Blattschneiderameisen in der Wohnung

Was sonst nirgends rein passt...

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Rene Schulze
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Registriert: 23. Mai. 2005, 15:57
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Blattschneiderameisen in der Wohnung

Beitrag von Rene Schulze »

Hallo an alle!

Vor ein paar Tagen tauchte im ANTSTORE-Forum ein Beitrag auf, in dem jemand behauptete, seine Acromyrmex würden frei in seiner Wohnung umherlaufen und inzwischen sogar hinter einer (vermutlich Gipskarton-)Wand nisten.

Zunächst sah es so aus, als wäre es einer der Spinner, die mit irgendeiner an den Haaren herbeigezogenen Story um Aufmerksamkeit buhlen.
Doch nun hat er auch einige Fotos hereingestellt.
Sein Bericht scheint den Tatsachen zu entsprechen. Es ist einfach unfassbar, wenn man sich all das durch den Kopf gehen lässt. Wie verantwortungslos kann ein Mensch eigentlich handeln?
Mal ganz abgesehen von möglichen Schadenersatzforderungen des Vermieters einhergehend mit fristloser Mietkündigung, ist das genau so ein Beispiel, vor denen Leute wie Herr Prof. Buschinger im Zusammenhang mit der Exotenhaltung immer wieder eindringlich gewarnt haben, und welches von den Exotenbefürwortern beharrlich als unwahrscheinlich und abstrakt dargestellt wurde.

Hier der Link zu dem Thread im ANTSTORE-Forum, macht euch selbst ein Bild:
http://www.antstore.net/viewtopic.php?t=3966

Ich finde jedenfalls keine Worte dafür, zumindest keine, die in ein öffentliches Forum gehören.

Viele Grüße,

René
schmidi
Beiträge: 42
Registriert: 23. Jun. 2004, 10:45

Beitrag von schmidi »

Ich konnte und kann es nicht ganz glauben. Aber es sieht tatsächlich ernst aus.

Ich staune geschockt, :shock: .

schmidi
Michael Schön
Beiträge: 108
Registriert: 09. Mai. 2004, 11:17
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Acromyrmex Gefahren gering !

Beitrag von Michael Schön »

Hallo Rene , nun die Art Acromyrmex die ich übrigens auch halte , wird nicht lang ausserhalb des Formicariums überleben . Grund ist folgender die Art muss bei der Formicarienhaltung sehr feucht gehalten werden , dies ist wichtig für den Futterpilz als auch für die Ameisen . Der Futterpilz benötigt die Feuchtigkeit zum Wachstum ausserhalb eines abgeschlossenen Systems wo sich die Feuchtigkeit hält vertrocknet dieser und auch die Ameisen haben ohne die hohe Luftfeuchte nur wenige Tage eine Überlebenchance.

Deshalb sind wenig Gefahren zu befürchten , ausser vielleicht das der Halter Ärger mit dem Vermieter oder anderen Mietpateien bekommt ( wie du ja auch schon erwähnt hast ! ) , ich sage nur eine verantwortungsvolle Haltung ist natürlich das es zu keinem Ausbruch kommt . Das heißt man sollte regelmässig die Ausbruchsperre ( Paraffinöl oder auch Wassergraben erneuern ! ) , invasiv kann und wird diese Art nicht werden .

Mit freundlichem Grüßen aus dem Hessenland

Michael Schön
2 Vorsitzender des Hessischen Landesverbandes der ASW
Buschinger
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Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
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Beitrag von Buschinger »

Die ganze Angelegenheit hat mich natürlich auch interessiert. Inzwischen habe ich mit dem Halter mail-Kontakt aufgenommen. Erste Frage war bei mir natürlich auch, ob so etwas möglich ist (z.B. Haltung von Flughunden in einer Wohnung: War mir neu, gibt es tatsächlich, ist über Google zu ergründen! Sogar ein Buch über deren Haltung kann man finden).

