sein(mit Wasser verdünnen) und so angeboten werden dass die Ameisen diese gut aufnehmen können. Hier hat sich bewährt, die Lösung mit Wattestäbchen aufzusaugen und auszulegen.
Ein weiteres Problem dieser Jahreszeit ist Nahrungsangebot in der Natur. Es ist nicht einfach jetzt Ameisen im! Haus zu bekämpfen, wenn man nicht weiß, wie sie von draussen Nahrung beziehen. Haben Sie draussen eventuell beobachten können wie Ameisen regelmässig an einer Stelle zu finden sind? Meiner Erfahrung nach liegt der Schlüssel zum Erfolg in dieser Jahreszeit draussen. Das Kiesbett um das Fundament halte ich für sehr verdächtig. Wenn es nicht zu viel Mühe macht, würde ich es mal ausheben. Dort müssten eigentlich nach einiger Zeit am Fundament Ameisen zu sehen sein, die sich regelmässig auf den Weg zu irgendwelchen Bäumen machen, um Nahrung zu sammeln. Diese Ameisen lassen sich viel besser beködern als einfach einen Köder wahlos im Haus aufzustellen. Das die Eingänge zwischen Putz und Fundament irgendwann verschlossen werden müssen, dürfte klar sein. Sonst ist es nur eine Frage der Zeit wann ein erneuter Befall stattfindet.
Zu den die erwähnten Wirkstoffen habe ich bei ihrem schweizer Kollegen dasz etwas geschrieben
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... .php?t=753
Zu Ihrem Gel kann Ihnen Herr Heller vielleicht etwas sagen.
Celaflor
Verfasst: 23. Jul. 2008, 15:48
von dasz
Hallo karbbler
Ich werde nächste Woche Celaflor (Fipronil) über einen Kollegen aus Deutschland bestellen, d.h. übernächste Woche wohl erhalten. Falls du auch eine Dose willst, kannst du dich melden.
Die deutschen Webshops verschicken es nicht (mehr) nicht die Schweiz wegen zu hohen Porto-Kosten und weil offenbar die Deklaration für den Zoll zu kompliziert ist.
dasz
Verfasst: 23. Jul. 2008, 18:19
von Buschinger
Hallo karbbler,
Sie können mir gerne ein paar Arbeiterinnen zusenden zur Bestimmung, so wie oben unter BITTE BEACHTEN beschrieben: Mittels klaren Tesafiulms auf Papier geklebt im Brief.
Adresse:
Prof. Dr. A. Buschinger
Rossbergring 18
D-64354 Reinheim
Viele Grüße,
A. Buschinger
Verfasst: 23. Jul. 2008, 19:03
von Gerhard Heller
Hallo karbbler,
die Ameisen sind leider noch nicht eingetroffen. Enthält das Gel, das der Schädlingsbekämpfer appliziert hat Dimethylarsinsäure (bzw. deren Natriumsalz)? Es ist eigentlich ein guter Wirkstoff, der früher häufig in Ködern enthalten war. Schlecht ist allerdings, wenn ein Köderals Gel formuliert ist, da die Ameisen das nicht mögen. Eine Sauerei ist natürlich, dass das Gel in den Keller tropft. Der Wirkstoff ist aber nicht sehr giftig, ca. 1300 mg/kg Körpergewicht (Ratte oral).
Bei den größeren Ameisen im Kiesbett, die sehr schnell und ruckhaft in den Bewegungen sind, wird es sich wahrscheinlich um harmlose Serviformica handeln.
Viele Grüße
G. Heller
Verfasst: 24. Jul. 2008, 14:12
von Gerhard Heller
Hallo Herr Hink,
Ihre Proben sind heute angekommen. Die Problemameise ist Lasius emarginatus. L. brunneus hatte ich eigentlich schon zuvor ausgeschlossen, weil Sie von Geflügelten berichten. Die Schwarmsaison ist aber bei brunneus längst vorbei. Die kleinen gelben Ameisen, die Sie am Köder beobachtet haben, sind harmlose Temnothorax unifasciatus, deren kleine Völkchen von meist <200 Individuen vor allem in Fels- und Mauerspalten nisten.
Das größere Tier ist eine Wanze, aufgrund starker Zerstörung wohl nur für ausgesprochene Wanzenexperten bestimmbar. Ich vermute aber, dass es sich um eine Nabide (Sichelwanze) handelt. Bei einer Art sind die Larven so ameisenähnlich, dass man auch als geübter Beobachter oft zweimal hinschauen muss. Sie sind Prädatoren von kleinen Insekten (Blattläuse etc.).
