Hochzeitsflug von Crematogaster scutellaris in Deutschland
Verfasst: 23. Okt. 2005, 14:52
In Band 6 der Myrmecologischen Nachrichten (Dez. 2004) berichtete ich über ein Vorkommen dieser mediterranen Art (in deutschen Roten Listen mit dem Namen „Schildleibameise“ bedacht) in einem Ort an der Bergstraße, wo sich ein Volk im Dachstuhl eines Hauses etabliert hatte.
Der Hausbesitzer beobachtete nun während der milden Witterung Anfang Oktober erstmals ausschwärmende alate Weibchen. Falls Hochzeitsflüge in den vorangegangenen Jahren nicht übersehen wurden, müssten mindestens 5 – 6 Jahre vergangen sein bis die Kolonie erstmals Geschlechtstiere produzierte.
Auf die geringe Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Einbürgerung und Verbreitung durch Hochzeitsflug und anschließende claustrale Koloniegründung von Weibchen aus dieser Einzelkolonie hatte ich in meinem Bericht hingewiesen, aber unmöglich ist es nicht. Schließlich haben es z.B. die Wegameise Lasius niger und die Rasenameise Tetramorium caespitum geschafft, sich mit der gleichen Verbreitungsstrategie (Massenflug und Nestgründung durch einzelne Weibchen) in Nordamerika auszubreiten. Allerdings gelangten diese Arten sicher viel öfter in die Neue Welt, da meines Wissens die Kolonisatoren mit Kulturpflanzen ganze Erdladungen aus Europa mitbrachten. Mit Rasenameisen soll sogar ihr Sozialparasit Anergates atratulus eingebürgert worden sein und sich dort auch gehalten haben (s. Buschinger et al. in ASA-Heft 1/03). In Anbetracht der großen Seltenheit dieser Art und ihrer vermutlichen Abhängigkeit von weisellosen Wirtskolonien ist das fast wie ein „Sechser im Lotto“.
Zurück zu C. scutellaris: In vielen Beiträgen in diesem Forum wurde auf Gefahren durch Verschleppung von gebietsfremden Ameisen hingewiesen. Müsste man im Falle einer dauerhaften Etablierung dieser Art negative Auswirkungen z.B. auf die einheimische Ameisenfauna befürchten? Nach meiner Auffassung sicher nicht. C. scutellaris hat keinerlei Merkmale einer potentiell invasiven Art und lebt an ihrer natürlichen Verbreitungsgrenze (Südtirol, Südschweiz) in "Frieden" mit der dortigen Ameisenfauna, die mit unsrigen in weiten Bereichen deckungsgleich ist.
Übrigens: die Tage der Mutterkolonie sind womöglich gezählt. Der Hausbesitzer fühlte sich zwar nie durch die Ameisen gestört, befürchtet aber nun doch Schäden am verbauten Holz, (zunehmend lagen abgenagte Holzteilchen auf dem Balkon) und hat sich deshalb zur Bekämpfung entschieden. Erste Versuche mit einem handelsüblichen Borax-Köder auf Zuckerbasis schlugen fehl. Ein Pharaoameisen-Köder scheint dagegen aussichtsreich zu sein.
Der Hausbesitzer beobachtete nun während der milden Witterung Anfang Oktober erstmals ausschwärmende alate Weibchen. Falls Hochzeitsflüge in den vorangegangenen Jahren nicht übersehen wurden, müssten mindestens 5 – 6 Jahre vergangen sein bis die Kolonie erstmals Geschlechtstiere produzierte.
Auf die geringe Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Einbürgerung und Verbreitung durch Hochzeitsflug und anschließende claustrale Koloniegründung von Weibchen aus dieser Einzelkolonie hatte ich in meinem Bericht hingewiesen, aber unmöglich ist es nicht. Schließlich haben es z.B. die Wegameise Lasius niger und die Rasenameise Tetramorium caespitum geschafft, sich mit der gleichen Verbreitungsstrategie (Massenflug und Nestgründung durch einzelne Weibchen) in Nordamerika auszubreiten. Allerdings gelangten diese Arten sicher viel öfter in die Neue Welt, da meines Wissens die Kolonisatoren mit Kulturpflanzen ganze Erdladungen aus Europa mitbrachten. Mit Rasenameisen soll sogar ihr Sozialparasit Anergates atratulus eingebürgert worden sein und sich dort auch gehalten haben (s. Buschinger et al. in ASA-Heft 1/03). In Anbetracht der großen Seltenheit dieser Art und ihrer vermutlichen Abhängigkeit von weisellosen Wirtskolonien ist das fast wie ein „Sechser im Lotto“.
Zurück zu C. scutellaris: In vielen Beiträgen in diesem Forum wurde auf Gefahren durch Verschleppung von gebietsfremden Ameisen hingewiesen. Müsste man im Falle einer dauerhaften Etablierung dieser Art negative Auswirkungen z.B. auf die einheimische Ameisenfauna befürchten? Nach meiner Auffassung sicher nicht. C. scutellaris hat keinerlei Merkmale einer potentiell invasiven Art und lebt an ihrer natürlichen Verbreitungsgrenze (Südtirol, Südschweiz) in "Frieden" mit der dortigen Ameisenfauna, die mit unsrigen in weiten Bereichen deckungsgleich ist.
Übrigens: die Tage der Mutterkolonie sind womöglich gezählt. Der Hausbesitzer fühlte sich zwar nie durch die Ameisen gestört, befürchtet aber nun doch Schäden am verbauten Holz, (zunehmend lagen abgenagte Holzteilchen auf dem Balkon) und hat sich deshalb zur Bekämpfung entschieden. Erste Versuche mit einem handelsüblichen Borax-Köder auf Zuckerbasis schlugen fehl. Ein Pharaoameisen-Köder scheint dagegen aussichtsreich zu sein.