Waldameisen - Beobachtungen und Experimente - Facharbeit

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Maja
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Waldameisen - Beobachtungen und Experimente - Facharbeit

Beitrag von Maja »

Hallo!

Im Rahmen meines Bio Leistungskurses muss ich eine Facharbeit mit dem Titel "Waldameisen - Beobachtungen und Experimente" verfassen.

Momentan schwimme ich noch 'ein bisschen', beeidruckt allein schon von der Anzahl der heimischen Unterarten. Ich werde also mich auf ein gewisses Gebiet beschränken müssen.

Am liebsten würde ich etwas über hügelbauende und polygyne Ameisen machen... allerdings bin ich mir noch überhaupt nicht über den experimentellen Teil der Arbeit im klaren (auch im Bezug auf den Naturschutz).

Habt ihr Ideen zu Versuchsaufbauen / interessante Beobachtungen? Wie könnte ich sinnvoll eingrenzen?

Vielen Dank für eure Bemühungen! :-)
Maja
Dieter Bretz
Beiträge: 50
Registriert: 20. Apr. 2004, 01:05
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ASa-Sonderheft S/2007 Projekt Waldameisen

Beitrag von Dieter Bretz »

Hallo Maja,

Beobachtungen an Waldameisen sind kein Problem, aber mit Experimenten an Waldameisen kommen Sie sehr schnell in Konflikt mit der Stellung der Waldameisen als besonders geschützte Tierart (siehe rechtl. Grundlagen auf der Homepage der DASW).
Ich empfehle Ihnen zunächst einmal das ASa-Sonderheft S/2007, das Sie bei der Bundesgeschäftsstelle der DASW beziehen können. Dort finden Sie eine Menge Anregungen für Beobachtungen und einfache Untersuchungen an Waldameisennestern. Diese sind zwar für die Mittelstufe konzipiert, können aber jederzeit auch auf die Oberstufe transferiert und dementsprechend ausgebaut werden.
Wenn der Schwerpunkt Ihrer Facharbeit unbedingt auf Experimenten liegen soll, dann müssen Sie sich eine Ameisenart aussuchen, die nicht zu den besonders geschützten Tierarten zählt.
Sollten Sie weitere Fragen haben, so können Sie mich auch über meine E-Mail-Adresse konsultieren: ameisenbaer.bretz@t-online.de

MfG
Dieter Bretz
Dipl.-Biol. Dieter Bretz
35 781 Weilburg
Maja
Beiträge: 5
Registriert: 04. Aug. 2010, 13:12
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Beitrag von Maja »

Ja, die Problematik beim Expertimientieren ist mir bereits aufgefallen.

Mein bisheriger Plan ist es, mich auf die Umwelteinflüsse zu konzentrieren.
Da es sich um eine Facharbeit handelt, die den Anspruch hat, eigene Erkenntnisse hervorzubringen, was vollkommen neu für mich ist, habe ich versucht eigene Versuchsaufbauten / Gedanken zu verfolgen. Natürlich ist mir bewusst, dass ich mich nicht im gerinsten auf neuen Gebieten bewege, aber es soll nun mal keine Standardarbeit sein.

Ich würde gerne einige Versuche im Bezug auf den allg. Tagesrhythmus, Temperatur, Niederschlag und Sonneneinstrahlung machen.

Ein paar Beispiele:
> Vergleich der Aktivität bei unterschiedlichen Luftfeuchtigkeiten
> bei Niederschlag: Überdachung und Vergleich zu einem unüberdachten Bau --> reagieren Ameisen auf Luftfeuchtikeit oder auf Wasserkontakt?
> Aktivitätsprofil / Geschwindigkeitsmessungen bei unterschiedlichen Außentemperaturen
> partielle Wärmebestrahlung --> Aktivitätssteigerung? --> Weitergabe von Information? --> Veränderung des Baus?
> Lichtbestrahlung / Wärmebetsrahlung des Baus bei Nacht --> Aktivität? --> was ist der begrenzende Faktor für die Aktivität? Temperatur? Licht?

Über Inspiration aber auch über Bekundung von Bedenken freue ich mich!
Maja
Maja
Beiträge: 5
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Beitrag von Maja »

(Wie) Kann man einzelne Ameisen markieren?
Rene Schulze
Beiträge: 85
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Beitrag von Rene Schulze »

Hallo Maja,

zum Markieren von Ameisen gibt es diverse Methoden, die aber allesamt nicht sehr praktikabel bzw. tierschonend sind.
Man kann z.B. mit einer Nadel einen kleinen Farbpunkt aus Nagellack auf den Hinterleib oder den Thorax aufbringen. Dazu muss man die Tiere aber irgendwie fixieren, oder für eine kurze Zeit in den Kühlschrank legen, um sie in Kältestarre fallen zu lassen.
Selbst wenn das gelingt und die Tiere den nicht gerade gesundheitsfördernden Nagellack überleben, muss dieser erst einmal trocknen, bevor man sie wieder zurück zum Nest setzt.
Dort kann es dann passieren, dass die Nestgenossinnen entweder versuchen, ihre markierte Kollegin von dem Fleck zu befreien oder diese wird aufgrund des Nagellackduftes sogar als nestfremd erkannt und entfernt.

