Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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Giga
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Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Giga »

Liebes Forum,

vor ein paar Wochen fanden wir weiße, sehr feine Späne aus Kunststoff auf der Sockelleiste des Teppichbodens. Wir dachten, es sei wohl etwas Bohrstaub und haben es weggesaugt. Nun, ca. 2 Wochen später fanden wir an derselben Stelle ein neues, etwas größeres Häufchen (ca. eine Handvoll) plus zwei noch größere Häufen an der Wand unter dem Schreibtisch.

Da es im Zimmer selbst keine Anzeichen von Ameisen gab, haben wir angefangen die Hauswand von außen ein wenig freizuschaufeln. Dort im angrenzenden Kies fanden tatsächlich einige Ameisen. Wir nehmen an, dass sie sich in der Isolierung der Fußbodenheizung eingenistet haben. Unser Haus ist ein Holzständer-Fertighaus und ca. 1 Jahr alt.

Was für Möglichkeiten haben wir die ungebetenen kleinen Mitbewohner wieder loszuwerden? Wie wir aus ihren Beiträgen herauslesen konnten, ist es wichtig die Art vorher zu bestimmen, deshalb hab ich ein Bild angefügt. Die Ameise ist etwa 4 mm lang. Reicht das für eine Bestimmung aus?

Wir sind für jeden Rat dankbar!
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Gerhard Heller
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

es ist auf jeden Fall eine Lasius-Art. Der Färbung nach ist es nicht L. brunneus, da diese Art deutlich zweifarbig ist. Allerdings kann das etwas überbelichtete Foto auch täuschen. Für brunneus sprechen morpholgische Merkmale, wie z.B. der ziemlich kurz erscheinende Fühlerschaft. Auch Holzständerbauweise und brunneus passen gut zusammen. Es ist aber auch nicht zwingend, dass die Ameisen außen die gleichen sind wie im Hausinnern. Sie können die Ameisen vielleicht anlocken, indem Sie an der Sockelleiste etwas Zuckerwasser anbieten. Dann sehen Sie ja, ob es die gleiche Art ist. Sie können mir aber gerne auch eine Probe zur genauen Bestimmung zusenden.
Zur Bekämpfung von L. brunneus und anderen Lasius-Arten mit Ködern gibt es im Forum viele Informationen.

Viele Grüße
G. Heller
Giga
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus

Beitrag von Giga »

Hallo Herr Heller,

vielen Dank für Ihre Antwort. Wir haben Zuckerwasser an die Sockelleiste gestellt und auch außen am Haus haben wir etwas Zucker in ein Schächtelchen gestreut, doch es bleibt unberührt. Es läßt sich keine einzige Ameise mehr blicken. Auch findet seit über einer Woche kein Auswurf im Zimmer mehr statt. Wir würden Ihnen gern ein paar Tiere zu senden, aber da heißt es jetzt wohl abwarten. Kann es sein, dass sie das Haus wieder verlassen haben?

Viele Grüße
G. Glöckner
Gerhard Heller
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

die Ameisen stellen im Spätjahr ihre Aktivitäten allmählich ein, auch wenn sie im Haus nisten. Allerdings machen sie sich dann i.d.R. schon recht früh wieder bemerkbar. Dann ist auch der Zeitpunkt für eine Bekämpfung mit Ködern sehr günstig.

Viele Grüße
G. Heller
Giga
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Giga »

Hallo Herr Heller,

Sie hatten recht! Nachdem sich die letzten Monate kein einziges Tier hat blicken lassen, scheinen sie nun aktiv zu werden. Seit heute morgen krabbeln cirka 100 Ameisen in unserem Eingangsbereich herum. Dies ist die gegenüberliegende Seite des Hauses, an welcher wir den Auswurf im September entdeckt haben. Können Sie uns bitte raten, wie wir nun weiter vorgehen sollen?

Viele Grüße
G. Glöckner
Gerhard Heller
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Frau Glöckner,

