Invasive Arten

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Gerhard Heller
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Invasive Arten

Beitrag von Gerhard Heller »

In einer Science-Publikation werden die Auswirkungen der invasiven Ameise Pheidole megacephala auf ein Ökosystem in Kenia beschrieben

Abstract
Human activity is driving the rapid loss of global biodiversity, through declines in individual species and the wholesale destruction of ecosystems (1). This loss can arise from myriad forms of anthropogenic disturbance that include land conversion, hunting, pollution, resource extraction, and climate change (2). Although it is often straightforward to document the direct effects of disturbance on species and habitats, these impacts can ripple throughout food webs by altering interactions among species. These indirect effects may have far-reaching consequences that are not immediately apparent, but could fundamentally alter ecosystems. On page 433 of this issue, Kamaru et al. (3) describe how one disturbance—the introduction of an invasive species—disrupted an interaction between trees and ants, and traced its consequences through an African savanna landscape.

https://www.science.org/content/article ... an-savanna
Buschinger
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Re: Invasive Arten

Beitrag von Buschinger »

Danke für den Hinweis von Dr. Heller!

Man kann sich den Text online automatisch übersetzen lassen. Das Ergebnis ist zwar nicht fehlerfrei, aber man bekommt einen Eindruck davon, worum es geht.
Ein deutschsprachiger Artikel dazu findet sich hier: https://www.swr.de/wissen/invasive-arte ... e-100.html
Auf dieselbe Originalarbeit bezieht sich dieser Artikel: https://www.wissenschaft.de/erde-umwelt ... on-loewen/

Laut Text geht es um Pheidole megacephala, die „Großkopfameise“, aufgrund ihrer Soldatenkaste mit auffallend großen Köpfen. Sie ist in der Liste "100 of the World’s Worst Invasive Alien Species" enthalten, der von der Invasive Species Specialist Group (ISSG) der IUCN herausgegebene Liste mit 100 als besonders problematisch angesehenen invasiven Organismen. https://de.wikipedia.org/wiki/100_of_th ... en_Species

Solche invasive Ameisenarten werden trotz aller Probleme, die sie fast weltweit verursachen, von Ameisenhändlern in vielen Ländern, auch in Deutschland, offen verkauft und von zahllosen Hobby-Haltern in ihren Farmen (Terrarien) gehalten. Immer wieder entkommen Tiere aus der Haltung.
Es gibt anscheinend keine Institution, die diesem unseligen Treiben Einhalt gebieten kann.

Wer sich ein Bild vom Umfang des Handels mit P. megacephala (und anderen problematischen Ameisenarten) verschaffen möchte, kann z. B. bei Google „Pheidole megacephala“ eingeben. Als erste Alternative wird vorgeschlagen: „Pheidole megacephala kaufen“.
Anklicken liefert: https://www.google.com/search?client=fi ... ala+kaufen
Als erster Händler taucht auf:
https://www.myants.de/EU-Ameisen/Suedeu ... phala.html : „myAnts.de“, ein Händler aus der Oberpfalz.
Auf seiner Seite findet man eine Fülle von „Informationen“ zu dieser Art, angegebene Herkunft „Kanarische Inseln“ (wo P. megacephala bereits länger als eingeschleppte Art ihr Unwesen treibt).
Bei uns in Deutschland ist diese Art (noch) nicht im Freien lebensfähig, wohl aber in Warmhäusern.

Bei Ameisenhaltern ist es eine beliebte Art: Sie ist polygyn, liefert also permanent junge Geschlechtstiere, die sich im Nest begatten und darin bleiben, so dass die Völker nahezu unbegrenzt lebensfähig sind. Man kann sie so auch „teilen“, Gruppen von Königin(nen), Arbeiterinnen und Brut entnehmen, und verkaufen. U.a. macht das solche Arten auch attraktiv für den Handel: Man braucht nur ein großes Volk unterhalten, und kann jederzeit auf Wunsch kleine oder größere Einheiten abzweigen. - Zurzeit von zwei englischen Shops angeboten für um die € 60.-

Verbreitung nach AntWiki
Verbreitung nach AntWiki
https://antwiki.org/wiki/Pheidole_megacephala
Hellgrün: Natürliche Vorkommen; rot: exotisch; rosa: eingeschleppt, in Gebäuden; gelb: nicht gesichert; braun: zweifelhaft oder irrtümliche Angaben.

Die Originalarbeit erschien in der Zeitschrift Science:
Disruption of an ant-plant mutualism shapes interactions between lions and their primary prey. (Die Unterbrechung einer wechselseitigen Abhängigkeit zwischen Ameisen und Pflanzen hat Auswirkungen auf die Interaktionen zwischen Löwen und deren Hauptbeute.)
Douglas N. Kamaru et al. (insgesamt 20 Autoren!), Science, 25 Jan 2024, Vol 383, Issue 6681,
pp. 433-438 DOI: 10.1126/science.adg1464

MfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
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