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Es krabbelt im Haus. Fragen zur Art/Bekämpfung - L. brunneus

Verfasst: 14. Mär. 2010, 09:21
von Ant2010
Guten Tag,

seit ca. 1 Woche (Anfang März) treten bei uns in zunehmender Häufigkeit Ameisen auf.

Es handelt sich dabei um ca. 4mm große Tierchen die ausgehend von einem Raum mit Dielen die erste Etage eines Einfamilienhauses durchstreifen.
Es ist der einzige Raum mit Dielen und darunter liegender Hohlraumdämmung aus Hanfmatten und mit Anschluss an eine Terasse über einem Anbau. Dort sind aktuell jederzeit mindestens 10-20 Ameisen (Tendenz steigend über die letzten Tage) sichtbar, die sich in den Ritzen zwischen den Dielen und im Randbereich bewegen.

Ich denke nach stöbern in diesem Forum folgendes (liege ich da richtig?):
- Die Ameisen kommen nicht von draussen, sind also keine Besucher sondern Mitbewohner (Temp zwischen -3 und +3 draussen zur Zeit sind zu kalt)
- Unter Dielen mit Isoliermaterial (noch dazu ökologisch) ist ein geeigneter Ort für ein Amiesennest

Am Anfang einer Lösung steht wohl die Bestimmung der Art. Ist das mit den angehängten Photos möglich? Ist das Lasius brunneus (ja wohl das häufigste)?

Ist ein solcher Befall immer an bauliche Mängel gebunden? Die Dielung ist vor einem Jahr neu gelegt worden, eigentlich sollte es darunter knochentrocken sein (Betondecke). Allerding besteht theoretisch die Möglichkeit einer Leckage zweier Heizungsrohre die dort verlaufen.

Wenn wir uns entschliessen die Dielung zu entfernen um nachzugucken, ist es möglich, das Nest - ja wohl hauptsächlich die Königin - zu entfernen und sich damit einen längeren Kampf mit ungewissen Ausgang zu ersparen (und eventuell Ameisen begünstigende Faktoren zu beseitigen)?

Vielen Dank Für Ihre Hilfe
Gruß
Ant2010

Verfasst: 15. Mär. 2010, 10:49
von Gerhard Heller
Hallo,

den Bildern nach kann man nicht sicher entscheiden, ob es sich um L. brunneus (wahrscheinlich) oder emarginatus handelt. Bei brunneus ist der Fühlerschaft anliegend behaart, bei emarginatus abstehend. Mit einer geeigneten Lupe ist das gut zu erkennen. Ist aber für Ihr Problem auch nicht so wichtig.
Jedenfalls ist eine ausreichende Feuchtigkeit für eine Ansiedlung unbedingt notwendig. Könnte die Versorgung mit Wasser auch über den Anschlussbereich zur Terrasse erfolgen? Falls Sie aber tatsächlich ein Leck in den Heizungrohren vermuten, müssten Sie ohnedies die Dielen entfernen und könnten dann das Nest komplett ausräumen, falls es ausschließlich hier lokalisiert ist. Wie sieht es mit der Dämmung in den Nachbarräumen aus?

Gruß
G. Heller

Verfasst: 15. Mär. 2010, 11:49
von Ant2010
Hallo Herr Heller,

Vielen Dank!
Mit einer geeigneten Lupe ist das gut zu erkennen.
Ich hab das Mikroskop meiner Kinder gezückt und einem der Tiere ins Auge geschaut, die Fühler sind anliegend behaart.
Könnte die Versorgung mit Wasser auch über den Anschlussbereich zur Terrasse erfolgen?
Ja der Anschluss zur Terasse ist die zweite Möglichkeit. Bauen die Ameisen das Nest in einem ausreichend feuchten Bereich, oder genügt eine Wasserquelle in der Umgebung?
Wie sieht es mit der Dämmung in den Nachbarräumen aus?
Die anderen Räume haben einen komplett anderen Fussbodenaufbau (Estrich, Klick-Parkett), da es sich bei dem betroffenden Zimmer um einen nachträglichen Anbau handelt.

Wir konnten auch nach Abkleben des 'Verkehrsweges' aus diesem Zimmer kein Tier in den restlichen Räumen sichten.

Wir werden zumindest im Terassenbereich wohl nachgucken müssen, ggf. auch weiter.
Da wir das nicht sofort machen können und die Zeit zur Bekämpfung wohl im Augenblick recht gut ist (keine Nahrung draussen), haben wir Köder Dosen mit Spirosad (0.8g/kg) aufgestellt.

