Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskussion

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Insektenbauer
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Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskussion

Beitrag von Insektenbauer »

Bekämpfung der Braunen Wegameise Lasius brunneus - Materialschädling

Hier ein 'bemerkenswertes' Fundstück aus dem Internet:

Die Braune Wegameise als Materialschädling
In dem hier geschilderten Fall hatte sich eine Lasius brunneus-Kolonie in der Diele des Erdgeschosses eines Einfamilienhauses im Bereich der Fußbodenheizung angesiedelt. Die Größe der Diele betrug ca. 15 Quadratmeter. Das Haus lag am Ortsrand einer kleinen Gemeinde und grenzte an Felder und Gärten, die zum Teil einen alten Obstbaumbestand aufwiesen. Das Gebäude war in den Jahren 1992 bis 1994 erbaut worden. Unklar blieb, wovon sich die Ameisen ernähren konnten. Wie bereits erwähnt, waren Arbeiterinnen nie im Haus beobachtet worden. Lasius brunneus ernährt sich in erster Linie von Honigtau, also den Ausscheidungen von Pflanzensaftsaugern wie Blattläusen oder Rindenläusen. Im Vorgarten des Hauses befand sich lediglich ein kleines Rasenstück, das als Nahrungsgrundlage für das Ameisenvolk mit Sicherheit auszuschließen war. Erst in einer Entfernung von 10 bis 12 Metern vom Haus standen einige alte Obstbäume. Um dort Blattlauskolonien zu besuchen, hätten die Arbeiterinnen allerdings eine Straße überqueren müssen. Es ist anzunehmen, dass bis zum Jahr 2003 ein Apfel- sowie ein Birnbaum auf dem Nachbargrundstück aufgesucht wurden, die nach Aussage des Hausbesitzers nur rund fünf Meter von der Stelle in der Hauswand entfernt standen, an der die Ameisen vermutlich aus dem Haus ins Freie gelangten. Zum Zeitpunkt der Bekämpfung (7.4.2004) waren beide Bäume allerdings bereits gerodet.

Bekämpfung der Braunen Wegameise - ein Praxisbeispiel
Die von der Braunen Wegameise besiedelte Zwischendecke zeigte folgenden Aufbau: direkt unterhalb der Fliesen befanden sich die Rohre der Fußbodenheizung, die wiederum auf einer isolierenden Spezialfolie lagen. Die darunter liegende, sechs Zentimeter dicke Styroporschicht diente ebenfalls der Wärmeisolierung. Getragen wurde die Decke von Ytong-Steinen und einer auf die Ytong-Steine aufgebrachten Betonschicht. Es ist zu vermuten, dass die Ameisen die Styroporschicht besiedelten, da an mehreren Stellen stark zerkleinerte Styroporreste nach außen transportiert worden waren (s. Abbildung 5). Um die Fußbodenheizung nicht zu treffen, wurden zur Bekämpfung der Ameisen zunächst 60 Löcher von 12 Millimeter Durchmesser von unten durch die Decke in die Styroporschicht hinein gebohrt (s. Abbildungen 6 und 7). Die Bohrlöcher wurden vor allem entlang der Außenwände gesetzt, sowie in den Bereichen, in denen schwärmende Geschlechtstiere der Braunen Wegameise (Lasius brunneus) aufgetreten waren. Anschließend wurden in diese Bohrlöcher Kunststoffdübel gesteckt, die normalerweise im Holzschutz Anwendung finden (siehe Abbildungen 8 und 9). Ein Rückschlagventil im Innern der Holzschutzdübel verhinderte das Herauslaufen des injizierten Insektizids.

Applikation des Kontaktinsektizids
Die Bekämpfung der Ameisen erfolgte mit dem Präparat EMPIRE, das als Wirkstoff mikroverkapseltes Chlorpyrifos enthält. Mittlerweile ist dieser Wirkstoff in Schädlingsbekämpfung nicht mehr zugelassen. Die folgenden Abbildungen zeigen den eingesetzten Kompressor, sowie das Befüllen der Bohrlöcher. Nach Angaben des Herstellers zeichnete sich mikroverkapseltes Chlorpyrifos durch eine geringere Toxizität gegenüber Menschen und Haustieren aus und sollte außerdem über mehrere Wochen hinweg wirksam bleiben. Durch die Mikroverkapselung wird ein Abdampfen des Wirkstoffs in die Raumluft verhindert und die Dekontamination nach der Anwendung erleichtert.