Nachdem der Halter vom Auftauchen von Geflügelten seiner Acromyrmex in 8-9 Monaten Abstand schreibt, lebt die Kolonie offenbar tatsächlich schon lange Zeit außerhalb des Formikars, irgendwo in der Wand- oder Bodenkonstruktion des abgebildeten Raumes.
Der Kot der fruchtfressenden Fledertiere fällt reichlich an und enthält viel unverdautes Pflanzenmaterial. Hinzu kommen Reste der meist nur angebissenen Früchte sowie Haferflocken aus einer Mehlwurmzucht.

Wegen des sehr häufigen und intensiven Kotens der Flughunde ist wohl regelmäßiges Auswaschen des Raumes angebracht. Insbesondere der Bodenbelag dürfte genügend Wasser durchlassen, so dass sich in den Hohlräumen darunter und evtl. in der Wand genügend Luftfeuchtigkeit entwickelt. Ich hoffe, darüber von dem Halter noch mehr zu erfahren.
Bisher kann ich nur sagen, dass mir die ganze Geschichte jetzt glaubwürdig erscheint.

Und eine absolut unabweisbare Konsequenz zeichnet sich bei mir ganz deutlich ab: SCHLUSS MIT DEM EXOTENHANDEL!!!!! Je schneller, desto besser!
Der Halter kommt mir nicht vor wie ein extremer Spinner, sondern wie einer von vermutlich Tausenden von „Normalbürgern“ unseres Staates. Exotenhaltung (hier Flughunde, andernorts Giftschlangen, Skorpione, Krokodile, Riesentausendfüßler, …..) in der Wohnung gilt heute als „normal“. Offenkundig und von dem Halter zugestanden hat er sich dann weitere Exoten gekauft, eben die Blattschneiderameisen.

„Informiert“ (besser: desinformiert) durch zahllose ebenso euphorische wie falsche Internet-Beiträge, wonach die Blattschneider angeblich ihren Pilz und ihre Königin nicht verlassen, den Pilz nicht verlagern können, auf Blätter angewiesen sind, "ausbruchsicher" gehalten werden können usw., hat er es tatsächlich (wie er auch schreibt) „gewagt“ der Kolonie freien Ausgang zu gewähren. Mit dem jetzt vorliegenden Ergebnis.

Man stelle sich vor, derselbe Halter hätte zufällig eine der immer wieder von den skrupellosen Ameisenhändlern angebotenen Pheidole „species“ gewählt (unbestimmte Arten aus einer Gattung, die eine ganze Anzahl höchst gefährlicher Schadameisen umfasst!) und wäre damit ebenso umgegangen…..

Wir müssen uns im Klaren sein, dass solche Exotenhalter zu Tausenden unter uns sind, und dass von den Ameisenhaltern darunter bei weitem nicht alle in den Foren auftauchen. Derartige Vorfälle spielen sich also völlig unbemerkt sehr viel häufiger ab, als wir erfahren.

@ Michael Schön: Ich gebe Ihnen Recht, das Auskommen der Acromyrmex wird keine katastrophalen Folgen für unsere freie Natur haben. „NUR“ vielleicht etwas unangenehme Konsequenzen für den Halter hinsichtlich seiner Beziehungen zum Vermieter (vielleicht ist er auch Wohnungseigentümer?). ABER: Es war nur ein (anscheinend) glücklicher Zufall, dass es mit Acromyrmex geschah und nicht mit einer anderen, vielleicht dann doch invasiv werdenden Art!

Und hier muss ich Sie wieder einmal persönlich ansprechen mit Blick auf „Chreisben“, Administrator im Dasameisenforum, so wie Sie selbst:
Im www.Antforum.de laufen zwei threads über Pristomyrmex pungens, der eine:
http://antforum.cydreams.de/ameisen-all ... richt.html .

Die werden aus Japan eingeführt und sind möglicherweise ähnlich problematisch wie Pharaoameisen. Eingeführt mit höchster Wahrscheinlichkeit von eben diesem Chreisben! Er bietet ja auch Camponotus japonicus an, eine Art, die sich in nichts von unseren einheimischen großen Camponotus-Arten unterscheidet, außer vermutlich im Preis, und die bei uns wohl jederzeit ganz unauffällig im Freiland Fuß fassen könnte. Nach meinen Informationen ist er jedenfalls der bisher Einzige, der Ameisen aus Japan einschleppt. Und in seinen Beiträgen macht er ja auch fleißig Reklame für sein „Antbreeding.de“, wo er diese anbietet.

