Ameisenbestimmung

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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baseli
Beiträge: 10
Registriert: 26. Mai. 2021, 17:48

Ameisenbestimmung

Beitrag von baseli »

Sehr geehrter Herr Heller, Herr Prof. Buschinger,
ich befürchte, dass Lasius emarginatus / brunneus SEIT JAHREN in unserem Holzständerhaus wohnt - teilunterkellert, sicher jede Menge Zugangsmöglichkeiten, Bj.2002, Ortsrand, Weißdorn mit viel Altholz in 5m Entfernung zum Haus. Den Befall, einzelne Ameisen im Erdgeschoss, auch unter der Fußleiste, habe ich nicht weiter ernst genommen, zumal die Tiere nach Einsatz von Spinosad (u.ä.)-Köder immer wieder verschwanden. Wir dachten, wer so mitten in der Natur lebt, muss mit harmlosen Mitbewohnern rechnen. Dass während der Sommermonate auch an verschiedenen Stellen aus den Fugen zwischen unserer Brettstapeldecke Sägemehl (eher Späne) rieselte, haben wir zunächst gar nicht mit Ameisen in Verbindung gebracht - bis ich neulich ein dem Nagsel zum ersten Mal eine tote Ameise fand. Im Moment krabbeln wieder Ameisen auf dem Fußboden.

Ich würde Ihnen gerne ein paar Exemplare zur Bestimmung schicken - aufgeklebt oder in Ethanol.

Da wir das Haus nicht selbst gebaut haben, wissen wir wenig über bauliche Details und sind daher auf wirklich Sachverständige angewiesen, die uns eventuell beraten, wie wir ggf. eine Bekämpfung systematisch angehen könnten. Können Sie einen jemanden im Raum Ulm / Aalen (Schwäbisch Alb) empfehlen?

Viele Grüße
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von Gerhard Heller »

Sie können mir gerne eine Probe zusenden (Stauferring 47, 55218 Ingelheim). Alternativ könnte auch schon ein gutes Foto genügen.

Viele Grüße
Gerhard Heller
baseli
Beiträge: 10
Registriert: 26. Mai. 2021, 17:48

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von baseli »

Lieber Herr Heller, anbei zwei nicht wirklich gute Fotos - und vielen Dank für die schnelle Antwort!
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Lasius 1 mittel.jpg
Lasius 2 klein.jpg
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von Gerhard Heller »

Eine der beiden Arten ist es auf jeden Fall, wahrscheinlich eher L. emarginatus. Wenn Sie ganz sicher sein wollen, bräuchte ich doch eine Probe. Aber für die Bekämpfungsmöglichkeiten ist das nicht wesentlich. Einen Sachverständigen (Schädlingsbekämpfer oder Bausachverständiger?) kann ich Ihnen nicht nennen. Bevor Sie einen Schädlingsbekämpfer beauftragen, würde ich es erst selbst mal versuchen. Die Schädlingsbekämpfer haben auch nur das, was Sie sich auch besorgen können. Zu Ameisenködern gibt es gerade auch in den neueren Anfragen hier im Forum einige Informationen.

Viele Grüße
Gerhard Heller
baseli
Beiträge: 10
Registriert: 26. Mai. 2021, 17:48

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von baseli »

Vielen Dank, Probe geht morgen in die Post!

Viele Grüße!
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von Gerhard Heller »

Wie stark vermutet, handelt es sich um L. emarginatus. Das Nagsel ist im Vergleich zur Größe der Ameisen sehr grob, so dass die Ameisen als direkte Verursacher durch Nagen am/im Holz nicht in Frage kommen. Zudem wird intaktes Holz von dieser Art nicht angegriffen. Gibt es Vorschädigung durch Befall von Pilzen oder holzfressenden Insekten, kann dies aber für den Nestbau genutzt werden. Kann es sein, dass die "Nagsel"teile Sägespäne sind, die bei der Fertigung der Decke in Fugen etc. verblieben sind und nun von den Ameisen ausgeräumt werden?
Wenn der Köder gut angenommen wird, ist Befallstilgung zu erwarten. Schauen Sie sich aber auch mal die Berichte zu Ködermischungen im Forum an.

Viele Grüße
Gerhard Heller
baseli
Beiträge: 10
Registriert: 26. Mai. 2021, 17:48

Re: Ameisenbestimmung Brettstapeldecke

Beitrag von baseli »

Lieber Herr Dr. Heller,
herzlichen Dank mal wieder. Die Vermutung /Hoffnung, dass es sich bei dem Genagsel um Überbleibsel von menschlicher Bautätigkeit handelt, hatte ich auch schon, aber wenn die Ameisen sich in der EG-Decke aufhalten, richten sie doch mit Sicherheit Schaden an? Oder reicht ihnen das lockere Material, das sie vorfinden?

