Ausgediente Weihnachtsbäume als Winterschutz für Waldameisen

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Karsten Grotstück
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Ausgediente Weihnachtsbäume als Winterschutz für Waldameisen

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hallo Ameisenfreunde, :wink:

Fichte, Tanne und Co. können als hervorragender Winterschutz für Waldameisennester dienen. Die Zweige werden vom Stamm getrennt und vom Hügel abwärts mitsamt den Erdauswurf mit den Zweigen bedeckt. Die Zweige müssen so angeordnet werden, dass keine Lücken entstehen, da sonst der Specht als Feind der Waldameisen, diese Lücken entdeckt und so im Winter den Nestern schweren Schaden zufügen kann.
In der Zeit der Sonnung kann man die Zweige noch darauf belassen, wo die Ameisen sich in dichten Trauben sonnen und so die benötigte Wärme im Frühjahr auftanken können. Der Winterschutz dient noch in so weit, wenn ein Feind anfliegt und so den Ameisen habhaft werden will, können sie sich in den Gewirr der Zweige verstecken und entfliehen. Ohne Schutz hätte der Feind ein leichtes Spiel.

Die Sonnung der Waldameisen ist gewöhnlich Mitte April im Flachland abgeschlossen, im Bergland später. Dann muss man den Winterschutz abräumen, da sonst die dichten Zweige mit den grünen Nadeln den Nesthügel verpilzen lassen, weil nicht die benötigte Luftzirkulation stattfinden kann. Die Zweige kann man in der Nähe des Nestes verteilen, so dass sie abnadeln können und noch als Nestmaterial dienen. Die abgenadelten Zweige haben noch eine gute Funktion, indem man Spechtlöcher mit ihnen ausstopft und so dem Specht den Zugang erschwert.

So genug von meinen Ausführungen. Weihnachtsbäume haben zwei Effekte: Sie erfreuen uns zur Weihnachtszeit und sie schützen unsere Lieblinge im Winter.

Gruß aus Kassel
Karsten Grotstück
Jürgen Dittmer
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Ausgediente Weihnachtsbäume als Winterschutz für Waldameisen

Beitrag von Jürgen Dittmer »

Hallo Karsten Grotstück,

mit Interesse las ich Ihren Beitrag vom 06.01.2008. Um bei manchem Leser keine falschen Vorstellungen bezüglich der Hege unserer Waldameisen aufkommen zu lassen, lassen Sie mich bitte ein paar klarstellende Ergänzungen hinzufügen:

1. Wir sehen heute die Spechte nicht mehr als Feinde der Waldameisen an, vielmehr handelt es sich bei den Insekten und den Vögeln um gleichrangige Glieder der vernetzten Natur. (Stichwort "Nahrungskette")

2. Derartige Manipulationen an den Nestern durchzuführen, hieße ja letztendlich, Vögel, also auch Spechte, von ihrer seit je her angestammten Nahrungsquelle fern zu halten, zumindest gerade zu Notzeiten bzw. während der Aufzucht der Jungen!

3. Einzelnestschutz, beispielsweise, wie Sie ihn schildern, kann nach heutigen Erkenntnissen nur noch selten und ausnahmsweise erdorferlich werden - ich denke, so ist Ihr Beitrag wohl auch gemeint?
3.1 Zum Beispiel bei Neuansiedlungen nach einer Rettungsumsiedlung für die Dauer von zwei, vielleicht auch drei Jahren.
3.2 Oder: Leider trifft man auch heute gelegentlich noch dahinkümmernde Waldameisenkolonien an, denen es an der notwendigen Biotoppflege mangelte! Hier kann man als sofortige Notmaßnahme bis zur Verwirklichung einer umfangreichen Biotoppflege zu einer Einzelnestpflege raten.

Wenn das Biotop "stimmt", dann sind die Kolonien in der Regel auch vital genug, mit Spechtschäden fertig zu werden. Selbst nach stärkeren "Heimsuchungen" der Hügel durch Wildschweine erholen sich die Ameisenvölker recht schnell wieder! Das beobachte ich bereits seit mehreren Jahrzehnten. - Andernfalls gäbe es sicher auch keine hügelbauenden Waldameisen mehr!

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Dittmer
Karsten Grotstück
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Beitrag von Karsten Grotstück »

Kritik und Anmerkungen sind erwünscht, sonst kann unser Forum nicht existieren.
Es sollte kein Aufruf werden, dass sich alle einen Weihnachtsbaum der ausgedient hat, schnappen und alle Ameisennester zudecken. Es sollte eine sinnvolle Anregung für Ameisenschützer sein, die vielleicht nicht wissen, was sie mit ihren Baum nach den Festtagen tun sollen. Nur vitale Waldameisenkolonien sichern den Bestand an Spechten und anderen Nutznießern. Waldameisen kommen gut mit sich selbst zurecht, aber der Specht und andere nicht ohne die Ameisen.

Wenn man sich meine Ausführungen richtig durchliest, wird man feststellen, dass ich erwähnt habe, die Nester Mitte April wieder abzudecken. Gewöhnlich haben die Vögel in dieser Zeit erst mit der Brut begonnen und später im Mai mit der Jungenaufzucht.

Gruß
Karsten Grostück
Karsten Grotstück
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Sonnung der Waldameisen eines isolierten Waldameisenestes .

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hallo Ameisenfreunde,

hier sind einige Bilder eines Formica polyctena Nestes, das mit Zweigen eines ausgedienten Weihnnachtsbaumes zum Schutz dieses isolierten Nestes innerhalb eines Kasseler Stadtwaldes ( Eichwald Bettenhausen ), vorbildlich abgedeckt wurde.
Am 15. März war es so weit das die Ameisen sich aus der Winterruhe begaben und sich auf den Zweigen, die zum Schutze dieses letzten Nestes einer ehemals großen Kolonie sonnten ( ehemals 16 Nester ).
Die Temperatur betrug 14° im Schatten, in der Sonne weit aus höher.
Die Abdeckung von Zweigen eines ehemals großen Kolonieverbandes von Formica polyctena und jetzt nur noch einem Nestes hat uns, dem Kreisverband Kassel, dazu veranlasst, uns dennoch für die Abdeckung mit Tannenzweigen zu entscheiden, um dieses Nest noch weitere Jahre zu erhalten. Wir finden, es sollte immer der Einzelfall entscheiden, um eventuelle Schutzmaßnahmen zu treffen oder als nicht notwendig anzusehen. Somit wäre bei einem großen Nestverband diese Schutzmaßnahme nicht notwendig.

Gruß Karsten
Dateianhänge
Abgedeckter Ameisenhaufen von Formica polyctena
Abgedeckter Ameisenhaufen von Formica polyctena
Sonnung
Sonnung
Die ersten Arbeiterinnen bei der Beginn der Sonnung
Die ersten Arbeiterinnen bei der Beginn der Sonnung
Karsten Grotstück
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Re: Ausgediente Weihnachtsbäume als Winterschutz für Waldame

Beitrag von Karsten Grotstück »

Hallo und Guten Tag meine lieben Ameisenfreunde,

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein besinnliches Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2018 vorallem viel Gesundheit und persönliches Wohlergehen!



Ausgediente Weihnachtsbäume als Winterschutz für Waldameisen


Fichte, Tanne und Co. können als hervorragender Winterschutz für Waldameisennestern dienen !!!

Weihnachtsbäume haben zwei Effekte: Sie erfreuen uns zur Weihnachtszeit und sie schützen unsere Lieblinge im Winter.




Gruß Karsten Grotstück
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