Bekämpf. der Braun. Wegam. Lasius brunneus /eine Diskussion
Verfasst: 16. Aug. 2013, 13:59
Bekämpfung der Braunen Wegameise Lasius brunneus - Materialschädling
Hier ein 'bemerkenswertes' Fundstück aus dem Internet:
Die Braune Wegameise als Materialschädling
In dem hier geschilderten Fall hatte sich eine Lasius brunneus-Kolonie in der Diele des Erdgeschosses eines Einfamilienhauses im Bereich der Fußbodenheizung angesiedelt. Die Größe der Diele betrug ca. 15 Quadratmeter. Das Haus lag am Ortsrand einer kleinen Gemeinde und grenzte an Felder und Gärten, die zum Teil einen alten Obstbaumbestand aufwiesen. Das Gebäude war in den Jahren 1992 bis 1994 erbaut worden. Unklar blieb, wovon sich die Ameisen ernähren konnten. Wie bereits erwähnt, waren Arbeiterinnen nie im Haus beobachtet worden. Lasius brunneus ernährt sich in erster Linie von Honigtau, also den Ausscheidungen von Pflanzensaftsaugern wie Blattläusen oder Rindenläusen. Im Vorgarten des Hauses befand sich lediglich ein kleines Rasenstück, das als Nahrungsgrundlage für das Ameisenvolk mit Sicherheit auszuschließen war. Erst in einer Entfernung von 10 bis 12 Metern vom Haus standen einige alte Obstbäume. Um dort Blattlauskolonien zu besuchen, hätten die Arbeiterinnen allerdings eine Straße überqueren müssen. Es ist anzunehmen, dass bis zum Jahr 2003 ein Apfel- sowie ein Birnbaum auf dem Nachbargrundstück aufgesucht wurden, die nach Aussage des Hausbesitzers nur rund fünf Meter von der Stelle in der Hauswand entfernt standen, an der die Ameisen vermutlich aus dem Haus ins Freie gelangten. Zum Zeitpunkt der Bekämpfung (7.4.2004) waren beide Bäume allerdings bereits gerodet.
Bekämpfung der Braunen Wegameise - ein Praxisbeispiel
Die von der Braunen Wegameise besiedelte Zwischendecke zeigte folgenden Aufbau: direkt unterhalb der Fliesen befanden sich die Rohre der Fußbodenheizung, die wiederum auf einer isolierenden Spezialfolie lagen. Die darunter liegende, sechs Zentimeter dicke Styroporschicht diente ebenfalls der Wärmeisolierung. Getragen wurde die Decke von Ytong-Steinen und einer auf die Ytong-Steine aufgebrachten Betonschicht. Es ist zu vermuten, dass die Ameisen die Styroporschicht besiedelten, da an mehreren Stellen stark zerkleinerte Styroporreste nach außen transportiert worden waren (s. Abbildung 5). Um die Fußbodenheizung nicht zu treffen, wurden zur Bekämpfung der Ameisen zunächst 60 Löcher von 12 Millimeter Durchmesser von unten durch die Decke in die Styroporschicht hinein gebohrt (s. Abbildungen 6 und 7). Die Bohrlöcher wurden vor allem entlang der Außenwände gesetzt, sowie in den Bereichen, in denen schwärmende Geschlechtstiere der Braunen Wegameise (Lasius brunneus) aufgetreten waren. Anschließend wurden in diese Bohrlöcher Kunststoffdübel gesteckt, die normalerweise im Holzschutz Anwendung finden (siehe Abbildungen 8 und 9). Ein Rückschlagventil im Innern der Holzschutzdübel verhinderte das Herauslaufen des injizierten Insektizids.
Applikation des Kontaktinsektizids
Die Bekämpfung der Ameisen erfolgte mit dem Präparat EMPIRE, das als Wirkstoff mikroverkapseltes Chlorpyrifos enthält. Mittlerweile ist dieser Wirkstoff in Schädlingsbekämpfung nicht mehr zugelassen. Die folgenden Abbildungen zeigen den eingesetzten Kompressor, sowie das Befüllen der Bohrlöcher. Nach Angaben des Herstellers zeichnete sich mikroverkapseltes Chlorpyrifos durch eine geringere Toxizität gegenüber Menschen und Haustieren aus und sollte außerdem über mehrere Wochen hinweg wirksam bleiben. Durch die Mikroverkapselung wird ein Abdampfen des Wirkstoffs in die Raumluft verhindert und die Dekontamination nach der Anwendung erleichtert.