Ernsthafte Vorschädigungen durch Wasser: eher nein - eine undichte Silikonfuge hinter der selten benutzten Badewanne - sicher nie ein Schaden, der die Verteilung des Genagsels über die gesamte EG-Decke erklärt.

Wie deuten Sie, dass wir das Genagsel schon seit mehreren Jahren beobachten, aber erst ein einziges Mal (an einer Fußleiste) geflügelte Tiere gesehen haben? Zufall?

Vielen Dank für Ihre Geduld - es wähnt sich doch jeder Betroffener in dieser komplexen Thematik als Sonderfall. Schade, dass Betroffene ihre Berichte nicht weiterführen. Heißt das, das Problem wurde gelöst? Gibt man auf?
Herzliche Grüße
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von Gerhard Heller »

Kleine Ergänzung: im Genagsel befanden sich auch Ameisenfragmente (Köpfe, Thoraxteile, Hinterleiber etc.).
Es könnte sein, dass die Ameisen Sägespäne, die sich bei der Herstellung der Decke in Schlitzen und Fugen angesammelt haben, nach und nach entfernen, um Platz für das Nest zu schaffen.
Es ist anzunehmen, die Ameisen von der Decke in die Wand gelangen und von dort abwärts laufen, wo sie dann an der Fußleiste auftauchen. Wahrscheinlich gelangen sie auch in diesem Bereich ins Freie. Vermutlich schwärmen die Geschlechtstiere regelmäßig nach außen ab, was erklären könnte, dass Sie nur einmal Geflügelte im Haus gesehen haben. Sind denn die Tiere ins Zimmer abgeflogen? Der Abflug ist zwar durch ein Zusammenspiel von Umgebungstemperatur und Lichtintensität häufig ins Hausinnere fehlgeleitet, aber das ist kein Gesetz.

Viele Grüße
Gerhard Heller
baseli
Beiträge: 10
Registriert: 26. Mai. 2021, 17:48

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von baseli »

Lieber Herr Dr. Heller,
jede Antwort wirft neue Fragen auf: wenn die Ameisen die Späne etc beiseite räumen, aus welchem Material bauen sie dann ihr Nest? Könnte man Nester mit Ultraschall oder Wärmebildkamera aufspüren? Gibt es ein bildgebendes Verfahren ,dass Störungen in der Wand/Decke zeigt?
Dass die Tiere in der Wand (Holz-Ständer-Bauweise) zwischen Decke und Boden auf- und ablaufen, kann ich mir gut vorstellen.
Die Geflügelten damals waren schienen unter einer Fußleiste an einem bodentiefen Fenster zu kommen - in meiner Ignoranz habe ich sie nicht weiter beobachtet, sondern kurzerhand weggesaugt, als sie sich eher unentschlossen zu sammeln schienen. Ich habe übrigens vergeblich versucht, im Internet Videos von schwärmenden Lasius zu finden, was interessant wäre, da ja momentan so einiges herumfliegt. Bleiben die Geflügelten zusammen oder verirren sie sich einzeln ggf. im Raum?
Nach wie vor kann ich mir nicht vorstellen, wie so ein Schwarm unbemerkt nach außen abfliegen kann. Wie viele Tiere sind das gewöhnlich? Wie lange dauert der Abflug? Die Tiere müssten sich ja nacheinander durch sicher eher kleine Öffnungen nach außen arbeiten.
Vielen Dank für Ihre Mühen und herzliche Grüße
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von Gerhard Heller »

Information zum Nestbau: https://ameisenwiki.de/index.php/Lasius_emarginatus
Ortung des Nestes mit Wärmebildkamera ist evtl. möglich. Ich weiß von einem Fall, wo ein Rossameisennest in einer Hauswand so lokalisiert wurde. Nur was machen Sie dann? Die Decke abtragen?
Im Haus abfliegende Weibchen und Männchen verpaaren sich nicht. Hierzu ist ein Hochzeitsflug erforderlich. Während der Schwarmsaison kann ein Nest mehrfach schwärmen. Wenn das außen passiert, werden Sie das wohl nur zufällig bemerken, wenn Sie zur richtigen Zeit gerade draußen sind.

