Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

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Moderatoren: Gerhard Heller, Buschinger

verzweifelte
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Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von verzweifelte »

Hallo Ameisenexperten,

Vorausschicken will ich gleich einmal:
Ich bin neu hier - und die Ameiseninvasion betrifft ein altes Haus das nur als Zweitwohnsitz dient.
Wurde schon in den letzten 2 Jahren von Ameisen heimgesucht die sich ausgerechnet das Wohnzimmer zum Hochzeitsflug ausgesucht hatten. Doch abgesehen davon hatte ich nie etwas gegen Ameisen – die Ameisenstraße in der Küche konnte ich voriges Jahr innerhalb kürzester Zeit durch Wischen mit Essigwasser, Teebaumöl u. Zwiebel in den Griff bekommen.

Mein Problem
Heuer wächst mir die Sache über den Kopf. Drei Ameisenstraßen auf denen es nur so wimmelt von Ameisen
führen anscheinend ins Haus. Die eine Strasse führt in die Mauer beim Blitzableiter, die anderen beiden führen über die Fassade
nach oben zum Dach od. zur Dachrinne? – so genau läßt sich das leider nicht feststellen. Habe verschiedene Köderdosen ausgelegt die aber nicht angenommen werden. Da ich fürchte dass es sich um eine holzzerstörende Art handelt habe mittlerweile Albträume.
Die anderen Ameisennestern (optisch andere Arten) rund ums Haus sind für mich OK – solange sie draußen bleiben.

Bitte um Hilfe bei der Artbestimmung und um Tipps womit ich sie vertreiben kann – bzw. das Nest vernichten kann.

Danke
Annemarie
Ameise2
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Gerhard Heller
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Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

es dürfte L. niger (evtl. auch die Schwesterart L. platythorax) sein. Die Art tritt deutlich seltener als Hausameise auf als L. brunneus. Bekämpfung mit Ködern (mit Spinosad oder Fipronil) wie bei L. brunneus im Forum angegeben. Möglicherweise dringen die Ameisen aber nur von außen ein und nisten nicht im Haus, was bei L. niger öfters der Fall ist. Dann können Sie die Fugen, durch die die Ameisen ins Haus gelangen dicht machen.
Essigwasser usw. können für kurze Zeit Ameisenstraßen unterbrechen bzw. die Ameisen veranlassen, diese einfach zu verlegen. Eine Vertreibung werden Sie jedoch nicht erreichen.

Gruß
G. Heller
verzweifelte
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Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von verzweifelte »

Hi,
danke für die Artbenbestimmung!

Jetzt stelle ich die entsprechenden Köder auf und hoffe dass sie angenommen werden. Was die Fugen betrifft - die sollten dicht sein da ich erst im Herbst 2010 eine neue Fassade machen ließ. Nur gibt es keinen Keller und auf zwei Seiten direkten Erdanschluss also wahrscheinlich trotzdem die Möglichkeit von unten einzudringen.

Leider bin ich sicher dass sie im Haus nisten weil ich voriges Frühjahr unter der Sitzbank fein säuberlich geordnet (Rechteckform, ca. 15 cm x 7 cm/H 1,5-2 cm) abgelegte Puppen samt Betreuer entdeckte und so etwas ähnliches wie graues feines Sägemehl. Die Vernichtung ersparte mir aber
nicht die späteren 3 Hochzeitsflüge im selben Zimmer.

Gerne wüsste ich noch – bedeuten 3 Ameisenstraßen 3 Nester? Wenn ja beauftrage ich zusätzlich einen Schädlingsbekämpfer bevor sie die Dachbalken zerstören und MICH aus dem Haus vertreiben.

Gruß
Annemarie
Gerhard Heller
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Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

3 Ameisenstraßen bedeuten nicht 3 Nester. Von einem stark bevölkerten Nest Nest gehen mehrere Straßen aus.
Sie schreiben, dass 3 Hochzeitsflüge im Zimmer statt fanden. Im gleichen Jahr und in welchen zeitlichen Abständen?
Den Schädlingsbekämpfer brauchen Sie nicht.

Gruß
G. Heller
verzweifelte
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Registriert: 01. Mai. 2011, 15:04

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von verzweifelte »

Hallo Herr G.Heller,

Herzlichen Dank!
Ihre Nachricht hat mich beruhigt – Gott sei Dank muß ich nicht mit 3 Nestern rechnen. Inzwischen hab ich gleich 2 Köderdosen (eine mit Spinosad, eine mit Fibronil) aufgestellt. Teilweise nehmen die Ameisen den Köder an,viele Arbeiterinnen laufen aber lieber 1 Meter weiter - da stehen zwei Eiben-Baumstümpfe (Winter 2010 gefällt).

