Was man bei Ameisen alles untersuchen kann....

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Buschinger
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Was man bei Ameisen alles untersuchen kann....

Beitrag von Buschinger »

Was man bei tropischen Ameisen alles untersuchen kann…..

http://publikationen.ub.uni-frankfurt.d ... 2006/3287/

Unter dieser URL findet man eine Kurzfassung der Dissertation von Andreas Weißflog (2006):
Freinestbau von Ameisen (Hymenoptera: Formicidae) in der Kronenregion feuchttropischer Wälder Südostasiens : Bestandsaufnahme und Phänologie, Ethoökologie und funktionelle Analyse des Nestbaus.
In der 2001 abgeschlossenen, von Prof. Maschwitz (Frankfurt) betreuten Doktorarbeit sind zahlreiche wichtige und interessante Befunde über den Nestbau von rund 100 südostasiatischen Ameisenarten dokumentiert.

Hier seien nur wenige Sätze aus dieser Zusammenfassung einkopiert. Es ist empfehlenswert, sich den ganzen Auszug der Arbeit anzusehen. Von der o.a. Seite kann man auch den Volltext der Arbeit als pdf herunterladen: Dokument 1.pdf (3.464 KB).

Textauszüge aus der Zusammenfassung:……..

Als weitere Gemeinsamkeit fällt ins Auge, dass mit Ausnahme von Myrmicaria arachnoides und Polyrhachis spp. funktionell als Stallnester zu charakterisierende Nestkonstruktionen überwiegen. Insbesondere bei Technomyrmex (100 %), Dolichoderus (100 %), Camponotus (70 %), Crematogaster (82 %), aber auch bei Monomorium (100 %) und Oecophylla smaragdina besteht eine ausgeprägte Tendenz, die Honigtau liefernden Trophobionten und die Brut in denselben Bauten unterzubringen. Bei den meisten Arten besteht somit ein enger Zusammenhang zwischen Freinestbau und trophobiotischer Ernährungsweise. Diese enge räumliche Vereinigung von Nahrungs- und Nistressourcen bildet die Basis für die Entwicklung individuenreicher, konkurrenzstarker und ökologisch dominanter Ameisenarten in der Kronenregion.
…….
Je nach Anteil der hauptsächlich verarbeiteten Baustoffe kann man in vier Nestmaterialtypen unterteilen: (i) Nester aus toten pflanzlichen Materialien, (ii) Pilznester, (iii) Seidennester und (iv) Wurzelnester (Ameisengärten). Am häufigsten vertreten waren die aus Larvalseide gefertigten Webenester der Gattungen Polyrhachis, Camponotus (Karavaievia) und Oecophylla; insgesamt 45 % aller Funde gehörten zu dieser Materialgruppe. Fremde Seide konnten neben drei Polyrhachis-Arten auch drei Arten aus der Gattung Dolichoderus verarbeiten. Bemerkenswert ist der hohe Anteil pilzbewachsener Nestbauten.
…………
Bei Dolichoderus und Crematogaster sind die Methoden der Materialverfestigung sehr vielfältig und haben jeweils eine große Radiation erfahren (Stabilisierung durch Fremdseide, Pilze, Wurzeln und Klebstoff).

Es ist sehr lohnend, die gesamte Arbeit durchzusehen (pdf, 277 Seiten, 3.5 MB).
Überraschend z.B. die reichliche Verwendung von Spinnenseide als Nestmaterial (Abb. S. 95 ff.).
Für die Halter und Käufer von Polyrhachis (u.a. P. dives), Myrmicaria (u.a. M. arachnoides) oder Crematogaster (u.a. C. rogenhoferi, gesamt 50 zumeist nicht endgültig bestimmte Arten) dürfte das bei Arten dieser Gattungen untersuchte Nestbauverhalten von Interesse sein.

(A. Buschinger, 14. Jan. 2008)
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
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