Während meiner ganzen Hochschullehrer-Laufbahn habe ich eine Irrlehre verbreitet: Die Larven der aculeaten Hautflügler (Stechimmen; Bienen, Wespen, Ameisen ...) behalten über die ganze Entwicklung hinweg den Kot in ihrem Mitteldarm und setzen ihn erst kurz vor der Verpuppung als Meconium ab.
Für Ameisen, Wespen und viele Bienen stimmt das auch. Ameisenlarven sind deshalb so pflegeleicht, weil sie nicht dauernd gewindelt werden müssen, der ganze Kot wird, bei den Waldameisen etwa, im Hinterende des Kokons als braunes Pünktchen abgesetzt.
Ja, dann schenkte mir ein früherer Student zum Ruhestand einen Nistkasten für Solitärbienen, ganz modern, mit Plastikröhrchen (Abb. 1, hier noch ganz neu).
Mein Wildbienenstand, aus der Ameisenschutz aktuell schon bekannt, nenne ich inzwischen meine Bienen-Favela. Wie in einem Elendsviertel in Südamerika kommt ein Anbau nach dem anderen dazu, eben jetzt die moderne Wohnanlage, die auch sofort angenommen wurde.
Neugierig wie ich bin, habe ich immer mal hineingesehen. Und gestaunt: Die Larven der Mauerbiene Osmia cornuta waren ja von lauter schwarzbraunen Krümeln umgeben, und eine drückte soeben ein solches Mini-Würstchen aus dem After! (Abb. 2).
Nach einiger Suche in der Fachliteratur wurde ich fündig: In den wunderbaren Büchern von P. Westrich (1989, Die Wildbienen Baden-Württembergs, Bd. II, S. 448) steht ein kleiner Hinweis, wonach bei vielen Megachiliden (Blattschneiderbienen, wozu auch die Mauerbienen gehören), die Larven bereits in früheren Stadien Kot in Form kleiner Bällchen abgeben. Sie bleiben auch nach dem Schlüpfen in den Brutröhren zurück. Abb. 3 zeigt ein Röhrchen mit dunkelbraunen Puppenkokons, unter denen der schwärzliche Larvenkot liegt.
Eine e-mail-Rückfrage bei Herrn Westrich ergab, dass tatsächlich diese Erkenntnis kaum sonst bekannt ist und auch nicht den Weg in die Entomologie-Lehrbücher gefunden hat.
Also, wieder was Neues gelernt!
Was mich dabei ganz besonders in Erstaunen versetzt ist der Schluss, dass diese Bienenarten eine so praktische und vorteilhafte Einrichtung wie das Behalten des Larvenkots irgendwie in der Evolution wieder verloren haben müssen. Bisher scheint es dazu keinerlei Hypothesen und erst recht keine Erklärung zu geben. Die kleinen Wunder vor unserer Haustür!
A. Buschinger
Bienenlarven koten im Niströhrchen!
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Brutentwicklung der Mauerbiene protokolliert
Mit Hilfe einfacher selbst gebauter Insektenbeobachtungskästen aus leeren Zigarrenkisten und Glasröhrchen bzw. Reagenzgläsern konnten meine Schüler das Brutverhalten und die Brutentwicklung der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) besonders gut beobachten.
Die verschieden farbigen Kästen wurden in einem Unterstand zu einem regelrechten Wildbienenstand angeordnet und in einem Lichthof des Schulgebäudes aufgestellt. Die Flugzeit der Mauerbienen begann im Limburger Raum meist Ende März. Nachdem die besetzten Röhren eines Kastens verschlossen waren, konnte ein solcher Wildbienenbeobachtungskasten einem Schüler mit nach Hause gegeben werden, damit er täglich die weitere Entwicklung mit Hilfe einer Lupe beobachten und exakt protokollieren konnte. Dazu musste er lediglich die Zigarrenkiste aufklappen. Das ist bedeutend einfacher als bei den Nisthölzern von Fockenberg, die zwar sehr gut angenommen werden, aber das tägliche Beobachten ist durch das Aufschrauben der Nisthölzer erheblich aufwendiger. Außerdem können bei dem oftmaligen Öffnen und Schließen der Bohrgänge der Polleninhalt, die Zwischenwände und evtl. sogar die Larve beschädigt werden. Nach einer zweimonatigen Beobachtungszeit wurde der Beobachtungskasten wieder an seinen alten Standort im Schulgebäude verbracht.
Nach unseren Beobachtungen dauerte die Entwicklung des Wildbienen-Eies durchschnittlich etwa 13 Tage. Die Schüler haben den Zeitpunkt für den Beginn des Larvenstadiums daran erkannt, dass eine geringelte Gestalt mit deutlich erkennbarem Kopfsegment vorlag und eine starke Krümmung zum Pollen hin gegeben war. Das Ausschlüpfen der Larve aus der Eihülle konnten wir mit der Lupe leider nicht beobachten. Wahrscheinlich ist die ermittelte Entwicklungszeit des Eies deshalb etwas zu lang (nach Westrich 4 - 10 Tage).
Für die Dauer des Larvenstadiums ergaben sich nach unseren Aufzeichnungen etwa 4 Wochen. Die Larven hatten durchschnittlich in 28 Tagen ihren Pollenvorrat aufgefressen. Nach weiteren 19 Tagen war der rötliche Kokon fertiggestellt, so dass die Puppenruhe beginnen konnte.
Die verschieden farbigen Kästen wurden in einem Unterstand zu einem regelrechten Wildbienenstand angeordnet und in einem Lichthof des Schulgebäudes aufgestellt. Die Flugzeit der Mauerbienen begann im Limburger Raum meist Ende März. Nachdem die besetzten Röhren eines Kastens verschlossen waren, konnte ein solcher Wildbienenbeobachtungskasten einem Schüler mit nach Hause gegeben werden, damit er täglich die weitere Entwicklung mit Hilfe einer Lupe beobachten und exakt protokollieren konnte. Dazu musste er lediglich die Zigarrenkiste aufklappen. Das ist bedeutend einfacher als bei den Nisthölzern von Fockenberg, die zwar sehr gut angenommen werden, aber das tägliche Beobachten ist durch das Aufschrauben der Nisthölzer erheblich aufwendiger. Außerdem können bei dem oftmaligen Öffnen und Schließen der Bohrgänge der Polleninhalt, die Zwischenwände und evtl. sogar die Larve beschädigt werden. Nach einer zweimonatigen Beobachtungszeit wurde der Beobachtungskasten wieder an seinen alten Standort im Schulgebäude verbracht.
Nach unseren Beobachtungen dauerte die Entwicklung des Wildbienen-Eies durchschnittlich etwa 13 Tage. Die Schüler haben den Zeitpunkt für den Beginn des Larvenstadiums daran erkannt, dass eine geringelte Gestalt mit deutlich erkennbarem Kopfsegment vorlag und eine starke Krümmung zum Pollen hin gegeben war. Das Ausschlüpfen der Larve aus der Eihülle konnten wir mit der Lupe leider nicht beobachten. Wahrscheinlich ist die ermittelte Entwicklungszeit des Eies deshalb etwas zu lang (nach Westrich 4 - 10 Tage).
Für die Dauer des Larvenstadiums ergaben sich nach unseren Aufzeichnungen etwa 4 Wochen. Die Larven hatten durchschnittlich in 28 Tagen ihren Pollenvorrat aufgefressen. Nach weiteren 19 Tagen war der rötliche Kokon fertiggestellt, so dass die Puppenruhe beginnen konnte.
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Dipl.-Biol. Dieter Bretz
35 781 Weilburg
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