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rotrückige Hausameise - Befall in Holzständerwerk DRINGEND
Verfasst: 19. Mai. 2008, 10:03
von apfelbuch
Wir wohnen in einem Haus, gebaut vor 5 Jahren als Holzständerwerk mit einer offenen Balkendecke. Ein wunderbares Feeling! Nicht wunderbar ist allerdings, dass wir bereits seit dem ersten Sommer unter der rotrückigen Hausameise leiden. Ich habe die Tiere bestimmen lassen und die Landwirtschaftskammer NRW hat sie als Lasius brunneus bestimmt, wobei ich denke, dass L. emarginatus die rotrückige Ameise ist und die sich einfach vertippt haben, oder?
Na ja, jedenfalls ist die These, dass die Ameisenkönigin sich während ihres Hochzeitsfluges im Juni in den damals offenen Wänden unseres Hause eingenistet hat und nun fleißig an dem Fortbestand ihrer Art arbeitet. Sie kommen immer mitten im Haus, im 1.OG am Boden einer Zwischenwand raus. 10 Monate im Jahr ist Ruhe und so gegen Ende Mai sieht man dann die ersten Arbeiterinnen. Erst nur wenige Arbeiterinnen, dann Anfang/Mitte Juni die Hochzeitsflügler. Nach eigenen Bekämpfungsversuchen mit handelsüblichen Ködern (nützten nix) habe ich den ersten Schädlingsbekämpfer angerufen, der hat im ganzen OG ein Pulver (stank fürchterlich) verstreut, dass aber nix genützt hat. Den Geruch habe ich selbst jetzt nach 3 Jahren noch manchmal in der Nase...Der 2. Schädlingsbekämpfer (IHK geprüft) schien mir etwas kompetenter zu sein. Er hat ein bräunliches Gel mit einer Spritze in die Kanäle eingebracht, an denen sich die Ameisen zeigten. Aber trotz seiner mehrfachen Behandlung kommen sie immer wieder. Zwar in der Anzahl nicht mehr so häufig als in dem ersten Jahr, aber sie sind immer noch da! Im letzten Jahr haben wir dann die Türzargen aufgenommen, an der die Tiere hauptsächlich rauskommen und dahinter kleine weiße Krüsel gesehen - wohl unsere Styroporverkleidung. Er hat dann ein flüssiges Kontaktgift genau da eingebracht... Name habe ich nicht behalten...lt. seinem Kommentar "der Hammer"... na ja. Seit dem vergangenen Wochenende dann haben wir wieder Arbeiterinnen. Aber nicht an der sonst üblichen Stelle. Die ist total ameisenfrei. Sondern im Erdgeschoss, schräg darunter, nun aber zur Nordseite. Meine Vermutung ist nun, dass sie in der vertikalen Wand sitzen und die ursprüngliche Austrittsstelle meiden, aber wir den Stamm noch nicht erwischt haben. An der Wand liegen sowohl im OG als auch im EG die beiden Badezimmer, wovon das obere eine nicht ganz dichte Dusche an dieser Wand hat. Wenn man zu viel "danebenspritzt", dann dringt das Wasser durch die Decke und kommt im EG wieder heraus. Uns stört es nicht so sehr - wir passen auf beim Duschen, aber vielleicht mögen die Ameisen das und wir können ihr Nest in dem Bereich finden? Im Forum habe ich oft gelesen, dass Ameisen Feuchte lieben.
Insgesamt schein mein Schädlingsbekämpfer scheint ratlos, da sie sein Gift nicht annehmen. Ich überlege nun die Rigibswand im OG und EG aufzumachen und mal reinzuschauen und ggf. ganz zu behandeln, wenn man was sieht. Aber sie können sich ja auch im Fußboden breit gemacht haben....
Wir haben drei kleine Kinder, um die ich mir natürlich pestizidmäßig sorgen mache. Aber ich habe beschlossen in diesem Sommer die Ameisen "vor die Tür zu setzen". Im Garten sind sie toll, aber im Haus bitte nicht!
