Polyrhachis dives frei im Berliner Zoo

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Buschinger
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Polyrhachis dives frei im Berliner Zoo

Beitrag von Buschinger »

Die Anfrage kam per PN, aber ich halte das Thema für viel zu wichtig, um es im Verborgenen der „persönlichen Nachrichten“ abzuhandeln. Daher habe ich beschlossen, die Antwort hier (anonymisiert) öffentlich zu geben.

Hallo B….,
Ich war vor ein paar Tagen im Aquarium des Berliner Zoo´s und dort werden seid neuestem Ameisen ausgestellt, unter anderem auch die Polyrhachis dives.
Allerdings kann man ohne zu übertreiben behaupten, dass die Ameise dort den Status eines Freigängers genießt, so habe ich grob geschäzt mindestens 20 Ameisen außerhalb der "Anlage" zählen können.
Ich habe das Personal darauf angesprochen, dass diese Art Zweignester bildet und mehrere Königinnen haben kann.
Darauf bekam ich lediglich als Antwort, dass man weiß, dass die Ameisen ausbrechen, aber man wüsste nicht, wie man dass verhindern könne. Außerdem waren es bisher ja nur Arbeiterinnen und man hofft, dass keine Königin entkommt.
Wie kann dass sein!!!???!!!
- Ich scheue mich nicht, das als maßlose Schlamperei und Ignoranz der Verantwortlichen öffentlich zu brandmarken!
Leider gibt die Gesetzeslage keine Handhabe, dagegen vorzugehen. Ich habe von einem anderen Zoo erfahren, dass dort Blattschneiderameisen im Sommer sogar außerhalb der Gebäude ihre charakteristischen Erdhügel aufgeworfen hatten.
Ich halte selber diese Art (das wird Ihnen sicher nicht gefallen , aber ich kann Ihnen versichern, ich habe lediglich 7 Arbeiterinnen und eine Königin und halte diese auch nur mit Deckel und weiß wo meine Grenzen sind)
Ich musste beim Kauf unterschreiben, sofort einen Kammerjäger zu rufen, wenn ich den Verdacht habe, dass sich meine Ameisen verselbstständigen und im Berliner Zoo laufen etliche herum.
- Nein, das „gefällt“ mir nicht, wobei es auf mein Gefallen nicht ankommt, sondern allein auf die Risiken der Exotenhaltung: Die meisten Käufer der Polyrhachis dives überschätzen ihre Fähigkeiten. Die Unterschrift beim Händler dient nur dazu, dass dieser Schadensersatzansprüche abwehren will. Müsste er z.B. im Berliner Zoo eine Bekämpfung der von ihm importierten und verkauften Polyrhachis dives bezahlen, gäbe es den Laden bald nicht mehr: Er wäre pleite!
Auch wenn sich diese Art vlt nicht in unserer Umwelt ausbreiten kann, so bin ich mir ziemlich sicher, wenn man sie in einem Terrarium halten kann, dann kann diese Art auch in einem Haus "Fuß fassen". Gerade dazu noch im Gebäude des Berliner Zoos, dass ja wegen der anderen exotischen Arten sicher gute klimatische Bedinungen bereithält. Nahrungstechnisch sind die P.dives ja auch nicht besonders wählerisch.
Nun stellen sich mir folgende Fragen, was soll ich jetzt Ihrer Meinung tun, an wen wende ich mich am besten oder reagiere ich da nur etwas über?
- Ganz sicher können sich P. dives in manchen Betrieben (Gewächshäuser etc.) einnisten.
Was kannst Du tun? In Berlin gibt es Ordnungsämter für die Stadtbezirke und ein Umweltamt. Am besten anmailen, den Sachverhalt kurz darstellen, und den link zu meinem Beitrag über die Gefahren durch Ameisenimporte mitteilen:
http://www.oegef.at/MN_79-82.pdf
Mehr ist kaum möglich, aber die Verantwortlichen bei den Behörden können sich dann wenigstens nicht mehr mit Unkenntnis herausreden.

Viele Grüße,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
J_K
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Beitrag von J_K »

Ach Herr Buschinger,

in manchen Zoos ist man da anscheinend einfach "etwas" fahrlässig.
Während meines Praktikums im Münchener Zoo letztes Jahr besuchte ich in einer Mittagspause dort das "Schildkrötenhaus" in dem auch Ameisen untergebracht sind. Bei der Atta (colombica?) Anlage war der Deckel etwas geöffnet, Soldatinnen kamen problemlos durch und 2 Meter daneben ein mehrere zig-Quadratmeter großes Terrain mit lockerem Boden und üppiger Bepflanzung.
Wenigstens wurde das betroffene Becken nach einem Anruf bei der Verwaltungsstelle für dieses Haus wieder dicht gemacht.
Hätte man es auch so bis zur nächsten Fütterung (rechtzeitig??) bemerkt?