Viele Grüße
Gerhard Heller
Lunaa
Beiträge: 2
Registriert: 05. Jun. 2021, 10:48

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von Lunaa »

Handelt es sich hierbei um die pharaoameisen?

Liebe Grüße
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Screenshot_20210604-093237_Motion photo viewer.jpg
baseli
Beiträge: 10
Registriert: 26. Mai. 2021, 17:48

Neues in Sachen Lasius in der Brettstapeldecke -weitere Art?

Beitrag von baseli »

Gerhard Heller hat geschrieben:Information zum Nestbau: https://ameisenwiki.de/index.php/Lasius_emarginatus
Ortung des Nestes mit Wärmebildkamera ist evtl. möglich. Ich weiß von einem Fall, wo ein Rossameisennest in einer Hauswand so lokalisiert wurde. Nur was machen Sie dann? Die Decke abtragen?
Im Haus abfliegende Weibchen und Männchen verpaaren sich nicht. Hierzu ist ein Hochzeitsflug erforderlich. Während der Schwarmsaison kann ein Nest mehrfach schwärmen. Wenn das außen passiert, werden Sie das wohl nur zufällig bemerken, wenn Sie zur richtigen Zeit gerade draußen sind.

Viele Grüße
Gerhard Heller
Lieber Herr Dr. Heller,
tatsächlich kann ich mir nicht vorstellen, wie wir die Nester in unserer Brettstapeldecke finden sollen, die sich über das ganze EG zieht (mit Anbau ca. 150 m2). Es bröselt mal hier, mal da. Langsam macht sich Verzweiflung breit. Ködern gestaltet sich an der Decke auch schwierig, und am Boden haben sich die Tiere nur noch sehr vereinzelt gezeigt, dass man auch keine klaren Laufwege mehr finden kann. Heute Abend dann ein Fund auf der Kellertreppe: ein einzelnes sehr großes (über 10 mm), sehr agiles Tier - siehe Foto - das ist aber wohl eine andere Art?
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20210609_200941 1000.jpg
astronomer
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Registriert: 18. Apr. 2016, 09:04

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von astronomer »

Ich würde mich auf 2 Punkte konzentrieren:
1) Köder auch an der Decke bzw. den Ritzen anbringen. Die fertigen Köder-Gel-Mischungen sollten der Schwerkraft recht gut trotzen
2) Aussenbereich absuchen. Es muss irgendwo eine Verbindung nach draußen geben!
baseli
Beiträge: 10
Registriert: 26. Mai. 2021, 17:48

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von baseli »

[quote="astronomer"]Ich würde mich auf 2 Punkte konzentrieren:
1) Köder auch an der Decke bzw. den Ritzen anbringen. Die fertigen Köder-Gel-Mischungen sollten der Schwerkraft recht gut trotzen
2) Aussenbereich absuchen. Es muss irgendwo eine Verbindung nach draußen geben!

Lieber Astronomer,

vielen Dank für die Tipps. Beim Köder an der Decke bin ich zögerlich, weil die Ameisen selbst an der Decke gar nicht herauskommen, nur durch ganz feine Schlitze ihren Abfall durchschieben und ich die Leberwurst nicht an eine Stelle spritzen möchte, wo man sie nicht mehr herausbekommt. Oder müssten wir diesen Ekelfaktor in Kauf nehmen?
Öffnungen nach außen gibt es sicher jede Menge.
Die Lasius em. sehen wir im Haus in den letzten Tagen nicht mehr (habe geködert und gesprüht). Dafür sind zwei Rossameisen (beide größer 1cm) aufgetaucht (siehe Foto weiter oben). Wir haben solche Tiere noch nie zuvor hier gesichtet!

Der Erstkontakt mit einem Schädlingsbekämpfer mit Ameisen im Portfolio war ernüchternd (Tipp: Haus anzünden)

Viele Grüße
astronomer
Beiträge: 31
Registriert: 18. Apr. 2016, 09:04

Re: Ameisenbestimmung

Beitrag von astronomer »

Ich hoffe, dieser grandiose Tipp hat nicht viel mehr als die Anfahrt gekostet! ;)

Leberwurst würde ich mir jetzt auch nicht gleich in die Decke schmieren. Die erwähnten Ködergele (bspw. Formidour!) würde ich aber schon mal ausprobieren! Die sind sehr neutral und man braucht sehr wenig. Ansonsten würde sich vielleicht lohnen, an einer Stelle mal die Decke leicht zu öffnen!

EDIT: Wobei ich davor wie gesagt erstmal den Außenbereich absuchen würde. Da muss es was geben und da wären die Köder natürlich gut platziert.
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