Massives Probl. mit groß. Ameisen i. Dach /Camp. ligniperdus

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

Gesperrt
wolferl
Beiträge: 4
Registriert: 09. Jun. 2013, 19:08

Massives Probl. mit groß. Ameisen i. Dach /Camp. ligniperdus

Beitrag von wolferl »

Hallo,

wir suchen kompetenten Rat zu einem wahrscheinlich sehr großen Problem. Unser Dachgeschoss ( Haus Bj. 1990 ) ist mit sichtbaren Balken und Außendämmung aus PU-Hartschaum gebaut. Leider haben sich Ameisen eingenistet und bauen Zugänge durch das Holz. Wir beobachten drei Größen, eine ca. 5mm, eine weitere ca.15mm und eine sehr große mit ca. 20 bis 25mm. Am häufigsten sind die größten zu sehen, sie sind sehr schwarz und glänzend. Da definitiv sowohl das Holz als auch die Dämmung geschädigt ist, müssen wir Maßnahmen ergreifen. Einen Zugang ( Straße ) von außen können wir nicht finden, allerdings sehen wir die sehr großen Exemplare auch im ca. 15 mtr. entfernten Schuppen. Als Tier- und Naturschützer wollen wir nicht einfach Gift einsetzen, sehen aber inzwischen keinen anderen Weg und fragen hier an, ob die Experten unter Ihnen Alternativen sehen. Wichtig wäre natürlich ein Rat zu einem effizienten Mittel, um dem Problem Herr zu werden. Kann uns jemand sagen, was wir genau tun müssen? Müssen wir Bilder machen, also hat die Bestimmung der Art einen Nutzen?
Herzlichen Dank im Voraus!
Grüße aus dem Nordschwarzwald
Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Re: Massives Problem mit sehr großen Ameisen im Dach

Beitrag von Buschinger »

Hallo wolferl,

Das deutet auf einen Befall mit einer der Rossameisen-Arten hin, Camponotus ligniperdus (Holzzerstörende Rossameise) oder ihre nahe Verwandte C. herculeanus.
Ein paar gute Fotos könnten die Bestimmung erleichtern bzw. bestätigen.
Zum Giftköder-Einsatz dürfte es leider keine Alternativen geben.

Zurzeit werden Köder mit den Wirkstoffen Fipronil oder Spinosad empfohlen. Herr Heller gibt dazu gute Hinweise. Bes. auf höhere Wirkstoffkonzentration achten!
Z. B. Neudorff Loxiran enthält mit 0,15 g/kg Spinosad zu wenig von dem Wirkstoff. Z. B. im Compo Ameisenköder ist der Wirkstoff Spinosad mit 0,8 g/kg deutlich höher dosiert. Damit wurden im Forum Erfolge erzielt.

MfG,
A. Buschinger
wolferl
Beiträge: 4
Registriert: 09. Jun. 2013, 19:08

Re: Massives Problem mit sehr großen Ameisen im Dach

Beitrag von wolferl »

Hallo Buschinger,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Nach etwas Recherche kann ich bestätigen, dass es sich um die Rossameise handelt, was natürlich sehr beunruhigend für uns ist. Die Ernährungsweise der Königinnen erschwert die Bekämpfung erheblich und wir sind sehr unsicher, wie wir nun vorgehen sollen. Vielleicht eine etwas naive Frage: würde durch die Isolation des Volkes ein Aushungern der Königinnen möglich sein? Obwohl unser Haus zahlreiche Zugangsmöglichkeiten für die Tiere bietet, wäre die Lage auf dem Dach ( noch hoffen wir, dass das Nest ausschließlich dort ist ) eingermaßen dazu geeignet, die Straßen mit Köder zu versehen und somit den Nahrungseintrag zu kappen ( zur Zeit finden wir die Zugansgwege nicht!). Bei Befall durch die Rossameise wird sogar die Einschaltung eines Bausachverständigen empfohlen. Frage an Sie: wissen Sie, wie schnell die Tiere sich ins Holz fressen können? Befinden wir uns in Zeitdruck, oder kommt es jetzt nicht mehr darauf an, schnell zu handeln? Und, letzte Frage, können Sie einen Experten empfehlen, der die enstprechende Erfahrung hat und das Problem lösen kann?

Beste Grüße und vielen Dank für Ihre Unterstützung!
wolferl
Beiträge: 4
Registriert: 09. Jun. 2013, 19:08

Re: Massives Problem mit sehr großen Ameisen im Dach

Beitrag von wolferl »

Hallo nochmal,

ich habe doch noch eine wichtige Frage: gibt es evtl. Schädlinge/Feinde ( wie z.B. Milben o.ä. ), die man in ein Nest einbringen kann und die die Arbeit auf natürliche Weise verrichten?
Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Re: Massives Probl. mit groß. Ameisen i. Dach /Camp. lignipe

Beitrag von Buschinger »

