Pharao-Ameisen (A.B.: Pharaoameisen!)

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

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Kai
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Pharao-Ameisen (A.B.: Pharaoameisen!)

Beitrag von Kai »

Hallo liebe Ameisenfreunde,

ich habe einige Fragen zu Pharao-Ameisen, da ich sie in meiner Wohnung habe (wurden vom Fachmann bestimmt) und ihre Anwesenheit mir großes Unbehagen bereitet.

Situation:
* Vereinzelte Tiere, keine Straßen bisher.
* Zunächst auf der Spüle meiner Küchenecke (Altbau-Mehrfamilienhaus) einzelne Pharao-Ameisen.
* Nun auch im angrenzenden Badezimmer und auch mal eine (schwarzes Männchen) im Bett (iiih!).

Infos, die ich unter anderem bisher gefunden habe:
* Lebt überall, auch in Computern, Videokassetten, Wäsche- oder Pappstapeln. Kann dadurch leicht verschleppt werden.
* Beseitigung sehr schwierig, wenn überhaupt nur durch geschulte Kammerjäger. Selbst die können nur "vielleicht" etwas dagegen ausrichten.

Ich habe mich daher entschlossen, aus der Wohnung auszuziehen, und suche nun Hinweise dazu, wie ich verhindere, sie weiter zu verschleppen. Dazu folgende Fragen:

* Wie kann ich feststellen, ob die Pharao-Ameisen in irgendwelchen meiner Sachen sind (zum Beispiel Notebook oder andere Elektrogeräte)? Findet man Spuren, laufen dann welche um den Computer, die Videokassetten herum, wenn sie drin sind oder merkt man das überhaupt nicht?
* Muß ich überall, wo es Ritzen und Hohlräume gibt, mit den Pharao-Ameisen rechnen (Wäsche, Koffer, Schuhe), oder stellen sie bestimmte Ansprüche daran (z.B. nur im Mauerwerk, muß ruhig sein oder ähnlich)?
* Muß ich damit rechnen, die Pharao-Ameisen bei Besuchen bei Bekannten oder auf Reisen mit meinem Rucksack, meinem Notebook, in meinem Koffer zu verschleppen oder ist das bei üblichem Gepäck eher unwahrscheinlich? Weiß jemand von praktischen Tips, das zu verhindern?
* Müssen viele Pharao-Ameisen verschleppt sein, damit sie woanders sich verbreiten können (falls ich welche verschleppe) oder reichen ein paar, vielleicht nur eine einzige Königin?
* Wie gehe ich vor, um mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sicherzustellen, daß ich die Pharao-Ameisen bei dem geplanten Umzug nicht mitnehme? Alle Sachen bei -18 Grad ein paar Tage einzufrieren, scheint wirkungsvoll (und giftfrei) zu sein, ist aber logistisch etwas schwierig.

Herzlichen Dank im voraus für Infos zu diesen Fragen, zu denen ich im Internet und Büchern leider keine detaillierten Hinweise finden konnte.

Gruß

Kai
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Über "Google" sind mit den Stichworten "Pharaoameisen" bzw. "Monomorium pharaonis" zahlreiche Informationen zu finden.

Im "Ameisenforum" läuft ein sehr langer thread, in dem die Problematik seit Jahren immer wieder diskutiert wird:
http://ameisenforum.de/einsteigerfragen ... eisen.html
(Ich habe dort ebenfalls Beiträge geschrieben - A.Buschinger).

Vor der ja sicher nicht leichten Entscheidung zum Umzug sollte man vielleicht doch erst alle anderen Möglichkeiten versuchen.

- Mehrfamilienhaus, Altbau: Mit Garantie sind alle Wohnungen betroffen, soweit bewohnt und beheizt.
Falls Mietwohnungen: Vermieter ist verpflichtet, auf seine Kosten das Ungeziefer zu beseitigen. Mietkürzung bis dahin möglich.
Falls Eigentumswohnungen: Es gibt bestimmt eine Verwaltung. Diese muss die Bekämpfung organisieren, allerdings auf Kosten der Eigentümer, wenn die Eigentümer-Versammlung (jährlich, vorgeschrieben) die Verwaltung damit beauftragt. (Falls die anderen Eigentümer glauben, "keinen Befall" zu haben, bleibt wirklich nur das Ausziehen. Dann aber gibt es das Problem, die Wohnung zu verkaufen!).