Auf dem gleichen Klebstreifen befand sich noch ein kleines Insekt, wahrscheinlich eine Staublaus. Ein weiteres Objekt war kaum zu identifizieren, ist aber wohl ebenfalls eine Wanze.
Für die Bekämpfung der Ameisen gilt ähnliches wie für brunneus. Der Vorschlag des Schädlingsbekämpfers, rings um das Haus einen Streifen Kontaktgift zu sprühen, ist Unfug.
Nachtrag zur Toxizität von Dimethylarsinsäure:
Die 1300 mg/kg KGW sind natürlich die LD50, das ist die Dosis die bei 50 % der Versuchstiere letal ist.
Viele Grüße
G. Heller
Secret Action: "Letal Access"
Verfasst: 26. Jul. 2008, 16:16
von karbbler
Bestes Forum!
Nach einigen Tagen der Abwesenheit freue ich mich nun bei meiner Rückkunft über die hilfreichen und freundlichen Reaktionen. Allen Schreibern einen herzlichen Dank!
Darüber hinaus bekomme ich durch das Forum mit seinen wissenschaftlich fundierten Beiträgen interessante Einblicke in das Leben der Ameisen und das stellt eine echte Bereicherung dar. Den Autoren und Ameisen zolle ich großen Respekt! Ich bin fasziniert!
@ mariahellwig
Ich habe nochmal in dem Schotterbett gegrubelt, allerdings keine Ausgrabung vorgenommen. Denn ich hoffe, um eine aufwändige Suche und das Verstopfen herumzukommen, siehe unten. Sie haben einmal geschrieben, und Herr Heller führt in einem Beitrag aus, dass Fipronil ein Nest auf längere Zeit unbrauchbar macht. Wenn es also gelingt das Volk damit zu tilgen, wäre alles weitere überflüssig.
@ dasz
Tolles Idee! Ich nehme es dankend an! Näheres per pN!
@ buschinger
Vielen Dank für Ihr Angebot. Ich hatte bereits an Herrn Heller geschrieben, und er hat die Bestimmung vorgenommen. S.o.. Ihrer Signatur pflichte ich übrigens voll und ganz bei! Es ist kompletter Unfug, der da betrieben wird!
@ Gerhard Heller
Vielen Dank für die Bestimmung! Ich habe hinter der Fussleiste noch ein paar Exemplare aus der Vergiftungsaktion des Handwerkers vor dem Verschliessen der Ritze gefunden, die ich Ihnen zusenden möchte. Sie stammen von der Stelle, an der das Iso-Material ausgeräumt wird, und von welcher Zugang zum Zimmer bestand. Einfach nur um sicher zu stellen ob es sich um zwei verschiedene Arten bzw. Nester handelt.
Dass es sich bei den anderen Tieren um Wanzen handelt ist beruhigend und erfreulich. Ich habe die Stelle noch einmal abgesucht und die Adulten zu den von Ihnen bestimmten Larven gefunden. Der räuberische Bewegungsduktus, die Kopfform und die Größe bestätigen ihre Bestimmung. Schon allein das ist ein Grund von einer Behandlung mit Kontaktgift ums Haus herum abzusehen. Dass der Zustand der Tiere so schlecht war mag von einer Frankiermaschiene herrühren, durch die die Briefe gejagt werden. Ich brachte die Muster gleich nach dem Fang zur Post.
Danke auch für die Auskunft bezüglich des Giftes. Ja, es war wohl Dimethylarsen(at?) was auf der Packung stand. Ich hatte nur einen kurzen Blick darauf geworfen. Als Laie denkt man dann natürlich gleich an Spitzenhäubchen und an manche Begebenheit die das Schicksal verschiedener Königshäuser in neue Bahnen lenkte. Wenn ich das richtig sehe, müssten 1300 mg wohl 1,3 Gramm sein. Bei meinen 68 kg wäre ich also bei etwa 100 g dieses Stoffes nur halbtot, wenn ich eine Ratte wäre. Stimmt das in etwa?

Ich kann mich also getrost mit einem Eimer Wasser in den Keller begeben und die einigeTropfen davon aufwischen, ohne Gummihandschuhe zu verwenden, oder?
