Hans Fleischhauer erhält Umweltschutzpreis des Wetteraukreis

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Michael Schön
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Hans Fleischhauer erhält Umweltschutzpreis des Wetteraukreis

Beitrag von Michael Schön »

Eingescannter Originaltext der Wetterauer Zeitung (Regionalausgabe) vom Samstag, 29. Oktober 2005
Bad Vilbel - Karben – Nidderau Nummer 252 - Seite 40

Seit 40 Jahren im Dienst der Natur
Hans Fleischhauer erhält Umweltschutzpreis des Wetteraukreises - Bürger für die Bedürfnisse des Waldes sensibilisiert

Bad Vilbel/Karben (pdw). Hans Fleischhauer erhält den diesjährigen mit 2500 Euro dotierten Umweltschutzpreis des Wetteraukreises. Schon in den 60er-Jahren, als das Thema Umweltschutz nicht den heutigen Stellenwert einnahm, galt der ehemalige Förster als engagierter Verfechter einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Seine Wildpflanzenzucht, der er sich seit fast 20 Jahren mit großem Einsatz widmet, ist beispielhaft. „Mehr als vier Jahrzehnte schon stellt Fleischhauer seine Zeit und seine Arbeitskraft mit großem Engagement in den Dienst des Naturschutzes“, begründet Erster Kreisbeigeordneter Bertram Huke, Dezernent für Umwelt- und Naturschutz, die Auszeichnung für Fleischhauer.

Als Förster der Gemarkungen Bad Vilbel und Karben machte Hans Fleischhauer schon in den 60er-Jahren mit seinen Forderungen nach einer „kahlschlagfreien“ und damit naturnahen Waldbewirtschaftung auf sich aufmerksam. Naturnah heißt, dass im Gegensatz zum flächenintensiven traditionellen Einschlag durch einen gebremsten und nur stammweisen Holzeinschlag ein vielfältiger Mischwald erhalten oder geschaffen wird. Das Ergebnis der engagierten Überzeugungsarbeit kann sich sehen lassen. Ein hoher Artenreichtum in den Wäldern von Bad Vilbel und Karben mit rund 25 Laubbaum- und ebenso vielen Straucharten. Im Stadtwald von Bad Vilbel sind rund 300 verschiedene Arten von Blütenpflanzen zu finden sowie 65 Brutvogelarten, darunter alle Spechtarten, die vom sorgfältig erhaltenen Altholzbestand profitieren. Dies ist umso beachtlicher, als der kleine, 172 Hektar umfassende Stadtwald einen Bevölkerungsdruck auffangen muss, der 20-mal höher ist als der eines Bundesdurchschnittswaldes.

Hervorragende Kenntnisse

Amphibienteiche, Feldholzinseln, Ackeraufforstungen, Heckenstreifen, Waldlehrpfade waren weitere wichtige Elemente seines försterlichen Engagements. Bereits vor 15 Jahren erhielt er für seinen hohen Einsatz den Naturschutzpreis des Naturschutzfonds Bad Vilbel. Besonders hervorgehoben wurde damals - neben der naturnahen Bewirtschaftung - Fleischhauers hervorragende Kenntnis von Wildkräutern und seine offene Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern. Dadurch sei ihr Verständnis für ökologische Zusammenhänge und ihr Blick für die Vielfalt der Flora und Fauna gefördert worden.

