Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau / Lasius niger

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Bastil
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Registriert: 21. Mär. 2021, 11:41

Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau / Lasius niger

Beitrag von Bastil »

Guten Tag, werte sach-und fachkundige und Mitleser,

Den zweiten Frühling nun tauchen bei uns ca. 6mm lange tendenziell schwarze, nach den Fotos eher braune Ameisen auf. Dieses Mal in 2021 mehr als im Jahr 2020 (geschätzt 15 Stück).
Die Ameisen treten an der Bodenleiste nach Süd in der Nähe der beiden bodentiefen ca. 3m breiten Fenstertüren aus.
Gestern haben wir sie bemerkt und manuell entfernt (ca. 40 Stück, heute nochmals ca. 10 Stück plus die Probeexemplare. Es waren keine flugfähigen dabei. Große Größenunterschiede kann ich nicht feststellen.

Proben habe ich "gezogen" - Tesa-Filmstreifen auf weißem Blatt Papier. 8 Stück in unterschiedlichen "Ausrichtungen". Wer wäre bereit mit diese zu bestimmen?

Randbedingungen:
freistehender Neubau 2016; Holzständerbau in Niedrigenergiebauweise.
Beheizung KG (beton, weiße Wanne), EG und OG Holzständerbau mittels Fußbodenheizung und Vorlauftemperaturen von max. 32 Grad Celsius im kalten Winter. Kontrollierte Wohnraum-Lüftung, also tendenziell trockenes Raumklima.
-Bodenaufbau von unten nach oben: KG-Decke StB; EPS-Dämmung (Styropor) in drei Lagen. Die oberste Lage als Klettsystem welche die Fußbodenheizungsrohr arretiert; im Randbereich einen Dämmstreifen, sowie "Folienansatz" welcher auf die FBH-Rohre gelegt wurde. Ausgegossen mit 6,5cm Zement-Estrich, darüber eine alukaschierte trittschalldämmende 2mm PU-Ebene; darüber Laminat.
-Wandaufbau von innen nach außen: GK-Platte, OSB, Installationsebene Holzfaserdämmung, OSB, Ständergefach mit Zellulosedämmung, außen Holzfaserdämmplatten überputzt.

Umgebung:
nördlich an das Gebäude angrenzend ist gepflastert, südlich, östlich und westlich jeweils Grünflächen (Rasen, ab 10m dann landwirtschaftliche Wiese). Südlich vor o.g. Fenstertüren ist eine ca. 3m tiefe Terrasse auf Punktfundamenten mit Magerbetonsockel auf Kies. Der Kies geht ringsum um das Haus (hinterfüllte Baugrube). Das Gret/Gred um das Haus ist mit Pflanzenschutzmatte und darüberliegenden Steinen versehen und mit Leistensteinen eingefasst. Im vergangenen Sommer konnten wir vereinzelt Ameisenpfade über diese Leistensteinen sehen, die Ameisennester lagen jedoch gartenseitig, soweit zu erkennen..

Der Boden hier ist bis in größere Tiefen lehmig; Am Bauplatz standen 7m entfernt, nördlich zwei große Kirschbäume und 4m westlich ein kleinerer Apfel, sowie ein paar Buchsbäumchen. Diese wurden für den Bau entfernt, hatten aber keinen nennenswerten Ameisen/Lausbefall.
Standort ist bei München.

Anbei ein paar Bilder der Proben. Diese kann ich gerne auch zusenden, wenn die Qualität zu schlecht ist.
Danke vorab und VG, Bastil
Dateianhänge
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Bastil
Beiträge: 4
Registriert: 21. Mär. 2021, 11:41

Re: Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau

Beitrag von Bastil »

Heute waren bis jetzt nur noch 7 Stück zu sehen. Und auch nicht an einem Platz, sondern etwas diffuser im EG im Wohnzimmer und Esszimmer.

Für die Bestimmung und Tipps/Links zur Tilgung wäre ich sehr dankbar.
VG Bastil
Buschinger
Beiträge: 1487
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Re: Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau

Beitrag von Buschinger »

Hallo Bastil,

Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei Ihren Ameisen um Lasius niger, "Schwarzgraue Wegameise". Zur Absicherung können Sie mir die aufgeklebten Tiere zusenden:
A. Buschinger, Roßbergring 18, 64354 Reinheim.
Ihr Befall hat mich an eine sehr ähnliche Situation aus dem letzten Jahr erinnert, wobei die Beratung über E-Mail lief.
Ich habe nun das Wesentliche daraus mal hier oben unter "Bekanntmachungen" veröffentlicht: https://www.ameisenschutzwarte.de/forum ... 32&start=0
Ansonsten gibt es hier eine "Suche" (oben rechts), mit der Sie weitere Beiträge zu Lasius niger finden können.
Übrigens sind Ihre Angaben zur Befallssituation vorbildlich detailliert!!

MfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Bastil
Beiträge: 4
Registriert: 21. Mär. 2021, 11:41

Re: Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau

Beitrag von Bastil »

Hallo Hr. Prof. Dr. Buschinger,

als der neue Beitrag mit sehr großer Ähnlichkeit zu meinem Fall erstellt und oben angepinnt wurde, dachte ich mir schon, dass darauf Bezug genommen wird.
An der Stelle bereits ein außerordentliches "Dankeschön" von meiner Seite für den Verweis und Ihre schnelle Antwort.

Ich werde die Proben morgen an Ihre Adresse senden und für den besseren Zusammenhang diesen Post mit anhängen.
Gerne würde ich auch eine Kleinigkeit als DASW-Spende beilegen.

(Ich bin in einem anderen Feld beratend tätig, weshalb mir die Wichtigkeit und Qualität bzgl. Datenlage des Anfragenden aus eigener Erfahrung bekannt ist. Es hilft dem Prozedere einfach ungemein, wenn die Informationen nicht einzeln abgefragt werden müssen. Nur so kann die angefragte Beratungsleistung möglichst punktgenau erbracht werden)

Vielen Dank und viele Grüße, Bastil
Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Re: Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau / Lasius niger

Beitrag von Buschinger »

Hallo Bastil,

Die Ameisen sind angekommen: Lasius niger ("Schwarzgraue Wegameise"), unsere häufigste Art. Für die exakte Bestimmung muss man Borsten an Fühlerschäften und Hinterbeinen erkennen können; das ist mit üblichen Fotos nicht zu machen, geht nur unter dem Mikroskop.
Inzwischen, nach ein paar ähnlichen Fällen, habe ich den Eindruck, dass bei diesen Holzständerbauten der Übergang von der Bodenplatte/ Grundmauer zur Holzwand manchmal eine Schwachstelle ist, nicht ganz ameisendicht ausgeführt ist. Eventuell mit Silikon von außen zu beheben?

Wenn Sie sich erkenntlich zeigen möchten, bitte ich um eine Spende an die DASW. Die Bankverbindung habe ich Ihnen im "persönlichen Bereich" (ganz oben rechts) mitgeteilt; die darf nicht öffentlich angezeigt werden.

MfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
Bastil
Beiträge: 4
Registriert: 21. Mär. 2021, 11:41

Re: Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau / Lasius niger

Beitrag von Bastil »

Hallo Hr. Prof. Dr. Buschinger und werte Mitleser,

vielen Dank für die schnelle Rückmeldung und auch PM.
Mit Lasius niger haben wir wohl bautechnisch die "angenehmere" Ameise im Haus.

Also in den Tagen nach dem 21.03. konnte ich innen noch Ameisen an besagter Stelle an der Südwand sehen.

Zwischenzeitlich haben wir auch die Futterquelle erkennen können. An der Stelle wurde wohl ein Glas Tee mit Honig umgestoßen, wobei aber nur vor der Randleiste gereinigt wurde. Hinter der Randleiste war wohl aber auch noch etwas übrig.. Die Taktrate über eine längere Zeit war ziemlich eine Ameise je 30 Sekunden kommend/gehend.

Bevor wir diese Stelle gereinigt haben, wurde Fipronil/Streichwurst angeboten - leider mit mäßigem Erfolg. Die Fipronil/Honig-Emulsion in verschiedenen Mischungsvarianten wurde nicht genommen, sowohl nicht im Kronenkorken, wie auch nicht auf Kork/Folie/Acrylglas/Papier. Zusätzlich haben wir die rot/gelbe Ameisenköderdose platziert. Auch hier mit vereinzeltem eher verhaltenem Besuch. Ansturmartiges Fressen mit mehreren Ameisen parallel war zu keiner Tages oder Nachtzeit vorhanden (ich hatte zwischenzeitlich einige Nächte vor der Stelle verbracht). Die Taktrate nahm hier jedoch weder zu noch ab.

Nach einigen Tagen habe ich die Randleiste und den Boden dahinter ausgiebig gereinigt, seitdem gingen immer mal wieder einzelne Ameisen auf die Suche. Nun aber großflächiger auch in Nebenräumen. Die Taktrate war dann eher eine Ameise je Stunde.

Parallel zu dem Prozedere innen habe ich die Anlage um unser Haus, speziell im Osten, Süden und Westen außen untersucht. Je nach Sonneneinstrahlung und Tageswärme waren die Ameisen zu hunderten außen an der Fassade im Gred (mit größeren Steinen bedeckt; Durmesser 5-15cm - gute Wärmespeicher) im Bereich der Noppenfolie anzutreffen. Diese ist an der Oberkante bündig mit der Kiesfläche abgeschnitten und - wie es sein soll - zur Perimeter-Dämmung der Kelleraußenwand mit etwas Abstand eingebaut um eine Drainage/Belüftung zu ermöglichen.