In Wohnzimmer (alter Holzboden) wuseln auch wieder einige Exemplare herum obwohl ich die Ritzen mit Kieselgur/Neem bearbeitet habe. Muß halt ebenfalls Köderdosen aufstellen.
Zur Information: Das Haus stand einige Jahre leer, hat Feuchtigkeitsschäden und wird seit 2009 als Zweitwohnsitz verwendet. Gegend: Niederösterreich/Weinviertel

Ameisen-Chronik:
2009: 1 Hochzeitsflug/Wohnzimmer-Mai – ca.21h-24h (vorher hatte ich nichts von Ameisen bemerkt) - weggesaugt
2010: Ameisen in der Küche - mit Hausmitteln vergrämt – war nach ein paar Stunden vorbei.
Puppen unter Sofa/Wohnzimmer - April od.Mai - weggesaugt, Köderdose aufgestellt – nicht angenommen
1.Hochzeitsflug/Wohnzimmer - Juni - bei Finsternis bis spät in die Nacht
2.Hochzeitsflug/Wohnzimmer - Juni einige Tage später - detto - aber viel kleinere Ameisen
3.Hochzeitsflug/Wohnzimmer - Juni gleichzeitig mit den kleineren Ameisen – alles ca. 21-24 h
2011: Ameisen, Ameisen, Ameisen – im Wohnzimmer sowieso, von außen kommende Ameisenautobahnen aufs
Dach oder in die Hauswand. Beim Staffel zum Badezimmer dringen ebenfalls einige ein (eine andere Art)
Vor dem Haus habe ich 4 Ameisennester entdeckt – mit noch einer anderen Art
Und……die Ameise dürfte nicht das einzige Insekt sein dass sich hier wohlfühlt. Wahrscheinlich hat sich auch der Hausbock eingenistet. So werde ich um den Schädlingsbekämpfer leider nicht herumkommen.

Gruß
Annemarie - dank Forum der DASW nicht ganz verzweifelt
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Gerhard Heller
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Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo,

die Bilder, die Sie jetzt von den Ameisen gemacht haben, werfen ein neues Licht auf die Sache. Das zweifarbige Tier, Ihre Hauptameise, ist entweder Lasius emarginatus oder L. brunneus. Schon bei Ihren Bildern vom 1. Mai hätte ich die linke Ameise auf dem unteren Bild für sich genommen als emarginatus bezeichnet. Die Zweifarbigkeit führte ich auf Lichteffekte zurück, denn schließlich waren alle anderen Tiere einfarbig. Schon etwas merkwürdig!
Ihre "Badameise" ist dagegen eine Tetramorium-Art ("Rasenameisen"), die zur Unterfamilie Myrmicinae (Knotenameisen) gehört.
Sie haben also wohl zwei Arten im Haus. Die Tetramorien gehen gerne an protein- und fetthaltige Köder. Die kann man sich selbst herstellen (s. Tipps im Forum).
Was den Hausbock betrifft, so wird der sich nicht erst neuerdings eingenistet (im Dachstuhl?) haben.

Gruß
G. Heller
verzweifelte
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Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von verzweifelte »

Hallo,

Glück gehabt dass wenigstens die einfärbige Ameise harmlos ist. Danke für die Bestimmung und wie ich sie ködern soll!
Hier meine neuesten Beobachtungen:
Anscheinend wissen selbst Ameisen Bequemlichkeit zu schätzen. Weil - es ist derzeit kalt, die Celaflor Köderdose steht geschützt durch einen übergestülpten Blumentopf vor dem Hausschlupfloch – und siehe da die Ameisen gehen gar nicht mehr weiter sondern stehen wie Kühe an der Tränke an den Schlitzen der Köderdose. Hinein kriechen sie nicht, tote Tiere kann ich nicht erkennen – hoffe trotzdem dass der Köder wirkt.

Inzwischen bin ich Ameisen-traumatisiert und bald selbst Ameisenexperte. Beobachte ununterbrochen was sich vor den Fundamenten herumtreibt und so habe ich bei der Eingangs-Betonplatte diese gelben kleinen Ameisen entdeckt – Bitte sagen Sie mir, dass das KEINE Pharaoameise ist!

Wegen dem Hausbock – neu ist er sicher nicht und am Dachboden sehe ich nichts (nehme an Laubholz. Trotzdem lasse ich das Dach übergehen und anschauen). Im Wohn- u. Schlafzimmer wurde er schon vor ca. 15 Jahren mit Holzschutzmitteln bekämpft. Inzwischen arbeitet er wieder und unlängst fing ich ein Exemplar.

Sollte ich die Ameisenplage selbst in den Griff bekommen wird trotzdem die Entscheidung zu treffen sein. Entweder die alten Böden entfernen oder den Schädlingsbekämpfer zu rufen.

Gruß
Annemarie
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Gerhard Heller
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Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von Gerhard Heller »

Den Wunsch kann ich Ihnen erfüllen: die gelbe Ameise ist keine Pharaoameise, sondern eine gelbe Lasius-Art (Untergattung Chthonolasius oder Cautolasius). Dem Gelbton nach könnte es Cautolasius flavus sein, die Wiesenameise. Aber bei Fotos können Farbverfälschungen auftreten. Letztlich sind diese Arten nur anhand von Proben bestimmbar.