Aber Ameisenmäßig ist der Münchener Zoo eh so etwas...
Die ursprünglich große (so groß gekaufte?) Myrmecia Koplonie ging innerhalb einiger (weniger) Monate volkommen ein, und überall innerhalb der für die Tiere begehbaren Anlage lagen Leichen von Männchen...
Nunja, aber nun hat man ja neue Pachycondyla apicalis und ein neues Nest für noch eine Art. Mal schauen wie lange die durchhalten :wink: ...

Grüße, Jan Kyri
Viele Grüße, J_K
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Bilder der Polyrhachis-Anlage im Berliner Zoo wurden inzwischen im Forum „Ameisencafé“ gepostet:
http://www.ameisencafe.de/cafe/index.ph ... 5a0699fcf1
Nach Anklicken des zweiten Bildes kann man unten das Emblem des Berliner Ameisenhändlers „Antstore“ erkennen. Feine Reklame und vorbildliche Exoten-Haltung, zur Nachahmung empfohlen???

Ansonsten wird die Angelegenheit auch in anderen Foren behandelt. Im Forum des Antstore selbst fand ich den folgenden Beitrag:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=8074

Karsten Schmitt
Posted: 16.04.2008 at 7:57 am Post subject:
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Das ist leider bedauerlicherweise in fast jedem Zoo so, daß Tiere (Wirbellose, Reptilien und kleine Säugetiere) mal ausbrechen.
Auch gibt es viele Privathalter, die ihre exotischen Tiere wie Schildkörten, Schlangen und Echsen ins freie setzen die zum Fressen dann wieder zurückkommen.
Bei Blattschneiderameisen gibt es auch Halter, die diese im Sommer über einen Schlauch ins freie setzten, wie ich mal gehört habe. Einige werden sich sicherlich auch noch an die Situation in Köln erinnern, wo Blattschneiderameisen ausgebrochen sind und sich in Nachbars Garten an den Rosen ranmachten.
Ein Freund von mir war mal bei Herrn Kalytta zu besuch, der hatte den ganzen Garten voll mit exotischen Ameisen, die da frei herum laufen.
Auch wenn die Tiere hier nicht überleben können, so finde ich es doch mehr als fahrlässig.


Diesem Kommentar ist eigentlich wenig hinzu zu fügen, außer dass auch der Schreiber nicht an Parasiten denkt, die von den Ameisen mit eingeschleppt wurden und sehr wohl bei uns im Freien, in einheimischen Ameisen, überleben können. Herr Kalytta ist der Inhaber des Ameisenshop Ants-Kalytta in Boppard: http://www.ants-kalytta.com/home.php

Myrmekologen, die am Mittelrhein und in der Eifel Ameisenforschung betreiben, sollten die Augen offen halten, falls die Angabe stimmt, er habe „den ganzen Garten voll mit exotischen Ameisen, die da frei herum laufen“. Sowohl nicht in unsere Natur gehörige Arten als auch „unerklärlich“ geschädigte/ kränkelnde einheimische Ameisen könnten von Interesse sein und unsere offiziellen Naturschützer vielleicht (?) mal aus ihrer Trägheit reißen.

Übrigens: In BONN findet vom 27. bis 30. Mai die „UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt“ statt. Dazu gehört AUCH der Schutz der lokalen Arten-Vielfalt vor exotischen und invasiven Arten. (Wie viele Millionen wird die Konferenz kosten?)
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Ich will noch eine Notiz einkopieren, die ich im vorigen Jahr ins Ameisenwiki gestellt hatte:
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (08.11.2007) Beschlossen vom Bundeskabinett am 07.11.07

http://www.bmu.de/pressemitteilungen/ak ... /40337.php „Bundeskabinett beschließt Strategie zur biologischen Vielfalt“

(Hier liest man über hoch gesteckte Ziele: Zum Beispiel soll sich im Naturschutz bis zum Jahr 2010 der Anteil der vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten verringern und sich bis 2020 die Gefährdungssituation des größten Teils der "Rote Liste-Arten" um eine Stufe verbessern…..)

http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ ... _nov07.pdf (256 Seiten!)