Von Wildpflanzen und Waldameisen

Zweites Standbein seines naturschützerischen Engagements ist Fleischhauers Wildpflanzenzucht, die mit der Umwandlung seines großen Gartens in einen Naturgarten begann. Hauptbestandteil sollten einheimische Pflanzen sein, die in Geschäften aber nur begrenzt zu bekommen waren. Fleischhauer verlegte sich auf die Anzucht aus Samen, woraus schnell viele, im eigenen Garten nicht mehr unterzubringende Pflanzen entstanden. Er begann damit, für Dritte Pflanzen zu vermehren und brachte es so bis zum Jahr 2002 auf 300 Arten und insgesamt rund 10 000 Pflanzen. Wichtig war es dem engagierten Naturschützer dabei, ein Vorbild zu sein und auch andere zur Nachahmung anzuregen.
Als Förster für die Bedürfnisse des Waldes sensibilisiert, widmete sich Fleischhauer ab den 80er-Jahren auch besonders dem Schutz und der Wiederansiedlung von Waldameisen. Er gründete die Kreisgruppe Wetterau der Deutschen Ameisenschutzwarte im Landesverband Hessen und ist bis heute deren Vorsitzender. Sein Ziel war es, die im gesamtem Kreisgebiet selten gewordenen Waldameisen wieder anzusiedeln. Mittlerweile gibt es zum Beispiel im Bad Vilbeler Stadtwald, in dem die hügelbauende Waldameise ausgerottet war, wieder fünf Völker. Weil man heute weiß, dass es sinnvoller ist, keine Neuansiedlungen vorzunehmen, lieber der Natur freien Lauf zu lassen und sich statt dessen auf die Unterstützung gefährdeter Nester zu beschränken, ging die Arbeit in diesem Bereich in den letzten Jahren zurück. Zu beiden Themen - naturnahe Garten und Waldameisen - hielt Fleischhauer Vorträge, beriet Bürgerinnen und Bürger und unterstützte sie bei der Durchführung von Projekten.
„Für Hans Fleischhauer griffen berufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten nahtlos ineinander“, lobt Huke das Engagement des Naturschützers. „Die Überzeugung, dass Naturschutz eine unabdingbare Voraussetzung ist, wenn die Menschheit überleben will, ist der Motor seines unermüdlichen Einsatzes.“ Fleischhauer habe sich eingesetzt für den Erhalt, die Vermehrung und die Wiederherstellung der standortgerechten biologischen Vielfalt. „Er hat sicher dazu beigetragen, dass heute heimische Stauden in konventionellen Gärten wieder regelmäßig zu finden sind“, so Huke.


Nummer 264 - Seite 42
Tietmeyer wird die Laudatio halten

Wetteraukreis. Der mit 2500 Euro dotierte Umweltschutzpreis des Wetteraukreises geht in diesem Jahr an den ehemaligen Förster und Verfechter einer naturnahen Waldbewirtschaftung, Hans Fleischhauer (wir berichteten). Die Preisverleihung geht am Freitag, 16. Dezember, im Plenarsaal des Friedberger Kreishauses über die Bühne. Wie Erster Kreisbeigeordneter Bertram Huke gestern mitteilte, sei es gelungen, Prof. Hans Tietmeyer als Laudator zu gewinnen. Tietmeyer war von 1982 bis 1990 Staatssekretär im Bundesministerium für Finanzen, danach wechselte er ins Direktorium der Deutschen Bundesbank, deren Präsident er von 1993 bis 1999 war.
Der ehemalige Bundesbankpräsident engagierte sich auch aktiv in der Umweltpolitik. Er war einer der geistigen Väter, Planer, Konstrukteur und Motor der größten Umweltstiftung Europas, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der er seit ihrer Gründung im Jahr 1991 bis 2003 als Kuratoriumsvorsitzender vorstand. Die Stiftung, deren Kapital sich aus dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG speiste (Stiftungskapital heute 1,6 Milliarden Euro), hat in den vergangenen Jahren mehr als 5000 Projekte mit mehr als einer Milliarde Euro gefördert.
„Hans Tietmeyer zeigt, dass Wirtschaft und Umwelt sehr wohl eine hervorragende Verbindung eingehen können. Ich freue mich, dass ich auf Grund meiner früheren Kontakte als Bürgermeister der Stadt Königstein Tietmeyer als Laudator für den Umweltschutzpreis des Wetteraukreises gewinnen konnte“,erklärte Huke.
Selbstverständlich lässt es sich der Landesverband Hessen nicht nehmen dazu Hr. Fleischhauer zu gratulieren !

Mit freundlichen Grüßen
Michael Schön
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