Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beratung bei Problemen mit Ameisen gibt es in diesem Forum.

Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

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nap
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Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von nap »

Liebe Experten,

ich habe schon etwas im Forum geschmökert aber mein Problem ist doch etwas komplex und ich hoffe, jemand kann mir eine sinnvolle Vorgehensweise empfehlen.

Zu meiner Ausgangssituation: wir haben vor ca. 3 Jahren ein Haus mit Garten gekauft. Schon immer hatten wir viele (verschiedenste) Ameisen im Garten, was eher zum Problem wurde, weil ich für meine Familie (meine Kinder sind 3 und 5) auch gerne Gemüse etc. anbaue. Da unsere Ameisen aber in rauhen Mengen Blatt- und Wurzelläuse züchten ist das ein wirklich aussichtloses Unterfangen. Und das "in rauen Mengen" ist wirklich nicht übertrieben, Salatanbau ist wegen der Wurzelläuse völlig aussichtlos, ganze (Beeren-)Sträucher sahen letztes Jahr aus wie "Blattlauskakteen" - sogar an roten Johannisbeeren und Erdbeeren wurde gezüchtet und zwischen dem extra zur Vergrämung gepflanzten Lavendel ging eine dicke Ameisenspur bis zu meinen Kräutertöpfen (ja, sogar bei Majoran und Salbei haben sich die lieben Tierchen eingenistet!). Die Rasenfläche war ca. alle 1,5m mit einem Erdnest überdeckt.

Die grobe chemische Keule wollte ich aber wegen der Kinder nicht schwingen und da letzten Herbst der Bagger anrückte zur Gartenneugestaltung dachte ich, das Problem würde sich eventuell durch die fast flächendeckenden Erdarbeiten lösen - leider nein!

Derzeit haben wir zwar noch blanken Erdboden rundum (Anlage des Gartens ist erst nach den Fasadenarbeiten in 1-2 Monaten geplant), die Tierchen treiben mich schon jetzt in den Wahnsinn: die "normalgroßen" schwarzen versuchen über den Balkon im ersten Stock das Haus zu entern, bzw. haben begonnen, die Blattläuse in der Ligusterhecke (!) und meinen 2 geretteten Ribisel-Stauden unterzubringen. Auch meine am Fensterbrett aufgestellten Frühlingsblumen sind mittlerweile ein Opfer der Blattläuse geworden.
Winzige schwarze Ameisen untergraben unsere Zufahrt, ebenso kleine rötliche (das sind auch die Mistdinger mit den Wurzelläusen). Einzig die großen schwarzen haben sich anscheinend vom Acker gemacht (bzw. in den benachbarten Acker).

Nach der "Hausattacke" über den Balkon bin ich kurz ausgerastet und habe mit einem Phyretrine-hältigen Streupulver einige sichtbare Straßen/Nester "behandelt". Aber besonders für die künftigen Gemüseflächen sind diese Mittel ja nicht wirklich geeignet (zumindest ist eine Verwendung im Kulturland auf der Packung nicht empfohlen).

Mir ist schon klar, dass die Nahrungsknappheit im Garten die Tierchen nervös/hyperlästig macht. Ich möchte jetzt aber wirklich im Garten den Tierchen großteils den Garaus machen - wir wohnen auf dem Land und da müssen es echt nicht meine paar hundert m2 Garten das Ameisenzentrum des Bundeslands sein. Zudem möchte ich demnächst mein Gartenglashaus aufstellen - und wenn dort Ameisen/Blatt- und Wurzelläuse eingezogen sind, kann ich jegliche Art von ("biologischer") Bewirtschaftung vergessen...

Ich habe schon überlegt/angefangen, mit 2 großen Tontöpfen einen Nistplatz anzubieten, um die Ameisen etwas zu konzentrieren und lokaler "angreifen" zu können. Richtige Nester sind momentan noch schwer auszumachen in meinem "Acker". Haltet ihr das für sinnvoll? Ans Umsiedeln der Nester denke ich ehrlich gesagt nicht, ich würde sie gern zusammen- und dann AUSrotten.
Was haltet ihr von dem Plan? Welche Mittel sind für Kulturland geeignet und auch bei Kindern im Garten ungefährlich? Wie erwische ich vor allem die Blatt- und Wurzellauszüchter? Gibts dann vielleicht auch Pflanzen, die in die Gartengestaltung eingeplant werden könnten um eine Rücksiedlung bestmöglich zu verhindern?

