Ameisen in der Wohnung (L. emarginatus - A.B.)

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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sebo81
Beiträge: 5
Registriert: 17. Jul. 2007, 21:37

Ameisen in der Wohnung (L. emarginatus - A.B.)

Beitrag von sebo81 »

Guten Abend allerseits,

da unser Ameisenproblem langsam überhandnimmt, werde ich vom stillen Mitleser dieses Forums doch noch aktiv.

Ich öffne einfach mal einen neuen Thread, da ich die Ameisen selbst nicht bestimmen kann und auch nicht weiß, in welchen Thread mein Anliegen am besten passt.

Ich beginne einfach mal von vorne:

Meine Frau ich und mein 4 Monate junger Sohn wohnen seit letztem Winter in einem schönen Altbauhaus (Baujahr um 1890) mit echtem Holzboden im EG. Leider hat dieser Holzboden sehr breite Fugen. Darunter ist alles mit Sand und Holzbalken isoliert. In unserem Hof sind sehr viele Ameisen (Lausfarmen an den Pflanzen, Nest direkt an der Biotonne).

Zum ersten Mal in Kontakt mit unseren Mitbewohnern kamen wir im April-Mai 2007. Wir entdeckten vereinzelte Ameisen in unserem Schlafzimmer (zur Hofseite). Damals habe ich einfach Zimt in die Fugen gestreut, aus denen die Tierchen kamen und dann war erstmal Ruhe.

Dieselbe Geschichte spielte sich 2-3 Wochen später nochmals ab. Folglich entdeckten wir auch an anderen Stellen des Zimmers Ameisen, sporadisch auch in den anderen Zimmern der Wohnung, meist aber immer nur einzelne Tierchen, keine Straße. Beunruhigt, auch wegen unserem Baby, kauften wir uns Köder. Im Zimmer haben diese scheinbar nichts gebracht, worauf ich sie entfernt habe. Den Staubsauger an den Leisten zur Fensterwand habe ich bereits auch eingesetzt, mit dem Ergebnis, dass ca 20 Tierchen nach oben schossen. Das habe ich dann gelassen.

An der Hauswand zu unserer Wohnung führt eine beständige Ameisenstraße entlang, mit einem vermeintlichen Eingang in der Hauswand. Nach dieser Entdeckung habe ich Aeroxon Ameisenpulver draußen an die Hauswand gestreut. Dann war auch erstmal wieder Ruhe.

Anfang Juli entdeckten wir dann auch einige fliegende Exemplare in der Wohnung. Zusätzlich habe ich weitere Köder von Aeroxon entlang der Hauswand aufgestellt, mit einigem Erfolg sogar: einige tote Ameisen waren zu sehen. Aber die sporadisch auftretenden Ameisen in unserem Schlafzimmer nahmen nicht ab. Nun wischen wir jeden Tag die ganze Wohnung mit einem Citrus-Allesreiniger gemischt mit Essig, mit dem Ergebnis, dass die Tierchen nicht mehr am Boden krabbeln, sondern versuchen die Wände zu erklimmen.

Ich versuche schnellstmöglich einige Exemplare zu erwischen und diese Herrn Buschinger zuzusenden.

Kann man eigentlich dieses Jahr von einer Plage sprechen, denn in unserer Gegend gibt es wahrlich sehr viele von den Biestern, auf den Straßen zwischen den Platten sogar im Auto habe ich schon welche entdeckt?
sebo81
Beiträge: 5
Registriert: 17. Jul. 2007, 21:37

Beitrag von sebo81 »

Nachtrag:

Mein gestriger Großangriff gegen den von mir vermuteten Nesteingang mit dem Aeroxonpulver führte zu vermehrten Ameisen in der Wohnung. Essigreiniger scheint auch ein probates Mittel zu sein, denn die Tierchen meiden den Boden.

Eine kleine Frage: Ich habe zusätzlich von Globol "Ameisenmittel flüssig" gekauft (Wirkstof: d-Phenotrin 0,7g/100g;Wirkstoflösung). Kann ich dies in der Wohnung einsetzen, oder ist das eher nicht zu empfehlen? Die Gebrauchsanweisung ignoriert diese Thematik nämlich vollends.
mariahellwig
Beiträge: 141
Registriert: 12. Jun. 2007, 12:27

Beitrag von mariahellwig »

Hallo Sebo81,

Aeroxon (Lavandinöl) vertreibt Ameisen lediglich, bekämpfen kann man sie damit nicht. So gesehen war es nur logisch das sie vermehrt innen auftauchen. Gleiches gilt für Essigreiniger.

Globol "Ameisenmittel flüssig" (Wirkstoff: d-Phenothrin) würde ich nicht innen einsetzen. Man kann Wirkstoff nicht nur über Berührung aufnehmen, sondern auch einatmen.
sebo81
Beiträge: 5
Registriert: 17. Jul. 2007, 21:37

Beitrag von sebo81 »

mariahellwig hat geschrieben:Hallo Sebo81,

Aeroxon (Lavandinöl) vertreibt Ameisen lediglich, bekämpfen kann man sie damit nicht. So gesehen war es nur logisch das sie vermehrt innen auftauchen. Gleiches gilt für Essigreiniger.