Vielen Dank nochmal.
Gruß
Ant2010

Verfasst: 16. Mär. 2010, 18:08
von Gerhard Heller
Hallo,

die Nestanlage ist normalerweise an einen Bereich mit genügend Feuchtigkeit gebunden. Die Wasserversorgung kann aber auch über Wasserträger erfolgen. Dies ist mir mehrfach bei der mediterranen Art Crematogaster scutellaris aufgefallen. Die Nester befanden sich im Dach. Die Arbeiterinnen suchten massenhaft Tränken auf und liefen mit prall gefüllten Hinterleibern zurück.
Spinosad-Köder mit 0,08% Wirkstoff sind o.k. Zu beachten ist, dass es ein Flüssigköder (auf Pad aufgesaugt) sein sollte.

Gruß
G. Heller

Verfasst: 16. Mär. 2010, 22:51
von Ant2010
Hallo,

ich habe gestern zwei Köderdosen aufgestellt. Ich hab zunächst nur die von Compo (ohne Pad) bekommen - sie wurde gut (ca. 10-20 Ameisen waren über einige Stunden immer an der Dose zu sehen) frequentiert. Später ist dann noch eine von Aeroxon (mit Pad) hinzu gekommen, da waren aber schon weniger Tiere vorhanden (nur eins wurde an dieser Dose gesichtet).
Heute war Ruhe, keine Ameise weit und breit. Ein Stück Leberwurst wurde auch nicht angegegangen.

Mal sehen
Gruß
Ant2010

Verfasst: 22. Mär. 2010, 09:17
von Ant2010
Hallo,

kurzes update. Nachdem die zumindest die Compo Köderdose den einen Tag wohl angenommen wurde, konnte keine weitere Ameise gesichtet werden.

Auch ein Buffet mit Marmelade, Honigwasser und Leberwurst (jeweils einzeln) fand keinerlei Anklang.

Wie ist das zu deuten?

- War das eine kleine Kolonie (kann ja nicht älter als ein Jahr sein) und ist schon platt, nachdem die Compo Köderdose über einen Tag frequentiert wurde?

- Haben die Tierchen zur Zeit keinen Hunger?

- Suchen sich die Ameisen Ihr Futter schon draussen?

Ich werde mal weiter abwarten und gucken ob ich die Freunde ausserhalb des Hauses treffe.

Die Waldameise kriegt einen Obulus.

Gruß
Ant2010

Verfasst: 22. Mär. 2010, 18:06
von Gerhard Heller
Hallo.

es ist so zu deuten, dass die Kolonie schwer angeschlagen, möglicherweise auch schon weitgehend ausgestorben ist. Die Köderannahme schien ja recht gut zu sein. Und wenn Sie über einige Stunden immer 10-20 Ameisen an der Dose gesehen haben, kommt ja schon einiges zusammen, ganz abgesehen davon, dass sich in der Dose ja wohl sehr viel mehr Ameisen aufgehalten haben können. Bei Spinosad (0,08%) kann man davon ausgehen, dass durch den Ködereintrag einer Ameise (Lasius niger) ca. 30 in der Folgezeit sterben. Oft stellen geschädigte Kolonien aber auch erst mal ihre Aktivitäten ein. Man muss einfach abwarten, was sich in den nächsten Wochen tut.
Wenn die Kolonie erst ein Jahr alt wäre, müssten viele kleine Arbeiterinnen vorhanden sein. 4 mm ist aber die normale Größe von Arbeiterinnen älterer Völker. Es kann gut sein, dass ein älteres Volk bei Ihnen eingezogen war. Nestwechsel kommt vor, wenn ein Nistplatz mehr zusagt.

Gruß
G. Heller

Verfasst: 22. Mär. 2010, 21:21
von Ant2010
Hallo Herr Heller,

Vielen Dank für die Einschätzung!
Wenn die Kolonie erst ein Jahr alt wäre, müssten viele kleine Arbeiterinnen vorhanden sein.
In der Tat fielen deutlich kleinere Tierchen am Anfang auf. Ob nun viele, ich würde sagen 'einige'.
Nestwechsel kommt vor, wenn ein Nistplatz mehr zusagt.
Ich bin in punkto Ameisen inzwischen etwas mehr bewandert als vorher. Ist schon faszinierend was da Mutter Natur geschaffen hat (aber nicht innerhalb meines Hauses :( ).
Wir haben zur Zeit der Dielenkonstruktion eine alte Birke gefällt an deren Fusse Ameisen offensichtlich gewohnt haben. Auch wurden einige alte Baumstümpfe entsorgt, die ich nach heutiger Kenntnis als von Ameisen besiedelt ansehen würde, hatte damals aber kein Gespür dafür.

Also Umzug ist auch plausibel.

Bisher konnte ich bis auf die Ameisen keinen weiteren Anhaltspunkt für Feuchtigekit in unserer Konstruktion entdecken (Wasserflecken, Feuchtigkeit hinter der Fussleiste).

Mir wäre also eine junge Kolonie, aussichtslos auf ein bisschen Baufeuchtigkeit gegründet, und jetzt am Ende lieber. :)

Mal sehen.

Gruß
Ant2010