Fragen über Fragen und meinerseits keinen Schimmer, wie ich das möglichst effizient angehen könnte, danke für eure Hilfe!!

Liebe Grüße,

Petra
Buschinger
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Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von Buschinger »

Leider geben Sie noch nicht mal das Bundesland an, in dem das geschieht. Es ist jedenfalls äußerst ungewöhnlich, dass Ameisen derart auffällig lästig werden.
Ausrotten, wie es Ihnen vorschwebt, ist unmöglich (zum Glück! Ameisen haben eine sehr wichtige Stellung im Nahrungshaushalt der Natur): Innerhalb eines Sommerhalbjahres kommen sie aus der Umgebung wieder auf Ihr Grundstück.
In einigen Bereichen von D, z.B. in Thüringen, gibt es eine neu zuwandernde Ameisenart, Lasius neglectus, deren invasives Verhalten so ähnlich beschrieben wird, wie Sie es erleben.
Aber ohne zu wissen, wo das ist, und um welche Art(en) es sich handelt, können auch wir kein "sinnvolles Vorgehen" empfehlen. Es gibt >110 Ameisenarten in D. Tut mir Leid.

MfG,
A. Buschinger
nap
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Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von nap »

Entschuldigen Sie bitte! An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich aus dem benachbarten Oberösterreich - genauer gesagt aus dem wunderschönen Mühlviertel nördlich der Donau - um Hilfe bitte. Geologisch Granit und Gneis als Unterlage und wirklich "viel Gegend", dh. ausreichend Lebensraum für alle Ameisen - auch außerhalb meines Gemüsegartens ;-) Entsprechend war das "Ausrotten" auch auf meinen (Gemüse-)Garten bezogen. Mir ist schon klar, dass Ameisen eine wichtige Funktion erfüllen. Mit reinen Vergrämungsversuchen bin ich aber massiv gescheitert - jetzt bin ich soweit, wirklich zur Bekämpfung zu gehen und meinen Garten möglichst "unwirtlich" für Ameisen zu gestalten (in der Hoffnung, dann wieder Gemüse zu haben oder Salat anbauen zu können).
Ich glaube, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, weil wir in ca. 4-6 Wochen (nach Renovierung der Fassade) noch mal mit der Gartenfräse über die geplanten Rasenflächen gehen und dann die Bepflanzung starten - nur das Gartenhaus soll schon früher stehen. Bei der Fräs-Aktion würden dann aber zumindest oberflächliche Nester zerstört und nicht einladend für eine Neubesiedelung verbleiben (so mein Kalkül).

Anbei Fotos von heute abend und drei der Ameisenarten in unserem Garten. Die eher weißlichen Wurzellaus-Züchter muss ich erst ausgraben - vermutlich konzentrieren Sie sich auf die wenigen Löwenzahnsprießlinge, die auf unserer unbegrünten Gartenbaustelle derzeit wachsen - das Nahrungsangebot ist wirklich nicht wahnsinnig üppig, deshalb verstehe ich die Hartnäckigkeit nicht ganz bzw. was unser Grundstück wirklich so interessant macht. Die Blattlauszüchter waren beim Altbestand sogar auf den Bäumen (Lärche, Blutzwetschke ...) Sträuchern (Hollunder, Ziersträucher, Ribisel ...) und Pflanzen (bis hin zu Erdbeeren). Jetzt ist seit Oktober 90% des Gartens Baustelle und nicht einmal das motiviert sie zum Umzug (max. zum Einzug ins Haus!).

Wegen meiner Kleinkinder und der Umwelt möchte ich aber nicht einfach wild mit irgendwelchen Giftzeugs um mich werfen sondern eine gezielte Strategie bzw. ein Maßnahmenbündel einsetzen. Deshalb bitte ich Sie hier im Forum um Hilfe, ich habe beim durchsehen den Eindruck gewonnen, dass hier richtige (und vernünftige) Experten für mein Problem sind.

Liebe Grüße,

Petra

Nachtrag: hab noch versucht, passende Fotos zu machen.
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Das ist die besonders invasive Art, die Blattläuse auf Liguster, Ribisel und Salbei züchtet.
Das ist die besonders invasive Art, die Blattläuse auf Liguster, Ribisel und Salbei züchtet.
eine der kleinen Arten- sind besonders bei den Pflasterungen/Fundamenten aktiv
eine der kleinen Arten- sind besonders bei den Pflasterungen/Fundamenten aktiv
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nap
Beiträge: 10
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Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von nap »

Guten Morgen!