Fazit: Wir als Schützer unserer einheimischen Ameisenfauna müssen es endlich kapieren, dass es solche Menschen wie den Flughundhalter, die Antstore-Betreiber und anderen Exoten-Importierer gibt, dass Halter von gefährlichen Arten absolut keine seltenen Ausnahmen sind, und dass wir auf allen möglichen Kanälen versuchen müssen, dieser Bedrohung für unsere einheimische Tierwelt (und unsere Haushalte etc.) Einhalt zu gebieten. Gemeinsam und ausnahmslos.

Es wird uns auch noch gelingen, unsere hoch bezahlte Naturschutzbürokratie im Umweltministerium aus ihrer Lethargie und aus ihren süßen Träumen zu reißen, hoffentlich bevor es endgültig zu spät ist!!!!! (Dazu demnächst mehr in der ASa).

A. Buschinger
Michael Schön
Beiträge: 108
Registriert: 09. Mai. 2004, 11:17
Wohnort: Kassel

Beitrag von Michael Schön »

Lieber Herr Buschinger nun ich danke für Ihren Beitrag der das ganze nochmals von einer anderen Seite zeigt , aber da ich meine Acromyrmex ja nun auch schon einige Jährchen halte ,kann ich aus eigener Erfahrung sagen , das die Arbeiterinnen zumindestens von Acromyrmex octospinosus nicht über einen längeren Zeitpunkt ohne die in den Räumlichkeiten des Formicariums optimalen Luftfeuchte längere Zeit überleben können geschweige denn der Futterpilz .
Es erscheint mir recht unglaubwürdig , aber ich bin selbstverständlich bereit mich auch persönlich wenn es diesem Herrn Recht ist vor Ort vom Gegenteil zu überzeugen .

Zu der Zusammensetzung des Forenteam vom DasAmeisenforum kann ich sagen , wie sie ja auch wissen , das das Team zusammen und nicht etwa ein alleiniger Besitzter die Rechte am DasAmeisenforum hat , dies beinhaltet Ameiseninteressierte Neulinge , erfahrenere Ameisenfreunde , Ameisenschützer sowie Halter das war schon immer so und soll glaube auch so bleiben .

Leider entstehen wie auch im neuen Ameisenschutz aktuell in Ihrem Beitrag zu lesen ist , in Foren wo viele junge Neulinge sind einige nicht immer leicht zu lösende Probleme (die sie ja auch schon kennen) .
Rechtschreibung , unklar gestellte Fragen oder auch falsche Antworten ( die bekommt man aber auch wo anderst, wo man sie eigendlich nicht vermutet hätte ! ).Ich finde es deshalb nicht richtig die meisten Jungen an der Natur interessierten Ameisenfreunde , durch Beiträge deren Lust an der Natur zu zerstören .Selbstverständlich bin ich Ihrer Meinung die Gefahren dürfen nicht unterschätz werden , deshalb sollte eine Verschärfung der Einfuhrgesetze angestrebt werden . Aber diese jungen Menschen haben das Interesse und auch einiges Wissen ( in manchen Fällen ja auch ein sehr Gutes , wie sie ja wissen ! ), es wäre dumm von uns, sie nicht in Ihrem Interesse zu fördern und zu vergraulen .
Deshalb bin ich auch weiterhin aktiv Admin in dem obengenannten Forum , auch wenn es mit im Moment nicht mehr sehr oft möglich ist Online zu sein sie kennen ja auch einige Gründe !

Zu unserem Admin Chreiben kann ich nur sagen , das ich selbstverständlich nicht seinen Verkauf dieser Tiere unterstütze, ich glaube das habe ich schon mehrere male in einigen internen Beiträgen deutlich gemacht !
Aber er tut seine Aufgaben als Admin sehr gut verrichten nicht zuletzt wegen seines technischen Wissens.


Mit freundlichem Grüßen aus Nordhessen

Ihr Michael Schön
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