Globol "Ameisenmittel flüssig" (Wirkstoff: d-Phenothrin) würde ich nicht innen einsetzen. Man kann Wirkstoff nicht nur über Berührung aufnehmen, sondern auch einatmen.
Danke für das Feedback.

Das finde ich schon recht fahrlässig von Globol, dies nicht zu bemerken.

Das Pulver habe ich hauptsächlich entlang der Ameisenstraße eingesetzt, in der Hoffnung die Futterbeschaffung von außerhalb zu unterbinden. Den Essigreiniger setze ich nur in der Wohnung ein, damit die Ameisen unterhalb des Bodens bleiben.

Die Ameisenprobe (vier Exemplare) ist bereits auf dem Postweg zu Herrn Dr. Buschinger.


Grüße

Sebastian, Angela und Joshua
sebo81
Beiträge: 5
Registriert: 17. Jul. 2007, 21:37

Beitrag von sebo81 »

mariahellwig hat geschrieben:Hallo Sebo81,

Aeroxon (Lavandinöl) vertreibt Ameisen lediglich, bekämpfen kann man sie damit nicht.
Könnte man denn das Pulver innen unbedenklich anwenden? Es steht zwar drauf, dass es ausschließlich zu Außenanwendung bestimmt ist, aber ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt ein wenig davon in die Fugen unseres Bodens zu kippen.
mariahellwig
Beiträge: 141
Registriert: 12. Jun. 2007, 12:27

Beitrag von mariahellwig »

Hallo Sebo81,

rekapitulieren wir:
- Sie haben wahrscheinlich ein Ameisennest innerhalb des Hauses.
- Die Ameisen besorgen sich Nahrung durch eine Ihnen bekannten! Ausgang nach aussen.

Ich würde wahrscheinlich bei der Ameisenstrasse ansetzen. Solange sie wissen wo die Ameisen herlaufen um sich Nahrung zu besorgen, haben Sie alle Trümpfe in der Hand. Wenn Sie die Ameisen lediglich vetreiben und Sie die Wege nicht kennen, wird eine Bekämpfung schwer.
Probieren Sie doch mal etwas Zucker in ein wenig Wasser auflösen(Verh. 1:1), von mir aus auch noch etwas Honig dazugeben. Diese wässrige Lösung in die Ameisenstrasse träufeln und beobachten ob der Köder angenommen wird.
Wenn ja, ersetzen Sie den Zucker durch Celaflor. Besorgen Sie sich eine oder mehrere leere Köderdosen in die Sie die Lösung geben. Stellen Sie die Köderdose(n) in die Ameisenstrasse und verteilen Sie von der Lösung etwas vor die Köderdose.

viel Erfolg! Auf das Ergebnis bin ich gespannt.
Buschinger
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Wohnort: Reinheim

Bestimmung: Lasius emarginatus

Beitrag von Buschinger »

Hallo sebo81,

Es handelt sich um die “Zweifarbige Wegameise” (Lasius emarginatus), eine bei uns in wärmeren Regionen in Wäldern und Parks häufige Art. Sie nistet auch gelegentlich in Gebäuden, wobei die Arbeiterinnen zur Futtersuche eigentlich selten ins Haus kommen, sondern Wege nach draußen zu Bäumen mit Blattläusen und Beuteinsekten haben. Die schwärmenden jungen Königinnen und Männchen kommen oft innerhalb des Hauses aus dem Nest.

Eine Bekämpfung dieser Art (ebenso wie der sehr ähnlichen L. brunneus) ist schwierig: An handelsübliche Fraßgifte (Köderdosen etc.) geht sie nicht. Außerdem würde, selbst bei erfolgreicher Vernichtung des Volkes, die nach wie vor bestehende Nistgelegenheit sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und besiedelt. Ursache für ihre Ansiedlung sind meistens von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Ich kann Ihnen also nur empfehlen, nach Stellen zu suchen, die für längere Zeit feucht sind (eindringendes Regenwasser, oder Kondenswasser von innen), diese abzudichten oder trockenzulegen, und evtl. von außen die Zugangswege für die Ameisen z.B. durch Silikon-Dichtmasse zu verlegen. Da diese Ameisen ihre Nester auch in verbautem Holz anlegen, besteht schon eine gewisse Gefahr für die Bausubstanz. Ggf. müssen Sie ein Bekämpfungsunternehmen einschalten, das vor allem das Nest lokalisieren und mit einem Insektizid behandeln muss. Der Schädlingsbekämpfer sollte allerdings über diese Ameisen (L. emarginatus und L. brunneus) Bescheid wissen! Wie man den Forumseinträgen entnehmen kann, gilt das nicht für alle Bekämpfer.

