Seite 1 von 1

Lasius brunneus??? im Haus (A.B.: L. umbratus)

Verfasst: 08. Jul. 2007, 23:50
von nobbinie
Hallo,
wir haben da ein Problem...
wir verbringen gerade viel Zeit mit unseren plötzlich aufgetauchten Mitbewohnern und hätten gerne Hilfe wie wir dagegen ankommen, bzw. diese aus dem Haus fernhalten können. Das erste Mal aufgefallen sind uns die geflügelten Ameisen im April/Mai. Sie verschwanden von Außen durch die Belüftungsöffnungen in einen Fensterrahmen. Nachdem ich dies einige Male beobachtet habe, wurden an diesem Fenster die Öffnungen zugeklebt. Vor ca. 10 Tagen bemerkten wir dann die fliegenden Ameisen in dem Zimmer mit dem 1 zugetapten Fenster (das Zimmer hat 4 Fenster wobei wir die anderen nicht abgeklebt hatten). An der ersten Stelle streuten wir dann Ameisengift aus, daraufhin kamen sie an der anderen Seite des Raumes vermehrt und auch Arbeiterinnen unter dem Holzboden in den Flur gelaufen, dort streuten wir dann auch das Pulver. Leider mußten wir feststellen, das dies so gar nicht wie vom Hersteller beschrieben funktionierte, denn sie machten einen weiten Bogen um das Streugut. Dann war zwei Tage lang alles ruhig und wir dachten das Problem wäre vorbei. Doch dann ging es erst richtig los. An jeder nur winzig kleinen Öffnung an einer Zimmerseite des Raumes kamen die fliegenden Ameisen heraus. Da haben wir uns im Internet erst mal etwas schlau gemacht, und denken das wir es mit der Art Lasius brunneus zu tun haben, haben uns dann mit Blattanex Spezialsray von Bayer und Streugift mit entsprechendem Wirkstoff für diese Gattung eingedeckt, alle Fußboden leisten abgeschraubt und im ganzen Raum zwischen Holzboden und Wand das Pulver verteilt und die Fensterbank herausgenommen und unter der Fensterbank haben wir ein Nest zwischen den Styrodurplatten entdeckt und dies auch wie wir glauben kpl. entfernt. Einen zweiten Zugang durch eine Kabeldurchführung nach draußen wurde entdeckt und mit Silikon verschlossen. Unser Haus ist Baujahr 1938 und der Anbau in dem sich das Zimmer befindet wurde vor vier jahren entkernt und von Innen isoliert, da nur einfaches Mauerwerk (aufgebrachte Verlattung mit Styrodur Isolierschicht und OSB-Platten/Rigips verkleidet) und auf dem Boden wurde ein Holzboden verlegt mit einer Isolierschicht Glaswolle darunter. Zeitgleich zu der Epidemie im Schlafzimmer entdeckten wir jeden Abend an einem Regenwasserschacht eine Invasion von fliegenden Ameisen, die haben wir die ersten Tage jedoch in Ruhe gelassen, da wir eigentlich auf dem Standpunkt stehen, zur Natur gehören eben auch Ameisen. Heute kamen dann plötzlich auch auf der Terasse aus einer wohl nicht ganz intakten Silikonfuge zwischen der Außenwand des besagten Zimmers und der Terasse unzählige fliegende Ameisen und auch Arbeiterinnen heraus. Da ich da echt die Krise bekommen habe, die ganze letzte Woche drehte sich fast nur um die Ameisen, habe ich diese mit Spray behandelt, daraufhin eine Rieseninvasion am Ende der Terasse und dann waren plötzlich noch zwei Stellen am Haupthaus von den fliegenden und den Arbeiterinnen besiedelt. Wir waren dann die ganze Zeit hinterher um zu verhindern das sie ins Haus gelangen.

Nun hätten wir gerne gewußt ob es sich wirklich um die Lasius Brunneus handelt und würden uns freuen wenn uns jemand zugeschickte Exemplare bestimmen würde. Zudem würden wir gerne wissen ob wir es wohl mit noch mehr Nestern zu tun haben und wir wir am besten dagegen vorgehen. Und dann sind wir über jeden wirkenden Trick dankbar wie wir die Tiere vom Haus ferhalten können. Kann man die Ameisen mit irgendwelchen Ködern vom Haus weglocken???