Informationen zum Wirkstoff Chlorpyrifos
Chlorpyrifos gehört in die Gruppe der organischen Phosphorsäureester. Bei allen Phosphorsäureestern handelt es sich um Kontaktinsektizide. Die toxische Wirkung der Phosphorsäureester beruht darauf, dass sie die Cholinesterasen Acetylcholinesterase (AChE) und Butyrylcholinesterase (BuChE) hemmen. Die Butyrylcholinesterase wird zum Beispiel in der Leber, den Gliazellen und im Blutplasma gefunden. Acetylcholinesterase ist an den Neuronen und an den Synapsen des zentralen und des peripheren Nervensystems, in diversen Geweben (zum Beispiel in Erythrozyten) und an der neuromuskulären Endplatte zu finden. Die hemmende Wirkung auf die beiden genannten Enzyme kann entweder direkt durch die eingesetzten Präparate erfolgen, oder aber durch zunächst im Zielorganismus entstehende Abbauprodukte. Alle Phosphorsäureester verursachen durch die lang anhaltende Inhibition der Acetylcholinesterase eine sogenannte endogene Vergiftung mit Acetylcholin, da Acetylcholin nicht mehr in die beiden Bestandteile Acetyl und Cholin getrennt werden kann. Alle Phosphorsäureester sind bienengefährlich und warmblütertoxisch, vor allem die erste Generation dieser Mittel. Durch Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase kommt es zu einer Anhäufung von Acetylcholin im Organismus, wobei der Parasympathicus übererregt wird. Acetylcholin ist ein sogenannter Transmitter und überträgt Nervenimpulse auf die Muskeln. Da ein Abbau nicht stattfindet, ermüdet der Muskel rasch und über Krämpfe kann der Tod unter Umständen binnen Minuten eintreten. Als Gegenmittel bei akuten Vergiftungen werden Atropin und Toxogonin eingesetzt. Insgesamt wurden 11 Liter des Kontaktinsektizids mittels einer Kompressorbetriebenen Hydraulikpumpe durch die Bohrlöcher hindurch in die Styroporschicht gedrückt. Der maximal verfügbare Druck der Hydraulikpumpe betrug 180 bar. Mitunter gab es Probleme die Bohrlöcher mit dem Insektizid zu befüllen, was am fehlenden Halt der Holzschutzdübel in den Ytong-Steinen lag. Ein Drittel der Dübel ließ sich hervorragend befüllen. Bei einem weiteren Drittel war der Druckaufbau nur mittelmäßig und beim letzten Drittel der Dübel gelangte nur wenig von der Insektizidlösung in die Styroporschicht. Im Anschluss an die Bekämpfungsaktion fand kein Ausschwärmen von Geschlechtstieren der Braunen Wegameise (Lasius brunneus) mehr statt. Man kann somit davon ausgehen, dass die hier ergriffene Bekämpfungsmaßnahme erfolgreich war und die Kolonie eliminiert werden konnte.
Mein Kommentar mit meiner persönlichen Einschätzung:
Hier wird m. E. ein Haus mit dem warmblütertoxischen (was der Ausführende sogar selbst schreibt) Chlorpyrifos verseucht. Indem man 11 (!) Liter Insektizidlösung in die Styropor-Schicht mit bis zu 180(!) Bar einpreßt, kontaminiert man diese Geschoßdecke unwiederbringlich (Ich würde hinterher in diesem Haus nicht wohnen wollen!)
Außerdem stellt sich die Frage: Was machen 11 Liter Flüssigkeit auf Dauer im Styropor? Bleiben die dort?
Die Wärmedämmeigenschaften werden jedenfalls - solange die Flüssigkeit dort ist - in Mitleidenschaft gezogen!
Die Kosten dieser Aktion sind mit Sicherheit erheblich gewesen.
Außerdem mußten danach die Bohrschäden fachgerecht beseitigt werden, was weitere Folgekosten nach sich ziehen mußte.
Mein Fazit:
Es ist schier unglaublich, wie hier vorgegangen wird. Und das wird dann noch als erfolgreiches Vorgehen angepriesen! Daß Lasius brunneus zum Schluß eliminiert war, ist nicht das alleinige Kriterium! Und ob das wirklich auf zielgerichtetes Vorgehen oder auf eine gute Portion Glück (die Nester sind häufig abseits der Stelle, wo man sie vermutet) zurückzuführen ist, bleibt dahingestellt.
Ein Erfolg, aber zu welchem Preis?
Ein absolut unverantwortliches und viel zu aufwendiges Vorgehen.
Eine solche Brachialmethode anzuwenden, deutet auf Inkompetenz im Umgang mit Lasius brunneus hin und auf Unkenntnis in Bezug auf deren Lebensweise. Andernfalls wäre ein anderes (risikoärmeres und hausschonenderes) und Vorgehen zu erwarten gewesen.