Informationen zum Wirkstoff Chlorpyrifos
Chlorpyrifos gehört in die Gruppe der organischen Phosphorsäureester. Bei allen Phosphorsäureestern handelt es sich um Kontaktinsektizide. Die toxische Wirkung der Phosphorsäureester beruht darauf, dass sie die Cholinesterasen Acetylcholinesterase (AChE) und Butyrylcholinesterase (BuChE) hemmen. Die Butyrylcholinesterase wird zum Beispiel in der Leber, den Gliazellen und im Blutplasma gefunden. Acetylcholinesterase ist an den Neuronen und an den Synapsen des zentralen und des peripheren Nervensystems, in diversen Geweben (zum Beispiel in Erythrozyten) und an der neuromuskulären Endplatte zu finden. Die hemmende Wirkung auf die beiden genannten Enzyme kann entweder direkt durch die eingesetzten Präparate erfolgen, oder aber durch zunächst im Zielorganismus entstehende Abbauprodukte. Alle Phosphorsäureester verursachen durch die lang anhaltende Inhibition der Acetylcholinesterase eine sogenannte endogene Vergiftung mit Acetylcholin, da Acetylcholin nicht mehr in die beiden Bestandteile Acetyl und Cholin getrennt werden kann. Alle Phosphorsäureester sind bienengefährlich und warmblütertoxisch, vor allem die erste Generation dieser Mittel. Durch Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase kommt es zu einer Anhäufung von Acetylcholin im Organismus, wobei der Parasympathicus übererregt wird. Acetylcholin ist ein sogenannter Transmitter und überträgt Nervenimpulse auf die Muskeln. Da ein Abbau nicht stattfindet, ermüdet der Muskel rasch und über Krämpfe kann der Tod unter Umständen binnen Minuten eintreten. Als Gegenmittel bei akuten Vergiftungen werden Atropin und Toxogonin eingesetzt. Insgesamt wurden 11 Liter des Kontaktinsektizids mittels einer Kompressorbetriebenen Hydraulikpumpe durch die Bohrlöcher hindurch in die Styroporschicht gedrückt. Der maximal verfügbare Druck der Hydraulikpumpe betrug 180 bar. Mitunter gab es Probleme die Bohrlöcher mit dem Insektizid zu befüllen, was am fehlenden Halt der Holzschutzdübel in den Ytong-Steinen lag. Ein Drittel der Dübel ließ sich hervorragend befüllen. Bei einem weiteren Drittel war der Druckaufbau nur mittelmäßig und beim letzten Drittel der Dübel gelangte nur wenig von der Insektizidlösung in die Styroporschicht. Im Anschluss an die Bekämpfungsaktion fand kein Ausschwärmen von Geschlechtstieren der Braunen Wegameise (Lasius brunneus) mehr statt. Man kann somit davon ausgehen, dass die hier ergriffene Bekämpfungsmaßnahme erfolgreich war und die Kolonie eliminiert werden konnte.


Mein Kommentar mit meiner persönlichen Einschätzung:
Hier wird m. E. ein Haus mit dem warmblütertoxischen (was der Ausführende sogar selbst schreibt) Chlorpyrifos verseucht. Indem man 11 (!) Liter Insektizidlösung in die Styropor-Schicht mit bis zu 180(!) Bar einpreßt, kontaminiert man diese Geschoßdecke unwiederbringlich (Ich würde hinterher in diesem Haus nicht wohnen wollen!)
Außerdem stellt sich die Frage: Was machen 11 Liter Flüssigkeit auf Dauer im Styropor? Bleiben die dort?
Die Wärmedämmeigenschaften werden jedenfalls - solange die Flüssigkeit dort ist - in Mitleidenschaft gezogen!
Die Kosten dieser Aktion sind mit Sicherheit erheblich gewesen.
Außerdem mußten danach die Bohrschäden fachgerecht beseitigt werden, was weitere Folgekosten nach sich ziehen mußte.