Es gibt Schädlingsbekämpfer, die es schaffen, die Pharaoameisen auszurotten. In Darmstadt kenne ich einen.
Die Bekämpfung jetzt in der kalten Jahreszeit ist am besten, weil alle Ameisen im Haus sind und nicht, wie im Sommer häufig, einige Zweignester draußen betreiben. Dort sind sie nicht fassbar; im Herbst ziehen sie wieder ins Haus zurück (eventuell eben NACH einer Bekämpfung im Haus).

Umzug:
Vor dem Auszug klären, wo die Ameisen nisten!
Das geht am besten mit dem Auslegen von (unbegifteten!) Ködern, also z.B. in 2 Kronkorken nebeneinander a) nassen Zucker und b) z.B. etwas Leberwurst. (Die Tiere bevorzugen je nach ihrem Brutzustand mal Süßes, mal mehr Fleisch und/oder Fett). Dieses natürlich gleichzeitig an mehreren Stellen in den Räumen, wo Ameisen beobachtet wurden (hoffentlich gibt es keinen Hund oder Katze, die Leberwurst mögen).
Minimengen genügen (weniger als ein kleiner Fingernagel!).

Über 1-2 Tage beobachten, ob sich Straßen bilden bzw. wohin die Ameisen laufen.
Findet man „Schlupflöcher“ in der Wand, unter der Spüle etc., ist es hilfreich, kurz vor dem Auszug (wenige Tage…) die Ameisen dort gut anzufüttern und dann mit einem Insektizid die Umgebung der Schlupflöcher kräftig einzusprühen: Die Ameisen werden es in den folgenden Tagen vermeiden, in die Wohnung zu kommen.

Weiterhin: In den Tagen vor dem Umzug die Wohnung auskühlen lassen (Pullover anziehen). Die Ameisen werden sich in die dann wärmeren Nachbarwohnungen absetzen.

Evtl. vorhandene Heißwassergeräte (unter der Spüle etc.) rechtzeitig vor dem Auszug abschalten und lieber nur bei Bedarf kurzfristig einschalten.
Computer, Notebook etc.: Werden von den Ameisen nur dann bezogen, wenn es darin wärmer ist als in der übrigen Wohnung. Also: Vor allem bei längerem Nichtgebrauch abschalten! Die Angaben über Vorkommen in Computern beruhen auf Beobachtungen vor vielen Jahren, in großen, klimatisierten Computeranlagen (Literaturangaben: In einer Großbank; in der Flugsicherungszentrale eines Flughafens, …).

Wäsche: Nester wurden nur in noch warm-feuchter Bügelwäsche gefunden, zusammen mit dieser aus einer Großwäscherei nach Hause getragen. Beim Auskühlen auf Zimmertemperatur ziehen die Ameisen daraus an wärmere Orte in der Wohnung, das geht innerhalb weniger Stunden.

Ein besonderes Problem sind beheizte Terrarien und Aquarien mit tropischen Tieren. In Terrarien sowie hinter/ unter Aquarien sind manchmal Nester der Pharaoameisen. Fischfutter lieben sie.

Prinzipiell also:
Bei normalen Zimmertemperaturen (18-22 Grad C) laufen die Ameisen nur zur Futtersuche umher. Die Nester werden nur an wärmeren und einigermaßen feuchten Orten angelegt, also an Heizleitungen im Mauerwerk, unter Heißwasserbereitern, in Heizkellern, auch unter Tapete/ Fliesen hinter dem Kühlschrank (dort Wärmeabgabe), usw.. – Hier kann man nur darauf achten, dass beim Auszug alles schön kühl ist.

Für weitere, spezielle Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Viel Erfolg!

A. Buschinger
Zuletzt geändert von Buschinger am 09. Dez. 2007, 15:56, insgesamt 3-mal geändert.
Kai
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Beitrag von Kai »

Sehr geehrter Herr Prof. Buschinger,

vielen herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Erläuterungen und die Tips, wie man mit diesen Tierchen als Untermieter umgehen kann. :-)

Da es in dem Haus, in dem ich derzeit wohne, viele kleine Mietwohnungen gibt, teilweise von Leuten bewohnt, die selten anwesend sind, erschien mir die Chance, all die Wohnungen ungezieferfrei zu bekommen, als recht gering. Außerdem sind die direkt angrenzenden Mehrfamilienhäuser ebenfalls Altbauten aus dem vorletzten Jahrhundert. Bestimmt gibt es da Fugen und Ritzen zwischen den Häusern, und vermutlich sind diese Häuser dann auch mehr oder weniger betroffen. Daher der Entschluß zum Umzug.