Ich hab noch zwei Bilder von den roten "Wurzellauszüchtern". Gestern habe ich an drei verschiedenen Stellen entlang der Naturstein-Zufahrt gegraben und bin 2x gleich direkt in einem Nest gelandet :roll:
Manchmal sind die auch "gemischt" mit schwarzen Ameisen im Nest, letzten Sommer habe ich auch eher weissliche Ameisen gefunden (oder ist das eine Ausprägung dieser Sorte?).

Ich bin noch immer recht ratlos und würde mich sehr sehr über Hilfe freuen! (und natürlich spende ich auch gern für die ameisenschutzwarte, eh kein Thema - bevor ich hier im Forum gelesen hab, war ich ja schon wild entschlossen, einem Schädlingsbekämpfer für die "Lösung" zu engagieren. Nach den Erfahrungen hier kann ich mir dieses Geld aber getrost sparen! ;-)).

LG,
petra
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hmgarten
Beiträge: 5
Registriert: 08. Mai. 2012, 15:22

Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von hmgarten »

Hallo Petra,

habe gerade Ihre Hilferufe hier gelesen , welche scheinbar ungehört bleiben.

Bin selber nur ein Gast hier, kann aber Ihre Probleme nachvollziehen - weil ich sie ganz genauso aus meinem Garten kenne (s.meine Beiträge).
Dafür habe ich ähnlich wie Sie in diesem Forum um Rat gebeten, wurde aber von einem Moderator leider nur ziemlich oberlehrerhaft abgekanzelt.

Das Ameisenproblem oder -phänomen(?) habe ich seit mehreren Jahren und es nimmt stetig zu.
Genauso wie Sie habe ich es anfangs auf eine "harmlose" Bekämpfung hinauslaufen lassen - mit Geduld und Spucke.
Aber das können Sie alles vergessen mit biologischen Mitteln und grüner Gesinnung- im Hinterkopf die Ameise ist das nützlichste Lebewesen in Ihrem Biotop (was der O Ton der Moderation in diesem Forum zu sein scheint).
Für mich ist dies gelinde gesagt naive Tagträumerei (oder wie wir in Süddeutschland sagen - spinnerd), die sich wegen extremer Schadbilder verschiedener Ameisenpopulationen und deren massiver Zunahme durch nichts rechtfertigen lässt.
Wenn man den Kartoffelkäfer nur "bespricht" wird er freudig die gesamte Ernte zammenfressen!!!!

Auch ich hatte es wie gesagt ohne Chemiekeule versucht, mit Pflanzenwechsel; Biosprützbrühe(Sud); Rasenneuansaat mit neuer Erde; Bodenaustausch (Hab kurz vor dem Winter einen Mutterbodenhaufen gesiebt und gelagert - im März war der rappelvoll mit Ameisen); Backpulver usw.

Schätze mit Ihren Maßnahmen werden Sie ebenfalls grandiose Mißerfolge feiern, außer ihre Ameisen sind "einsichtiger", was aber nach Ihren Schilderungen nicht danach aussieht.

Für meinen Teil werde ich künftig mit legalen Mitteln das Problem an der Wurzel packen ,ohne dabei die Ökologie meines Gartens zu vernachlässigen und ohne eine Gefährdung von Mensch und Tier oder Pflanze hervorzurufen.
Eine punktuelle Bekämpfung der Ameisen an den befallendsten Stellen macht bei großflächigem Befall keinerlei Sinn und ist immer nur ein Kampf mit der Zeit.
Weil ich hier schon schwer gerügt wurde , möchte ich auf meine Maßnahmen nicht noch einmal näher eingehen (s. meine Beiträge).

Bei der Bewältigung Ihres eigenen Ameisenproblems wünsche ich Ihnen jedenfalls eine glückliche Hand


mit freundlichen Grüßen

hmgarten
Buschinger
Beiträge: 1487
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Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von Buschinger »

Sehr geehrter „hmgarten“,

Es wäre nett, wenn Sie Ihre Unfreundlichkeiten gegen die beiden einzigen hier im Beratungsforum freiwillig und unentgeltlich tätigen Fachleute (Dr. Heller und mich) einstellen könnten. Sie müssen nur ein paar Threads durchlesen um vielleicht zu bemerken, dass wir durchaus hilfreiche Informationen vermitteln, so weit dies überhaupt möglich ist!

