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Ameisenbefall durch Elektrorohr - während Starkregenperiode

Verfasst: 09. Jun. 2010, 16:42
von Dieter70
Hallo allerseits,
seit letztem Jahr kenne ich Ihre Initiative und auch das Forum, in welchem "ameisengeplagte" Leute Hilfe bekommen können.
Denn genau im letzten Jahr 2009 wurden wir von Ameisen "befallen".

Unser Haus (Doppelhaushälfte) wurde im Norden Münchens von Juni 2007 bis Februar 2008 gebaut, nachdem Altbestand und 2 Bäume entfernt wurden. Das Haus besteht aus Keller, Erdgeschoss, Ober- und Dachgeschoss. Der Keller ist WU-Beton, mit 10cm Perimeterdämmung, die Geschosse darüber sind alle mit Wärmedaemmziegel ohne außen aufgebrachter Wärmedämmung (36.5cm Ziegel mit Perlitefüllung) realisiert. Die Elektroinstallation wurde komplett in sogenannten Leerrohren durchgeführt. Das gesamte Haus hat Fußbodenheizung, welche mit max. 35°C Vorlauftemperatur betrieben wird. Der Bau wurde sehr gut ausgetrocknet. Im Winter beträgt die Luftfeuchte zw. 30 und 40%.
Zur Ameisenhistorie:
Jahr 2008:
kein Problem mit Ameisen.
Jahr 2009:
Am 23. Juni 2009 wurden wir erstmalig massenhaft von Ameisen "befallen" nachdem ein paar Tage vorher nur einzelne Ameisen aufgetreten sind.
Die Ameisen kamen aus der Steckdose über den Einbauschränken (sehr schlecht zugänglich für Menschen :-) und verschafften sich Zugang zum Vorratsschrank. Durch den Tipp aus diesem Forum fütterte ich den Ameisen Honig-Wasser-Celaflor - Mischung über Wattestäbchen (s. Photo Ameisenbefall im Juni 2009), welche über mehrere Stunden gut angenommen wurde. Die Ameisen verschwanden die darauffolgenden Tage vollständig. Einige starben am Ort der Nahrungsaufnahme. Das Wetter war sehr regnerisch, als die Ameisen im Haus auftraten.
Jahr 2010:
Seit 31. Mai fanden wir tote Ameisen auf unserer Arbeitsplatte der Küche (direkt unter der besagten Steckdose) und ich habe schon erwartet bald wieder lebendige zu sehen, was am 2. Juni auch der Fall war. Zahlenmässig war das Auftreten nicht ganz so massiv wie in 2009, aber sicher wieder mehrere Hunderte. Wieder habe ich mit Honig-Wasser-Celaflor (jeweils ca. 33%) geködert und wurde erneut von den Ameisen sehr gut angenommen. Die Ameisen sind mit 3mm sehr klein und gegenüber letztem Jahr nicht grösser. Das Wetter war in diesen Tagen wieder sehr regnerisch mit mehr als 30mm Regen pro Quadratmeter und Tag.

Die Ameisen treten nur in der Küche auf (Gott sei Dank, nicht noch in anderen Räumen). Beflügelte Ameisen sind bisher erfreulicherweise im Haus nicht aufgetreten.