Ich habe in verschiedenen Forem Beiträge gelesen zur Akzeptanz verschiedener Gifte und auch zur Wirkung. Wären die genannten Gifte Chlorphyriphos, Avermectin, Spinosd oder Fipronil etwas? Falls es die immer noch nicht in D gibt, wir könnten sie über die USA besorgen oder unserern Schädlingsbekämpfer anweisen, genau diese Gift zu besorgen. Außerdem wüßte ich noch gerne, warum man die Testungen mit Zuckerwasser oder Marmelade oder Fleisch macht. Wenn die Ameisen dieses süße Zeug wegschleppen, dann kann ich es mit Gift versehen und dann fressen sie es auch auf und sterben??? Welcher Lockstoff wäre denn für unsere Ameisen der geeignete? Und bekomme ich die o.g. Gifte denn auch einzeln, so dass ich sie auf den Lockstoff träufeln kann?
Ich erbitte kurzfristige und zügige Antwort, da ich denke, dass die Trockenbauer bereits in den nächsten zwei Wochen ans Werk gehen sollten, bevor der Hochzeitsflug einsetzt.
Danke!!!
Verfasst: 19. Mai. 2008, 11:45
von mariahellwig
Hallo apfelbuch,
die meisten Schädlingsbekämpfer haben ihren Verstand gegen ein IHK-Zertifikat eingetauscht. Mit solchen Erfahrungen sind Sie nicht allein...
Zu den Wirkstoffen:
Chlorphyriphos und Avermectin kann vielleicht Herr Heller etwas zu sagen. Gute Erfahrungen habe ich mit Spinosad und Fipronil gemacht.
Beide Wirkstoffe sind dazu in der Lage die Kolonie vollständig zu tilgen. Aus Anwendersicht besteht der Unterschied darin, daß Fipronil das Nest auf Dauer unbewohnbar macht, während sich Spinosad nach einiger Zeit wieder vollständig abbaut. Mittel auf Basis der beiden Wirkstoffe gibt es in den meisten Baumärkten. Die beiden Wirkstoffe sind bei Menschen wirkungslos. Wirkstoffe sind der wichtigste Schlüssel zum Erfolg, aber eine Reise in die USA ist nicht nötig.
Die Strategie:
Da Sie drei kleine Kinder haben, kann die Strategie nicht sein wie wild mit Insektiziden herumzunebeln. Das Insektizid muss sehr zielgerichtet und effektiv an die Ameisen verteilt werden. Deswegen verwende ich ausschliesslich Köder. Man instrumentalisiert die Arbeiterinnen und überlässt ihnen die Verteilung des Wirkstoffs innerhalb Kolonie. Denn niemand kennt die Kolonie so gut wie sie.
Für die Testungen gibt es 2 Gründe:
1.) Man muss sehen, daß genügend Arbeiterinnen den Köder annehmen. Wenn sich nur 3 Arbeiterinnen für Ihren Köder interressieren werden Sie so kein Volk von 50.000 Tieren tilgen können. Deshalb, erst den Wirkstoff einsetzen wenn sich genügend versammelt haben.
2.) Ameisen nehmen nicht immer das gleiche zu sich. Mit einem solchen Test finden Sie aber am schnellsten heraus, was zur Zeit angesagt ist.
Bei der rotrückige Hausameise (lasius brunneus) funktionieren meist Zuckerlösungen mit Marmelade oder Honig am Besten. Die Wirkstoffe gibt es natürlich auch einzeln, aber sinnvoll ist das für einen Laien meist nicht.
In dem Beitrag
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... .php?t=650 habe ich die Vorgehensweise genauer beschrieben.
Ich fürchte, Sie werden den Hochzeitsflug dieses Jahr nicht mehr aufhalten können, weil zeitlich rund um Paarungsrausch die Nahrungsaufnahme zur Nebensache wird. Anschließend sollte es dann möglich sein dauerhaft Abhilfe zu schaffen.
An baulichen Maßnahmen ist es wichtig das sich nirgends Kondenswasser bildet. Deshalb soweit es geht auf Styropor verzichten und natürliche Dämmstoffe nehmen. Styropor lässt sich leider nicht immer vermeiden. Dort kann man nur sehen, daß alle Fugen möglichst dicht sind. Das Kiesbett um das Haus ist hier ein absoluter Schwachpunkt, da es für Ameisen offen wie ein Scheuentor ist. Wir haben das Kiesbett bei uns zur Waldseite nochmal komplett ausgehoben und die Isolierung dort ameisendicht gemacht.
