Ameisen im Neubau (Lasius brunneus - A.B.)

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Foppel
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Ameisen im Neubau (Lasius brunneus - A.B.)

Beitrag von Foppel »

Guten Tag Herr Prof. Buschinger,

sehr aufmerksam habe ich die Berichte hier gelesen und hoffe Sie können auch mir helfen.

Wir wohnen seit gut einem 3/4 Jahr in unserem neuen Haus. Ähnlich wie einige andere hier haben wir ebenfalls unter dem Estrich eine Fussbodenerwärmung und ca. 10 cm Styropor. Ich habe allerdings noch keine Styroporkrümmel im Haus gefunden.

Derzeit versuche ich sämtlich Öffnungen nach Außen mit Silikon zu verdichten, was wirklich nicht einfach ist :cry:

Die Ameisen sind m. E. unterschiedlich groß (Erwachsene und Kinder?) und schwarz.

Wir haben in fast jedem Raum kleine Ansammlungen von 20-40 Tieren gefunden (sogar im Bett und im Nachtschrank!).

Am Schlimmsten ist es in der Küche. Dort sammeln Sie sich in regelmäßigen Abschnitten im Geschirrspüler um Krümmel zu fressen etc. ! Ich habe mir schon gedacht, ob es vielleicht einen unterirdischen Eingang ins Haus gibt! Könnte sowas sein? Graben sich Ameisen durch Erdreich?

Nun, ich hoffe ich darf Ihnen auch einige Exemplare zusenden und hoffe Sie können wir sagen, wie ich die kleinen Tiere wieder loswerde.

Viele Grüße

M. F.




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mariahellwig
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Schwierige Situation

Beitrag von mariahellwig »

Hallo Foppel,

Ihre Situation ist meiner von vor 4 Jahren sehr ähnlich. Während der Bauphase hatte sich wohl eine Ameisenkönigin nach Nistgelegenheiten umgesehen und ist fündig geworden. Der Bestand der Ameisenkolonie ist dann rasant gewachsen. Im ersten Jahr hatten wir auch nur hier mal ein paar(20 - 40) Ameisen. Im zweiten Jahr fing die Kolonie dann an Styropor im grossen Stil zu zermahlen und legten Satellitennester an.
In der Küche waren dann auch nicht nur mehr ein paar Ameisen zu finden. Von dem Anblick, wenn Sie eines Morgens im Juni aufstehen und zig tausend Ameisen in Ihrer Wohnung zum Hochzeitsflug starten will ich erst garnicht reden. Ich hatte irgendwann das Gefühl den Dingen nicht mehr Herr zu werden. Begünstigt wurde die Entwicklung auch durch meine Anfängerfehler:
Ameisenbekämpfung fängt zunächst erstmal mit der richtigen mentalen Einstellung an. Der Glaube, es genügt hier und dort etwas Gift zu verteilen, ist ein Irrglaube. Das herumnebeln mit Kontaktgiften war mehr der Ausdruck von Kopflosigkeit oder Panik. Viel wichtiger ist die Fähigkeit genau beobachten zu können, z.B. welche Nahrung gerade angesagt ist. Hier kann eine Spülmaschine wertvolle Hinweise liefern.

Wir sind jetzt 'Ameisenfrei'(glaube ich zumindest).

Gruss und viel Erfolg!
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Sehr geehrter Herr Forstner,

Ja, schicken Sie mir ein paar Tiere zu, möglichst große und kleine. Das sind keine jungen und alten, denn Ameisen wachsen nicht. Aber es gibt Arten mit nebeneinander größeren und kleineren Individuen.
Der erste Schritt bei Ameisenbefall ist die Bestimmung der Art!

Viele Grüße,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Foppel
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DANKE !!!

Beitrag von Foppel »

Hallo Herr Prof. Buschinger und Frau mariahellwig,

vielen Dank für Ihre Antworten und Hilfestellungen. Herr Buschinger, ich werde gleich ein paar Exemplare für Sie "fangen" und per Post rausschicken.