Ich habe noch drei Nachfragen:

Bisher habe ich gelesen, daß die (in Bezug auf die Verschleppung gefährlichen) Königinnen im Nest bleiben. In dem von Ihnen angegebenen Thread zum Thema wurde nun erwähnt, daß es auch Jungköniginnen auf Futtersuche gebe, und eine davon schon reichen könne, um diese Pest zu Freunden und Bekannten zu verschleppen, z.B. in einer Handtasche o.ä.. Ich finde das sehr beunruhigend. Ich wage gar nicht daran zu denken, wieviele Wohnungen von Bekannten und Büros, wo ich arbeite, ich dann vielleicht schon mit diesen Tierchen verseucht habe. Ist das tatsächlich möglich (oder bedarf es mehrerer Begleitameisen oder auch Larven) und auch (mehr oder weniger) wahrscheinlich? Falls ja, sollte ich meine Bekannten vielleicht entsprechend warnen. Der (sichtbare) Befall in meiner Wohnung ist (derzeit noch) eher gering (ab und zu mal ein einzelnes Tierchen).

Wie ich es verstanden habe, werden Pharaoameisen sich kaum in Sachen mit Raumtemperatur (um 20 Grad) längere Zeit aufhalten. Kann ich dann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß wenn ich auch nie in der Nähe von solch "kalten Dingen" oder anderen Sachen welche rumlaufen sehe, dort vermutlich auch keine drin sind oder sagt eine optische Kontrolle nicht wirklich etwas aus?

In den letzten Tagen sehe ich immer mal wieder einzelne kleine schwarze Tierchen rumkrabbeln, die auch mal kurze Strecken fliegen. Sie haben viel Ähnlichkeit mit Abbildungen von Pharaoameisen-Männchen. Kann das sein? Angenommen es wären solche, kann das irgendeine (unangenehme) Bedeutung haben? Bisher habe ich immer mal nur eine Arbeiterin in Bad und Küchenecke rumlaufen sehen. Ich versuche jetzt, meine Wohnung unter 20 Grad zu temperieren.

Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe!

Kai
Buschinger
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Pharaoameisen

Beitrag von Buschinger »

Hallo Kai,

Eine einzelne Jungkönigin ist nicht in der Lage, eine Kolonie zu gründen.

Auch die Wahrscheinlichkeit, kleine Kolonien in üblichem Handgepäck (Handtasche, Aktentasche etc.) zu verschleppen, ist sehr gering. Berichtet wurde über Völkchen, die in Stapeln noch feuchtwarmer Bügelwäsche aus der befallenen Wäscherei transportiert wurden, oder aus einer Bäckerei in einem noch frischen, warmen Brotlaib.

Es ist richtig, dass da, wo man überhaupt keine Ameisen laufen sieht, auch wahrscheinlich keine drin sind. Wenn man solche Gegenstände anschubst oder leicht schüttelt, kommen immer ein paar der eventuellen Bewohner heraus.

Die schwarzen Tierchen dürften dann schon Pharao-Männchen sein. Das heißt, dass irgendwo in dem Gebäude eine Aufzucht von jungen Königinnen und Männchen stattgefunden hat. Eine besondere Gefahr erwächst daraus nicht.

Nach Ihren Schilderungen nehme ich an, dass es in dem Gebäudekomplex eine oder mehrere Wohnungen gibt mit für die Ameisen viel besseren Bedingungen als bei Ihnen und mit entsprechend massivem Befall. Die Tiere sind natürlich immer auf der Suche nach anderen „günstigen“ Orten um dort Zweigkolonien anzulegen.

Die bauliche Situation, ein Komplex aneinander grenzender Altbauten mit zahlreichen Wohnungen, würde in der Tat eine Bekämpfung praktisch aussichtslos machen. So halte ich den Auszug tatsächlich für die beste Lösung. Halt unter den schon genannten Vorsichtsmaßnahmen, besonders hinsichtlich Temperatur.

Viel Erfolg!

Ihr A. Buschinger
IngoAC
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Hallo

Beitrag von IngoAC »

Moin,
ich bin scheinbar Kais Nachmieter und verlasse diese Wohnung und dieses Haus zum 1.8. der Vermieter sieht den Ernst der Lage nicht und unternimmt nichts. Ich wollte mal fragen ob es diesem Treat noch etwas hinzuzufügen gibt und wie ich die restliche Zeit halbwegs ungestört verbringen kann. Meine bisherigen "Forschungen" ergaben das sie keinen Knoblauch mögen, man kann sie mit Knoblauchspuren Aus- oder Einsperren nur ist das ja keine Dauerlösung. Wenn sie es wünschen kann ich Ihnen gerne ein paar Exemplare auf Tesa schicken.

