In dem noch jungen Forum SuperOrganism http://formicidae.darkbb.com/index.htm wird ein Sonderheft der Zeitschrift Journal of Applied Entomology angekündigt, das sich ausschließlich mit Ameisen, und hier wiederum mit Ameisen der Gattung Formica, befasst.
Das Inhaltsverzeichnis sowie Zusammenfassungen der einzelnen Artikel sind hier abzurufen:
http://www.ingentaconnect.com/content/b ... 2/00000004
Besonders interessant finde ich den folgenden Artikel: Storer, A. J.; Jurgensen, M. F.; Risch, A. C.; Delisle, J.; Hyslop, M. D. (2008): The fate of an intentional introduction of Formica lugubris to North America from Europe. Journal of Applied Entomology 132, 276-280.
(Das Schicksal einer absichtlichen Ansiedlung europäischer Formica lugubris in Nordamerika).
In 1971 hatte man europäische Formica lugubris in Québec angesiedelt, um zu testen, ob sie sich für die biologische Bekämpfung von Kiefern-Schädlingen eignen. Die Verfasser fanden 2005 einen gut etablierten Kolonieverband mit rund 100 Nestern. F. lugubris ist dort, nahe der Aussetzungsstelle, zu einem dominierenden Insekt im Unterwuchs des Mischwaldes geworden, das wahrscheinlich Auswirkungen auf die Artengemeinschaft und das Ökosystem hat.
Kommentar: Ich hatte seit vielen Jahren vergeblich versucht, Informationen über den Verbleib dieser Ameisen zu bekommen. Von dem Versuch war ich informiert, aber die Ameisen schienen verschwunden. Nun sind sie also doch wieder aufgetaucht, die Ansiedlung war ein Erfolg.
Über Probleme der Faunenverfälschung und die Risiken der Ansiedlung exotischer Arten hat man sich vor 35 Jahren noch kaum Gedanken gemacht; selbst heute noch erfolgen solche Eingriffe, mit unvorhersehbaren Folgen, vgl. den Asiatischen Marienkäfer Harmonia axyridis in Deutschland!
(Jüngst wurde z.B. berichtet, dass die Käfer dank ihres sehr starken Wehrsekrets Wein ungenießbar machen, wenn einige davon bei der Weinlese mit in die Presse gelangen!)
Ich hoffe, dass sich in Kanada nun eine intensive Forschung über die Auswirkungen dieses Ansiedlungs-Versuches anschließen wird. Und dass keine allzu großen negativen Auswirkungen gefunden werden.
Das Forum SuperOrganism ist rein wissenschaftlich. Forumssprache ist Englisch, und auch die Artikel im Journal of Applied Entomology sind in englischer Sprache.
(A. Buschinger, 17. April 2008)
Journal of Applied Entomology Sonderheft über Ameisen
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Journal of Applied Entomology Sonderheft über Ameisen
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
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Re: Journal of Applied Entomology Sonderheft über Ameisen
Fortsetzung: Formica paralugubris in Kanada
Neuere Untersuchungen zeigten, dass die beiden Schwesterarten F. lugubris Zetterstedt, 1838 und die 1996 von Seifert beschriebene F. paralugubris in den Italienischen Alpen sympatrisch und syntop vorkommen können. Insbesondere stellte sich aber heraus, dass die von Pavan gesammelten und aufbewahrten Belegexemplare mehrheitlich F. paralugubris angehörten. Auch ist es diese Art, die ausschließlich polydgyn-polydom ist. Daher überprüfte Seifert nun die Artzugehörigkeit der in Kanada angesiedelten Waldameisen, und tatsächlich: es handelt sich um F. paralugubris (Myrmecological News, 22, 11-20, Online Earlier).
Die Ausgangspopulation der kanadischen Kolonie betrug schätzungsweise 1 Million Arbeiterinnen. 2005 hatte sich die Kolonie auf ca. 4 ha ausgebreitet und umfasste rund 100 besiedelte Nesthügel. Mit einer neuen Kalkulationsmethode, angewandt auf die damals erhobenen Daten, kommt Seifert auf eine Population von ca. 19 Millionen Arbeiterinnen.
Die Ausbreitung aus dem Ansiedlungsareal in entfernte Waldgebiete wird in Anbetracht der Paarungsbiologie und der Ausbreitungsart von F. lugubris als unwahrscheinlich eingeschätzt, ebenso die unbeabsichtigte Verschleppung von Kolonieteilen. Eine regelmäßige Kontrolle der Superkolonie ist dennoch angebracht.
Neuere Untersuchungen zeigten, dass die beiden Schwesterarten F. lugubris Zetterstedt, 1838 und die 1996 von Seifert beschriebene F. paralugubris in den Italienischen Alpen sympatrisch und syntop vorkommen können. Insbesondere stellte sich aber heraus, dass die von Pavan gesammelten und aufbewahrten Belegexemplare mehrheitlich F. paralugubris angehörten. Auch ist es diese Art, die ausschließlich polydgyn-polydom ist. Daher überprüfte Seifert nun die Artzugehörigkeit der in Kanada angesiedelten Waldameisen, und tatsächlich: es handelt sich um F. paralugubris (Myrmecological News, 22, 11-20, Online Earlier).
Die Ausgangspopulation der kanadischen Kolonie betrug schätzungsweise 1 Million Arbeiterinnen. 2005 hatte sich die Kolonie auf ca. 4 ha ausgebreitet und umfasste rund 100 besiedelte Nesthügel. Mit einer neuen Kalkulationsmethode, angewandt auf die damals erhobenen Daten, kommt Seifert auf eine Population von ca. 19 Millionen Arbeiterinnen.
Die Ausbreitung aus dem Ansiedlungsareal in entfernte Waldgebiete wird in Anbetracht der Paarungsbiologie und der Ausbreitungsart von F. lugubris als unwahrscheinlich eingeschätzt, ebenso die unbeabsichtigte Verschleppung von Kolonieteilen. Eine regelmäßige Kontrolle der Superkolonie ist dennoch angebracht.
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Re: Journal of Applied Entomology Sonderheft über Ameisen
Liieber Herr Heller,
Vielen Dank für die Ergänzungen!
Herzliche Grüße,
Ihr A. Buschinger
Vielen Dank für die Ergänzungen!
Herzliche Grüße,
Ihr A. Buschinger
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