Frau Hellwig, wie sind Sie Ihre Ameisen denn los geworden? Haben Sie Nahrung nach draußen gestellt oder irgendetwas anderes unternommen?

Ich danke für Ihre Antwort.

Viele Grüße

Marc Forstner
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Sehr geehrter Herr Forstner,

Es handelt sich um die “Braune Wegameise” (Lasius brunneus), eine bei uns in Wäldern, Parks und Gärten häufige Art. Sie nistet allerdings auch gerne in Gebäuden, wobei die Arbeiterinnen zur Futtersuche nur selten ins Haus kommen, sondern Wege nach draußen zu Bäumen mit Blattläusen und Beuteinsekten belaufen. Die geflügelten jungen Königinnen und Männchen tauchen häufig im Frühsommer innerhalb des Hauses auf, eine Besonderheit gerade dieser Ameisenart!

Die Bekämpfung dieser Art ist schwierig: An handelsübliche Fraßgifte geht sie nicht. Außerdem würde, selbst bei erfolgreicher Vernichtung des Volkes, die nach wie vor bestehende Nistgelegenheit sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und besiedelt. Ursache für ihre Ansiedlung sind von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Gibt es Undichtigkeiten im Dach? Feuchte Stellen an der Wand? Falls möglich trockenlegen und evtl. von außen die Zugangswege für die Ameisen z.B. durch Silikon-Dichtmasse versperren. Leider vergreift sich L. brunneus auch, von “weicherem” Isoliermaterial ausgehend, an tragenden Holzteilen, die so zerlöchert werden können, dass Bruchgefahr besteht.

Betr. Bekämpfungsmitteln weiß ein Schädlingsbekämpfer besser als ich selbst, was z.Zt. genehmigt ist, da ändert sich oft etwas. Aber wie oben gesagt: Eine reine Bekämpfung verschiebt das Problem nur, Sie müssen die Nistgelegenheit beseitigen (lassen).

In diesem „Frühjahr“ sind die Lasius brunneus wohl bereits Ende Februar/Anfang März aus ihrer Winterruhe erwacht und suchen nun innerhalb des Hauses nach Futter, weil es draußen zu kalt ist.

--- Dies ist der Standardtext, den ich bei den inzwischen zahllosen Anfragen versende. L. brunneus scheint die häufigste Schadameise in D zu sein.
In Ihrem Fall dürfte es sich um eine junge Kolonie handeln, d.h., eine Königin hat sich im letzten Jahr im Frühsommer irgendwo in Isoliermaterial (?) eingenistet. Dafür sprechen die relativ kleinen Arbeiterinnen aus ihrer ersten Brut. Später werden dann größere Arbeiterinnen aufgezogen; für einige Zeit laufen kleine und große gleichzeitig umher. Königin und Volk können mindestens 10 Jahre alt werden. Eine kleine Hoffnung: Vielleicht ist/war noch Baufeuchtigkeit vorhanden, so dass nach endgültiger Austrocknung das Volk eingeht bzw. auszieht (?).

Viele Grüße,
A. Buschinger

Diese Bestimmung erfolgt gratis. Spenden (steuerlich absetzbar) zum Schutz der nützlichen und gefährdeten Waldameisen bitte an die Deutsche Ameisenschutzwarte e.V., Horst Fentzahn, Kreissparkasse Hannover (BLZ 250 502 99), Kto-Nr. 2 008 852 143.
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
mariahellwig
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L.Brunneus

Beitrag von mariahellwig »

Hallo Herr Forstner,

aus meiner Sicht ist der Einsatz von Ködern der erfolgversprechenste Weg. Aber wie Herr Prof. Buschinger schon erwähnt hat sind die handelsüblichen Köderdosen ungeeignet. Also bleibt nur der Weg den Köder selbst zu herzustellen.

Ein Köder besteht aus einem Lockstoff und einem Wirkstoff. Der Lockstoff hat die Aufgabe den Ameisen den eigentlich unappetitlichen Wirkstoff unterzuschieben, der dann tötlich wirkt. Der Wirktstoff wird wie trojanisches Pferd von den Arbeiterinnen in das Nest getragen.