Verfasst: 19. Mai. 2008, 11:48
von Gerhard Heller
Hallo,
die Trivialnamen für L. brunneus und emarginatus sind Kleine bzw. Große Rotrückige Hausameise.
Kontaktgiftbeläge (ich vermute mal, dass der Schädlingsbekämpfer ein Pyrethroid appliziert hat) können repellierend wirken, d.h. die Ameisen meiden die behandelten Stellen. Die Nester der beiden Ameisenarten können in einem Haus beträchtliche Areale einnehmen. Auch in Ihrem Fall wird es kaum auf den Duschbereich beschränkt sein.
Am aussichtsreichsten ist die Befallstilgung mit einem Fipronil- oder Spinosadköder. Den Vortest mit Proben ohne Wirkstoff muss man nicht machen, aber es zeigt die gerade herrschende Nahrungspräferenz der Ameisen, die sich mitunter sehr rasch ändern kann. Es versteht sich von selbst, dass man die simultan ausgelegten Proben mehrfach kontrollieren muss, um zu sehen wo die meisten Ameisen fressen.
Ansonsten verweise ich auf die zahlreichen Tipps zur Köderherstellung in diesem Forum.
Gruß
G. Heller
Verfasst: 19. Mai. 2008, 12:31
von apfelbuch
Vielen Dank für die schnellen und kompetenten Antworten. Bevor ich mich an das Austesten mache noch einige kleine Fragen:
1. Auslegen des Lockstoffes nur sinnvoll, wenn viele Ameisen da sind:
Im Moment waren am Samstag nur ca. 30 Ameisen da, momentan ist es eher kälter, ich habe seit gestern keine mehr gesehen. Lohnt sich der Lockstoff dann auch jetzt schon? Wie erkenne ich, ob er angenommen wird - sammeln sich dann viele Ameisen darum?
2. Der Hochzeitsflug ist ja noch nicht im Gange. Ich bin davon ausgegangen, dass die Ameisen jetzt gerade aus der Winterstarre aufgewacht sind und jetzt gerade Hunger haben. Aber sie schreiben, dass sie schon mit dem Paaren beschäftigt sind und wahrscheinlich wenig Interesse an Nahrung haben. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, wenn der Hochzeitsflug vorbei ist, habe ich kaum (bis gar nicht mehr) noch Ameisen (Arbeiterinnen) im Haus. Ist das nicht seltsam? Viele andere im Forum scheinen bereits ab März Probleme zu haben und auch noch weit in den Herbst hinein. Warum ist es bei uns anders (Gott sei Dank!)?
3. Ist es denn wahrscheinlich, dass die Ameisen einen Zugang nach Außen haben? Ich bin immer davon ausgegangen, dass sie sich ausschließlich von unsererm Holz und den verarbeiteten Baumaterialien ernähren. Eine Suche an der betreffenden Außenhauswand hat keine besonders hohe Ameisenpopulation ergeben, allerdings habe ich die Suche nur eher oberflächlich gemacht bzw. die Schottersteine auf einer Tiefe von ca. 10 cm begutachtet...Wie genau stelle ich denn fest, ob ein Außengang besteht, der evtl. tief im Schotter liegt? Und wie genau macht man die Wand dann Ameisensicher (auskoffern und dann?)
4. Wäre Fibronil denn schlecht für uns Menschen im Haus? Mein Kind hat sein Zimmer genau an der Wand, die geöffnet werden soll....(Ausdünstungen etc.) Natürlich würde es für die Dauer der Behandlung in ein anderes Zimmer umziehen....