IB
Hier ein 'bemerkenswertes' Fundstück aus dem Internet:
Die Braune Wegameise als Materialschädling
In dem hier geschilderten Fall hatte sich eine Lasius brunneus-Kolonie in der Diele des Erdgeschosses eines Einfamilienhauses im Bereich der Fußbodenheizung angesiedelt. Die Größe der Diele betrug ca. 15 Quadratmeter. Das Haus lag am Ortsrand einer kleinen Gemeinde und grenzte an Felder und Gärten, die zum Teil einen alten Obstbaumbestand aufwiesen. Das Gebäude war in den Jahren 1992 bis 1994 erbaut worden. Unklar blieb, wovon sich die Ameisen ernähren konnten. Wie bereits erwähnt, waren Arbeiterinnen nie im Haus beobachtet worden. Lasius brunneus ernährt sich in erster Linie von Honigtau, also den Ausscheidungen von Pflanzensaftsaugern wie Blattläusen oder Rindenläusen. Im Vorgarten des Hauses befand sich lediglich ein kleines Rasenstück, das als Nahrungsgrundlage für das Ameisenvolk mit Sicherheit auszuschließen war. Erst in einer Entfernung von 10 bis 12 Metern vom Haus standen einige alte Obstbäume. Um dort Blattlauskolonien zu besuchen, hätten die Arbeiterinnen allerdings eine Straße überqueren müssen. Es ist anzunehmen, dass bis zum Jahr 2003 ein Apfel- sowie ein Birnbaum auf dem Nachbargrundstück aufgesucht wurden, die nach Aussage des Hausbesitzers nur rund fünf Meter von der Stelle in der Hauswand entfernt standen, an der die Ameisen vermutlich aus dem Haus ins Freie gelangten. Zum Zeitpunkt der Bekämpfung (7.4.2004) waren beide Bäume allerdings bereits gerodet.
Bekämpfung der Braunen Wegameise - ein Praxisbeispiel
Die von der Braunen Wegameise besiedelte Zwischendecke zeigte folgenden Aufbau: direkt unterhalb der Fliesen befanden sich die Rohre der Fußbodenheizung, die wiederum auf einer isolierenden Spezialfolie lagen. Die darunter liegende, sechs Zentimeter dicke Styroporschicht diente ebenfalls der Wärmeisolierung. Getragen wurde die Decke von Ytong-Steinen und einer auf die Ytong-Steine aufgebrachten Betonschicht. Es ist zu vermuten, dass die Ameisen die Styroporschicht besiedelten, da an mehreren Stellen stark zerkleinerte Styroporreste nach außen transportiert worden waren (s. Abbildung 5). Um die Fußbodenheizung nicht zu treffen, wurden zur Bekämpfung der Ameisen zunächst 60 Löcher von 12 Millimeter Durchmesser von unten durch die Decke in die Styroporschicht hinein gebohrt (s. Abbildungen 6 und 7). Die Bohrlöcher wurden vor allem entlang der Außenwände gesetzt, sowie in den Bereichen, in denen schwärmende Geschlechtstiere der Braunen Wegameise (Lasius brunneus) aufgetreten waren. Anschließend wurden in diese Bohrlöcher Kunststoffdübel gesteckt, die normalerweise im Holzschutz Anwendung finden (siehe Abbildungen 8 und 9). Ein Rückschlagventil im Innern der Holzschutzdübel verhinderte das Herauslaufen des injizierten Insektizids.
Applikation des Kontaktinsektizids
Die Bekämpfung der Ameisen erfolgte mit dem Präparat EMPIRE, das als Wirkstoff mikroverkapseltes Chlorpyrifos enthält. Mittlerweile ist dieser Wirkstoff in Schädlingsbekämpfung nicht mehr zugelassen. Die folgenden Abbildungen zeigen den eingesetzten Kompressor, sowie das Befüllen der Bohrlöcher. Nach Angaben des Herstellers zeichnete sich mikroverkapseltes Chlorpyrifos durch eine geringere Toxizität gegenüber Menschen und Haustieren aus und sollte außerdem über mehrere Wochen hinweg wirksam bleiben. Durch die Mikroverkapselung wird ein Abdampfen des Wirkstoffs in die Raumluft verhindert und die Dekontamination nach der Anwendung erleichtert.