Hallo wolferl,

Bei den einegsandten Ameisen handelt es sich um Camponotus ligniperdus, die „Holzzerstörende Rossameise“.
Die schon fast ungewöhnliche Größe der Tiere lässt darauf schließen, dass es sich um ein recht großes Volk handelt. Darauf deuten auch die so unterschiedlichen Größenklassen hin, von denen Sie schrieben.
Wenn es gelingt, die meisten Arbeiterinnen mittels der o.g. Giftköder zu eliminieren, wird auch die Königin eingehen (es gibt bei der Art auch Völker mit mehreren, 2-3, Königinnen, die dann aber an verschiedenen Stellen des ausgedehnten Nestes residieren; sie werden alle erfasst).
Die Fichte wird wahrscheinlich nur als Nahrungsraum genutzt (oft nachts!); das Nest selbst dürfte sich tatsächlich im Dach befinden. Auch bei Vernichtung dieses Volkes kann sich dann aber eine neue Jungkönigin in dem Nestbereich ansiedeln, die innerhalb von zwei bis 3 Jahren ein neues Volk heranzieht.
Für die Beköderung ist der Sommer nicht optimal, da die Tiere auch sonstige Nahrung im Überfluss finden. Besser ist der Herbst, und am besten das zeitige Frühjahr. Dann sollte man mit unvergifteten möglichen Ködern (Zuckerwasser, Honig, feuchtem Katzenfutter o. dgl.) testen, was die Tiere gerne aufnehmen, und das dann mit dem käuflichen Köder vermischt anbieten.

Den Bausachverständigen empfehlen wir nur, damit sichergestellt wird, dass keine tragenden Balken etc. bis zur Bruchgefahr geschädigt sind. Evtl. kann der auch Hinweise geben, womit sich gefährdete Holzteile ersetzen lassen. Wichtig: Die Ameisen fressen kein Holz! Sie nagen sich lediglich Wohnraum in das Holz, wo sie ihre Brut aufziehen. Auf übliche Weise gegen Holz fressende Bockkäfer (Hausbock) oder Klopfkäfer etc. imprägniertes Holz wird von Rossameisen durchaus befallen.
Hier wird über eine Bekämpfung einer Art mit ähnlicher Lebensweise berichtet, wobei ein Kontaktinsektizid in das befallene Material eingepresst wird: http://www.schaedlingskunde.de/Diverse_ ... unneus.htm - Ich kann nur spekulieren, dass das bei Rossameisen ebenfalls wirken könnte.

Die Attraktivität der Nistgelegenheit kann von verschiedenen Faktoren abhängen. So kann es gelingen, durch Abschattung der befallenen Bereiche die Tiere zum Auszug zu bewegen (bei Befall in Hauswänden z. B. durch Anpflanzung Schatten spendender Sträucher oder Bäume). Umgekehrt kann das Dach teilweise durch überhängende Äste so beschattet werden, dass in einigen Bereichen gerade passende Nesttemperaturen erreicht werden. Wird das Dach durch Beseitigung der Schattenspender der vollen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann es den Tieren zu heiß werden. Allerdings ist dann ein Umziehen in die evtl. kühleren Wände auch nicht auszuschließen.

Einen geeigneten Fachmann im Nordschwarzwald kenne ich leider nicht. Ich bin in Südhessen ansässig, wo ich ein paar Kammerjäger kenne, aber darüber hinaus kann ich nur auf das Branchenverzeichnis verweisen.

Zuletzt: Ich kenne keine Möglichkeit, die Tiere durch biologische Methoden (Milben etc.) zu bekämpfen. – Aber wie gesagt, die reine Bekämpfung des Volkes würde das Problem der erneuten Besiedlung ohnehin nicht lösen!

Keine einfache Lösung, aber ich hoffe, Ihnen wenigstens ein paar hilfreiche Anhaltspunkte gegeben zu haben.
MfG,
A. Buschinger

PS: Hier ist noch eine Info-Seite von einem mir bekannten, guten Schädlingsbekämpfer: http://www.schaedlingskunde.de/Steckbri ... iperda.htm
wolferl
Beiträge: 4
Registriert: 09. Jun. 2013, 19:08

Re: Massives Probl. mit groß. Ameisen i. Dach /Camp. lignipe

Beitrag von wolferl »

Hallo A.Buschinger,

ganz vielen Dank für Ihre ausführlichen Infos, die uns sicher weiterhelfen . ( Wir hatten allerdings keine Ameisen eingeschickt?)

Sollen wir hier Bericht erstatten, wäre das für andere hilfreich oder gibt es bereits ausreichend Fälle?

Nochmals herzlichen Dank!
Buschinger
Beiträge: 1487
Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
Wohnort: Reinheim

Re: Massives Probl. mit groß. Ameisen i. Dach /Camp. lignipe

Beitrag von Buschinger »

Hallo wolferl,

Entschuldigung! Das war eine Verwechslung. Bei meinem großen e-mail-Verkehr und den häufig gebrauchten Pseudonymen sowie Wechsel von e-mail zu Forum oder zurück kommt das vor.
Jetzt kopiere ich die Antwort in den richtigen Thread.

MfG,
A. Buschinger
Gesperrt