Bestimmung von Ameisen

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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mfhotdog
Beiträge: 2
Registriert: 14. Mai. 2019, 21:13

Bestimmung von Ameisen

Beitrag von mfhotdog »

Hallo,

wir haben seit mehreren Jahren sehr starke Probleme mit Ameisen in einem Mietshaus.

Unsere Vermieterin hat einen Kammerjäger beauftragt, welcher zunächst Gel ausgebracht und danach Gift gesprüht hat. Beides mit mäßigem Erfolg. Das Gel wurde gar nicht angenommen und nach dem Gift kamen tausende Tote Ameisen zum Vorschein, im Folgejahr war Ruhe und danach ging es von vorne los.

Die Ameisen treten sowohl im Kellerraum hinter einer Trockenbauwand auf (hier ist auch sehr viel Genagsel zu finden), als auch im darüber liegenden Wohnzimmer unter dem Parkett, sowie an allen Fußleisten. (an manchen Stellen hört sich das Parkett schon hohl an) Des weiteren treten dieses Jahr verstärkt Arbeiterinnen im Badezimmer in der 1. Etage auf. Hier ist mir nun auch aufgefallen, dass an 2 Stellen der Mörtel der Fugen ausgehöhlt wurde und hier die Ameisen rauskommen. Unter der Badewanne (welche sinnigerweise komplett mit Bauschaum und Styropor ausgekleidet wurde) habe ich mit einer Endoskopkamera etliche tote Ameisen (Arbeiterinnen als auch Geschlechtstiere) gefunden. Zur Schwarmzeit haben wir einen solch starken Befall, dass die Terrassentür teilweise schwarz von geflügelten Ameisen war.

Ich tippe bei der Art auf Lasius Brunneus, lässt sich dies anhand der angehängten Fotos bestätigen? Wäre es möglich, dass die Ameisen im angrenzenden Kirschlorbeer der Nachbarn ein Nest haben und sich von dort weiter in unseren Keller vorgearbeitet haben? Im Haus gehen die Arbeiterinnen weder an Lebensmittel noch an Köder.

Vielen Dank für die Hilfe.

[img]https://ibb.co/wwj3T1D
https://ibb.co/F8n5qGx
https://ibb.co/k3Qc5Kt
https://ibb.co/s1tmC9T[/img]
Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Re: Bestimmung von Ameisen

Beitrag von Buschinger »

Hallo,

Nach den Bildern 1 und 2 dürfte es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Lasius brunneus handeln. Die Jungkönigin (geflügelt) ist danach nicht sicher zu bestimmen.
Ein Nest im Kirschlorbeer ist dagegen extrem unwahrscheinlich. Dort sammeln die Tiere Futter.

"Die Ameisen treten sowohl im Kellerraum hinter einer Trockenbauwand auf (hier ist auch sehr viel Genagsel zu finden), als auch im darüber liegenden Wohnzimmer unter dem Parkett, sowie an allen Fußleisten. (an manchen Stellen hört sich das Parkett schon hohl an)" - Das spricht alles sehr dafür, dass die Tiere an diesen Stellen ihr Nest haben. Das Genagsel zeigt an, dass die Tiere sich dort Hohlräume schaffen, in denen sie ihre Brut aufziehen. Ein "Nest" kann bei L. brunnes aus einem System von mehreren bis vielen Nestzentren bestehen, die durch Gänge verbunden sind. Dieses System kann sich über etliche Quadratmeter ausdehnen.

Die Bekämpfung dieser Art ist äußerst schwierig und verlangt Ausdauer sowie oft bauliche Maßnahmen. Mit der "Suche" (" brunneus" eingeben) finden Sie hier im Forum zahlreiche Berichte, aus denen hervorgeht, wie unterschiedlich die einzelnen Befalls-Situationen sein können.

MfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
mfhotdog
Beiträge: 2
Registriert: 14. Mai. 2019, 21:13

Re: Bestimmung von Ameisen

Beitrag von mfhotdog »

Hallo Herr Buschinger,

vielen Dank für die schnelle und kompetente Antwort!

Da hat sich mein Verdacht auf L. Brunneus wohl bestätigt. Die Gegebenheiten (der besagte Kirschlorbeer steht direkt an/um eine alte große Kiefer in einem "naturbelassenem" Garten) und das Verhalten der Arbeiterinnen passen auch 100% auf brunneus.

Ich hatte damals dem Kammerjäger bereits gesagt, dass ein reines Aussprühen mit Gift nichts bringen wird, da das Volk mehrere Nester angelegt haben wird (dies hat sich bestätigt, da in dem damals vergifteten Bereich nach 3 Jahren erneut sehr stark gebrütet wird). Somit bleibt nichts anderes übrig, als großflächig mit baulichen Maßnahmen gegen den Befall vorzugehen.

Sollte sich die Vermieterin dazu entscheiden (ich wage es leider zu bezweifeln), werde ich hier einen Erfahrungsbericht mit Fotos und Videos posten.

Viele Grüße.
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