Bienenlarven koten im Niströhrchen!
Verfasst: 08. Jul. 2005, 21:24
Während meiner ganzen Hochschullehrer-Laufbahn habe ich eine Irrlehre verbreitet: Die Larven der aculeaten Hautflügler (Stechimmen; Bienen, Wespen, Ameisen ...) behalten über die ganze Entwicklung hinweg den Kot in ihrem Mitteldarm und setzen ihn erst kurz vor der Verpuppung als Meconium ab.
Für Ameisen, Wespen und viele Bienen stimmt das auch. Ameisenlarven sind deshalb so pflegeleicht, weil sie nicht dauernd gewindelt werden müssen, der ganze Kot wird, bei den Waldameisen etwa, im Hinterende des Kokons als braunes Pünktchen abgesetzt.
Ja, dann schenkte mir ein früherer Student zum Ruhestand einen Nistkasten für Solitärbienen, ganz modern, mit Plastikröhrchen (Abb. 1, hier noch ganz neu).
Mein Wildbienenstand, aus der Ameisenschutz aktuell schon bekannt, nenne ich inzwischen meine Bienen-Favela. Wie in einem Elendsviertel in Südamerika kommt ein Anbau nach dem anderen dazu, eben jetzt die moderne Wohnanlage, die auch sofort angenommen wurde.
Neugierig wie ich bin, habe ich immer mal hineingesehen. Und gestaunt: Die Larven der Mauerbiene Osmia cornuta waren ja von lauter schwarzbraunen Krümeln umgeben, und eine drückte soeben ein solches Mini-Würstchen aus dem After! (Abb. 2).
Nach einiger Suche in der Fachliteratur wurde ich fündig: In den wunderbaren Büchern von P. Westrich (1989, Die Wildbienen Baden-Württembergs, Bd. II, S. 448) steht ein kleiner Hinweis, wonach bei vielen Megachiliden (Blattschneiderbienen, wozu auch die Mauerbienen gehören), die Larven bereits in früheren Stadien Kot in Form kleiner Bällchen abgeben. Sie bleiben auch nach dem Schlüpfen in den Brutröhren zurück. Abb. 3 zeigt ein Röhrchen mit dunkelbraunen Puppenkokons, unter denen der schwärzliche Larvenkot liegt.
Eine e-mail-Rückfrage bei Herrn Westrich ergab, dass tatsächlich diese Erkenntnis kaum sonst bekannt ist und auch nicht den Weg in die Entomologie-Lehrbücher gefunden hat.
Also, wieder was Neues gelernt!
Was mich dabei ganz besonders in Erstaunen versetzt ist der Schluss, dass diese Bienenarten eine so praktische und vorteilhafte Einrichtung wie das Behalten des Larvenkots irgendwie in der Evolution wieder verloren haben müssen. Bisher scheint es dazu keinerlei Hypothesen und erst recht keine Erklärung zu geben. Die kleinen Wunder vor unserer Haustür!
A. Buschinger
Für Ameisen, Wespen und viele Bienen stimmt das auch. Ameisenlarven sind deshalb so pflegeleicht, weil sie nicht dauernd gewindelt werden müssen, der ganze Kot wird, bei den Waldameisen etwa, im Hinterende des Kokons als braunes Pünktchen abgesetzt.
Ja, dann schenkte mir ein früherer Student zum Ruhestand einen Nistkasten für Solitärbienen, ganz modern, mit Plastikröhrchen (Abb. 1, hier noch ganz neu).
Mein Wildbienenstand, aus der Ameisenschutz aktuell schon bekannt, nenne ich inzwischen meine Bienen-Favela. Wie in einem Elendsviertel in Südamerika kommt ein Anbau nach dem anderen dazu, eben jetzt die moderne Wohnanlage, die auch sofort angenommen wurde.
Neugierig wie ich bin, habe ich immer mal hineingesehen. Und gestaunt: Die Larven der Mauerbiene Osmia cornuta waren ja von lauter schwarzbraunen Krümeln umgeben, und eine drückte soeben ein solches Mini-Würstchen aus dem After! (Abb. 2).
Nach einiger Suche in der Fachliteratur wurde ich fündig: In den wunderbaren Büchern von P. Westrich (1989, Die Wildbienen Baden-Württembergs, Bd. II, S. 448) steht ein kleiner Hinweis, wonach bei vielen Megachiliden (Blattschneiderbienen, wozu auch die Mauerbienen gehören), die Larven bereits in früheren Stadien Kot in Form kleiner Bällchen abgeben. Sie bleiben auch nach dem Schlüpfen in den Brutröhren zurück. Abb. 3 zeigt ein Röhrchen mit dunkelbraunen Puppenkokons, unter denen der schwärzliche Larvenkot liegt.
Eine e-mail-Rückfrage bei Herrn Westrich ergab, dass tatsächlich diese Erkenntnis kaum sonst bekannt ist und auch nicht den Weg in die Entomologie-Lehrbücher gefunden hat.
Also, wieder was Neues gelernt!
Was mich dabei ganz besonders in Erstaunen versetzt ist der Schluss, dass diese Bienenarten eine so praktische und vorteilhafte Einrichtung wie das Behalten des Larvenkots irgendwie in der Evolution wieder verloren haben müssen. Bisher scheint es dazu keinerlei Hypothesen und erst recht keine Erklärung zu geben. Die kleinen Wunder vor unserer Haustür!
A. Buschinger