MfG
Ingo
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Hallo IngoAC,

Ja, bitte schicken Sie mir ein paar der Tiere, mit Tesa aufgeklebt! Ich habe immer gerne Belegexemplare.

Sonst können Sie wenig tun, außer alle Lebensmittel gut zu verschließen, möglichst viel in den Kühlschrank, Geschirr bald abspülen, Küchenabfälle möglichst rasch nach draußen in die entspr. Tonnen entleeren.

Man kann die Ameisen auch z.B. auf einem Teller anködern (kleine Menge Marmelade oder Wurst; sieht man bald, was sie bevorzugen) und diesen, wenn viele daran fressen, rasch mit heißem Wasser abspülen. Das ist halt dasselbe, wie Wasser aus einem lecken Boot schöpfen: Es kommt wieder nach, bis das Leck gestopft ist. Aber konsequent gemacht schafft man doch eine gewisse Reduktion.

Viele Grüße,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Gerhard Heller
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Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo IngoAc,

ich würde es mit einem Pharaoameisenköder probieren, der gemäss Seuchenbekämpfungsvorschriften (relevant bei Befall in Krankenhäusern, Großküchen etc.) geprüft und zugelassen ist, d.h. der Wirknachweis muss in Labor- und Praxistests erbracht worden sein. (s. Bundesgesundheitsbl. - Gesundheitsforsch. - Gesundheitsschutz 2004 · 47:304–310; ist im Internet zu finden).
Allerdings müssten alle Mieter bzw. der Vermieter an einem Strang ziehen, sonst kann man es gleich bleiben lassen. Während der warmen Jahreszeit macht es ohnedies wenig Sinn, da es Satellitennester im Freiland geben kann, die bei der Köderung nicht erfasst werden und später wieder in die Wohnungen umziehen.

Gruß
G. Heller
IngoAC
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Beitrag von IngoAC »

Schon einmal vielen Dank,
die Belegameisen gehen in den nächsten Tagen raus.

MfG
Ingo
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Hallo IngoAC,

Die Ameisen kamen heute an. Es sind Pharaoameisen.
Nach der Beschreibung der örtlichen Verhältnisse leben sie in dem Haus im Pharaoameisen-Paradies!

Ich kann Ihnen nur einen Pharao-freien Umzug wünschen. Übrigens: Selbst bei Verschleppung einiger Tiere ist eine Infektion der neuen Wohnung nicht unbedingt zu erwarten. In den meisten modernen Wohnungen ist es für die Tiere zu trocken.

Viele Grüße,
Ihr A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
IngoAC
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Beitrag von IngoAC »

Hallo Herr Buschinger,
Die Beschreibung der Pharaoameisen ist ja auch sehr eindeutig, daher bin ich nicht sonderlich überrascht. Das einzelne Tiere kein Problem darstellen ist mir bewusst. es benötigt für eine Verschleppung meines Wissens eine Königin. Jedoch habe ich gehört, dass die Nester der Pharaoameise sehr klein sind, da eine Königin nur 300 Eier legt und dadurch ist die Chance ein Komplettes Nest mit umzuziehen verhältnismäßig hoch. Daher meine Frage bei Welchen + bzw. - Temperaturen und bei welcher Dauer kann man von einer 100% Abtötung aller in einem Nest befindlichen Induviedien ausgehen? Kann man ein Nest in Spülmittelhaltigem Wasser zuverlässig ertränken? Welche Möglichkeiten habe ich sonst noch 100% ig sicher zu gehen diese ungeliebten Haustiere nicht mit in meine neue Wohnung (auch Altbau) zu verschleppen?

Mit freundlichen Grüßen
Ingo
hansemann
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Zwischenfrage

Beitrag von hansemann »

Hallo,

hier muss ich mal kurz einklinken .... eine kurze Zwischenfrage an Herrn Buschinger.
Jedoch habe ich gehört, dass die Nester der Pharaoameise sehr klein sind, da eine Königin nur 300 Eier legt und dadurch ist die Chance ein Komplettes Nest mit umzuziehen verhältnismäßig hoch.
Sie kennen ja mein Hobby und haben in einem anderen Thread geschrieben, dass man sich diese auch über Futtertiere (Terraristik) usw. einschleppen kann - richtig ? Nun verfüttere ich sehr oft Grillen & Heimchen von einem großen, bekannten Futtertier Fachversand in großen Mengen und das schon über Jahre. Deshalb würde mich Ihre Meinung bzgl. dem Zitat von IngoAC sehr sehr interessieren. Danke.