Wir denken das wir ''im Prinzip selber Schuld'' sind, da wir vor zwei Jahren begonnen haben die ganzen sehr hohen Tannen/Lebenbäume die viel zu nahe am Haus standen (wir fühlten uns wie im Wald) wegmachen mußten und seit diesem Frühjahr nur noch drei neugepflanzte Bäume dort stehen, der Lebensraum für die Tiere genommen wurde.

Jedoch möchten wir nicht ständig ums Haus rennen und verhindern das sich die Tiere überall einnisten. Wir bitten um dringende Hilfe, ich träume schon Nachts davon.

Viele liebe Grüße
Heike

Verfasst: 10. Jul. 2007, 10:47
von Buschinger
Hallo nobinie,

Auch Ihre Beschreibung deutet auf Lasius brunneus, um die es hier in den letzten Wochen in mehreren threads geht.
Da steht auch schon sehr viel dazu, was man tun kann, auch dass sie nicht auf die meisten handelsüblichen Köder ansprechen.
Zur Sicherheit empfehle ich Ihnen, mir ein paar (ca. 5) der Ameisen zuzusenden, von den kleinen, flügellosen Arbeiterinnen (nicht die großen Jungköniginnen oder kleinere, geflügelte Männchen; die lassen sich nicht gut bestimmen), mit glasklarem Tesafilm auf ein Blatt Papier geklebt, an

Prof. Dr. A. Buschinger
Rossbergring 18
64354 Reinheim

Die geflügelten kann man ohnehin nicht mit Fraßködern etc. erwischen: Die fressen nicht selbst, sondern lassen sich von Arbeiterinnen füttern.

Die Tiere, die aus Fugen der Terrasse ausfliegen, sind möglicherweise nicht L. brunneus, sondern die harmlose Lasius niger, die gewöhnlich unter Terrassen wohnt und die auch jetzt, nach dem Schwärmen der L. brunneus, ihre Hochzeitsflüge macht. - Sie können mir ja getrennt Arbeiterinnen aus dem Haus und solche von der Terrasse zusenden, dann lässt sich das leicht klären.

Das Wegnehmen der großen Tannen war kein Fehler. Die Frage ist nur, ob in 15-20 m Entfernung noch andere größere Bäume stehen. So weit laufen die L. brunneus ohne weiteres um an Honigtau von Pflanzenläusen zu kommen.

Die Konstruktion Ihres Anbaus allerdings liest sich wie eine Einladung an L. brunneus, da in den Wänden zu nisten; aber das denken Sie ja selbst auch bereits.

Viele Grüße,
A. Buschinger

Lasius Brunneus Exemplare

Verfasst: 10. Jul. 2007, 16:33
von nobbinie
Hallo Herr Prof. Dr. Buschinger,

vielen Dank für die schnelle Resonanz. Die Exemplare zur Bestimmung sind unterwegs.

Viele liebe Grüße
H. Nienhaus

Verfasst: 13. Jul. 2007, 11:52
von Buschinger
Hallo nobbinie,

Noch gestern schrieb ich einem anderen Einsender: Ihre Ameisen stellen mich vor ein Rätsel:
Es handelt sich um Lasius umbratus (Gelbe Schattenameise), eine von mehreren gelb gefärbten Arten, die aber alle nicht ins Haus gehen! Zumindest habe ich nie gelesen oder gehört, dass eine dieser Arten im Haus lästig wurde.
Nun also innerhalb von drei Tagen dasselbe Bestimmungsergebnis nochmal!
Alle Ihre eingesandten Tiere gehören zur selben Art, Lasius umbratus.

Die kleinen gelben Tiere sind die Arbeiterinnen, große fliegende sind junge Königinnen, kleine schwarze mit Flügeln sind Männchen. Die geflügelten Tiere fliegen aus, paaren sich irgendwo, und die jungen Königinnen versuchen dann an günstigen Stellen, jede für sich, neue Kolonien zu gründen. Dabei muss eine L. umbratus-Königin auch noch ein Nest einer Hilfsameise finden, in das sie eindringt, wo sie deren Königin umbringt und sich an deren Stelle setzt.