S. 13: „Es gibt ca. 10.000 Billionen Ameisen, die zu 9.500 Ameisenarten gehören und insgesamt etwa gleich viel wiegen wie alle Menschen der Welt (ca. 6 Milliarden) zusammen“
(Hier ist das BMU nicht up to date: Es sind > 12.000 Ameisen-Arten beschrieben! Und Homo sapiens bringt es zurzeit bereits auf ca. 6,5 Milliarden Individuen)

S. 24/25: „Die Gründe für die Gefährdung von Arten in Deutschland sind hinreichend untersucht.“ (Aufgelistet sind neben vielen anderen Ursachen auch: „Invasive gebietsfremde Arten“)

S. 101: „Biologische Sicherheit und Vermeidung von Faunen- und Florenverfälschung“

Maßnahmen zur Umsetzung…

S. 102, EU und Bund: „Erarbeitung einer nationalen Strategie zum Schutz vor invasiven Arten“

Usw.; es lohnt sich, in dem PDF etwas herum zu blättern!

Hoffentlich wird nicht nur der Inhalt von Seite 2 des Strategiepapiers umgesetzt, hoffentlich bleibt es nicht nur heiße Luft.....!
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Viele Grüße,
A. Buschinger
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Hier40
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Beitrag von Hier40 »

Mal was anderes.
Als ich vor vielen Jahren im Berliner Zoo war, gab es da eine
Pheidologeton diversus Kolonie in einem sehr kleinen Becken.
Der Gast sieht das und denkt, dass es ja nicht so schwer sein wird sowas selbst zu halten wenn die sowenig Platz brauchen

Und das am Becken groß Antstore drauf stand ist dann auch für den Gsst sehr hilfsreich sofern er wissen möchte wo es die Ameisen zu kaufen gibt.

In dem Myrmecia pavida Becken wimmelte es von Heimchen.

Die Kolonie Formica rufa? ,die der Berliner Zoo seit Jahren hatte, schien auch nie eine Winterruhe erlebt zu haben.
Im Winter leckten einige Arbeiterinnen an einem Stück Apfel.

Wieso darf der Berliner Zoo Waldameisen halten und dann noch in einem so kleinen Becken?
Zuletzt geändert von Hier40 am 16. Apr. 2008, 19:06, insgesamt 1-mal geändert.
Michael Schön
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Berliner Zoo überfordert mit der Pflege....... !

Beitrag von Michael Schön »

Hier kann ich nur ergänzen, das der Berliner Zoo innerhalb seines Insektariums anscheinend überfordert ist. Gerade die vom Händler gestellten Ameisenkolonien waren schon damals, ich glaube es war im Jahr 2000, in keinem guten Zustand.
Des weiteren kann ich bestätigen, das wirklich aus der Polyrhachis-Anlage Arbeiterinnen austraten ( war vor 3 Wochen dort ) , diese mußten allerdings zuvor ein Wasserbad auf sich nehmen und durch einen Wassergraben ( Wasserschale ) schwimmen.
Auch war eine Oecophylla Kolonie, die auf einem Ficus nistete, von einem Wassergraben umgeben. Diese Art tat sich zu dem Zeitpunkt allerdings schwer mit dem schwimmen (interessant wäre zu erfahren ob sie mittlerweile auch im Berliner Aquarium umher läuft!? ).
Hinweis an Halter von Exoten:
Ausbruchsicherungen wie ein Wassergraben, verfehlen ihre Aufgabe bei Ameisen, die das Wasser nicht scheuen oder als Hindernis ansehen. Durch die Spannung auf der Wasseroberfläche können die Tiere sich meistens auf die andere Seite des Ufers retten, es gibt sogar Arten, die sich auf dem Wasser (meistens als Traube) tragen lassen können. Hier möchte ich zum Beispiel die Feuerameise erwähnen. Deshalb gilt, soll das Wasser als Sperre dienen, muß ein Spülmittel hinzugefügt werden, das die Oberflächenspannung des Wasser bricht ( ausbrechende Tiere würden ertrinken, deshalb ist eine unsichere Inselhaltung generell ab zu lehnen ! )
Für den Berliner Zoo gilt allerdings, wie mehrere Besuche von mir immer wieder gezeigt haben, das die Pflege sowie das Herrichten der Ausbruchsicherungen nicht fachgerecht durchgeführt wurden.
Der Tieraussteller sollte sich umgehend darum kümmern, seine Tiere aus dem Berliner Zoo zu entfernen!