Mein Fazit:
Es ist schier unglaublich, wie hier vorgegangen wird. Und das wird dann noch als erfolgreiches Vorgehen angepriesen! Daß Lasius brunneus zum Schluß eliminiert war, ist nicht das alleinige Kriterium! Und ob das wirklich auf zielgerichtetes Vorgehen oder auf eine gute Portion Glück (die Nester sind häufig abseits der Stelle, wo man sie vermutet) zurückzuführen ist, bleibt dahingestellt.
Ein Erfolg, aber zu welchem Preis?
Ein absolut unverantwortliches und viel zu aufwendiges Vorgehen.
Eine solche Brachialmethode anzuwenden, deutet auf Inkompetenz im Umgang mit Lasius brunneus hin und auf Unkenntnis in Bezug auf deren Lebensweise. Andernfalls wäre ein anderes (risikoärmeres und hausschonenderes) und Vorgehen zu erwarten gewesen.

IB
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Re: Bekämpfung der Braunen Wegameise Lasius brunneus

Beitrag von Buschinger »

Hallo Insektenbauer,

Danke für den Hinweis.
Ich kenne den Text. Die Bekämpfung wurde vor fast 10 Jahren so durchgeführt; Chlorpyrifos ist längst nicht mehr zugelassen; Details im Abschnitt "Applikation des Kontaktinsektizids".
Es lohnt also nicht mehr so recht, dagegen zu argumentieren.

MfG,
A. Buschinger
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Re: Bekämpfung der Braun. Wegam. Lasius brunneus /vor 10 Jah

Beitrag von Insektenbauer »

Chlorpyrifos ist längst nicht mehr zugelassen. Ja, in diesem Punkt ist die Sache nicht mehr aktuell. Aber die geschilderte Brachialmethode kann auch mit anderen (heute zugelassenen) Mitteln durchgeführt werden. Das Verfahren als solches ist (unabhängig vom verwendeten Mittel) m. E. eine Katastrophe. Der unbedarfte Hauseigentümer verläßt sich auf eine solche "Fach"firma (was soll er auch sonst machen?) und wird dann auf diese Weise "bedient".
Gruß
IB
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Re: Bekämpfung der Braun. Wegam. Lasius brunneus /vor 10 Jah

Beitrag von Buschinger »

Hallo Insektenbauer:

Kennen Sie ein besseres, wirklich wirksames Verfahren? Dann sollten Sie es bitte hier mitteilen, damit wir die Betroffenen entsprechend informieren können!

Womit man es bei Lasius brunneus zu tun haben kann, wird hier eindrucksvoll dargelegt:
http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... =23&t=1829

MfG
A. Buschinger
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L. brunneus - erfolgreiche Bekämpfung

Beitrag von Insektenbauer »

Lasius brunneus Bekämpfung+ - Erweiterter Text!

Ich habe schon etliche schwierige L. brunneus-Vorkommen in Häusern getilgt.

Weiter unten ein (inzwischen) überarbeitetes Konzept, das auch die inzwischen eingetroffenen Hinweise berücksichtigt (z.B. Ameisen-Art-Bestimmung ist natürlich ein MUSS).

Gruß
IB
Zuletzt geändert von Insektenbauer am 24. Aug. 2013, 21:11, insgesamt 9-mal geändert.
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Re: Bekämpfung der Braun. Wegam. Lasius brunneus /vor 10 Jah

Beitrag von Buschinger »

Vielen Dank, alles klar,
bis auf die m. E. wichtigste Frage: Wie verhindern Sie eine Wiederbesiedlung der Nestanlage durch ein neues Volk bzw. eine neue Königin?

A. Buschinger
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Re: Bekämpfung der Braun. Wegam. Lasius brunneus /vor 10 Jah

Beitrag von Insektenbauer »

"Wie verhindern Sie eine Wiederbesiedlung der Nestanlage durch ein neues Volk bzw. eine neue Königin?"
Ja, die Frage hatte ich erwartet: Geht leider nicht. Wenn man Glück hat (ich hatte bisher immer Glück), kommt keine Wiederbesiedlung, sonst hat man immerhin einige Jahre Zeit, bevor das neue Volk so stark ist, daß man unbedingt wieder einschreiten muß.
Habe meinen Text oben auch in dieser Hinsicht erweitert.