Meine Fragen:
1.Können Sie anhand der Mikroskop-Photos die Ameisenart bestimmen?
Ich tippe auf Lasius brunneus.
2.Ist bekannt, dass sich Ameisen bei Starkregen in Häuser "retten"?
3.Kann es sein, dass sich Ameisen durch das krümmelige Perlite im Ziegel zu einer Steckdose arbeiten und von dort in oder neben den Leerrohren sich Ihren Weg bahnen?
4.Gibt es eine Möglichkeit herauszufinden, wie und wo sich die Ameisen den Zugang zum Haus verschaffen?
Ich finde zwar tote Ameisen am Ort der Giftaufnahme, jedoch keine außerhalb des Hauses oder in anderen Bereichen (auch nicht in den Verteilerdosen oder Verteilerschrank). Ich kann mir nicht erklären wie die Ameisen Zugang finden, außer über den elektrischen Rollo, aber in diesem Bereich habe ich nie Ameisen gesehen. Desweiteren ist unter der ersten Ziegelreihe eine Bitumenbahn, da dürften Ameisen auch keine Chance haben durchzukommen... und dann ist mein Ziegel mit Dünnbettmörtel und Gewebeband "verklebt".
5. Wäre es denkbar, daß die Ameisen Ihr Nest in der Perimeterdämmung haben (aufgebracht an der Kelleraussenwand)? Wie erfolgsversprechend ist dann die Aktion mit Celaflor-Honig-Wasser?
6.Kann es sein, dass doch ein Nest im Haus ist? Warum aber dann das Auftreten bei Starkregen?
7. Viele Ameisen sterben bereits bei der Aufnahme der Honig-Wasser-Celaflor Mischung. Ist das normal? Der Wirkstoff Fipronil sollte eigentlich langsam wirken, um so möglichst viel ins Nest zu bringen.
8. Ich habe in diesem Forum gelesen, dass das Auftreten von Ameisen auf bauliche Mängel schliessen läßt (Feuchtigkeit). Gibt es Präzedenzfälle, wo der Bauunternehmer zur Haftung herangezogen wurde?

Vielen Dank im voraus für die Antworten und Anregungen.

Grüsse
Dieter

Verfasst: 09. Jun. 2010, 19:20
von Gerhard Heller
Hallo,

das ist eindeutig Lasius brunneus. Die Bekämpfung würde ich so fortsetzen. Allerdings kann ich nicht glauben, dass die Ameisen schon bei Aufnahme des Fipronil-Köders oder kurz danach sterben. Haben Sie denn das so direkt beobachtet?
Wo die Ameisen nun herkommen oder nisten, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Die Wege der Ameisen sind in dieser Beziehung seltsam und unergründlich. Jedenfalls scheint es kein Befall zu sein, der durch Neugründung im Haus entstanden ist, sonst wären es nicht schlagartig so viele Ameisen gewesen. Es ist also Zuwanderung einer schon existierenden Kolonie aus dem Freiland anzunehmen.

Gruß
G. Heller

Verfasst: 10. Jun. 2010, 07:53
von Dieter70
Sehr geehrter Herr Heller,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.
Es ist tatsächlich so, dass einige Ameisen sehr schnell sterben. Bereits 2 Stunden nach Auslegen der Köder finden sich einige tote Ameisen um diese. Neben den toten Ameisen gibt es auch einige, die sich langsamer und unkoordiniert bewegen, ein großer Teil auch noch sehr vital.
Kann es sein, dass einige Ameisen bereits Vorvergiftungen hatten, z.B. weil sie die toten Ameisen des Vorjahres "entsorgt" haben und/ oder einfach nur den selben Weg genommen hatten?
Gehen Sie davon aus, dass das Nest ausserhalb des Hauses liegt?

Viele Grüße
Dieter F.

Verfasst: 11. Jun. 2010, 12:33
von Gerhard Heller
Hallo Dieter F.,

wenn Sie Ameisen 2 h nach Köderung gefunden haben, heißt das ja nicht, dass die Ameisen gleich nach der Köderaufnahme verendet sind. Im Prinzip reichen schon Latenzzeiten von > 15 Minuten bei weitem, um ins Nest zu gelangen. Bei dem Spinosad-Köder (0,02 % a.i.) habe ich paralysierte Ameisen übrigens ebenfalls ab ca. 2 h beobachtet . Wenn der Köder nahe an einem Nesteingang ausgelegt war, ist es möglich, dass geschädigte Ameisen das Nest verlassen haben und außerhalb gestorben sind. Der Großteil stirbt im Nest.
Zum Neststandort kann ich Ihnen leider nichts sagen. Es wäre nur Spekulation. Aber Sie können ja mal schauen, ob Sie die Art auch außen sehen, etwa an alten Bäumen in Hausnähe.

Gruß
G. Heller