Ich muß außerdem hinweisen, das durch das tropische Klima im Insektarium und Aquarium jede Menge andere Arten umher streifen, so unter anderem Monomorium pharaonis. Diese ist in fast allen Terrarien unterwegs sowie eine kleine Crematogaster Art. Auf meine Frage bei einer Kassiererin nach einem Verantwortlichen, wurde mir mitgeteilt, das dieser gerade ein wichtiges Meeting hätte.
Diese Arten sind allerdings in Tropischen Gewächshäusern sowie in Insektarien überall anzutreffen, in den 2. letzten Fällen durch die tropische Bepflanzung und der dem entsprechenden Erde.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Schön
2 Vorsitzender der ASW Hessen
MortumAmoris
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Beitrag von MortumAmoris »

Guten Tag zusammen,
als Moderator im Ameisenhalterforum http://www.ameisencafe.de teile ich ihnen mit das auch wir sehr besorgt über diese Zustände sind.
Mir ist natürlich klar, dass einige von ihnen gegen die private Ameisenhaltung im allgemeinen, und gegen die haltung von Exoten im bosonderen eingestellt sind. Die Gründe dafür sind bekannt und verständlich. Doch trotz dieser Differenz sehen wir nun gemeinsamund mit Besorgnis die Zustände im Berliner Zoo.

Eines unserer Mitglieder hat URL Hier ein Statement dazu verfasst welches wir dem Berliner Zoo gerne in Briefform zukommen lassen würden.

Da in dem Schreiben auf die Ameisenschutzwarte als Ansprechpartner verwisen wird wollte ich hier erstmal Fragen ob ihnen eine Erwähnung überhaupt recht ist und ob sie eventuell Ergänzungs- oder Änderungsvorschläge dazu hätten. Außerdem wäre es schön, wenn wir vieleicht einen von ihnen als direkten Ansprechpartner nennen dürften. Denn wie sie sich denken werden gibt es unter uns zwar einige "Experten" im Bereich Ameisenhaltung, aber nimanden mit ihren Erfahrungen im Bereich Ameisenverbreitung und der damit verbundenen Gefahren.
Wenn es also Nachfragen von Seiten des Zoos in Bezug auf die Gefahren gäbe die von dieser potentiell Invasiven Art ausgehen könnten wir nur auf Publikationen ihrerseits hinweisen oder sie zitieren aber nicht mit selbst erworbenem Wissen arbeiten. Deshalb würden wir es Begrüßen wenn sich vieleicht einer der echten Experten für solche Fragen zur Verfügung stellen würde.

mit freundlichen Grüßen

Björn Reinhardt
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Sehr geehrter Herr Reinhardt,

Vielen Dank für Ihren Eintrag hier. Präsident und Vizepräsidenten der DASW haben mich gebeten, mich der Sache anzunehmen :) . Nun gut, ich bin auch derjenige, der sich am intensivsten mit der Problematik der Exotenimporte befasst (hat).

Am 17.04.08 habe ich spontan, nachdem mich jemand auf den thread im Ameisencafé aufmerksam gemacht hatte, eine entsprechende mail an den Berliner Zoo/ Herrn Dr. Blaszkiewitz gesandt (ist noch ohne Antwort, es ist Wochenende). Die mail habe ich in Kopie an das DASW-Präsidium und u.a. auch an Smaug geschickt.
Ich werde diese mail Ihnen hier im Forum per PN zur Kenntnis geben. Bitte nicht irgendwie veröffentlichen, in gewisser Weise ist es noch „Briefgeheimnis“.

Es freut mich natürlich, dass nun sogar aus der Haltergemeinde eine Stellungnahme zu dieser „Profi-Haltung“ der P. dives vom Berliner Aquarium kommt.
Als Ansprechpartner aus der DASW dürfen Sie gerne mich benennen, obwohl ich Herrn Blaszkiewitz natürlich aus meiner mail schon bekannt sein dürfte. In dieser habe ich ja auch ein paar einschlägige links genannt.

Zu dem Briefentwurf von „joey“ schreibe ich etwas in der PN an Sie, das muss hier nicht jetzt schon im Entwurfsstadium öffentlich diskutiert werden.

Viele Grüße,
Ihr A. Buschinger
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Michael Schön
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Begrüße die Initiative mit Freude.

