Die Jagdsaison hat längst begonnen!

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Boro
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Die Jagdsaison hat längst begonnen!

Beitrag von Boro »

Die blutrote Raubameise [Formica (Raptiformica) sanguinea] ist bekannt für ihre Überfälle auf Nester der Sklavenameisen (Serviformica). Es wird nicht nur deren Brut geraubt, sondern die Überfallenen werden oft getötet und auch die Königin(nen) wird (werden) nicht verschont.
Seifert schreibt in seinem Buch "Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas" auf S. 321: "Fakultativer Sklavenräuber bei jeder denkbaren Serviformica-Art. Überflälle durch meist 600-2000 Arbeiterinnen umfassende sanguinea-Abteilungen auf bis 50m entfernte Nester von M6-M8 ganztägig während warmer Tage".
Heuer konnte ich bereits am 22. Mai den ersten Überfall dieser Art auf ein sehr volkstarkes Nest von Formica fusca erleben. Wie üblich gab es ein wildes Kampfgetümmel, wobei unzählige Sklavenameisen oft mit Larven die Flucht ergreifen konnten. Auch eine Königin konnte ich unter den Flüchtigen ausmachen.
Wegen der Turbulenzen sind die Fotos nicht besonders gut geworden, daher stelle ich sie hier nicht ein.
Bilder und Text kann man aber hier finden:
http://www.ameisenforum.de/beobachtunge ... uinea.html
Ort/Zeit des Geschehens: 22. Mai 2008, gegen 17 Uhr im Hügelland nördlich von Klagenfurt (Kärnten/Österr.) am Rande einer südseitig gelegenen Böschung am Waldrand, 570 m über NN. Es war stark bewölkt und es hatte etwa 19°.

Beste Grüße von Boro
Boro
Beiträge: 14
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Beitrag von Boro »

Ergänzung für den 1. Juli 2008

Ich habe heute wieder einen Raubzug von Raptiformica sanguinea beobachten können. Nur einige Hundert m entfernt von jenem Ort, an dem ich den oben geschilderten Zug gesehen hatte. Es war ca 18 Uhr, bewölkt und die Temperatur lag bei etwa 27° im Schatten.
Das ungewöhnliche an der Sache ist, dass es sich um einen außerdordentlich langen Marsch handelte: Da ich kein so langes Maßband mit mir führe, musste ich die Entfernung zwischen dem Nest von Raptiformica und dem Zielnest des Überfalls (Serviformica fusca) mit Schritten messen, wie man dies üblicherweise zu tun pflegt. Auch wenn die großen Schritte nicht unbedingt jeweils 100cm ausmachten und klarerweise immer eine gewisse Fehlerquelle einkalkuliert werden muss, habe ich doch 127 Schritte gezählt. So kann man immerhin sagen, dass es jedenfalls deutlich über 110m waren.
Der Raubzug führte zuerst am Waldrand in nördlicher Richtung bis zu einer asphaltieren Landstraße (26 Schritte) und dann von dort im rechten Winkel in östlicher Richtung bis zum Zielnest (101 Schritte).
Diese markante Richtungsänderung und die Distanz stehen im Gegensatz etwa zur Polyergus rufescens, deren Raubzüge ganz vorwiegend eine mehr oder weniger geradlinige Verbindung zwischen Nest und Zielnest darstellt. Die Entfernung zwischen beiden Punkten dürfte hier auch nur max. 85m betragen (Seifert 2007, S. 331). Der weiteste selbst beobachtete und nachgemessene Ausmarsch von Polyergus rufescens hat bisher etwa 79m betragen.
Mit besten Grüßen Volker Borovsky (Boro)
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