Besonders hilfreich wäre es, wenn Sie Ihren Informationsstand über Ameisen so weit anheben könnten, dass Sie zwischen nützlichen und (wirklich) schädlichen Ameisen zu unterscheiden lernen.
Es gibt weltweit > 12.500 Arten von Ameisen, in Deutschland sind es knapp über 110.
Der Begriff „Ameisen“ ist ungefähr vergleichbar mit „Säugetiere“. Nach Ihrem Wissensstand und Denkmuster sind (alle) Säugetiere schädlich und müssen ausgerottet werden: Rind, Schwein, Pferd, Hirsch und Reh, Igel und Fledermäuse usw., weil es ja die schädlichen Wanderratten und Hausmäuse gibt.

Sie wurden hier nicht „schwer gerügt“, sondern informiert. Wir, und die Ihnen anscheinend verhassten Naturschützer allgemein, sind auch nicht die naiven Tagträumer, oder gar „spinnert“. Aber unter dem Deckmäntelchen der Anonymität im Internet werden auch die Feiglinge mutig und werfen mit Beleidigungen um sich.

Wenn ich Ihre aufwändigen und teuren Bemühungen lese („Auch ich hatte es wie gesagt ohne Chemiekeule versucht, mit Pflanzenwechsel; Biosprützbrühe(Sud); Rasenneuansaat mit neuer Erde; Bodenaustausch (Hab kurz vor dem Winter einen Mutterbodenhaufen gesiebt und gelagert - im März war der rappelvoll mit Ameisen); Backpulver usw.“), kommt mir ein Verdacht, den ich hier nicht öffentlich aussprechen mag.
Jedenfalls haben Sie mit all' diesem Aufwand ja doch nicht Ihr Ziel erreicht, und das hat auch noch niemand vor Ihnen. Nichts anderes habe ich in meiner ersten Antwort auf die Frage von JanH gesagt: http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/ ... =23&t=1615 .
Und nach allen einschlägigen Erfahrungen werden auch Sie mit den von Ihnen angekündigten Maßnahmen weiterhin erfolglos bleiben.

Vielleicht denken Sie mal darüber nach.

Mit besten Empfehlungen,
A. Buschinger
nap
Beiträge: 10
Registriert: 25. Apr. 2012, 21:18

Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von nap »

Geschätzter Herr Buschinger, sg. hmgarten,

ich habe mich an dieses Forum gewandt, weil
1) mir klar ist, dass Ameisen einen wichtigen Beitrag für ein funktionierendes Ökosystem leisten und es ohne nicht geht
2) mir trotzdem die Invasion in meinen unmittelbaren Lebensbereich zuviel wird (und mich mein Mann bald zur Therapie schickt...)
3) ich nach dem Durchstöbern das Gefühl hatte, dass man das hier versteht und man mir hier weiterhelfen kann.

Der Aspekt, der mir in den bisherigen Anfragen/Antworten fehlte, war der der Kleinkinder, deren Sicherheit für mich bei jeder "Bekämpfungs-/Eindämmungsmaßnahme" unbedingte Priorität hat.

Wie es aussieht, verwenden einige der Ameisenarten in unserem Garten die Isolierung unseres Hauses/die Natursteinpflasterung rund ums Haus als Nistgelegenheit. Ein Teilbereich (Fasade) sollte sich somit nach der Sanierung/Versiegelung lösen. Für die Steinplatten und die Wurzellauszüchter (Lasius flavus?) bin ich aber noch immer ratlos.

Einfach "drauf-los-zu-gifteln" ist mir zu blöd, ehrlich gesagt. Ich such für mich einen sinnvolleren und von mir aus auch mehrstufigen Dezimierungsplan, damit wir (Familie + Ameisen) in Zukunft wieder friedlich nebeneinander existieren können.

Ideen dazu nach wie vor willkommen!