Beitrag von Michael Schön »

Hallo Hr. Björn Reinhardt, ich freue mich das dieses Problem nun auch von Seiten der Halterkreise angegangen wird.
Dem Brief kann man nur zustimmen, zusammen mit der E-Mail von Prof. Buschinger werden im Berliner Zoo hoffentlich Taten folgen!
Vielleicht wäre es interessant, wenn auch über die Haltung von Ameisen in anderen Zoos berichtet würde, um gegebenen Falls zu reagieren.
Nochmals ein Beispiel sollte sich kein Neuling an dieser Haltungsweise nehmen, sie birgt Gefahren die im Infektionthread ( der leider in den Foren häufig in Vergessenheit gerät ! ) nachzulesen sind!


Mit freundlichen Grüßen
Michael Schön
2 Vorsitzender der ASW Hessen
MortumAmoris
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Beitrag von MortumAmoris »

Hallo Herr Buschinger und Herr Schön,
vielen Dank für ihre Antworten und für ihre Erlaubnis ihre Namen in unserem Brief zu nennen. Die Verbesserungsvorschläge werde ich gern weiterleiten sobald ich die PN erhalte.

Zum Thema Ameisenhaltung in anderen Zoos finden bei uns im Forum derzeit auch rege Diskussionen statt. Natürlich freut es uns als von den Tieren faszinierte Halter wenn wir in Zoos auch mal exotische Arten sehen die wir nicht selbst halten würden. Sei es aus Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Einschleppungsgefahr oder aus profanen Gründen wie Platz oder Geldmangel. Ebenso ist es natürlich schön wenn durch die Exponate im Zoo Ameisen als faszinierende und nützliche Tiere vorgestellt werden, nicht nur als lästige Rasenschädlinge.

Aus eigener Erfahrung könnte ich nur den Frankfurter und den Kölner Zoo benennen. Im Frankfurter Zoo werden Blattschneider gehalten, ich glaube es sind Acromyrmex, aber mein Besuch dort ist schon lange her.

Im Kölner Zoo werden ebenfalls Blattschneider gehalten, allerdings in einer Anlage, die nur geringfügig größer ist als meine Lasius niger Anlage. 3 Becken von denen das größte schätzungsweise 20X30X40 cm hat. Meiner Meinung nach viel zu klein. Was mich im Kölner Zoo eher fasziniert (oder besser erschreckt) hat ist der massive Befall von kleinen gelben Ameisen. Ich persönlich habe sie für Monomorium pharaonis gehalten wurde aber später darauf hingewiesen dass es sich laut Zooleitung um Tapinoma melanocephalum handelt, welche wohl leicht mit Pharaoameisen verwechselt würden. Ich persönlich finde das zwar nicht, da die Ameisen auf den Fotos welche ich gemacht habe eindeutig KEINEN schwarzen Kopf hatten, werde mich aber hüten als Laie einem Experten zu widersprechen.

mit freundlichen Grüßen

Björn Reinhardt
Buschinger
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Keine Antwort vom Berliner Zoo!

Beitrag von Buschinger »

Am 15. April habe ich an den Berliner Zoo eine e-Mail geschickt. Jetzt, nach 1/2 Monat, ist noch immer keine Antwort gekommen.
Zur Kenntnis veröffentliche ich nunmehr hier den Text meiner Mail:


E-Mail: info@zoo-berlin.de

Betr. Unsachgemäße Haltung von Ameisen im Zoo

Sehr geehrter Herr Blaszkiewitz,

Über ein Forum von Hobby-Ameisenhaltern
http://www.ameisencafe.de/cafe/index.ph ... 6&pageNo=1

bin ich auf die von Ihnen gegebenen Informationen gestoßen:
http://www.photography-ranking.de/news/ ... um-berlin/

Ich gehöre dem Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Ameisenschutzwarte an. Die DASW kämpft seit 2000, seit Eröffnung des „Antstore“, gegen die unkontrollierten Importe exotischer Ameisen durch den Antstore sowie durch einige weitere Ameisenhändler.
Bereits an dieser Stelle: Die Information, wonach der Antstore Ameisen züchte, ist falsch. Alle von den Händlern angebotenen Ameisen sind Wildfänge aus der Natur, die (wie alle Wildtiere, das dürfte Ihnen bekannt sein) auch Parasiten mitbringen, z.B. in den Gespinstnestern von Polyrhachis dives und Crematogaster rogenhoferi. Was solche Parasiten in unserer heimischen Fauna anrichten könnten, kann man sich nur vorstellen.