Nun zu meiner Verteidigungsaktion Letal Access:
Ich werde mit dem Staubsauger bewaffnet noch bei Morgengrauen geräuschlos in die Südostecke meines Schlafzimmers vordringen um mit einem scharfen Holzbohrer ein sauberes Loch in die Silikondichtung zu bohren die mich von den feindlichen Truppen trennt. Im Vorfeld wird jedoch der Schauplatz der Auseinandersetzung vorsichtig und unbemerkt mit doppelseitigem Klebeband umgrenzt. (In einem Forum zur Haltung von Ameisen im Terrarium wird dieses Klebeband als Mittel beschrieben Ameisen im Gehege zu halten.) Die Invasoren werden die Gelegenheit nutzen, um das Ihnen nun zugängliche Gebiet zu annektieren. Der Aufenthalt in dem kleinen Wandelpark soll ihnen zunächst angenehm gestaltet werden und ein Ende der gewaltsamen Konflikte vortäuschen. (Allerdings werde ich mit einem vorbereiteten Stöpsel jederzeit Ausgangssperre verhängen können.)
Neben der hellen Umgebung (sie kommen ja aus der feucht dunklen Kellerdecke) werden sie reichlich Futter auf Bierdeckeln vorfinden. Die paradiesischen Zustände werden nach eingehender Observation durch vorgeschobene Beobachter einer Spezialeinheit um einen attraktiven Klettergarten aus verschiedenfarbigen, nahrhaften Wattestäbchen ergänzt. Und das ist dann das Trojanisches Pferd, welches zu Ihrer Überwindung und vollständigen Niederlage führen wird.
Aber Spass beiseite, ich muss nur zusehen, dass ich über Alles nicht meinen Humor verliere.
Eine Alternative wäre, das Loch gleich mit Watte zu verstopfen und diese mit einer Honig-Marmelade-Fipronil-Wasser-Lösung zu Tränken. Stöpsel drauf. Täglich den Köderverbrauch und die Aktivität des Volkes kontrollieren.
Eine weitere Möglichkeit könnte sein, die Lösung direkt mit einer großen Spritze und einer Pferdekanüle durchs Silikon zu spritzen. So 10 bis 20 ml? Das sagt mir aber nicht zu. Wichtig ist doch, dass ich die Folgen meines Vorgehens verfolgen kann...
Ich würde mich freuen, vor Eintreffen des Fipronils in ein bis zwei Wochen, Ihre Ansicht zu lesen und Danke nochmals für Ihre Anteilnahme und ihr Engagement.
Mit freundlichen Grüßen
M. Hink
Verfasst: 27. Jul. 2008, 09:50
von mariahellwig
Sehr geehrter Herr Hink,
ich schätze ja Ihren Humor. Ich fürchte nur Ihr Schlachtrufe werden bald einer gewissen Ernüchterung weichen. Aber wir warten gespannt auf Ihre Berichte...
Zur Behebung der "Bausünden" sein noch gesagt: Fipronil macht die Nistgelegenheit zwar in der Regel für einige Zeit unbewohnbar, aber einige Zeit heisst nicht auf Dauer und meist gibt es nicht nur eine Nistgelegenheit.
Auch wenn man den ersten Absatz vielleicht etwas in Richtung Schadenfreude interpertieren kann, wünsche ich Ihnen viel Glück.
Gruss
Erfahrung...
Verfasst: 27. Jul. 2008, 13:30
von karbbler
Liebe Maria Hellwig!
Nein, ich habe keine Schadenfreude vermutet, und freue mich dass Sie meine Formulierung nicht als unangemessen empfinden. Ich fragte mich selber ob ich sie diesem Forum, dessen Ton sich wohltuend von vielen anderen Foren abhebt, zumuten sollte.
Also herzlichen Dank für Ihre Aufmunterung, die ich so auffasse, dass ich doch auf den "paradiesischen Wandelgarten" verzichten, und lieber den Eingang beködern, und gleich wieder verschliessen sollte... ?
MfG
Matthias Hink
Verfasst: 02. Aug. 2008, 19:17
von Gerhard Heller
Hallo Herr Hink,
bei Ihren Proben, die ich heute erhalten habe, handelt es sich 1., wie gehabt, um L. emarginatus und 2., aus dem Garten, um L. niger. Diese ist eine der häufigsten Arten im Siedlungsbereich. Als echte Hausameise tritt sie nur ausnahmsweise in Erscheinung. Wenn sie im Haus gesichtet werden, so sind das meist Arbeiterinnen aus Freilandnestern, die zur Nahrungssuche besonders im Frühjahr in die Wohnungen laufen.
Viele Grüße
G. Heller
Aktion "letal acces": mission accomplished!