Lg,
Petra

PS: auch die Identifizierung der "(Terassen-)Winzlinge" (Fotos oben) würde hilfreich sein - diese machen vor allem den Natursteinpflasterungen (nicht auf Sand sondern auf estrich-artigem Untergrund) zu schaffen und "graben" Löcher aus den Fugen!
gartenjunkee
Beiträge: 1
Registriert: 21. Mai. 2012, 22:55

Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von gartenjunkee »

Hallo Petra, wenn DU etwas finden kannst was die Ameisenpopulation eindämpfen kann, wäre ich Dir sehr dankbar wenn Du dies an mich weitergeben könntest. Auch ich und noch schlimmer meine Kinder sind mittlerweile erschöpft, denn bei dem schönen Wetter, das jetzt draußen herrscht, ist es bei uns kaum möglich die Nase vor die Tür ins heimische Garten zu setzen, denn dort wimmelt es überall von Ameisen, die sind wirklich überall, und so langsam fressen sie sich durch die Versiegelung an den Fenstern ins Haus. Meine jüngste Tochter ist gerade ein Jahr und es ist unmöglich das Kind auch nur einen Augenblick im Sandkasten oder auf dem Rasen sitzen zu lassen, der Große (4) geht tag-täglich auf "Ameisenjagd" im Haus, die kleinen Viecher verkriechen sich in die Spielsachen und Möbel. Es ist mittlerweile der ganze Garten mit den Ameisenlöchern und Bauten durchbohrt, wir haben erst vor wenigen Wochen den Rasen neu angelegt und da sieht man das kleinste Körnchen das neu aufkommt deutlich genug, um zu sagen es wimmelt nur so von denen. Man kann keinen Meter mehr laufen ohne das man auf sie stößt und zwar in Unmengen. Ich spreche nicht von einpaar bis Hundert, NEIN, es geht nun meiner Meinung nach um Tausende die auch täglich neu dazu kommen. Also bitte, falls jemand eine Lösung hat für das Problem, bitte helft mir!!!

PS: hmgarten, hab leider nicht viel aus deinen Beiträgen erfahren, wär schön wenn du hierhinter klemmen könntest. Vielen Dank.

Viele Grüße

Olga
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

zur "Ameisenvielfalt im Garten" ist zu sagen:

Die "Terrassenwinzlinge" gehören zur Gattung Tetramorium (Rasenameisen). Sie sind sogar in "versiegelten" innerstädtischen Bereichen überaus häufig, wo man ihre Nesteingänge entlang von Hauswänden, in Pflasterfugen etc. sehen kann.

Die größere schwarze Ameisenart (im Kräutertopf) scheint wohl Lasius fuliginosus (Glänzend-schwarze Holzameise) zu sein. Die Nester dieser relativ seltenen Art werden bevorzugt in hohlen Bäumen oder im Wurzelraum von Bäumen angelegt. Vielleicht gibt es in Ihrem Garten oder in der Nachbarschaft solche Bäume.

Die gelbroten Ameisen sind eine der zahlreichen gelben Lasius-Arten, möglicherweise L. flavus (Gelbe Wiesenameise). Dies ist ein Bewohner von Grünland, auch von Gartenrasen.

Gegen Ameisen auf Terrassen und Gartenwegen gibt es zugelassene Streu- und Gießmittel. Gegen Ameisen in Pflanzbeeten und Rasenflächen bestehen keine Zulassungen.

Viele Grüße
G. Heller
nap
Beiträge: 10
Registriert: 25. Apr. 2012, 21:18

Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von nap »

Lieber Herr Heller,

das hilft mir jetzt enorm weiter, das erklärt auch, warum die Invasion so groß ist, besonders bei den Holzameisen (die ja bis zu 2 Mio. Ameisen pro Staat umfassen können).

Bis in den Herbst standen 2 tote Birken-"Zierstämme" als Wasserleitungsummantelung in unserem Garten (noch vom Vorbesitzer). Da im Oktober diese Nistmöglichkeit entfernt wurde und das Nahrungangebot durch die Grabungsarbeiten und Entfernung des Großteils der Pflanzen radikal gekürzt wurde, sind die Ameisen jetzt so nervös und erklimmen sogar die Fassade. So schön sie sind (und lt. Ihrer Angabe auch relativ selten) ist das natürlich wirklich ein Grund mehr zur Bekämpfung - Isolierung und Holzteile des Hauses sollen nicht als Ersatznest dienen. Es sieht wirklich danach aus, dass die Holzameisen in die Isolierung (Spalt zwischen Sockel + Pflasterung) gezogen sind.