Meine Theorie ist:
L. niger hat in dem Kiesbereich nahe der Noppenfolie, bzw. zwischen Noppenfolie und Kellerwanddämmung das Lager aufgeschlagen und über irgendeine Verbindung eine Möglichkeit gefunden, in das Innere zu gelangen. Denn eine einmalige Anwendung von Fipronil/Wasser per Gießkanne in einem sehr kleinen aber massiv betroffenen Bereich hat nun sämtliche Aktivitäten im Haus innerhalb von zwei Tagen vollständig zum Erliegen gebracht. Auch im behandelten Bereich außen sind keine Ameisenstraßen mehr zu erkennen.
Wenn die Theorie aufgeht, sollten auch in den nächsten, etwas kälteren Tagen um 0 Grad mit Nachtfrost keine Besuche im Haus stattfinden.

Weiteres Vorgehen:
Sobald außen nun wieder Ameisenstraßen zu sehen sind bzw. es die Witterung zulässt, werde ich besagte Steine inkl. Kiesschicht von ca. 20cm um das Haus entfernen und nach der Eintrittsstelle suchen und diese verschließen. Dafür wird lageweise gearbeitet um immer wieder Ameisenstraßen zuzulassen und die Wege zu verstehen. Eventuell muss dafür auch eine größere Terrasse rückgebaut werden. Meine Vermutung liegt außen bei den bodentiefen Fenstern, denn dort ist eine Flüssigstoffabdichtung vorgenommen und darüber ein Schlagregenschutzblech angebracht, vermutlich im Abstand von wenigen Millimetern, so dass hier, neben der Noppenbahn, wohl eine ideale Nistmöglichkeit vorhanden ist.

Soweit der Stand der Dinge. Ich werde das hier nach Möglichkeit als "Tagebuch" führen, um für andere Betroffene mögliche Erkenntnisse festzuhalten.

Vorgehen in ferner Zukunft, bei Versagen aller bis dahin vorgenommenen Ansätzen:
Der Kies/Steinbesatz wird auf einer Höhe von 30cm entfernt. Auf den Leistensteinen welche das Gred begrenzen wird oben eine Art aufklappbare Gitterkonstruktion angebracht und es werden im Wechselbesatz mit zusätzlichem Freigehege niedrig gewachsene Hühner eingesetzt. Diese freuen sich als natürliche Prädatoren sehr über einen entsprechenden Eiweiszusatz, wie ich bei unseren anderen Hennen feststelle.

Vorschläge und Tipps sind natürlich gerne willkommen.
Vielen Dank und viele Grüße,
Bastil
astronomer
Beiträge: 31
Registriert: 18. Apr. 2016, 09:04

Re: Bestimmung der Ameise im Quasi-Neubau / Lasius niger

Beitrag von astronomer »

Hallo Bastil,

Vorab: ich bin kein Ameisenexperte, nur Leidensgenosse. Das alles spiegelt also eher meine persönliche Meinung bzw. Erfahrung wider!

Meine Situation war/ist ähnlich, nur dass es vermutlich keine Verbindung zwischen Haus und Dämmung außen gab. So konnte ein Befall im Haus (vermutlich ein Satellitennest aus der Bauphase) schnell mit Gift beseitigt werden. Da ich jedoch offenbar immer noch Ameisen in/an der Dämmung habe (ich sehe sie jedes Frühjahr seit einigen Jahren), versuche ich diese loszuwerden, da es mit Sicherheit irgendwo Verbindungen ins Haus geben könnte, wenn nur genug Ameisen in der Gegend sind.

Deine beschriebenen Rückbaumaßnahmen sind sicher die konsequenteste Methode. Ich persönlich würde noch mehr mit Ködern probieren. Ameisen, die das Gift ins Nest tragen sind aus Sicht eines Leittragenden so viel angenehmer, als eine Terrasse rückbauen zu müssen. Natürlich sollte eine undichte Stelle ins Haus immer auch entfernt werden (siehe die vielen Kommentare der Experten hier bzgl. "Baumängel"), aber der Aufwand ist natürlich ein ganz andere. Man könnte jetzt argumentieren, dass die Ameisenstraßen die beste Chance sind, die Eintrittspforten zu finden. Andererseits findet man vielleicht nur eine und es gibt noch andere. Schwer zu sagen.

Was mich wundert: Die schlechte Aufnahme von Ködern. Wenn du meinen anderen Thread anschaust, so wirst du sehen, dass meine Ameisen als L. platythorax bestimmt wurden. Das ist die beschriebene Schwesternart von L. niger, die sich nur mit Mikroskop unterscheiden lässt. Bei dieser sehe ich zumindest in meinem Fall eine extrem schlechte Aufnahmen von Ködern. Lasius niger, die bei mir an vielen anderen Stellen im Garten zu finden sind, frisst alles, was auch nur nach Nahrung aussieht, bevorzugt Marmelade/Sirup. Reagieren die Ameisen außen auch schlecht auf bspw. Marmelade? Vielleicht an einem warmen Tag mal wieder testen?

Grüße Matthias
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