I.B.
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Re: Bekämpfung der Braun. Wegam. Lasius brunneus /vor 10 Jah

Beitrag von Buschinger »

Hallo Insektenbauer,

Damit bestätigen Sie im Prinzip das, was wir seit Jahren hier schreiben!
Ein paar Gedanken möchte ich noch anfügen:

1.- Wir bestimmen zunächst die Ameisenarten. Das ist etwas, bei dem schon so mancher professionelle Kammerjäger versagt (immer wieder hier im Forum zu lesen). Die Bekämpfung muss sich daran ausrichten, und manchmal ist auch gar keine Bekämpfung erforderlich, siehe hier: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... =23&t=1900 . Das sind die für uns emotional angenehmsten Fälle!

2.- Wir geben an, welche Vorgehen möglich sind, und welche Erfolgsaussichten bestehen. Wir verkaufen weder Ameisenmittel, noch bekämpfen wir selbst die Ameisen, haben also keine finanziellen oder sonstigen Interessen, irgendjemandem irgendeine Methode aufzudrängen.

Betroffene müssen sich selbst entscheiden, was sie unternehmen wollen und können:

- ob sie sich mit dem Befall arrangieren (auch das gibt es!),
- ob sie mit m.o.w. tauglichen Mitteln den Kampf aufnehmen, was zu einer dauerhaften finanzielle Belastung führen kann,
- oder ob sie mit (oft) radikalen und teuren baulichen Maßnahmen eine dauerhafte Lösung anstreben.

Es ist das ja leider weit verbreitete Problem, man hat die Wahl zwischen einem Ende mit Schrecken und einem Schrecken ohne Ende.

Letztlich hat jede/r auch die Möglichkeit der Rückkehr zu Backpulver und Zimt, was uns jedenfalls auch nicht stören wird.

MfG,
A. Buschinger
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Bekämpfung Lasius brunneus

Beitrag von Insektenbauer »

Lasius brunneus Bekämpfung+ (13826-1)


Bestimmung der Ameisenart:
Voraussetzung für ein erfolgreiches Vorgehen ist unbedingt die sorgfältige Bestimmung der Ameisenart. Zuerst ist natürlich die klassische Bestimmungsmethode angesagt. Aber aufgefundenes Zernagsel (feine Holzspäne, Styroporkrümel oder Korkmehl) stellen ein schwerwiegendes Indiz (und Alarmsignal) in Richtung auf L. brunneus dar. Wenn man diese Ameisenart IM Haus nachweist, sollte auf jeden Fall eingeschritten werden. Ausnahme: Das Nest ist nachweislich(!) außerhalb des Gebäudes. Dann ist nur die Futterquelle im Gebäude zu beseitigen.

Köder:
Man nehme Gelatine oder Agar-Agar (sparsam), handelsübliches Fipronil* (ein recht schwaches, aber vor allem stark verzögert wirkendes Bekämpfungsmittel), Waldhonig (als Lockstoff) und Wasser (so wenig, wie möglich) und koche sich seinen Köder selbst. Man erhält eine Gel-Zubereitung, die längere Zeit feucht bleibt, auch an ungünstigen Ausbringungsorten haftet und wegen der Zusätze nur noch ca. 0,1 g / kg Fipronil enthält. Um das Gel dann gezielt und gut dosierbar ausbringen zu können, füllt man es in eine Spritze (ca. 20 ml, man verwendet die Spritze beim Ausbringen ohne Nadel).
* Erhältlich als „Celaflor Ameisen-Mittel“ mit 0,2 g Fipronil / kg (empfohlene Anwendungsmengen: Streuen, also 0,2 g Fipronil / kg oder Gießkonzentration 0,1 g Fipronil / 5 kg Wasser)

Ausbringungsorte der Köder:
Das A und O ist die richtige Ausbringung der Köder: Dort, wo die Tiere den Auswurf abladen, hat man - entgegen der naheligenden Annahme - sehr schlechte Aussichten. An diesen Stellen sind die Tiere auf Bautätigkeit programmiert, nicht auf Futtersuche! Man muß also einen Futtersuchpfad ausfindig machen und dort den Köder deponieren. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Denn tagsüber sind diese Ameisen meist nur sehr, sehr spärlich anzutreffen. Man braucht also viel Geduld und muß an den richtigen Stellen suchen. Aber irgendwo müssen sie ja raus zur Futtersuche. Und diese Stelle(n) muß man erahnen und dann verifizieren - zugegeben, kein leichtes (und kein schnelles) Unterfangen.
Diese Sondierungen sind der (zeit)aufwendigste Teil der Gesamtmaßnahme!
Je nach Situation appliziert man dann den Köder direkt an regengeschützten(!) Stellen, die für Menschen und Haustiere unzugänglich sind, oder bringt ihn notfalls mittels Köderboxen aus.

