Besprechung: Grundlagen der Ameisenhaltung
Verfasst: 22. Sep. 2007, 18:01
Von einem Mitglied der DASW erhielt ich freundlicher- und leihweise ein Exemplar des vom Antstore stark beworbenen Heftchens über die Ameisenhaltung. Im Hinblick auf den entstehenden DASW-Arbeitskreis Ameisenhaltung habe ich zu diesem Opus ein paar Anmerkungen gemacht:
M. Sebesta (2006): Grundlagen der Ameisenhaltung, 32 S., Selbstverlag, 2.90 (Autorschaft unklar: Als Autor ist auf der Titelseite M. Sebesta angegeben, auf S. 5 heißt es, das Antstore Team habe die Broschüre zusammengestellt).
Das Heft enthält angeblich alle nötigen Informationen für den Einstieg in die Ameisenhaltung (s. letzte Umschlagseite). Leider ist dies etwas übertrieben. Vermutlich wäre bei der beträchtlichen Anzahl der inzwischen verkauften Ameisenarten und dem Umfang des Zubehörs (allein 132 Einträge unter Formikarien!) selbst die zehnfache Seitenzahl kaum ausreichend.
Leider sind z.T. völlig falsche Angaben enthalten: S. 7 liest man Grundsätzlich ist das Einfangen und Halten von wildlebenden Tieren nicht erlaubt. Hier muss eine Sammelerlaubnis beim zuständigen örtlichen Amt beantragt werden.
Richtig ist, dass abgesehen von besonders geschützten Arten einzelne Ameisen oder Völker für den Eigengebrauch jederzeit gefangen werden dürfen. Nur wenn größere Mengen für den gewerbsmäßigen Handel aus der Natur entnommen werden sollen, bedarf es dazu einer Ausnahmegenehmigung durch die zuständige Naturschutzbehörde. Aber vielleicht lässt sich durch die falsche Angabe doch der eine oder andere Halter beeindrucken und bevorzugt den einfachsten Weg, den Kauf einer Kolonie aus dem Fachhandel?
Besonders störend sind falsche Angaben zur Biologie der Ameisen. Eine Abbildung auf S. 31 (Entwicklung) suggeriert, dass Eier wachsen, eine Fehlmeinung, der man in den Foren öfter begegnet: Es sind A = kleines Ei und B = Ei unterschieden, durch einen Pfeil verbunden. Weiterhin scheint die Nacktpuppe sich wahlweise mit einem Kokon zu umgeben, oder auch nicht (in Wirklichkeit wird der Kokon, wenn überhaupt, vom letzten Larvenstadium gesponnen, bevor die Larve sich verpuppt, d.h. innerhalb des Kokons das Aussehen der Nacktpuppe annimmt). Schließlich ist als G = erwachsene Arbeiterin (Imago) klar erkennbar eine Königin dargestellt. Kein Wunder, dass so viele Ameisenhalter bereits bei ganz normalen Arten Probleme damit haben, Königinnen und Arbeiterinnen zu unterscheiden!
Die Anweisungen bleiben sehr im Allgemeinen. Beispiel: Die Pulverschicht muss je nach Ameisenart nach einigen Tagen oder Wochen erneuert werden.
Bei welchen Arten das eine oder andere zutrifft, muss der Halter selbst herausfinden! Auch welche Ausbruchssicherung, welche Nestmaterialien oder Formikarien für welche Arten geeignet sind, wird in dem Heft jedenfalls nicht vermittelt.
Gewöhnungsbedürftig ist der freizügige Umgang des Autors mit der deutschen Sprache. Manche Sätze muss man zweimal lesen, um sie zu verstehen. Beispiele:
HK.3 für den Profi, wobei hier die Ameisenart so empfindlich ist, das hier der Halter die besonderen und sensiblen Bedürfnisse bzw. Bedingungen für die entsprechende Ameisenart zu berücksichtigen hat.
Oder Wechsel vom Singular zum Plural in einem Satz: Das Ei ist glatt und etwas klebrig, meistens transparent bis weiß oder gelblich gefärbt, diese werden in sogenannten Eipaketen aufbewahrt und von Arbeiterinnen gepflegt.
Naiv klingen die Anweisungen für den Fall, dass Ameisen ausgebrochen sind (S. 27): Schließen Sie nun alle Fenster und Türen sowie andere Fluchtmöglichkeiten.
Die meisten Türen schließen absolut nicht so dicht, dass Ameisen nicht darunter hindurch krabbeln könnten. Was man macht, wenn der Ausbruch bereits 1-2 Tage oder länger zurück liegt, verschweigt der Autor.
Immerhin erfreulich sind die Hinweise auf Dinge, die man nicht tun sollte, etwa (S. 29) eine weisellos gewordene Restkolonie ins Freie entlassen, wodurch gefährliche Parasiten usw. in die Natur gelangen könnten. Solche Hinweise dürften leider noch weniger Wirkung haben als die Warnungen vor Nikotinkonsum.