Für den Lockstoff gibt es keine eindeutigen Ratschläge. Honig oder Zucker funktionieren als Lockstoff in der Regel gut. Manchmal werden aber auch herzhafte Dinge bevorzugt, wie Leberwurst, Hunde- oder Katzenfutter. Wenn sie Ameisen in Ihrer Spülmaschinen finden, können Sie einfach erkennen was am erfolgversprechensten ist. Es gibt aber auch Phasen in denen Ameisen keine Nahrung aufnehmen.

Bei dem Wirkstoff ist es wichtig das dieser nicht zu schnell wirkt, denn schließlich sollten die Ameisen es auch noch zurück ins Nest schaffen und den Wirkstoff dort gut verteilen. Weiter soll er natürlich auch nicht frasabweisend wirken. Mit Borax z.B. habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Mit Fipronil dagegen sehr gute. Spinosad soll auch gut funktionieren. Fipronil ist, soweit ich weiß, nur für wirbellose Tiere giftig. Fipronil ist z.B. in dem Mittel Celaflor enthalten, kombiniert mit dem Lockstoff Zucker. Dieses Granulat kann man im Verhältnis 1:1 mit Wasser vermischen. Es entsteht dann ein richtig satte, sehr süsse Lösung. Wenn sinnvoll, können Sie auch noch etwas Leberwurst, Katzenfutter oder was auch immer gerade das Interesse erweckt, mit verrühren.
Das ganze dann mit einem Wattestäbchen oder Kosmetikpad aufsaugen und an Stellen auslegen an denen die Ameisen gerne lang laufen. Meist sind das Kanten oder irgendwelche Führungslinien. Über die Wattestächen lassen sich zur Not auch noch abgeschnittene Strohhalme schieben. Es gibt leere Köderdosen die Sie selbst befüllen können. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß die Ameisen daran häufig vorbei laufen. Hier kann es helfen die Köderdose mit dem Lockstoff einzureiben und ein Wattestäbchen mit der Lösung davor zulegen.

Noch ein Wort zu den genannten Wirkstoffen. Fipronil hat eine sehr lang anhaltene Wirkung, während Spinosad sich nahe einiger Zeit nahezu vollständig wieder abbaut.

Manchmal ist es auch sinnvoll einen Lockstoff ohne ein Gift auszulegen und dann wenn der Köder von einer ausreichenden Anzahl Ameisen angenommen wurde, den Köder gegen einen mit Wirkstoff auszutauschen.
Wenn die Bäume zunehmend Laub tragen sind im Haus immer weniger Ameisen zu sehen. Dies ist aber kein Grund seine Bemühungen einzustellen, sondern Anlass auch draussen Köder aufzustellen.
Es ist sehr wichtig am Ball zu bleiben!

L.Brunneus sind schwierige Ameisen. Sie werden nicht viele Chancen erhalten das Ameisen in ausreichender Anzahl Ihren Köder annehmen.

Ich habe nach diesem Prinzip ca. 6 Monate gebraucht bis alle Ameisen verschwunden waren.

Gruss und viel Erfolg
Zuletzt geändert von mariahellwig am 05. Mai. 2008, 16:42, insgesamt 3-mal geändert.
Foppel
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DANKE FÜR DIE HILFE!

Beitrag von Foppel »

Sehr geehrter Herr Prof. Buschinger,
Sehr geehrte Frau mariahellwig,

ich danke Ihnen sehr für die Bestimmung der Art und die Hilfestellungen.

Als ich Ihre Antworten gelesen habe, habe ich versucht nicht verkrampft zu gucken :cry: ... Nun ich werde versuchen mit ein wenig Hartnäckigkeit die Ködervariante durchzuziehen.

Eine Frage noch: Wie tief graben diese Ameisen, d.h. wie tief um das Haus muss ich nach "Einstiegsgelegenheiten" schauen? Kann es sein, dass einige cm ausreichen? Reicht Silikon aus, oder fressen sich die Ameisen da hindurch?

Und sollte ich dann nicht mit flüssigem Beton versuchen die möglichen Undichtigkeiten von draußen zu versperren?

