Ameisenbestimmung / L. platythorax

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Re: Ameisenbestimmung / L. platythorax

Beitrag von Buschinger »

Hallo astronomer,

Ihre Einsendung vom 9. April 2021 macht mich etwas ratlos: Bei allen drei Kollektiven (Spritzschutz Süd/ Spr. Ost/ Garage) komme ich auf Lasius platythorax! Mit einer gewissen Einschränkung. Die Tiere waren ziemlich zerdrückt und einige mit dem Bauch nach oben geklebt,
so dass ich nur bei einigen den Clypeus (vorn an Kopfoberseite) beurteilen konnte.

Zu den Unterschieden in der Nahrungswahl fällt mir nichts ein. Im Wahlversuch reichen geringe Unterschiede in Geruch/ Geschmack um eine oder die andere Substanz zu bevorzugen. Bei niedriger Temperatur ist kein Köder wirksam, wenn es den Tieren zu kalt ist.
Da reicht schon das Angebot an besonnter Stelle vs. im Schatten.

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich habe mir eigens noch mal L. niger zum Vergleich aus dem Garten geholt, und dazu musste es warm genug sein.
Und zurzeit kommen ständig Anfragen, u.a. wegen tatsächlichem Pharaoameisen-Befall...

Mehr geht leider nicht. Für die Bekämpfung am Haus bzw. Sanierung der Befallsstelle dürfte es ziemlich egal sein.

MfG,
A. Buschinger
!!! EINHEIMISCHE HAUSAMEISEN SIND KEINE SCHÄDLINGE per se !!! - Sie nutzen nur Baufehler bzw. Bauschäden zur Anlage ihrer Nester. Dies ist anders bei Exoten wie Pharaoameise, Pheidole spp. usw..
astronomer
Beiträge: 31
Registriert: 18. Apr. 2016, 09:04

Re: Ameisenbestimmung / L. platythorax

Beitrag von astronomer »

Lieber Herr Buschinger,

vielen Dank - auch, wenn ich jetzt ebenso ratlos bin. Das Fressverhalten ist wirklich unterschiedlich wie Tag und Nacht. Bei den Tieren an der Garage, die ich allein aufgrund des anderen Verhaltens auf L. niger geschätzt hätte, könnte es sich natürlich um ein anderes Nest handeln, und damit um eine Kolonie von ganz anderer Größe bzw. im anderen Lebenszyklus. Die anderen Tiere bekämpfe ich ja (mit wenig Erfolg) seit einigen Jahren und vermute, dass ich die Kolonie zumindest klein gehalten habe. Zumindest vermute ich das allein aufgrund der Anzahl der Tiere.

Fakt ist, dass die Ameisen um den Spritzschutz dieses und die letzten Jahre keinen Köder annehmen. Ich habe einige Markengele durch. Maxforce Quantum wirkt eindeutig abstoßend auf die Tiere - wer ihm nahe kommt, rennt doppelt so schnell davon, wie er ankam. Finicon nähern sich die Tiere nichtmal, sie laufen eher einen Bogen drum rum. Lediglich Advion wird ab und zu mal von ein paar Tieren angenommen, aber das bleibt die Ausnahme. Als nächste teste ich noch Fourmidor. Da aber weder Marmelade, Sirup, Leberwurst, Honig noch sonst was angenommen wird, habe ich wenig Hoffnung.

Danke für Ihre Unterstützung!
Matthias

PS: Schicken Sie mir doch bitte die Kontonummer für Spenden per PN. Danke!
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameisenbestimmung / L. platythorax

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo astronomer,

am 26.05.17 schrieben Sie: "Derzeit habe ich Fortschritte mit der Bekämpfung gemacht. Nachdem meine Giftmischungen auch in dünner Mischung nicht angenommen wurde, habe ich mir aus der Apotheke ein anderes Produkt mit Fibronil besorgt, welches eigentlich Flöhe und Läuse auf dem Fell von Hunden und Katzen abtöten soll. Dieses ist viel höher Dosiert und enthält lediglich Alkohol als Beimischung. Nach ordentlicher Verdünnung auf ein Maß, das den handelsüblichen Ameisengiften entspricht, wurde der Köder dann gut angenommen."
Bezieht sich das auf die Ameisen, die von Herrn Seifert als L. platythorax bestimmt wurden? Ist es auch die gleiche Kolonie, die in der Folgezeit keinen Köder mehr akzeptierte?