Ihre Ameisenprobe ist eingetroffen. Es handelt sich um L. brunneus. Zur Bekämpfung der Art mit Ködern gibt es im Forum zahlreiche Informationen. Da im Freiland noch lange nichts zu finden ist, werden die Tiere fast zwangsläufig an einen Köder gehen. Im Haus sollten Sie darauf achten, dass nirgends offene Marmeladen- oder Honiggläser etc. verfügbar sind.
Sie können in Ruhe etwas experimentieren was die Ködergrundlage betrifft, falls Sie mit dem Ameisenstreumittel selbst einen Köder herstellen wollen. Da Sie schreiben, dass Sie mit Pfirsichsaft die Ameisen gut anlocken konnten, bietet sich ein Versuch an, das Ameisenmittel mit diesem Saft zu befeuchten. In trockenem Zustand ist es nicht attraktiv. Zur Herstellung eines proteinhaltigen Köders s. http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... =23&t=1427
Zu Ihrer Frage nach einem Gutachter zwecks Ansprüchen gegen den Fertighaushersteller kann ich Ihnen nur sagen, dass es unmöglich ist, nachzuweisen, dass die Ameisen mit Baumaterial eingeschleppt wurden. Es ist ebenso gut mögtlich, dass ein Volk aus der Umgebung in Ihr Haus umgezogen ist. Nur eines würde ich ausschließen: dass es sich um die Neugründung durch ein zugeflogenes Weibchen innerhalb des Jahres handelt, seit dem Ihr Haus steht. Aufgrund der Größe der Arbeiterinnen und der von Ihnen beobachteten Anzahl kann es sich nur um eine reife Kolonie handeln.

Viele Grüße
G. Heller
Giga
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus

Beitrag von Giga »

Hallo Herr Heller,

vielen Dank für die Bestimmung und die sehr schnelle Nachricht. Sie nehmen an, dass es sich um eine reife Kolonie handelt die umgezogen ist. Das könnte möglich sein, da wir vor unserer Gartengestaltung und Planie des Bodens in unmittelbarer Nähe des Hauses einen Ameisenhaufen hatten. Wenn sich das Volk nun bereits seit August in unserem Haus befindet, könnten Sie uns dann auch ungefähr beschreiben, was in diesen 4 Monaten in etwa geschehen sein könnte? Wie groß könnte der Schaden jetzt schon sein? Müssen wir schon sehr beunruhigt sein?

Kann man bei einer Ansiedlung von Lasius Brunneus zwingend auf Feuchtigkeit im Haus schließen oder ist dies auch ohne diese Vorraussetzung möglich?

Wie schon erwähnt, haben wir die ersten Anzeichen der Ameisen in einem Zimmer an der gegenüberliegenden Hausseite entdeckt. Läßt dies auf 2 Völker schließen oder kann sich 1 Volk quer durch die Isolierung der Fußbodenheizung (ca. 20 m) gearbeitet haben?


Viele Grüße
G. Glöckner
Gerhard Heller
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

mit dem Ameisenhaufen haben die L. brunneus nichts zu tun. Die Art lebt im natürlichen Lebensraum im Totholz von Bäumen.
Ich halte es für möglich, dass das Volk entlang von Hohlräumen auf die andere Hausseite gelangt ist. Ob dabei und falls ja, in welchem Ausmaß, Dämm- und Isoliermaterial zerstört wurde, kann ich nicht beurteilen. Gleich zwei Völker nisten sicher nicht in Ihrem Haus, aber die Kolonie kann mehrere Zweignester besitzen. Auf Feuchtigkeit sind die Tiere angewiesen. Kann sein, dass sie diese im Bereich der Außenwände finden. Vielleicht besitzt auch das Betonfundament noch genügend Feuchtigkeit. Aber das ist alles spekulativ.

Viele Grüße
G. Heller
Giga
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Giga »

Hallo Herr Heller,

vielen Dank für Ihre interessanten Hinweise. Wir haben unsere kleinen Mitbewohner mittlererweile 3 Tage lang mit Pfirsichsaft angefüttert und dann am Samstag Abend das Granulat dazugemischt. Zuvor hatten wir an 5 gefangenen Ameisen die Mischung getestet. Wir wollten wissen, wie lange es dauert bis sie daran verenden. Es waren ziemlich genau 4 Stunden. Das sollte reichen, um es ins Nest zu tragen und so servierten den tödlichen Trunk um 19.30 Uhr. Es war eine echte Orgie. Auf das Gemisch waren sie noch viel wilder als auf den puren Pfirsichsaft. Es waren jeweils bis zu 40 Ameisen an den beiden "Futterstellen" und manche Tiere waren so voll, dass sie gar nicht mehr richtig laufen konnten. Wir konnten allerdings nicht erkennen, ob es immer wieder diesselben waren oder ob neue dazu kamen.

Nach einigen Stunden wurden es weniger und als wir am Sonntag Morgen nachschauten, war alles ganz ruhig. Uns hat es fast leid getan. 2 einzelne Ameisen irrten herum, die konnten wir aber mit unserem Pfirsichsaft nicht mehr locken. Sonst war nichts mehr zu sehen. Wir haben nun noch andere Säfte als Köder probiert, um noch eventuell im Nest verbliebene Arbeiterinnnen neu anzulocken. Wie ich gelesen habe, können auf 100 m² bis zu 23 Nester sein?? Deshalb nun unsere Frage: sind die Ameisen lernfähig in Bezug auf die aufgenommene Nahrung? Haben sie die Information vom Gift eventuell weiter gegeben und können wir sie an diesen Stellen jetzt nicht mehr füttern?