Ausbringungszeit:
Am besten sind Frühjahr und Herbst, wenn die Blattlaushonig-Produktion nur auf Sparflamme läuft und unserem Köder nicht den Rang abläuft. Trotzdem benötigen die Ameisen in diesen Zeiten Nahrung. Deswegen haben wir in diesen Jahreszeiten die besten Erfolgsaussichten. Im Sommer sind Zeiten direkt nach Regentagen günstig, denn dann ist der Blattlaushonig weggewaschen, so daß unser Köder ebenfalls weitgehend konkurrenzlos ist und in seiner Wirkung nicht geschmälert wird.

Bekämpfungsdauer:
Hier muß man mit mehreren Monaten und 4 - 7 Einsätzen (bei sehr großen und verzweigten Nestern auch mehr) rechnen, weil wir ja, um die Transporteure (Ameisenarbeiterinnen) nicht vorzeitig außer Gefecht zu setzen, kein schnell wirkendes Kontakt-Insektizid einsetzen können und "Verdünnungseffekte" unseres Wirkstoffs durch andere Nahrungsquellen mit einkalkulieren müssen. [Am besten ist es im Übrigen, wenn vorher schon mehrere "normale" Schädlingsbekämpfungsversuche (z.B. mit - unsinnigen - Kontakt-Insektizid-Einsätzen bei Geschlechtstieren) gescheitert sind. Dann hat man Ruhe vor drängeligen Nachfragen.]

Erfolgskontrolle:
Während der Bekämpfung ist eine Erfolgskontrolle meist so gut wie unmöglich. Man muß also die Bekämpfung weitgehend "auf Verdacht" durchführen. Nachlassendes Rieseln des Auswurfs kann ein Hinweis auf Erfolg sein (aber manchmal rieselt es aus dem alten Bestand an Zernagsel trotz Bekämpfungserfolges weiter). Keine Tiere mehr zu sehen, ist auch nur ein schwaches Indiz (gerade L. brunneus ist ja sowieso besonders scheu). Wenn vorher zur Schwarmzeit Geschlechtstiere (geflügelte Ameisen) aufgetreten waren und nun nicht mehr, dann kann das den Erfolg signalisieren – darauf muß man allerdings bis zu 1 Jahr warten (aber diese Beobachtung kann auch lediglich nur auf eine Schwächung des Volkes hindeuten - schwache Völker produzieren keine Geschlechtstiere).

Ende der Bekämpfung:
Wenn man meint, das Volk getilgt zu haben, sollte man sicherheitshalber noch einen Schlußeinsatz nachschieben, damit man nicht etwa ein schwaches, aber regenerationsfähiges Volk zurückläßt.

Ende gut, alles gut?
Wenn man ein Volk tatsächlich getilgt hat, ist man vor einer möglichen Wiederansiedlung leider nicht gefeit: Schließlich ist die gesamte Nest-Infrastruktur weiterhin unverändert vorhanden und auch die Gegebenheiten des Gebäudes sind normaler Weise unverändert. Und wenn eine Königin oder ein anderes Volk das leere Nest entdecken, dann kann das ggf. zu einer Neubesiedlung führen. Ob oder wann eine Wiederansiedlung stattfindet, ist nicht zu beeinflussen, da die Zugänge zu dem leeren Nest (für Menschen) nicht aufzufinden und keinesfalls vollständig und lückenlos zu verschließen sind. Mit dem Risiko muß man leider leben. Bevor u.U. eine Neubesiedlung stattfindet und das neue Volk so stark ist, daß man unbedingt wieder einschreiten muß, hat man normaler Weise wenigstens einige Jahre Zeit. Trotzdem ist eine Bekämpfung (sowohl bei Erstbefall, wie auch nach Wiederbefall) unbedingt erforderlich, um Folgeschäden (Dämmungsschäden mit daraus resultierenden Feuchte- und Schimmelproblemen oder bei befallenen tragenden Hölzern sogar statischen Problemen) zuvor zu kommen.
Jedenfalls ist eine später evtl. nötige Wiederholung der Bekämpfungsaktion für Geldbeutel, Nerven und Gesundheit wesentlich schonender als das halbe Haus abzureißen (oder mit Gift vollzupumpen).