Die Problematik habe ich vor Jahren bereits hier sowie in einer Zeitschrift der IUCN dargestellt: http://www.oegef.at/MN_79-82.pdf

Leider haben unsere Bemühungen, ein Importverbot für derart riskante Arten zu erreichen, beim Bundesamt für Naturschutz und beim Bundesumweltministerium, keinen Erfolg gehabt: Obwohl man die Problematik erkannt hat, stehen formaljuristische Probleme einem solchen Verbot im Wege.
Somit bleibt uns zurzeit nur, auf die Einsicht und das Verantwortungsbewusstsein der Beteiligten hin zu arbeiten. Bei den Händlern ist eine derartige Einsicht natürlich nicht zu erwarten. Eine öffentliche Einrichtung wie der Berliner Zoo mit seinen Fachleuten sollte allerdings nicht auch noch offen Reklame für diese Fehlentwicklung machen.

Ich möchte Sie deshalb auffordern, die Haltung und Zurschaustellung solcher Ameisen mit Blick auf den Schutz für unsere Natur zu überdenken.

In den diversen Ameisenforen finden sich zahlreiche Einträge von oft sehr jugendlichen Ameisenhaltern, die sich leider die „offene“ Haltung von solchen Exoten in Ihrem Zoo bzw. auch in diversen TV-Sendungen mit Herrn Sebesta/Antstore zum Vorbild nehmen.

Mit besten Empfehlungen,
A. Buschinger
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Hier40
Beiträge: 26
Registriert: 15. Dez. 2006, 13:42

Beitrag von Hier40 »

Mal was anderes. Wenn im Berliner Aquarium viele Terrarien von Monomorium pharaonis bewohnt werden, dann besteht bei dieser Art doch die Gefahr, dass diese sich auch im Gebäude ausbreiten. Essen und Trinken für die Gäste sind dann wohl nicht mehr so sicher.
Es ist doch überall nachlesbar, das Monomorium pharaonis aufgrund ihrer Größe selbst durch kleinste Öffnungen durchkommen.
Das Berliner Aquarium steht ja auch nicht für sich allein.
In der Umgebung gibt es viele Gaststätten etc. und wenn dann vor allem im Sommer diese Ameisen sich mit Zweignestern nach draußen ausbreiten, dann besteht auch für die Umgebung eine Gefahr.

Wenn die im Raubtierhaus an den Fäkalien der Tiere rumknappern und dann sich an das Essen am Schnackstand oder Imbissbude hermachen, dann ist das wohl weniger apetittlich.

Ist das Für den Berliner Zoo so schwer hier mal einen Kammerjäger einzuschalten?
Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Unverantwortliche Ameisenhaltung im Berliner Zoo: Fahrlässig

Beitrag von Buschinger »

Der Thread läuft bereits seit 15. April 2008. Auch ich hatte ein Protestschreiben an den Direktor des Berliner Zoos gemailt, es blieb unbeantwortet!

Laut "Stern" Nr. 27 vom 26.6.08 nimmt in seinem Großen Zoo-Test der Berliner Zoologische Garten Platz 1 ein („sehr sehenswert“).

Jetzt haben sich wieder einmal zwei Ameisenhalter dort umgesehen. Ihre Berichte sind im Forum „Ameisencafé“ zu lesen, die Bilder sprechen Bände!

Seite 4 des Threads, Beiträge # 79 und 80 vom 13. und 15. August 2008:
http://www.ameisencafe.de/cafe/index.ph ... 6&pageNo=4

Meiner Meinung nach ist das Verhalten der Zoodirektion skandalös und an Fahrlässigkeit kaum zu übertreffen!
(und für den ANTSTORE, nebenbei, ist es eine Negativ-Reklame, wie man sie sich als Kritiker der Exoten-Importe eigentlich nur wünschen kann!)

Gruß
A. Buschinger
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Julian Beier
Beiträge: 15
Registriert: 17. Nov. 2009, 19:25

Beitrag von Julian Beier »

Hallo,

habe ähnliches schon im Stuttgarter Zoo erlebt: Dort liefen Atta sexdens frei im und außerhalb vom Tropenhaus herum.

mfg
corbingravely
Beiträge: 1
Registriert: 16. Dez. 2013, 07:21

Re: Polyrhachis dives frei im Berliner Zoo

Beitrag von corbingravely »

Ich bezweifle wirklich, die austretenden Königinnen. Ich meine, es kann keine Königinnen der Flucht sein. Ich meine, wenn sie versuchen zu fliehen die Arbeitsameisen nicht erlauben das nicht. Also, wenn es versucht, weg die Würde der Königin ist weg. Das heißt, es wird sterben.









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CORBIN GRAVELY
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