Ich danke für eine erneute Antwort.

MfG

Forstner
mariahellwig
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Beitrag von mariahellwig »

Ich weiß nicht wie das bei Ihnen im Detail aussieht. Bei uns ist der Betonsockel mit Styroporplatten(Wärmedämmung) verkleidet. Diese Platten reichen ca. 50cm ins Erdreich. Wir haben das aber nicht mit Erde angefüllt sondern mit Kies damit am Haus(Holzrahmenbau) kein Wasser stehen bleibt. Die Ameisen sind dann aus dem Haus hinter den Styroporplatten her, durch das 50cm Kiesbett, auf die nahe gelegenen Bäume gelaufen und haben sich mit Nahrung versorgt und wieder zurück.

Nachdem ich das bemerkt hatte habe ich auch draussen Köder aufgestellt. Später dann das untere Ende der Platten mit Beton abgedichtet.

In Ihrem Fall können Sie zur Zeit noch auf das abdichten verzichten. Erst Ende Mai, wenn dir jungen Ameisenköniginnen ausschwärmen und nach Nistgelegenheiten suchen, sollte alles dicht sein.

Es hat sich eigentlich bewährt, solange sich ein Nest im Haus befindet, die Wege die die Ameisen benutzen nicht zu versperren. Denn das hilft meist nicht, sondern führt lediglich dazu sie aus den Augen zu verlieren. Denn, man kann keine Ameisen bekämpfen, wenn man die Wege nicht kennt.
Foppel
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TIPS

Beitrag von Foppel »

Sehr geehrte Frau Hellwig,

haben Sie vielen Dank für Ihre Ausführungen und Hilfestellungen. Ich werde versuchen alles zu beherzigen.

Ein kleiner Teilerfolg ist bereits geschafft. Unsere Ameisen fressen liebend gerne unsere selbstgemachte Erdbeermarmelade. Hex hex ein wenig Gift darunter gemischt und schon wird das Zeug gefressen. Unheimlich wie viele es sind.

Ab Mitte Mai werde ich mich dann daran machen und die Zugangswege (kleine Haufen am Außenrand des Hauses) zu blockieren. Ich hoffe das reicht dann auch wirklich aus.

Ansonsten bleibt mir nichts anderes übrig, als die 10 Jahre zu warten und zu hoffen, dass das Volk irgendwann stirbt.

Vielen, vielen Dank für die vielen Tips. Ich werde Sie weiterempfehlen.

Liebe Grüße aus Oldenburg

Marc Forstner
mariahellwig
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Wirkstoff

Beitrag von mariahellwig »

Perfekt!! Die Erdbeermarmelade ist sehr gut. Achten Sie nur darauf das die Dosis stimmt. Nicht zu viel Erdbeermarmelade

Für welches Mittel/Wirkstoff haben Sie sich entschieden? Sollten Sie sich für Fipronil entschieden haben, so sollten sie in den nächsten Tagen beobachten können das die Bewegungen der Ameisen sehr langsam werden. Zeitlupenartig. Das sind Vergiftungserscheinungen. Ihre Strategie dürfte dann aufgegangen zu sein.

Es kann sein, daß noch 4-6 Wochen lang vereinzelt Ameisen auftauchen. Danach sollte nichts mehr zu sehen sein.
Zuletzt geändert von mariahellwig am 05. Mai. 2008, 16:44, insgesamt 1-mal geändert.
Foppel
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FIPRONIL (HAHAHAH)

Beitrag von Foppel »

Hallo Frau Hellwig,

ja, ich habe VIEL GIFT darunter gemischt. Sie essen und essen und essen. :twisted:

Ich habe allerdings auch draußen welche gefunden, so dass ich auch draußen die Marmeladenkollektion aufstellen werde.

Ich habe übrigens Fipronil (Celaflor) genommen. Stinkt tierisch, funktioniert aber anscheinend. Seit wir den Teller mit Marmelade im Wohnzimmer stehen haben, sind nirgends (vereinzelt) Ameisen zu sehen.

Ich hoffe ich werde auch die Königin los!

Grüße

Forstner
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