Damit eine kompakte Anleitung zur Verfügung steht und die Hinweise zur Lasius brunneus Bekämpfung nicht aus verschiedenen Stellen zusammen gesucht werden müssen, wird dieser Text wird bei Bedarf aktualisiert und erweitert. Hinweise werden gern eingearbeitet.

25.08.13: Ergänzung im Abschnitt "Bestimmung der Ameisenart"
27.08.13 Änderungen in den Abschnitten „Köder“ und „Ausbringungsorte der Köder“


Gruß
IB
Zuletzt geändert von Insektenbauer am 27. Aug. 2013, 23:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskuss

Beitrag von Insektenbauer »

Um das selbst hergestellte Gel längere Zeit feucht zu halten, könnte man auch 10 % Glycerin zusetzen, aber nehmen die Ameisen das dann noch? Wer hat damit Erfahrung?
Gruß
IB
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Re: Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskuss

Beitrag von Insektenbauer »

Wie kann man das Gel sonst noch (außer mit Glycerin) feucht halten?
Wie machen das die kommerziellen Hersteller?
Gruß
IB
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Re: Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskuss

Beitrag von Insektenbauer »

Auf meine Glycerin-Frage hoffe ich immer noch auf eine Antwort.

Auch die Feuchtigkeitsfrage (an anderem Ort) ist bisher leider ohne Reaktion geblieben. Deshalb hier noch einmal:

Gibt es Erfahrungen, die feuchte Stellen als FOLGE von L. brunneus bestätigen können?

Mir ist berichtet worden, daß bei 2 Häusern im Deckenbereich feuchte Stellen aufgefallen seien. Nach Öffnung dieser Stellen seien dort Unmengen an L. brunneus herabgerieselt. Man habe also ein Nest gefunden, daß diese Feuchtigkeit verursacht habe. Eine andere Quelle für die Feuchtigkeit sei ausgeschlossen.

Ich selbst habe so einen Zusammenhang noch nie beobachtet. Wie glaubwürdig ist dieser Bericht und die Schlußfolgerung, daß die Ameisen die Ursache sein sollen?

Gruß
IB
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Buschinger
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Re: Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskuss

Beitrag von Buschinger »

@ Insektenbauer:

Zitat_ Mir ist berichtet worden, daß bei 2 Häusern im Deckenbereich feuchte Stellen aufgefallen seien. Nach Öffnung dieser Stellen seien dort Unmengen an L. brunneus herabgerieselt. Man habe also ein Nest gefunden, daß diese Feuchtigkeit verursacht habe. Eine andere Quelle für die Feuchtigkeit sei ausgeschlossen.

Damit Sie überhaupt eine Antwort bekommen: Auch ich habe so etwas noch nie erlebt bzw. berichtet bekommen.
Nicht glaubwürdig ist auf jeden Fall, dass eine Ameisenkönigin an völlig trockener Stelle (Holz, Isoliermaterial) eine Kolonie gegründet haben sollte.

Auch zu Ihrer Glyzerin-Frage kenne ich keine Antwort.
Üblicherweise antworte ich nur, wenn ich etwas Vernünftiges zu einer Frage sagen kann. Und solche Fragen gibt's übergenug!

MfG,
A. Buschinger
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Re: Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskuss

Beitrag von chr-behr »

Ich möchte mich auch gern nochmal zu den angesprochenen Fragen äußern und eine eigene Frage ankoppeln.

Was die Feuchtigkeit betrifft, so wird - zB von Herrn Heller- ja immer wieder betont, dass in der Aufgabenverteilung der Ameisenkolonie auch eine Wasserträger -Aufgabe durchaus wahrgenommen wird. Ggf ist ja so die Feuchtigkeitsentstehung im Nest erklärbar.