Viele Grüße
G. Glöckner
Gerhard Heller
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Frau Glöckner,

so etwas wie Köderscheu aufgrund von "Information vom Gift" gibt es bei Ameisen nicht. Oft ist es jedoch so, dass durch hohe Mortalität im Nest die Außenaktivitäten völlig zum Erliegen kommen - und nach einigen Wochen sind die Ameisen "wieder da".
In Anbetracht des offensichtlich guten Ködereintrags über mehrere Stunden und der sehr starken Toxizität von Fipronil bei der Verteilung innerhalb der Kolonie, gehe ich jedoch von einer Befallstilgung aus. Das Absterben einer Kolonie kann sich allerdings über >2 Wochen hinziehen.
Das mit den "bis zu 23 Nester 100 m²" bezieht sich übrigens auf Optimalhabitate.
Noch etwas: es wird von uns immer wieder darauf hingewiesen, dass auch eine erfolgreiche Köderaktion keinen Schutz vor Wiederbefall bietet. Gerade Häuser in Holzständerbauweise sind wohl relativ häufig betroffen.

Viele Grüße
G. Heller
Giga
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Giga »

Hallo Herr Heller,

Sie hatten uns ja schon vor Wiederbefall gewarnt, aber eine bisschen Hoffnung hatten wir doch, dass wir unsere Besucher nach der Köderaktion im Januar los sind. Nun sind sie aber wieder da! Wir haben gestern einige Tiere ziellos herumkrabbeln sehen. Diesmal allerdings im Badezimmer (letztes Jahr im angrenzenden Büro und im weiter entfernten Technikraum) Mein Mann und ich sind fast der Meinung, dass es sich um eine andere Art handelt. Sie sind in der Mehrzahl deutlich kleiner und einfarbig dunkel. Deshalb unsere Bitte: würden Sie freundlicherweise noch einmal eine Bestimmung für uns durchführen? Wir haben nun auch in ihrem "Bei Anfragen/Einsendungen beachten!-E-Mail" die Kontonr. des Ameisenforums entdeckt und würden uns dafür gern erkenntlich zeigen.

Viele Grüße
G. Glöckner
Gerhard Heller
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

wenn Sie ein Foto machen, das so brauchbar ist wie das von L. brunneus, erübrigt sich vielleicht die Einsendung einer Probe. Andernfalls können Sie mir die Tiere gerne schicken.

Viele Grüße
G. Heller
Giga
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Giga »

Hallo Herr Heller,

ich bin nicht sicher, ob diese Bilder ausreicht? Falls nein, schicken wir Ihnen gern ein paar Tiere zu.

Wir haben heute einen Beitrag von Herrn Buschinger gelesen, indem er bei einer Köderaktion auf das Problem hinweisst, dass die Königinnen nur mit dem Drüsensekreten von Arbeiterinnen gefüttert, nicht mit der eingetragenen Ködersubstanz. Wir nehmen an, dass das aufgenommene Gift sich aber irgendwann im Drüsensekret befindet und an die Königin weiter gegeben wird. Ist bekannt, wie lange dies dauert?

Viele Grüße
G. Glöckner
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Gerhard Heller
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Re: Ameisen im neuen Fertighaus/ Lasius sp.

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo Frau Glöckner,

das obere Bild zeigt jedenfalls nicht L. brunneus. Es könnte L. niger oder auch eine Art aus der L. alienus-Gruppe sein. Bei dem unteren Bild bin ich nicht so sicher. Wenn das 1. Bild nicht wäre, würde ich L. brunneus nicht ausschließen. Waren denn diese beiden Tiere zusammen oder haben Sie sie an verschiedenen Stellen im Haus gefangen?
Sie müssen also wohl nochmal Köder anwenden. Die genaue Artzugehörigkeit innerhalb dieses Artenkomplexes ist dabei nicht relevant, da die Nahrungspräferenzen ziemlich gleich sind.
Der Hinweis von Herrn Buschinger ist grundsätzlich richtig. Trotzdem war bei meinen Laborversuchen (Köder mit Spinosad) immer auch die Königin der Versuchsvölker (L. niger) betroffen. Ebenso war die Tilgung in Freilandstudien gut belegbar, in günstigen Fällen (z.B. Nest in einem Pflanzkübel) sogar direkt nachweisbar. Fehlschläge gibt es unter praktischen Bedingungen natürlich auch.

Viele Grüße
G. Heller
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