Die abfliegenden jungen Männchen und Königinnen sind harmlos. Aber das Volk, alte Königin und –zigtausende Arbeiterinnen, ziehen jetzt bereits die Larven auf, aus denen im nächsten Frühjahr auch wieder geflügelte Jungtiere entstehen.

In letzter Zeit berichten einige Betroffene hier im DASW-Forum von Erfolgen mit Ameisengelen. Am besten sehen Sie sich mal ein paar der Einträge durch. Was für L. brunneus gilt, trifft auch für L. emarginatus zu.

Mit freundlichen Grüßen,
A. Buschinger

(PS: Danke für die "Beilage", die werde ich an die DASW weiterleiten).
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
brittawb
Beiträge: 6
Registriert: 09. Jul. 2007, 23:33

Beitrag von brittawb »

hallo herr dr. buschinger,

was ist mit rigipsplatten und steinwolle zum abdichten von innen?

schmeckt das den ameisen auch oder kann ich diese materialien benutzen, habe auch einen thread hier wegen lasius brunneus im wohnzimmer...

danke für info,
britta
sebo81
Beiträge: 5
Registriert: 17. Jul. 2007, 21:37

Beitrag von sebo81 »

Danke für die Bestimmung!

Unser Vermieter hat einen Schädlingsbekämpder kommen lassen und seitdem ist Ruhe. In der Wohnung hat er ein Gel in die Fugen verteilt und von außen hat er die "Chemiekeule" eingesetzt. D.h. Spray auf die Ameisenstraßen und Löcher (von uns vermutete Eingänge) in der Wand und diese mit einem Film übezogen. Jetzt haben wir seit einer Woche keine Ameisen mehr gesehen, sowohl innen und außen. Ich werde weiter berichten.
Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Beitrag von Buschinger »

Hallo brittawb,

"was ist mit rigipsplatten und steinwolle zum abdichten von innen?"

Mir liegen keinerlei Erfahrungen dazu vor. Es hat sich ja überhaupt erst jetzt in den letzten Wochen hier im Forum ein gewisser Verdacht entwickelt, dass manche modernen Bau- und Isoliermaterialien für bestimmte Ameisenarten besonders "attraktive" Nistgelegenheiten darstellen könnten.
Die Kombination Styropor und Holz erscheint auffallend oft (auch in meinen e-mails und brieflichen Anfragen), wobei das Styropor, selbst wasserabweisend, anscheinend aus feuchter Luft Kondenswasser abscheidet, das dann an das Holz abgegeben wird.
Holz, das durch irgendwelche Umstände (schadhaftes Dach, Wasserleitung, ...) regelmäßig feucht gehalten wird und etwas morsch geworden ist, ist traditionell ein "beliebter" Nistplatz für diese Ameisen.

Dringend notwendig wären experimentelle Untersuchungen über die diesbezüglichen Qualitäten der modernen Baumaterialien. Das ist aber eher etwas für ein großes Forschungsinstitut. Die Hersteller solcher Materialien haben sich bisher wohl mehr um Pilzbefall und - bei Holzprodukten - Schutz gegen Holz fressende Insekten (Hausbock u.a.) bemüht und das Risiko des Befalls mit Ameisen vernachlässigt. Die Ameisen fressen ja das Holz nicht, nehmen also Fraßgifte nicht auf.

Hallo sebo81,

So können wir nur hoffen, dass diese Maßnahmen dauerhaften Erfolg haben!
Meine sporadisch über ein paar Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen haben gezeigt, dass immer nach einer "Bekämpfung" der geflügelten Geschlechtstiere Ruhe war, bis zum nächsten Frühling!
Die Arbeiterinnen von L. brunneus und L. emarginatus sind eben recht unauffällig, weil sie so selten in der Wohnung herumgeistern. Das Ausschwärmen der Geflügelten hat ein natürliches Ende, wenn alle aus der diesjährigen Aufzucht das Nest verlassen haben. Die nächste Brut von Geflügelten taucht dann erst im folgenden Frühjahr auf. So mancher Schädlingsbekämpfer hat daraus schon einen "neuen Befall" diagnostiziert.

Für weitere Berichterstattung wäre wohl nicht nur ich dankbar!

Viele Grüße,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
plauate
Beiträge: 3
Registriert: 13. Jun. 2012, 18:58

Re: Ameisen in der Wohnung (L. emarginatus - A.B.)

Beitrag von plauate »

Hallo sebo81
habe ein weig im Forum geschmokert und bin auf Sie gestoßen. Auch wir leben in einem alten Haus und haben ein ganz ähnliches Problem mit Ameisen. Da Ihre Geschichte nun schon einige Jahre her ist, und man den Erfolg der Aktionen eigentlich erst ein Jahr später erfährt, würde mich interessieren, wie die Sache bei Ihnen weitergegangen ist. Waren die A. im nächsten Jahr wieder da oder sind Sie sie losgeworden? Wenn ja, was ich natürlich für Sie hoffe, wie?
Danke und viele Grüße,
plauate
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