Zu dem Fourmidor-Gel, das Sie jetzt anwenden wollen, bzw. dem Wirkstoff Fipronil habe ich einige Erfahrungen aufgrund von Versuchen mit L. niger unter Laborbedingungen.
Die Akzeptanz war gut, die Aufnahme bis zur Füllung des Kropfes dauerte 3-4 Minuten. Das ist lang im Vergleich zu einer Zuckerlösung (ca. 1 Minute), aber kurz im Vergleich zu den Gelformulierungen Maxforce und Finicon, wo 10-15 Minuten benötigt wurden. Das ist eine Frage der Viskosität.

Toxizität bei Eintrag in ein Koloniefragment:
5 von 150 Arbeiterinnen wurden separat mit Fourmidor gefüttert und dann zurückgesetzt. Sofort anschließend erhielt das Koloniefragment Zuckerlösung ad libitum.
Vergiftungserscheinungen (große Unruhe, Laufstörungen, Paralyse) wurden nach 8 h protokolliert. Die Mortalität betrug 100% innerhalb von 72 h.
Unter gleichen Bedingungen betrug der Wirkungsgrad bei Finicon (Dimethylarsinat) 97% nach 21 Tagen, was auch sehr gut ist (wohlgemerkt nach nur einmaliger Köderverabreichung).
Bei Maxforce (Imidacloprid) lag der Wirkungsgrad nur zwischen 7 und 17%, wobei eine hohe Wiedererholungsrate unter den "angeschlagenen" Tieren zu beobachten war.

Viele Grüße
Gerhard Heller
astronomer
Beiträge: 31
Registriert: 18. Apr. 2016, 09:04

Re: Ameisenbestimmung / L. platythorax

Beitrag von astronomer »

Lieber Herr Heller,
Bezieht sich das auf die Ameisen, die von Herrn Seifert als L. platythorax bestimmt wurden? Ist es auch die gleiche Kolonie, die in der Folgezeit keinen Köder mehr akzeptierte?
Ja, es bezieht sich auf diese Kolonie - zumindest kommen die Tiere weiterhin aus der gleichen Ecke.
2017 hatte ich kurzzeitig vergleichsweise gute Fortschritte mit meiner Eigenmischung. Schon damals hatte ich ja festgestellt, dass die Ameisen von Sirup MIT Celaflor etc. regelrecht zurückschrecken. Es war dann auch immer Wochenweise ruhig, aber im Frühjahr kommen Tiere aus den selben Bereichen. Ich vermute, dass es die Königin also immer überlebt hat.

Dieses Jahr habe ich wirklich nochmal viele verschiedene Dinge probiert und L. platythorax aus der Ecke, die mich interessiert ist wirklich unglaublich störrisch. Auch diese Eigenmischung wirkt eher abstoßend auf die Tiere. Ich bleibe dabei, dass sie sich von Luft und Liebe zu ernähren scheinen. Kann das denn ein irgendwie gearteter Lernprozess sein?

Dass die andere Probe von Herrn Buschinger ebenfalls als L. platythorax bestimmt wurde, lässt mich wirklich völlig verwundert zurück. Die Ameisen dieser (vermutlich anderen Kolonie) fallen wirklich über alles her, was auch nur irgendwie essbar scheint.

Verwunderte Grüße
Matthias

Nachtrag:
Ich korrigiere mein "Luft und Liebe". Tatsächlich sehe ich ab und zu, dass kleine Fliegen transportiert werden. Ich wüsste nur nicht, wie mir das hilft. Leberwurst oder Katzenfutter wird ignoriert.
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