Verfasst: 19. Mai. 2008, 13:07
von mariahellwig
zu 1
Annehmen bedeutet, es findet so eine Art "geregelter" Abtransport statt. Es muss nicht sein das der Köder schwarz vor Ameisen ist. Aber muss ständig von Arbeiterinnen angelaufen werden.
zu 2
Der Winterschlaf endet bei Kolonien im Haus meist Feb/März. Sie können natürlich probieren ob der Köder angenommen wird. Ich wollte Sie nur vor Frustration bewahren wenn es nicht klappt.
zu 3
Sie rennen meist draussen auf Bäume und Sträucher. Ich habe mal in der Schule gelernt, dass sie mit Blattläusen in Symbiose leben. Herr Buschinger oder Herr Heller können das sicher ausführlicher erklären. Baumaterial gehört eigentlich nicht zu ihrem Speiseplan.
zu 4
Fipronil ist für Menschen ungiftig. Wurde in der Landwirtschaft als Insektizid eingesetzt. Sie werden es wahrscheinlich schon mitgegessen haben ohne es zu wissen. Später dann wegen des Bienensterbens in der Landwritschaft verboten.
Verfasst: 19. Mai. 2008, 13:55
von apfelbuch
vVelen Dank für die Hilfe!
Ich habe jetzt erstmal Kirschmarmelade (hatten wir noch im Haus) und Honig vor die Öffnung gelegt. Zwar hat sich seit Samstagabend keine Ameise mehr gezeigt, aber vielleicht werden sie ja angelockt. Ich bin ein wenig deprimiert, dass der Hochzeitsflug wohl stattfinden wird (es sei denn, wir finden das Netz als 6er im Lotto genau in der Wand, die wir öffnen werden....). Das Gefühl beim Anblick von.... hat ja jeder von Ihnen schon einmal/mehrmals gehabt
Ab wann soll man den weiter füttern, wenn es jetzt nichts mehr hilft? Wenn die fliegenden Ameisen weg sind, sind ja meist auch die krabbelnden verschwunden....oder ist das ein Trugschluss von mir? Ich sehe sie dann jedenfalls nicht mehr!
Verfasst: 19. Mai. 2008, 14:22
von mariahellwig
Das keine Ameisen seit Samstagabend mehr zu sehen sind, könnte am Wetter liegen. Bei uns hier ist es seit So. wieder trocken, die Sonne scheint.
Sie haben oben erwähnt, dass Sie ein Kiesbett ums Haus haben. Könnte sich vielleicht lohnen sich das mal genauer anzusehen. Wenn Sie das Kiesbett mit Kantensteinen abgegrennzt haben, achten Sie besonders auf die Fugen an den Stirnseiten. Man muss genau hinsehen, denn Ameisen bewegen sich sehr unauffällig.
Die Mittagszeit, wenn die Sonne scheint hat man die besten Chancen. Ameisen sonnen sich gerne.
Verfasst: 19. Mai. 2008, 17:41
von apfelbuch
Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe gerade schon ca 20 Minuten beobachtet, die Dämmung weißt Lücken und Spalten auf, aber ich habe in der ganzen Zeit nur 1 Ameise gesehen, diese ähnelte aber den braunen, die ich auch im Haus habe... Ich werde mal den Kies ein wenig zur Seite schaufeln.
Eine andere Frage: Ich habe Honig und Marmelade ausgelegt und nun sind ca. 20 Ameisen da dran (wo vorher ja nichts war für 1 Tag), aber sie liegen nur quasi "angeockt", so faul, sie schleppen den Honig nicht in das Nest oder sind irgendwie geschäftig.... Sind der Honig und die Marmelade etwa zu kleberig?
Verfasst: 19. Mai. 2008, 19:29
von mariahellwig
20 Ameisen? Das könnte klappen!
Das die Ameisen dort faul herum liegen, täuscht. Aber Ihre Vermutung mit dem"zu klebrig" ist nicht ganz falsch. Mit einer wässrigen Konsistenz kommen sie besser klar. Von Zeit zu Zeit müsste sich dann die ein oder andere ausklinken und zum Nest zurücklaufen.
Ich habe beobachtet das von der Gruppe meist nur einige wenige direkt an den Köder gehen. Die anderen warten meist in unmittelbarer Nähe von irgendeiner Deckung geschützt.
Sie sollten ruhig einen der oben besprochenen Wirkstoffe hinzugeben und das ganze etwas wässriger machen.