Ich werde jetzt einen Köder auf Spinosad-Basis (2g/kg) verwenden; dieses Mittel ist für Säuger nicht toxisch (Toxität Ente 5 g/kg) - also aus meiner Sicht die beste Wahl für einen Haushalt mit Kindern (bzw. in der Verwendung als "Leberwurstköder" auch für die Nachbarskatzen). Spinosad wurde nach meiner Recherche übrigens (sicher in anderer Dosierung) in den USA für die Behandlung von Kopfläusen bei Kindern zugelassen und ist auch im Biolandbau v.a. bei der Bekämpfung von Kartoffelkäfern im Einsatz.
Bzw. werd ich auch erst kurz vor dem Urlaub die Köder (recht zahlreich, Leberwurst bzw. Zuckerbasis) setzen, um jegliche Gefahr für/durch die Kinder auszuschließen.

Spinosad sollte ev. auch das Problem mit den anderen Insekten in der Isolierung (Kellerasseln) lösen.
Einen Teil des Köders werde ich direkt in den Spalt spritzen, dann ist die Bienengefährlichkeit auch kein Problem. An der Oberfläche werde ich voraussichtlich eher die Spinosad Köderdosen einsetzen. Gewässer haben wir nicht wirklich in der Nähe, da Spinosad für Fische/Wasserorganismen extrem schädlich ist und Gewässer auch langfristig schädigen kann muss man hier vorsichtig sein.

Interessant wird sein, ob auch meine Wurzellauszüchter von dem Köder beeindrucken lassen. Ich hoffe, die Zahl zu dezimieren und dann im Juli bei der Neuanlage des Rasens durch die Gartenfräse die einladenden leeren Nester zu zerstören. bzw. sollte bei der Fasade dann auch alles "dicht" sein.

Im Spätsommer möchten wir uns 2-3 Hühner anschaffen (nicht wegen der Ameisen), ich könnte mir aber vorstellen, diese in Phase 2 auch die "lokal" zur Ameisennestbekämpfung einzusetzen (naja - wenn der Rasen neu angelegt ist wohl eher zur Entsorgung der in angebotenen Nistplätzen (umgedrehte Tontöpfe) umgesiedelten Ameisen.

Wenn noch jemand Anregungen oder Tipps hat - gerne, ansonsten melde ich mich in einigen Wochen (hoffentlich mit Erfolgsmeldungen ;)

Liebe Grüße bis dahin,

Petra
nap
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Zwischenbericht

Beitrag von nap »

Nachfolgend ein erster Zwischenbericht - vielleicht hat ja jemand die ein oder andere Anmerkung dazu.

Bereits im Mai wurden vereinzelt Köderboxen mit 0,8g spinosad-Köder auf Zuckerbasis gesetzt (vom österr. Aldiableger, recht günstig). Bild immer das selbe: gute Annahme der Köderbox, nach 2-3 Tagen dann nur noch wenige/keine Ameisen (dafür wieder an anderer Stelle bzw. nach einer Woche von einer anderen Richtung her kommend. Da die Zuckerbasis-Köder so gut angenommen wurden, hab ich vor meinem Urlaub 12 Köderdosen ausgesetzt (ebenfalls alle gut angenommen, vor allen von den Holzameisen und den kleinen Schwarzen, die ich so gern "Terassenwinzlinge" nenne - die aber zur Gattung Tetramorium gehören düften. Zusätzlich wurde die vermeintliche Niststelle im Haussockel intensiver behandelt (gießverfahren).
Nach dem Urlaub (1 Woche) hab ich dann entsetzt festgestellt, dass es nach wie vor "wimmelt" und die Holzameisen eine neue Stelle des Haussockels besiedeln wollten ("Aushub" wie bei den Rasenameisen an Sockel). Sofort hab ich dann mit celaflor Natureen Granulat (2g Spinosad) im Gießverfahren reagiert bzw. damit auch die Köderdosen nachbefüllt. Wieder gute Annahme des Köders und auch mit dem Gießverfahren hab ich die Holzameisen vom "weiternisten" abgehalten.
soweit so gut.
Was mich aber irritiert: warum siedeln Ameisen (v.a. die roten Wiesenameisen) unter meinen Köderboxen? Die Köderboxen sind nach einigen Tagen immer wieder besucht. Allerdings kommen in unregelmäßigen Abständen immer wieder zu "Teilinvasionen", wo plötzliche Hunderte Ameisen wieder gegen Haus/Sockel strömen oder das mittlerweile errichtete Gewächshaus einnehmen wollen. Liegt das an der hohen Populationsdichte oder wirkt das spinosad doch nicht richtig?
Ich werde mal regelmäßig (reicht 1x die Woche?) die Köderdosen mit Granulat nachbestücken, ggf. zusätzlich auch mit Leberwurstködern (kann man das in eine Dose geben?) und hoffen, dass die Invasion doch mal endet. - Abwarten und Tee trinken.
Oder gibt es noch Vorschläge?