Bzgl der Frage wie " professionelle" Köder feucht und daher annehmbar gehalten werden, so ist dies m.E eine Verpackungsfrage. Die Profigels wie Maxforce Quantum oder Fourmidor sind in spritzenähnlichen oder Nasentropfen Verpackungen verfügbar was die Austrocknung verhindert. Die Köderdosen werden ja in der Regel erst mit aufdrücken der Sollbruchstellen geöffnet und sind somit solange vor dem austrocknen gesichert.

Bei allen eigenen ausgelegten Ködern Ist vermutlich die regelmässige Erneuerung eine Notwendigkeit .

Nun meine eigene Frage: Es ist hier im Forum immer wieder betont worden, dass das zeitweise Versagen der Köder wesentlich daran liegt, dass sich die Tiere über Zugänge nach Außen die notwendige Nahrung besorgen.

Wenn dies so ist, müsste ja das ein und herauslaufen aus den Hauszugängen ein andauerndes Geschehen sein.
In den USA wird diesbezüglich für Thermiten, aber auch Carpenter oder Fire Ants ein Mittel namens Taurus SC bzw. Terminator angepriesen . Es enthält knapp unter 10 % Fipronil und soll auf eine Gallon (3,6 l) mit 0,8 ounzes ( ca 23 Gramm ) gemischt werden. Das entsprich also ca 0,6 g / l Fipronil.

Das Mittel wird gegen die Haus Fassade und den angrenzenden Bodenbereich gesprüht und bleibt dann - angesichts der Wasserunlöslichkeit von Fipronil- für längere Zeit als Kontaktinsektizit für die eindringenden oder fouragierenden und nach außen laufenden Tiere aufgenommen. Klingt nach gutem Schutz des Hauses.

Und wenn dem so ist: was ist dann von dem in Deutschland (in Apotheken) erhältlichen Mittel Frontline zu halten ( bei oben beschriebener Anwendung) was immerhin 2,5 g Fipronil /l enthält ( in alkoholischer Lösung) . Da es nicht repellierend wirkt, müssten alle Eindringlinge beim Überschreiten der besprühten Fläche dem Tod geweiht sein. Ließe sich nicht auch so - in Kombination mit Innenköderung - eine Vernichtung der hausansässigen Kolonie z.B. von lasius bruneus realisieren ?
Gerhard Heller
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Re: Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskuss

Beitrag von Gerhard Heller »

1. Zur Glycerin-Frage: Ich habe keine direkten Erfahrungen, ob sich die Substanz fraßabweisend auswirken könnte, gehe aber davon aus, dass der Zusatz zum Köder keinen negativen Effekt haben würde. Glycerin wird z.B. in Zuchtsubstraten für Dörrobstmotten (Plodia interpunctella) und andere Vorratsschädlinge verwendet.
Abgesehen davon, könnte man die Annahme von glycerinhaltigen Ameisenköder-Formulierungen sehr leicht selbst austesten.

2. Feuchtigkeit in Nestern im Dachbereich: In Kolonien von C. scutellaris, die im Dachbereich nisteten, habe ich wiederholt die Versorgung über Wasserträger beobachtet. In meinem Haus lebt im Dach Camponotus fallax. Bei Trockenperioden kommen die Arbeiterinnen regelmäßig an einen Brunnentrog und pumpen sich mit Wasser voll.
Ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass Kolonien in trockener Dachumgebung gegründet werden. Die Besiedlung dürfte vielmehr durch Nestumzug erfolgen. Große Ameisenkolonien schaffen dann selbst ihr Mikroklima, wobei Feuchtigkeit auch durch den Metabolismus der Tiere entsteht. Möglicherweise werden dadurch wiederum Pilze gefördert, die ihrerseits für metabolische Feuchtigkeit sorgen. Dies ist ganz gut mit den Verhältnissen in lagerndem Getreide vergleichbar. Der Befall z.B. mit Kornkäfern (Primärschädling) führt zu metabolischer Erwärmung und Feuchtigkeitserhöhung. Auf dieser Basis siedeln sich weitere Organismen an.

3. Insektizid-Behandlung von Fassaden: Ich bin der Auffassung, dass Insektizide so sparsam wie möglich ausgebracht werden sollen. Wenn man Ein- und Ausgänge der Ameisen am Haus kennt und diese gezielt behandelt, ist das o.k. Das Anlegen einer "Todeszone" auf Verdacht rings ums Haus würde ich allerdings nicht befürworten.

MfG
G. Heller
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