Ich habe in letzter Zeit einige Male Wespen (?) beobachten können, die auf den ersten Blick männlichen Ameisen recht ähnlich sahen. Vor allem war auch unter dem Binokular so etwas ähnliches wie ein Stielchenglied zu erkennen - allerdings anders geformt als bei den mir bekannten Arten. Sehr flach, keinenfalls schuppenförmig. Zudem waren es weit mehr Gestertergite als bei Ameisen. Trotzdem würde mich interessieren, woran genau zu erkennen ist, ob es sich um einen Petiolus handelt oder um etwas anderes.
Gruß und Danke für die Antworten im Voraus.
Bei Bedarf kann ich es auch mal mit Fotos versuchen.
schmidi
Wespen mit "Petiolus"?
Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger
-
- Beiträge: 1487
- Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
- Wohnort: Reinheim
Petiolus = Stielchen = Taille
Lieber Herr Schmid,
Ein Foto wäre schon hilfreich, bzw. eines von der ganzen Wespe und eines von der Petiolus-Region (besonders auch im Hinblick auf die Segmentzahl).
Wie so viele Fachbegriffe ist leider auch die Bezeichnung Petiolus nicht genau festgelegt. Im Hentschel/ Wagner: Wörterbuch findet man den Begriff überhaupt nicht.
Im weiteren Sinn heißt Petiolus einfach Stiel. Selbst bei Spinnen wird die tiefe Einschnürung zwischen Kopf-Bruststück (Prosoma) einerseits und Hinterleib (Opisthosoma) andererseits Petiolus genannt. Der Stiel umfasst dann überhaupt kein Segment. Bei apocriten Hymenopteren (den Legwespen", also Schlupfwespen, sowie den Aculeata, also "Stachelträgern" wie Bienen, Wespen, Ameisen ) heißt die Einschnürung hinter dem 1. Hinterleibssegment (dieses liegt als Epinotum dem Thorax auf) allgemein Petiolus. Je nach Umfang der Einschnürung kann dieser Stiel null (Wespen, Bienen), 1 oder 2 Segmente umfassen (Ameisen). Bei den Ameisen hat sich eingebürgert, das erste eingeschnürte Segment Petiolus zu nennen, das 2. (wo vorhanden) als Postpetiolus. Exakter wäre für Petiolus also eigentlich die Bezeichnung 1. Petiolussegment, oder wie im Deutschen gebräuchlich: Erstes Stielchensegment.
Einer schlanken Dame könnte man also getrost als Kompliment versichern, sie habe einen hübschen Petiolus, oder eine "Spinnentaille". Trotzdem wird sie mit der üblichen Bezeichnung "Wespentaille" vermutlich glücklicher dreinblicken
A. Buschinger
Ein Foto wäre schon hilfreich, bzw. eines von der ganzen Wespe und eines von der Petiolus-Region (besonders auch im Hinblick auf die Segmentzahl).
Wie so viele Fachbegriffe ist leider auch die Bezeichnung Petiolus nicht genau festgelegt. Im Hentschel/ Wagner: Wörterbuch findet man den Begriff überhaupt nicht.
Im weiteren Sinn heißt Petiolus einfach Stiel. Selbst bei Spinnen wird die tiefe Einschnürung zwischen Kopf-Bruststück (Prosoma) einerseits und Hinterleib (Opisthosoma) andererseits Petiolus genannt. Der Stiel umfasst dann überhaupt kein Segment. Bei apocriten Hymenopteren (den Legwespen", also Schlupfwespen, sowie den Aculeata, also "Stachelträgern" wie Bienen, Wespen, Ameisen ) heißt die Einschnürung hinter dem 1. Hinterleibssegment (dieses liegt als Epinotum dem Thorax auf) allgemein Petiolus. Je nach Umfang der Einschnürung kann dieser Stiel null (Wespen, Bienen), 1 oder 2 Segmente umfassen (Ameisen). Bei den Ameisen hat sich eingebürgert, das erste eingeschnürte Segment Petiolus zu nennen, das 2. (wo vorhanden) als Postpetiolus. Exakter wäre für Petiolus also eigentlich die Bezeichnung 1. Petiolussegment, oder wie im Deutschen gebräuchlich: Erstes Stielchensegment.