Fazit: Das Heft spricht eine Reihe von Themen an, die in der Ameisenhaltung von Bedeutung sind. Eine hinreichend ausführliche und vor allem fachkundige Behandlung dieser Themen muss jedoch noch geschrieben werden.
(A. Buschinger)
M. Sebesta (2006): Grundlagen der Ameisenhaltung, 32 S., Selbstverlag, 2.90 (Autorschaft unklar: Als Autor ist auf der Titelseite M. Sebesta angegeben, auf S. 5 heißt es, das Antstore Team habe die Broschüre zusammengestellt).
Das Heft enthält angeblich alle nötigen Informationen für den Einstieg in die Ameisenhaltung (s. letzte Umschlagseite). Leider ist dies etwas übertrieben. Vermutlich wäre bei der beträchtlichen Anzahl der inzwischen verkauften Ameisenarten und dem Umfang des Zubehörs (allein 132 Einträge unter Formikarien!) selbst die zehnfache Seitenzahl kaum ausreichend.
Leider sind z.T. völlig falsche Angaben enthalten: S. 7 liest man Grundsätzlich ist das Einfangen und Halten von wildlebenden Tieren nicht erlaubt. Hier muss eine Sammelerlaubnis beim zuständigen örtlichen Amt beantragt werden.
Richtig ist, dass abgesehen von besonders geschützten Arten einzelne Ameisen oder Völker für den Eigengebrauch jederzeit gefangen werden dürfen. Nur wenn größere Mengen für den gewerbsmäßigen Handel aus der Natur entnommen werden sollen, bedarf es dazu einer Ausnahmegenehmigung durch die zuständige Naturschutzbehörde. Aber vielleicht lässt sich durch die falsche Angabe doch der eine oder andere Halter beeindrucken und bevorzugt den einfachsten Weg, den Kauf einer Kolonie aus dem Fachhandel?
Besonders störend sind falsche Angaben zur Biologie der Ameisen. Eine Abbildung auf S. 31 (Entwicklung) suggeriert, dass Eier wachsen, eine Fehlmeinung, der man in den Foren öfter begegnet: Es sind A = kleines Ei und B = Ei unterschieden, durch einen Pfeil verbunden. Weiterhin scheint die Nacktpuppe sich wahlweise mit einem Kokon zu umgeben, oder auch nicht (in Wirklichkeit wird der Kokon, wenn überhaupt, vom letzten Larvenstadium gesponnen, bevor die Larve sich verpuppt, d.h. innerhalb des Kokons das Aussehen der Nacktpuppe annimmt). Schließlich ist als G = erwachsene Arbeiterin (Imago) klar erkennbar eine Königin dargestellt. Kein Wunder, dass so viele Ameisenhalter bereits bei ganz normalen Arten Probleme damit haben, Königinnen und Arbeiterinnen zu unterscheiden!
Die Anweisungen bleiben sehr im Allgemeinen. Beispiel: Die Pulverschicht muss je nach Ameisenart nach einigen Tagen oder Wochen erneuert werden.
Bei welchen Arten das eine oder andere zutrifft, muss der Halter selbst herausfinden! Auch welche Ausbruchssicherung, welche Nestmaterialien oder Formikarien für welche Arten geeignet sind, wird in dem Heft jedenfalls nicht vermittelt.
Gewöhnungsbedürftig ist der freizügige Umgang des Autors mit der deutschen Sprache. Manche Sätze muss man zweimal lesen, um sie zu verstehen. Beispiele:
HK.3 für den Profi, wobei hier die Ameisenart so empfindlich ist, das hier der Halter die besonderen und sensiblen Bedürfnisse bzw. Bedingungen für die entsprechende Ameisenart zu berücksichtigen hat.
Oder Wechsel vom Singular zum Plural in einem Satz: Das Ei ist glatt und etwas klebrig, meistens transparent bis weiß oder gelblich gefärbt, diese werden in sogenannten Eipaketen aufbewahrt und von Arbeiterinnen gepflegt.
Naiv klingen die Anweisungen für den Fall, dass Ameisen ausgebrochen sind (S. 27): Schließen Sie nun alle Fenster und Türen sowie andere Fluchtmöglichkeiten.
Die meisten Türen schließen absolut nicht so dicht, dass Ameisen nicht darunter hindurch krabbeln könnten. Was man macht, wenn der Ausbruch bereits 1-2 Tage oder länger zurück liegt, verschweigt der Autor.
Immerhin erfreulich sind die Hinweise auf Dinge, die man nicht tun sollte, etwa (S. 29) eine weisellos gewordene Restkolonie ins Freie entlassen, wodurch gefährliche Parasiten usw. in die Natur gelangen könnten. Solche Hinweise dürften leider noch weniger Wirkung haben als die Warnungen vor Nikotinkonsum.
Fazit: Das Heft spricht eine Reihe von Themen an, die in der Ameisenhaltung von Bedeutung sind. Eine hinreichend ausführliche und vor allem fachkundige Behandlung dieser Themen muss jedoch noch geschrieben werden.
(A. Buschinger)