lG
Petra
nap
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Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von nap »

Ein kurzer Zwischenbericht:
Mit den Sponisad-Köderdosen habe ich die Holzameisen und div. anderen auf ein gutes Maß reduziert. Und letztes Wochenende guten Mutes die Rasenanlage in Angriff genommen (insgesamt ca. 300m² in 2 Bereichen). Am 2. Tag nach der Anlage und Regen: gut 150 kleine "Türmchen" kündeten gut sichtbar von kleinen Ameisennestern (die roten "Wurzellauszüchter"). - ist das normal, dass das so viele sind?

LG,
Petra
Buschinger
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Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von Buschinger »

Ein frisch angelegter Rasen, womöglich noch nicht durchgehend grün, ist eine "Einladung" für schwärmende Ameisenköniginnen. Nach dem Hochzeitsflug gehen sie bevorzugt auf erdfarben-hellen Flächen nieder um dort ihre Kolonien zu gründen: In der Natur ist die helle Bodenfarbe ein Zeichen für trocken-warme Bedingungen.
In der Fläche sind nach der Neuanlage keine großen, ausgewachsenen Völker mehr vorhanden, die ansonsten sehr viele der Gründerköniginnen erbeuten und fressen würden.
Die Jungköniginnen graben sich ein und verschließen die Eingänge. Bis zum Herbst, bei manchen Arten auch erst im Frühjahr, entstehen die ersten etwa 10 jungen Arbeiterinnen, die dann das Nest weiter ausbauen und es auch zur Nahrungssuche verlassen. Dabei kommt es nicht selten zu einer Reduktion der Anzahl der Jungvölker, weil diese untereinander feindlich sind und sich als Beute oder als Konkurrenten "betrachten".
Was folgt, ist über die nächsten Jahre eine "Sukzession", eine Abfolge von einerseits Heranwachsen einiger weniger Völker, und die Ansiedlung von 2-3 weiteren Arten. Alle sind untereinander Konkurrenten, so dass sich letztlich die Anzahl der Völker verringert. Manche Völker sterben durch Parasiten oder Erkrankungen ab, andere werden von räuberischen Insekten vernichtet, oder von Spechten ausgenommen. Auch zunehmende Verschattung durch Bäume und Sträucher bringt manche Arten zur Abwanderug. Nach 10-15 Jahren stellt sich ein Gleichgewicht ein, bei dem die Anzahl der Völker und der insgesamt vorhandenen Ameisen auf der Fläche sich nicht mehr ändern. Umgraben, oder Pestizideinsatz, würde die Sukzession wieder auf den Startpunkt zurückwerfen.

MfG,
A. Buschinger
nap
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Re: Ratlos gegen Ameisenvielfalt im Garten

Beitrag von nap »

Vielen Dank für die Ausführungen. Kann es nicht doch sein, dass die roten Ameisen die Neuanlage des Rasens ganz gut überlebt haben? - da sie eigentlich durchgängig zu beobachten waren und nur durch das "erde-häufeln" die Dimension richtig sichtbar wurde. Dagegen spricht für mich eigentlich nur die Futternot, die sie mangels Vegetation eigentlich erleiden mussten - der spärliche Zwischenbewuchs hat da wohl nicht allzuviel hergegeben. Auch wenn in ca. jeder zweiten ausgerissenen Quecken- oder Löwenzahnwurzel rote Ameisen rumkrabbelten.
Dass sie alle innerhalb von 3 Tagen in ein durchgängig gewässertes "Ackerstück" eingewandert sind kann ich kaum glauben.

Eigentlich hatten wir schon vor den Grabungsarbeiten in etwa diese Dichte des Auftretens, im "Intensiv-Bereich" 2-5 Nester pro m². Schwärmende Ameisen/Weibchen sind mir in den letzten Wochen eigentlich nur Lasius niger "untergekommen" - wie von Hr. Heller freundlicherweise bestimmt.

Welche Tiefe erreichen die Nester der roten Wiesenameise? Bis auf den Wurzellausbefall im Gewächshaus und Nutzgarten sind sie ja nicht übermässig störend.

Liebe Grüße,
Petra
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