Hilfe bei Bestimmung

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Jochen35,

haben Sie schon einen Effekt mit Ihrer Spezialmischung (Fipronil-Köder in Leberwurst) erzielt? Der Wirkstoff hat eine lange Latenzzeit, was allerdings sehr vorteilhaft ist. In einem Versuch hatte ich mal an 15 L. niger-Arbeiterinnen eines Koloniefragmentes von rund 450 Ameisen den Köder separat verfüttert und diese Ameisen anschließend wieder in ihre Gruppe gesetzt. Anschließend erhielt die Gruppe Futter ad libitum. Nach 3 Wochen (Versuchsende) waren ca. 430 Arbeiterinnen tot, die noch lebenden zeigten alle zumindest leichte Symptome und wären wohl in den kommenden Tagen gestorben. Das Maximum des Totenfalls trat aber 72 Stunden nach Verfütterung auf. Das Beispiel zeigt die hohe toxische Potenz von Fipronil bei der Verteilung im sozialen Futteraustausch. Ähnlich günstig sieht es bei dem natürlichen Wirkstoff Spinosad aus.
Eine Anmerkung zur Köderbasis: Die Lasius-Arten, die bei uns als Hausameisen auftreten können, nehmen alle gerne zuckerhaltige Nahrung auf. Es ist klar, dass zuckerhaltige Köder evtl. weniger gern angenommen werden, wenn Zucker ohnedies reichlich zur Verfügung steht. Dann können proteinhaltige Köder wiederum sehr attraktiv sein. Umgekehrt: die als sehr "proteinsüchtig" geltenden Pharaoameisen fallen in Scharen über Zuckerwasser her, wenn grundsätzlicher Mangel an zuckerhaltiger Nahrung besteht.
Für handelsübliche Fertigköder gegen unsere häufigsten Hausameisen ist jedoch Zucker immer noch die einfachste und auch fast immer die beste Köderbasis, wobei allerdings gelartige Formulierungen den Ameisen nicht immer zusagen (Schwierigkeiten bei der Aufnahme). In den USA, wo in den südlichen Staaten Feuerameisen eine Plage sind, sind dagegen viele Köder z.B. mit Erdnussbutter formuliert.
Noch ein Wort zur Anwendung: wie schon Phoneo anmerkte, niemals einen selbst gemixten Köder offen auslegen, besonders nicht im Freien, damit er Nichtzielarthropoden nicht leicht zugänglich ist.

G. Heller
Hauswart-93
Beiträge: 2
Registriert: 04. Jun. 2007, 12:10

Beitrag von Hauswart-93 »

Sehr geehrter Herr Buchinger,
haben Sie vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.
Ja, wenn ich Arbeiterinnen zu sehen bekomme, fange ich ein paar solche ein, ich glaube aber, dass ich zumindest annähernd mit den hier veröffentlichten Bildern einen Vergleich mit unseren Ameisen herstellen kann. Sollte ich nicht klar kommen, würde ich gern Ihr freundliches Angbot nutzen.

Viele Grüße vorerst!
Hans Hastreiter
Jochen35
Beiträge: 14
Registriert: 22. Mai. 2007, 18:11

Beitrag von Jochen35 »

Hallo Herr Heller,

also Köder wurde ja sehr gut angenommen und bis jetzt ist konnte ich an dem Baum auch keine Aktivität mehr beobachten. Ob es ein Erfolg war kann ich natürlich nur schwer einschätzen, da dass sich das Nest (vermutlich) in der Kiefer befindet. Ich habe aber auch den Eindruck, dass aktuell nur sehr wenige Lasius brunneus aktiv sind - zumindest habe draußen in den letzten Tagen kaum eine gesichtet.

Dafür habe ich vor 3 Tagen ca. 15 erschöpfte und tote Geschlechtstiere vor meinem Fenster gefunden. Da eine Bestimmung bei diesen wohl nicht so einfach und die Arbeiterinnen sich im Haus zurzeit nicht blicken lassen, konnte ich Herrn Buschinger bisher auch noch keine Exemplare zur Bestimmung zusenden.

Kann es eventuell auch sein, dass sich die Arbeiterinnen während der Schwärmzeit zurückhalten bzw. das Nest nicht verlassen und was sind denn die charakteristischen Unterschiede zwischen L. brunneus und L. emarginatus?

Bezüglich der Anwendung des Köders werde ich bei erneuten Versuchen natürlich die Anmerkung von Phoneo berücksichtigen.


Viele Grüsse

Jochen
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Jochen35,

die Aktivitätsabnahme spricht eigentlich dafür, dass der Köder gewirkt hat. Die meisten Arbeiterinnen sterben im Nest, so dass man dieses öffnen müsste, um den direkten Beweis zu haben. Das ist im Falle von Neststeinen sehr einfach, wenn das Nest sich aber in in einem Baum befindet, mit zu großen Schwierigkeiten verbunden (große Nester meist im Wurzelbereich). Hat eigentlich das Nest in der Kiefer irgendwas mit dem im Haus zu tun? Große Kolonien von L. brunneus bestehen häufig aus mehreren Nestern. Das Hauptnest könnte daher im Haus sein, Nebennester im Freien in Bäumen.
Zu Ihrer Frage nach dem Verhalten der der Arbeiterinnen während der Schwärmzeit: bei L. niger und vielen anderen Arten kommen die Arbeiterinnen in Massen aus dem Nest und rennen aufgeregt zwischen den abfliegenden Weibchen und Männchen umher. Auch bei L. emarginatus ist dies so, und brunneus wird sich wohl ähnlich verhalten. Was meinen Sie mit den charakteristischen Unterschieden zwischen brunneus und emarginatus? Morphologisch mit einer besseren Lupe sehr einfach zu erkennen: z.B. Fühlerschaft von emarginatus mit deutlich abstehenden Haaren, brunneus dagegen nur anliegend behaart. Verhalten: brunneus "ängstlich", geht sofort in Deckung, läuft bevorzugt in Rissen der Borke; emarginatus aggressiv und sehr schnell laufend.

Viele Grüße
G. Heller
oddness
Beiträge: 3
Registriert: 05. Jun. 2007, 15:52

Beitrag von oddness »

Ich kann bestätigen, das die Arbeiterinnen bei Lasius brunneus zwischen den Abfliegenden Ameisen umherrennen.
Auf dem Boden sowie auch auf dem Fensterbrett.
Andere Leute trinken morgens vor der Arbeit noch schnell nen Kaffee, und ich drücke erstmal alle Ameisen tot, und wische das Wohnzimmer.
Ist mein neues Hobby geworden, aber leider sind am nächsten Morgen wieder welche da. :wink:
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