Verfasst: 19. Mai. 2008, 20:04
von apfelbuch
Vielen herzlichen Dank für die schnelle und kompetente Hilfe. Ich habe heute morgen diesen Thread gepostet und bin heute Abend um einiges schlauer und zuversichtlicher! Mittlerweile kreisen die Gedanken den ganzen Tag um das Ameisenproblem und ich wünsche mir, dass wir endlich nach 4 Jahren Erfolg haben.
Ich werde gleich morgen Celaflor kaufen und es verdünnen und den Lockstoffen beigeben. Vielleicht hilft es ja! Aber man sieht einen Erfolg ja erst im nächsten Jahr. Nichtsdestotrotz muss der Eingang ins Haus (wenn es denn einen gibt) auch gefunden werden, damit sich keine neue Population ergibt.
Anhang: Ich mag Ameisen sehr gerne. Ich habe über die Jahre viel gelesen und gelernt, ein faszinierendes Volk! Auch jetzt ist es interessant zu beobachten, wie ordentlich sie an dem Lockstoff "angedockt" haben - wie Schiffe im Hafen! Da geht alles geordnet ab. Aber mein Haus gehört nunmal MIR!!!
Ich werde in den nächsten Tagen noch einmal posten und Sie wissen lassen, wie es vorangeht. Ich würde mich freuen, wenn ich dann noch Antworten bekäme!
Liebe Grüße aus dem Münsterland!
Verfasst: 19. Mai. 2008, 20:20
von mariahellwig
Ich versuche den Tieren im Garten ihren Lebensraum zu lassen. Sorge für Nistgelegenheiten und Nahrungsangebot. Keinen englischen Rasen, stattdessen Pflanzen mit viel Nektar und Pollen, sowie hohe Gräser und Tümpel. - Nur im Haus, da haben sie nichts zu suchen!
Mein Sohn(5) lernt hier viele Tiere in ihrem natürlichem Umfeld kennen und nicht nur über die weichgespülte Welt der Kinderbücher und Fernsehsendungen. Bei einer Umfrage in einer Kölner Grundschule beantworteten 72% der Kinder die Frage "Welche Farbe haben Kühe?" mit Lila.
Zurück zu den Ameisen.
Ich denke Sie werden zumindest einen Teilerfolg erzielen. Wenn nicht alles getilgt wird, können Sie bei Gelegenheit nochmal nachlegen. Hat bei mir im ersten Versuch auch nicht gereicht.
Gruss aus Bielefeld
Verfasst: 20. Mai. 2008, 15:27
von Gerhard Heller
Also noch mal zur Klarstellung:
Ameisen fressen weder Holz noch Polystyrol oder sonstige Baumaterialien. Das Ausnagen geschieht allein zur Anlage von Nestkammern. Termiten, die mit Ameisen überhaupt nichts zu tun haben, außer dass sie Insekten sind, vermögen dagegen mit Hilfe von Darmsymbionten Zellulose zu verdauen.
Hausameisen, wie L. brunneus, beziehen ihre Nahrung aus dem Freiland (falls im Haus nicht gerade Marmelade- oder Honiggläser etc. offen herum stehen), wo sie Pflanzensauger aufsuchen und deren zuckerhaltige Ausscheidungen aufnehmen ("Blattläuse melken"). Außerdem werden Insekten eingetragen oder kleine Tierkadaver zerlegt, um den Proteinbedarf zu decken.
Fipronil ist nicht ungiftig für Säugetiere. Mit einer akut-oralen LD50 von rund 100 mg pro kg Körpergewicht bei der Ratte (das ist die Menge, die bei einmaliger Verabreichung bei 50 % der Versuchstiere letal ist) gehört es zu den als "moderately toxic" eingestuften Substanzen. Zum Vergleich: Bei Spinosad liegt die LD50 bei ca. 4000 - >5000 mg/kg.
Allerdings ist Fipronil in den Ameisenmitteln in so geringen Dosierungen enthalten, dass keine besondere Gefährung vorliegt und diese Mittel frei verkäuflich sind.