Gruß Hansemann
Buschinger
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Beitrag von Buschinger »

Hallo Hansemann und IngoAC:

Die Größe der Nester von Pharaoameisen lässt sich nicht bestimmen. Normalerweise sind es Kolonieverbände mit Hunderten von Königinnen und Zehn- bis Hunderttausenden von Arbeiterinnen. In befallenen Gebäuden legen sie dezentral zahlreiche "Nestzentren" an, oft nur etwa handgroße Bereiche mit Tausenden von Larven und Puppen, die aber bei Temperaturwechsel oder unzulänglicher Feuchtigkeit sehr rasch verlagert werden können.

Problematisch ist die Tatsache, dass ein solches, auch deutlich kleineres, Teilvolk in ein geeignetes "Transportmedium" einziehen kann, mit dem es dann zufällig verschleppt wird. Ich nannte bereits: Warme, bügelfeuchte Wäsche, ein noch warmer Brotlaib, Pralinenpackung (selbst erlebt!) etc. Das gilt auch z.B. für Packungen mit Tierfutter oder Dekomaterial (Torfprodukte u.a.) aus einem befallenen Zoohandel. Mit lebenden Futtertieren dürften sie nicht transportiert werden können (das ist aber nur eine Einschätzung, keine Gewissheit!).

Ein weiteres Problem ist, dass auch ein Teilvölkchen ohne Königinnen (!), aber mit einigen Larven und ein paar Arbeiterinnen, an einem neuen Ort umgehend aus den Larven Männchen und junge Königinnen aufziehen kann, so dass sich ein Befall entwickeln kann. Arbeiterinnen können keine Eier legen, so dass Arbeiterinnen allein, etwa auf Futtersuche, keine Gefahr darstellen, selbst wenn sie in Massen eine Futterquelle ausbeuten.

Generell: Je kleiner so eine Einheit ist, desto seltener "gelingt" ihr die Ansiedlung. Im Labor, mit idealen Klimabedingungen und Futter direkt daneben, klappt es wunderbar.

Die Tiere sterben bei plus 5 Grad und darunter, wenn sie einige Zeit dieser Temperatur ausgesetzt sind (Stunden; ist nicht genau bestimmt!).
Ertränken in Spüli-Wasser: Ja, geht problemlos, aber mindestens 1 Stunde darin belassen! Heißes Wasser (über 60 Grad C) geht auch sehr gut und schnell.

Betr. Umzug: Am sichersten ist ein Umzug bei kaltem Wetter, wenn die Tiere sich an die dauerhaft feucht-warmen Stellen im Haus zurückgezogen haben. Leider kann man das nicht beim Spediteur mitbestellen :) .

Hätte ich das Problem, würde ich die eigene Wohnung vor dem Auszug bereits tagelang möglichst weit auskühlen lassen und Wärmequellen abschalten (Kühlschrank!). Bei für uns noch erträglichen 18-20 C sind in Nachbarwohnungen höhere Temperaturen zu erwarten: Die Ameisen ziehen dorthin um!

Ich wünsche gutes Gelingen mit dem Umzug!

Viele Grüße,
A. Buschinger
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IngoAC
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Beitrag von IngoAC »

Hallo Herr Buschinger,
genau in dem zu erwarteten Wetter am 31.7. und 1.8. liegen meine bedenken, ich spiele im Moment mit den Gedanken mir einen Kühlcontainer zu mieten und mein Umzugsgut bei Minusgraden zu dekontaminieren oder alles ein bis zwei Tage in der Badewanne zusammen mit Trockeneis zu lagern. Ein deaktivieren des Kühlschrankes ist eigendlich nicht durchführbar, da dies ja der einzige Ort ist an dem man Lebensmittel gefahrlos aufbewahren kann.
Eine Beobachtung von Gestern ist, das ein nur schwer zu reinigender Deckel eines Kaffetrinkgefäßes (Milchkaffee) einen starken Anreiß für die Ameisen darstellt, wir haben die größte, bislang von uns gesehene Population (ca 30 Exemplare) daran entdeckt.
Ich bin für jeden weiteren Hinweis bzw. jede weitere, Erfolg versprechende Idee, wie ich mein Umzugsgut dekontaminieren kann dankbar.

Mit freundlichen Grüßen
Ingo
Gesperrt