Die zweite Möglichkeit ist das Anbringen winziger Zettelchen (entweder verschiedenfarbig oder mit Nummern versehen) mit Hilfe eines winzigen Tropfens Sekundenkleber ebenfalls auf Hinterleib oder Thorax. Der Vorteil ist, die Methode kommt ohne lange Trocknungszeiten aus, dennoch sind die Tiere damit natürlich mehr oder weniger verunstaltet, da das Zettelchen bzw. der Sekundenkleber sich nicht mehr entfernen lassen.

Beide Methoden sind bei Waldameisen praktisch ausgeschlossen, da deren Schutzstatus eine solche Behandlung (für die ja eine größere Zahl Tiere vorübergehend vom Nest entfernt und quasi geschädigt werden muss) ausschließt.

Um aber z.B. die Laufgeschwindigkeit oder Laufstrecke der Tiere zu bestimmen, kann man sie mit einem Popcornkügelchen "markieren". Diese legt man an einem gewünschten Platz abseits des Nestes (z.B. am Fuße eines Belaufbaumes) aus und wartet, bis eine Arbeiterin es findet und zum Nest transportiert. Das weiße Popcornkügelchen ist leicht genug um von einem einzelnen Tier getragen werden zu können und fällt gegenüber dem dunklen Waldboden sehr stark auf. Dadurch kann man eine Arbeiterin selbst im größten Gewusel gut verfolgen, ohne sich die Augen verrenken zu müssen.

Viele Grüße,

René
Maja
Beiträge: 5
Registriert: 04. Aug. 2010, 13:12
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Beitrag von Maja »

Ich hab mir schon gedacht, dass sowohl vom Schutz als auch von der Umsetzung einige Probleme bestehen.

Eigentlich wollte ich damit Polydomie/ Polygynie nachweisen.

Ich habe mich umentschlossen und kartiere ein 1x1 km Gebiet, mit zahlreichen Bauten und untersuche auf Standortwahl, Größe, Form, Besonnungsverhältnisse, etc pp. Also steht der Beobachtungsteil recht gut, im Gegensatz zu den Experimenten. Ich nehme den Naturschutz natürlich ernst. Zum Kontext Kartieren würde natürlich der Zusammenhang dieser wahnsinnig vielen Bauten gehören und ihn empirisch nazuweisen, deswegen habe ich darüber nachgedacht eine kleine Anzahl Ameisen auf andere Hügel 'umzusiedeln' und zu dokumentieren ob sie angegeriffen werden, aber das scheint ja aussichtslos...
Rene Schulze
Beiträge: 85
Registriert: 23. Mai. 2005, 15:57
Wohnort: Dresden

Beitrag von Rene Schulze »

Für die Überprüfung der Verwandtschaftsverhältnisse der einzelnen Nester im Untersuchungsgebiet würde es doch genügen, wenn Du ein paar Arbeiterinnen von einem Nesthügel mit einigen Arbeiterinnen von einem anderen Nesthügel in einem Beobachtungsbehälter (da reicht eine größere Tupperwaredose) zusammensetzt.

Kommt es zu Rangeleien ist klar, dass die Nester nicht zur selben Kolonie gehören. Bleiben Kämpfe aus, weißt Du schon einmal, dass sie verwandt sind.
Danach setzt Du die Tiere wieder auf dem Waldboden aus und wiederholst das Ganze mit anderen Nesthügeln, wobei Du ein Nest als Referenznest nimmst.
Bei dieser Methode bewegst Du Dich völlig im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes, da die Tiere und Nester nicht nachhaltig geschädigt (vereinzelte Kämpfe kommen auch in der Natur tagtäglich vor) und auch nicht aus ihrem Lebensraum verfrachtet werden.
Maja
Beiträge: 5
Registriert: 04. Aug. 2010, 13:12
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Beitrag von Maja »

Danke! Werde ich auf jeden Fall ausprobieren!
lordkevin
Beiträge: 1
Registriert: 26. Dez. 2012, 07:41

Re: Waldameisen - Beobachtungen und Experimente - Facharbeit

Beitrag von lordkevin »

Der Vorteil ist, die Methode kommt ohne lange Trocknungszeiten aus, dennoch sind die Tiere damit natürlich mehr oder weniger verunstaltet, da das Zettelchen bzw. der Sekundenkleber sich nicht mehr entfernen lassen.
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