Die Ködergrundlage sollte dünnflüssig sein. An festem Honig oder zäher Marmelade brauchen die Ameisen sehr lange bis sie etwas aufgenommen haben. Im Forum gibt es Berichte, dass die Verdünnung von Marmelade mit Bier sehr attrraktiv war.
G. Heller
Verfasst: 20. Mai. 2008, 19:56
von mariahellwig
Hallo Herr Heller,
der Satz 'Für Menschen nicht giftig' war eine freie Interpretation der Wikipediaseite
http://de.wikipedia.org/wiki/Fipronil
Dort steht:
Beim Parasiten gelangt Fipronil als Kontaktgift über das Exoskelett in dessen Zentralnervensystem. Dort hemmt es die Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und damit den Einstrom von Chloridionen durch GABA-regulierte Chloridkanäle. Hierdurch entsteht eine tödliche Übererregung (Hyperexzitation) des Parasiten. Die Hemmung der GABA erfolgt nur bei Wirbellosen, bei Säugetieren und Vögeln entfaltet das Mittel diesbezüglich kaum Wirkungen
War meine Schlussfolgerung falsch oder ist die Darstellung nicht korrekt
Oder liegt es einfach daran das Säugetiere in der Regel einfach ein höheres Gewicht haben als Parasiten und das Gift dort lediglich mehr verdünnt wird:?:
Gruss
Verfasst: 20. Mai. 2008, 20:26
von apfelbuch
Vielen Dank Herr Heller und mariahellweg für die Erläuterungen. Sicherlich haben Sie das Nahrungsverhalten der L. bereits im Forum woanders geschrieben, aber trotz intensiver Suche meinerseits gestern habe ich es nicht gefunden.
Die Antwort beantwortet auch ungefähr meine Frage, die ich aufgrund der heutigen Beobachtung "meiner" Ameisen habe: Ich habe das Fipronil in Wasser aufgelöst (ca. 1/4 Messerspitze voll in einem Flachenhalsverschluss) und dann eine Messerspitze Honig begemengt. Die Masse ist relativ flüssig geworden. Auf den Boden geträufelt haben die Ameisen sich herumgruppiert und heute morgen war die Lache vollständig weg!
Mich wundert, ob die Ameisen alles getrunken haben (zum Selbstverbrauch) oder ob sie es trinken und dann im Nest quasi wieder "ausspucken", um die Nest-Ameisen zu versorgen. Wissen Sie darüber Bescheid? Bei fester Nahrung kann ich mir ja vorstellen, dass und wie sie transportiert wird, aber bei flüssiger?
Ich habe ein wenig Angst, dass die Dosierung zu niedrig war. Ich habe heute noch einmal nachgelegt, es wird auch jetzt fleißig "getrunken" und sicherlich ist morgen alles wieder weg. Wann merke ich denn, ob mein Tun Erfolg hat?
Eine Frage noch zum Ende:
Wer ist denn im Nest außer der Königin und der Brut?
Verfasst: 20. Mai. 2008, 20:57
von mariahellwig
Die erste Dosierung war etwas 'dünn'. Wasser und Celaflor im Verhältnis 1:1 mischen und dann bei Bedarf noch mit einem anderen Lockstoff ergänzen. Vor einigen Wochen berichtete jemand, daß er den Wirkstoff mit Bier verdünnt hat was die Attraktivität nochmal gesteigert hat. Ob es Pils oder Kölsch war ging leider nirgends hervor
Wie die Nahrungsverteilung im Nest im Detail funktioniert wissen Herr Buschinger oder Herr Heller besser als ich. Aber sie wird verteilt und dadurch nochmal mehrfach verdünnt. Ich kann mir vorstellen das diese Verdünnung unter anderem eine Schutzfunktion darstellt. Diese Annahme ist aber spekulativ.
Ob die Ameisen wirklich alles aufgesaugt haben, bezweifele ich. Ich denke der Grossteil ist verdunstet.
Wenn die Wirkung des Gifts einsetzt, werden die Bewegungsabläufe der Ameisen langsam und unkoordiniert. Nach einigen Tagen sollten deutlich weniger Ameisen zu sehen sein. Nach einem Monat nichts mehr.