Informationen zum Wirkstoff Chlorpyrifos
Chlorpyrifos gehört in die Gruppe der organischen Phosphorsäureester. Bei allen Phosphorsäureestern handelt es sich um Kontaktinsektizide. Die toxische Wirkung der Phosphorsäureester beruht darauf, dass sie die Cholinesterasen Acetylcholinesterase (AChE) und Butyrylcholinesterase (BuChE) hemmen. Die Butyrylcholinesterase wird zum Beispiel in der Leber, den Gliazellen und im Blutplasma gefunden. Acetylcholinesterase ist an den Neuronen und an den Synapsen des zentralen und des peripheren Nervensystems, in diversen Geweben (zum Beispiel in Erythrozyten) und an der neuromuskulären Endplatte zu finden. Die hemmende Wirkung auf die beiden genannten Enzyme kann entweder direkt durch die eingesetzten Präparate erfolgen, oder aber durch zunächst im Zielorganismus entstehende Abbauprodukte. Alle Phosphorsäureester verursachen durch die lang anhaltende Inhibition der Acetylcholinesterase eine sogenannte endogene Vergiftung mit Acetylcholin, da Acetylcholin nicht mehr in die beiden Bestandteile Acetyl und Cholin getrennt werden kann. Alle Phosphorsäureester sind bienengefährlich und warmblütertoxisch, vor allem die erste Generation dieser Mittel. Durch Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase kommt es zu einer Anhäufung von Acetylcholin im Organismus, wobei der Parasympathicus übererregt wird. Acetylcholin ist ein sogenannter Transmitter und überträgt Nervenimpulse auf die Muskeln. Da ein Abbau nicht stattfindet, ermüdet der Muskel rasch und über Krämpfe kann der Tod unter Umständen binnen Minuten eintreten. Als Gegenmittel bei akuten Vergiftungen werden Atropin und Toxogonin eingesetzt. Insgesamt wurden 11 Liter des Kontaktinsektizids mittels einer Kompressorbetriebenen Hydraulikpumpe durch die Bohrlöcher hindurch in die Styroporschicht gedrückt. Der maximal verfügbare Druck der Hydraulikpumpe betrug 180 bar. Mitunter gab es Probleme die Bohrlöcher mit dem Insektizid zu befüllen, was am fehlenden Halt der Holzschutzdübel in den Ytong-Steinen lag. Ein Drittel der Dübel ließ sich hervorragend befüllen. Bei einem weiteren Drittel war der Druckaufbau nur mittelmäßig und beim letzten Drittel der Dübel gelangte nur wenig von der Insektizidlösung in die Styroporschicht. Im Anschluss an die Bekämpfungsaktion fand kein Ausschwärmen von Geschlechtstieren der Braunen Wegameise (Lasius brunneus) mehr statt. Man kann somit davon ausgehen, dass die hier ergriffene Bekämpfungsmaßnahme erfolgreich war und die Kolonie eliminiert werden konnte.
Mein Kommentar mit meiner persönlichen Einschätzung:
Hier wird m. E. ein Haus mit dem warmblütertoxischen (was der Ausführende sogar selbst schreibt) Chlorpyrifos verseucht. Indem man 11 (!) Liter Insektizidlösung in die Styropor-Schicht mit bis zu 180(!) Bar einpreßt, kontaminiert man diese Geschoßdecke unwiederbringlich (Ich würde hinterher in diesem Haus nicht wohnen wollen!)
Außerdem stellt sich die Frage: Was machen 11 Liter Flüssigkeit auf Dauer im Styropor? Bleiben die dort?
Die Wärmedämmeigenschaften werden jedenfalls - solange die Flüssigkeit dort ist - in Mitleidenschaft gezogen!
Die Kosten dieser Aktion sind mit Sicherheit erheblich gewesen.
Außerdem mußten danach die Bohrschäden fachgerecht beseitigt werden, was weitere Folgekosten nach sich ziehen mußte.
Mein Fazit:
Es ist schier unglaublich, wie hier vorgegangen wird. Und das wird dann noch als erfolgreiches Vorgehen angepriesen! Daß Lasius brunneus zum Schluß eliminiert war, ist nicht das alleinige Kriterium! Und ob das wirklich auf zielgerichtetes Vorgehen oder auf eine gute Portion Glück (die Nester sind häufig abseits der Stelle, wo man sie vermutet) zurückzuführen ist, bleibt dahingestellt.
Ein Erfolg, aber zu welchem Preis?
Ein absolut unverantwortliches und viel zu aufwendiges Vorgehen.
Eine solche Brachialmethode anzuwenden, deutet auf Inkompetenz im Umgang mit Lasius brunneus hin und auf Unkenntnis in Bezug auf deren Lebensweise. Andernfalls wäre ein anderes (risikoärmeres und hausschonenderes) und Vorgehen zu erwarten gewesen.
IB