Nun passt Ihre erste Beobachtung von Geflügelten im April/Mai überhaupt nicht zu L. umbratus: Die schwärmt einfach nicht so früh im Jahr! Ich fürchte, Sie haben (oder hatten?) neben der L. umbratus (die überwiegend wohl im Garten/ Terrasse nistet) auch ein Nest von L. brunneus!

Über die Bekämpfung der „gelben“ Lasius-Arten gibt es m.W. keine Erfahrungen, eben weil so etwas kaum je auftritt.

Ich kann Ihnen nur empfehlen, zunächst mal mit etwas Zuckerwasser oder verdünntem Honig zu testen, ob die Ameisen sich damit anlocken lassen, ob sie daran trinken. Falls ja, können Sie einen der handelsüblichen Giftköder verwenden, z.B. von Celaflor (es sind mehrere im Forum genannt).

Backpulver und sonstige „Hausmittel“ (Zimt, Gips, …) helfen nicht gegen Ameisen; das ist längst wissenschaftlich untersucht. Aber solche immer wieder weiter verbreiteten „Rezepte“ sind einfach nie mehr auszurotten!

Ich hoffe, Sie haben mit diesen Empfehlungen Erfolg.

Viele Grüße,
A. Buschinger

Styropor

Verfasst: 16. Jul. 2007, 09:44
von mariahellwig
Hallo nobinie,

das bestätigt mal wieder meine Einschätzung zu Styropor: Es ist ein wahrer Ameisenmagnet. Wenn ich nochmal ein Haus bauen würde, wäre es styroporfrei. Am besten sind naturliche Dämmstoffe, allen voran Isofloc. Isofloc sind in Bor getränkte Zelloloseschnipsel, die mit Druck in die Hohlräume ,z.B. hinter eine OSB-Platte, geblasen werden. Oder Flachs ist ebenfalls ein guter Dämmstoff, wird auch von Ameisen gemieden.

Grauenvoll

Verfasst: 17. Jul. 2007, 10:08
von mariahellwig
Grauesvoll! Wer hat das geschrieben??? :?:
Das heisst natürlich Zellulose :oops:

Verfasst: 17. Jul. 2007, 10:09
von mariahellwig
Und das natürlich 'Grauenvoll' :oops:

Verfasst: 17. Jul. 2007, 21:17
von steffen-heuss
Hallo,

auch bei mir gibt es dieses Ameisen-Problem.

Im letzten Jahr haben wir unzählige Mittel gegen die fliegenden und kriechenden Ameisen eingesetzt. Allerdings mit mäßigen Erfolgen!

Was mich etwas beunruhigt ist, das letztes Jahr die Ameisen erst im August zu schwärmen begannen und dieses Jahr schon jetzt unterwegs sind.

Es sind aber dieses Jahr nicht ganz so viele.

Kann es sein, dass sich nun verschiedene eingenistet haben?

Wie lange dauert denn eine solche Schwärmzeit ? In einem anderen Thread habe ich gelesen, dass diese eigentlich schon vorbei sein sollte!

Für eine kurze Antwort bin ich dankbar!

Viele Grüße

Steffen Heuß

Verfasst: 27. Jul. 2007, 11:28
von Buschinger
Hallo steffen-heuss,

In diesem Jahr scheint einiges mit den Schwarmzeiten durcheinander zu gehen. Dr. Seifert hat mir diese Beobachtung ebenfalls mitgeteilt.

Üblicherweise dauert es nur um die 2 Wochen, bis aus einem Nest alle Geflügelten abgeschwärmt sind. Erst im nächsten Jahr kommen aus demselben Nest neue nach.

Je nach Art wirken die handelsüblichen Bekämpfungsmittel nicht, oder nur wenig. Dazu steht ja hier in den diversen threads bereits eine Menge an Informationen. - Wichtig ist also, die Art zu kennen.
Auch dass sich zwei Arten in einem Haus einnisten, kommt durchaus vor.

Viele Grüße,
A. Buschinger