Einer schlanken Dame könnte man also getrost als Kompliment versichern, sie habe einen hübschen Petiolus, oder eine "Spinnentaille". Trotzdem wird sie mit der üblichen Bezeichnung "Wespentaille" vermutlich glücklicher dreinblicken
A. Buschinger
Hier sind zwei Bilder. Es halndelt sich zwar nicht um jene Wespe, die mich zum post veranlasst hat, sie sieht auch weniger nach einem Männchen aus und es ist ja auch der Legestachel deutlich zu erkennen.
Trotzdem ist auch hier ein Petiolus-ähnliches Glied zu erkennen.
Ich hatte mir die Regel eingeprägt:
Petiolus = Ameise.
Darf man das also nicht so eng sehen, oder?
Mit sonnigen Grüßen
schmidi
Trotzdem ist auch hier ein Petiolus-ähnliches Glied zu erkennen.
Ich hatte mir die Regel eingeprägt:
Petiolus = Ameise.
Darf man das also nicht so eng sehen, oder?
Mit sonnigen Grüßen
schmidi
- Dateianhänge
-
- Wespe fürs Web20050620 2276.jpg (30.14 KiB) 11264 mal betrachtet
-
- Wespe fürs Web20050620 2275.jpg (32.28 KiB) 11264 mal betrachtet
-
- Beiträge: 1487
- Registriert: 26. Apr. 2004, 12:34
- Wohnort: Reinheim
Schlupfwespen-Petiolus
Hallo schmidi:
Tolle Bilder! Vielen Dank dafür.
Dieses schmale Glied darf man durchaus mit Recht als Petiolus bezeichnen, s. o..
Viele Begriffe werden in unterschiedlichen Tiergruppen gebraucht, und oft bezeichnen sie dann nicht genau dasselbe. Der Thorax der Ameisen ist ja auch ganz anders gebaut als der von Säugetieren, die ihre Hinterextremitäten am Abdomen tragen. - Und neuerdings wird der Ameisen-Thorax "Mesosoma" genannt, Mittelkörper, weil das erste Hinterleibssegment (Epinotum) damit fest verbunden ist. Das ist zwar bei den apocriten Hymenopteren allgemein so, aber niemand spricht/ schreibt deswegen vom "Mesosoma" einer Honigbiene oder Hornisse. Mesosoma ist auch ein Begriff aus einem ganz anderen Bereich des Systems: Kommt bei Spinnentieren vor und kennzeichnet z.B. den breiten Teil des Hinterleibs von Skorpionen (der schmale "Schwanz" heißt dann Opisthosoma). Zu diesen Begriffen gehört allerdings auch ein "Prosoma", verwachsen aus Kopf und Thorax. Das lässt sich dann wieder absolut nicht auf Ameisen übertragen.
Viele Grüße,
Ihr A. Buschinger
Tolle Bilder! Vielen Dank dafür.
Dieses schmale Glied darf man durchaus mit Recht als Petiolus bezeichnen, s. o..
Viele Begriffe werden in unterschiedlichen Tiergruppen gebraucht, und oft bezeichnen sie dann nicht genau dasselbe. Der Thorax der Ameisen ist ja auch ganz anders gebaut als der von Säugetieren, die ihre Hinterextremitäten am Abdomen tragen. - Und neuerdings wird der Ameisen-Thorax "Mesosoma" genannt, Mittelkörper, weil das erste Hinterleibssegment (Epinotum) damit fest verbunden ist. Das ist zwar bei den apocriten Hymenopteren allgemein so, aber niemand spricht/ schreibt deswegen vom "Mesosoma" einer Honigbiene oder Hornisse. Mesosoma ist auch ein Begriff aus einem ganz anderen Bereich des Systems: Kommt bei Spinnentieren vor und kennzeichnet z.B. den breiten Teil des Hinterleibs von Skorpionen (der schmale "Schwanz" heißt dann Opisthosoma). Zu diesen Begriffen gehört allerdings auch ein "Prosoma", verwachsen aus Kopf und Thorax. Das lässt sich dann wieder absolut nicht auf Ameisen übertragen.
Viele Grüße,
Ihr A. Buschinger