Verfasst: 02. Aug. 2008, 23:20
von karbbler
Geschätzte Leser und Helfer,
nachdem ich vorgestern in Deutschland fipronilhaltiges "Ameisenmittel" (ja, so nennt sich das...) gekauft habe, bin ich entsprechend meines Planes vorgegangen. Gegen abend hatte ich mehrere hundert Ameisen gleichzeitig auf dem eingeschränkten Raum unter der Heizung meines Schlafzimmers. Es wurde über wenige Stunden intensiv Nahrung von den Wattestäbchen aufgenommen. Dann wurde es stiller. Gegen morgen waren nur noch vereinzelte Individuen am äsen. Allerdings viele Tote und Sterbende.
Obwohl ich erleichtert bin, dass doch recht schlagartig Ruhe eintritt, und ich wieder alleine im Bett bin, möchte ich Betroffenen doch mitteilen, dass der Tod der Tiere durch Gift, zumindest bei einem einigermaßen mitfühlenden Menschen, nicht ohne Eindruck bleibt. Man hat die Tiere ja tagelang beobachtet und sich über die Lebensweise Informiert. Das gibt Anlass über die Hohe Intelligenz und Funktionalität des sozialen und mechanischen Lebens dieser Arten zu staunen. (Ich meine, wie wärs, wenn unsere Staaten so gut funktionierten???) Wenn dann dieses perfekte Leben versagt, die Tiere Fehlleistungen erbringen, die Mechanik aussetzt, sie sich krümmen usw., dann bleibt das nicht ohne Wirkung.
@ Gerhard Heller
Ein weiteres Mal Dank für Ihre Bestimmung. Die Individuen von draussen schienen mir viel kräftiger und minimal größer, daher dachte ich, es könnten verschiedene Arten, zumindest aber verschiedene Nester sein? Habe ich mich getäuscht? Wenn nicht, wie kommt der Größenunterschied zustande?
Ich habe auch draussen Giftköder gelegt, und auch dort ist wesentlich weniger "Verkehr", bereits nach dieser kurzen Zeit. Wenn ich Sie noch um Hilfe betreffend weiterer Vorkehrungen bitten dürfte, so möchte ich folgende Frage stellen: Sie beschreiben in einem Beitrag, dass mit Fipronil kontaminierte Nester auf weiteres von Ameisen gemieden werden: dennoch ist mit der Feuchtigkeit im Keller doch der Ideale Lebensraum gegeben für weitere Besiedlung. Was ist zu tun?
Weiterhin habe ich an der Südwestecke des Hauses entdeckt, dass der Rasen vor dem Haus unverhältnismäßig trocken ist. Das ist die Stelle, an der auch die Mauer belebt ist/war (in den Keller rieselnder Mörtel). Dort findet sich auch kleinkrümelige Erde zwischen den Soden. Für mich deutet das auf ein kombiniertes Erd/Mauernest hin. Was wäre da zu tun, sobald das Volk kein Leben mehr aufweist?
Diese Fragen gehen natürlich auch an alle. Wie auch diese: Sollte ich die Köder noch eine Weile liegenlassen? Kann es noch eine "zweite Welle" von noch nicht geschlüpften und daher nicht vergifteten Krabblern geben? Wie sind die Erfahrungen?
Ihnen allen herzlichen Dank und weiterhin frohes Schaffen!
Matthias Hink
Ps: An alles Schweizer: Habe mein Fipronil in Weil am Rhein gekauft und verrate gern weiter wo....
Verfasst: 03. Aug. 2008, 00:02
von Gerhard Heller
Hallo Herr Hink,
es sind doch zwei verschiedene Arten! Das im Garten ist Lasius niger, zwar gleiche Gattung, aber eine andere Art! Wenn die nicht stören, braucht man sie auch nicht zu bekämpfen.
Von den Ameisen eingetragenes Fipronil kontaminiert auch die Neststrukturen, so dass diese Bereiche einige Zeit vor Wiederbesiedlung geschützt sind. Gottseidank (es wäre schlimm wenn es nicht so wäre!) wird auch dieser Wirksstoff mit der Zeit abgebaut. Wie schnell, hängt von den Umweltbedingungen ab. Daher kann es nie einen Schutz vor erneutem Befall geben, wenn nicht entsprechende bauliche Sanierungsmaßnahmen getroffen werden (s. Beitrag von Herrn Buschinger).
Den Köder können Sie noch einige Zeit belassen. Anscheinend ist der Erfolg ja sehr gut. Endgültig werden Sie dies aber erst im nächsten Jahr feststellen können.
Viele Grüße
G.Heller