Ameisen und Neonicotinoide (systemische Insektizide)
Verfasst: 21. Jun. 2017, 17:47
In letzter Zeit wird im Zusammenhang mit dem allgemeinen Insektensterben häufig auf die Pestizidgruppe der Neonicotinoide hingewiesen. Mit einigen Bekannten wollen wir der Frage nachgehen, ob und wie sich diese Gifte (bzw. auch mögliche andere Ursachen für den immensen Rückgang an Arten und Individuen) auf die Ameisenpopulationen auswirken.
Es gibt mehrere Gründe, die dafürsprechen, gerade diese Insektenfamilie in den Blick zu nehmen:
1. Ameisen sind vielen gut bekannt und das Vorkommen der Arten, die große Staaten bilden, ist leicht festzustellen. So wäre ein von vielen Privaten mitgetragenes "Monitoring" ohne akademischen Sonderforschungsbereich möglich, das immerhin helfen könnte, eine ungefähre Tendenz zu erkennen. Dabei würden selbstverständlich mehrere Arten einbezogen. - Oder gibt es bereits Studien in diese Richtung? Ich habe sie im Netz nicht gefunden.
2. Veterinärmedizinische Untersuchungen zum Giftgehalt toter Insekten erfordern Mindestmengen, für die man bei Wildbienen und kleineren Käfern viele Stunden, wenn nicht Tage lang sammlen muß. Die Feststellung eines rapid absterbenden individuenreichen Ameisenstaats könnte (so vermuten wir jedenfalls und hoffen auf erfahrene Auskunft) es erlauben, schneller an erforderliche Mengen toter Tiere zu kommen. Auch wäre die Aussage im Fall eines "positven" Befundes belastbarer, da es um ein und dieselbe Art ginge.
3. Ameisen leben vom Eintragen ihrer Nahrung (und ihres Baumaterials) aus einem verhältnismäßig engen Bereich. Dadurch wäre eine genauere Lokalisierung von (evtl. unerlaubten) Gifteinsätzen möglich.
4. Ameisen stehen systematisch (Hautflügler) und als Staatenbildende gerade den Insekten nahe, bei denen die Wirkungen der Neonikotinoide - u.a. Orientierungsverlust - am besten erforscht sind, nämlich Wespen und Bienen. Es besteht also der Verdacht auf vergleichbare Auswirkungen. Auch die konzentrierte Verwertung toter Insekten im "Superorganismus" Ameisenbau legt die Vermutung nahe, daß Ameisen von Pestiziden besonders stark betroffen werden. Auch hier: Gibt es Studien?
5. Außerdem haben sie mit den Lauf- und vielen anderen Käfern das Leben am Boden gemeinsam - und gerade bei diesen Käfern werden besonders drastische Ausfälle verzeichnet, als deren Ursache die Neonicotinoide (mit) im Verdacht stehen.
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Wenn die Vermutung zutrifft, daß der Fokus auf Ameisen bei der Erforschung möglicher Auswirkungen der Neonicotinoide im Naturhaushalt besonders deutliche Ergebnisse verspricht, dann könnte im Fall der Bestätigung eine solche Arbeit helfen, weitere Grundlagen für ein Vorgehen gegen diese und ähnliche Stoffe zu gewinnen. Die Zusammenarbeit vieler, die sich auskennen und die am Fortbestand jener Tiere, von denen sie doch fasziniert sind, gelegen sein muß, wäre dazu erforderlich. Und jeder weiß heute, daß die Zeit drängt.
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Dieser Beitrag stellt Fragen (mit Bitte um Auskunft) und ist zugleich ein Appell. Wir kennen uns mit Ameisen nicht gut aus, sind vielmehr an einer möglichst breiten Vernetzung von Erkenntnissen aller entomologischen Bereiche interessiert. Sehr hilfreich wären auch ein oder zwei Ansprechpartner, die schon einen Überblick zu Fragen des Ameisenschutzes - über die Rote Waldameise hinaus - haben.
Es gibt mehrere Gründe, die dafürsprechen, gerade diese Insektenfamilie in den Blick zu nehmen:
1. Ameisen sind vielen gut bekannt und das Vorkommen der Arten, die große Staaten bilden, ist leicht festzustellen. So wäre ein von vielen Privaten mitgetragenes "Monitoring" ohne akademischen Sonderforschungsbereich möglich, das immerhin helfen könnte, eine ungefähre Tendenz zu erkennen. Dabei würden selbstverständlich mehrere Arten einbezogen. - Oder gibt es bereits Studien in diese Richtung? Ich habe sie im Netz nicht gefunden.
2. Veterinärmedizinische Untersuchungen zum Giftgehalt toter Insekten erfordern Mindestmengen, für die man bei Wildbienen und kleineren Käfern viele Stunden, wenn nicht Tage lang sammlen muß. Die Feststellung eines rapid absterbenden individuenreichen Ameisenstaats könnte (so vermuten wir jedenfalls und hoffen auf erfahrene Auskunft) es erlauben, schneller an erforderliche Mengen toter Tiere zu kommen. Auch wäre die Aussage im Fall eines "positven" Befundes belastbarer, da es um ein und dieselbe Art ginge.
3. Ameisen leben vom Eintragen ihrer Nahrung (und ihres Baumaterials) aus einem verhältnismäßig engen Bereich. Dadurch wäre eine genauere Lokalisierung von (evtl. unerlaubten) Gifteinsätzen möglich.
4. Ameisen stehen systematisch (Hautflügler) und als Staatenbildende gerade den Insekten nahe, bei denen die Wirkungen der Neonikotinoide - u.a. Orientierungsverlust - am besten erforscht sind, nämlich Wespen und Bienen. Es besteht also der Verdacht auf vergleichbare Auswirkungen. Auch die konzentrierte Verwertung toter Insekten im "Superorganismus" Ameisenbau legt die Vermutung nahe, daß Ameisen von Pestiziden besonders stark betroffen werden. Auch hier: Gibt es Studien?
5. Außerdem haben sie mit den Lauf- und vielen anderen Käfern das Leben am Boden gemeinsam - und gerade bei diesen Käfern werden besonders drastische Ausfälle verzeichnet, als deren Ursache die Neonicotinoide (mit) im Verdacht stehen.
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Wenn die Vermutung zutrifft, daß der Fokus auf Ameisen bei der Erforschung möglicher Auswirkungen der Neonicotinoide im Naturhaushalt besonders deutliche Ergebnisse verspricht, dann könnte im Fall der Bestätigung eine solche Arbeit helfen, weitere Grundlagen für ein Vorgehen gegen diese und ähnliche Stoffe zu gewinnen. Die Zusammenarbeit vieler, die sich auskennen und die am Fortbestand jener Tiere, von denen sie doch fasziniert sind, gelegen sein muß, wäre dazu erforderlich. Und jeder weiß heute, daß die Zeit drängt.
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Dieser Beitrag stellt Fragen (mit Bitte um Auskunft) und ist zugleich ein Appell. Wir kennen uns mit Ameisen nicht gut aus, sind vielmehr an einer möglichst breiten Vernetzung von Erkenntnissen aller entomologischen Bereiche interessiert. Sehr hilfreich wären auch ein oder zwei Ansprechpartner, die schon einen Überblick zu Fragen des Ameisenschutzes - über die Rote Waldameise hinaus - haben.