Gruß
G. Heller
verzweifelte
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Registriert: 01. Mai. 2011, 15:04

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von verzweifelte »

Vielen vielen Dank für diese gute Nachricht !
Alle Ameisenarten genießen jetzt einige unbeobachtete Tage. Nächste Woche wird sich herausstellen ob
die Köderbekämpfung wirksam war.

Schönes Wochenende
Gruß
Annemarie
dlepeschka
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Registriert: 10. Mai. 2011, 10:05

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von dlepeschka »

Wie viele andere hier "gestrandete" Ameisengeplagte bin nun auch ich hier in diesem Forum gelandet. :?

Zunächst einmal muss auch ich zum Ausdruck bringen, dass ich Ameisen grundsätzlich nicht nur für nützliche, sondern auch faszinierende und interessante Insekten halte. Wenn ich bei einem Waldspaziergang auf einen Ameisenbau der Waldameise stoße, verbringen meine Kinder und ich einige Zeit davor und starren wie gebannt auf das Wuseln in dem Staat.

Aber im Haus mag ich Ameisen überhaupt nicht, wenn sie das normale Maß einer gelegentlich verirrten Kundschafterin übersteigen.

Seit dem Jahre 2006 bewohnen wir eine Doppelhaushälfte, die wir als Bauherren auch neu erbaut haben. Leider schien damals mit uns auch eine Ameisenkönigin in das Haus eingezogen zu sein, denn seitdem haben wir jedes Jahr mit diesen Krabblern zu tun.
Wie es scheint, hat sich ein Nest im Mauerwerk eingenistet, denn jedes Jahr im Mai sind zunächst ein paar Kundschafterinnen und einen Tag später die geflügelten Neuameisenköniginnen zu tausenden zu sehen. Jedes Jahr immer an der gleichen Stelle im Haus in einem Zimmer im 1.OG.
Um der Flut an neuen Königinnen Herr zu werden bleibt nur der Staubsauger, mein wichtigstes Utensil dieser Tage, doch trotz intensiver Bekämpfung eines professionellen Schädlingsbekämpfers scheinen die Tierchen sich nach wie vor bester Laune und Gesundheit zu freuen.
Der Schädlingsbekämpfer hat nun schon drei Jahre hintereinander mehrere Tuben Fraßgel (von Bayer, genauen Produktname muss ich noch erfragen) in sämtliche Ritzen ausgebracht und das zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten (meist beginnend im Februar und März) - keinerlei erkennbarer Erfolg!

Und so langsam fange ich an, an den Fähigkeiten eines professionellen Schädlingsbekämpfers zu zweifeln, denn außer dafür einen Haufen Geld loszuwerden ist nicht viel passiert. Deshalb will oder muss ich nun die Sache offensichtlich selbst in die Hand nehmen.

Zunächst zwei Fragen, die mir der Schädlingsbekämpfer nicht beantworten kann:

1. Warum sehe ich nur und wirklich ausschließlich nur Ameisen während des Hochzeitsfluges? In all den Jahren habe ich außerhalb dieses tollen Phänomens (Achtung: Ironie!) nicht EINE Ameise im Haus rumirren sehen - keine Arbeiterin, keine geflügelte Ameise!

2. Die Ameisen leben offensichtlich ausschließlich im Haus. Das führe ich darauf zurück, dass der Befall nur in einem Raum im ersten Obergeschoß stattfindet. Von außen an der Wand ist ebenfalls nicht eine Ameise zu sehen. Wovon ernähren sich die Tierchen das ganze Jahr über? Ich meine, wir reden hier immerhin von einem stattlichen Ameisenstaat, der es sich über mehrere Jahre bei uns gut gehen lässt...

Vielen Dank schon mal im Voraus an die Fachleute hier im Forum! Sie leisten wertvolle Arbeit für zum Teil sehr verzweifelte Menschen, wie ich leider aus eigener Erfahrung zu berichten weiß! :wink:
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo dlepeschka,

den geschilderten Umständen nach handelt es sich wahrscheinlich um die Hausameise Nr. 1, Lasius brunneus. Die Tiere haben zwar ihr Nest in Ihrem Haus, auf Nahrungssuche gehen sie aber wohl fast nur außerhalb. Wahrscheinlich ist im Zimmer 1.OG auch absolut nichts zu holen. Andernfalls müssten Ihnen zumindest gelegentlich mal Ameisenstraßen auffallen. Die Ameisen werden wohl ihre verdeckten und versteckten Pfade haben, um ins Freie zu gelangen. So fällt die Anwesenheit der Ameisen nur durch die Hochzeitsflüge im Zimmer auf. Eine Kombination aus Lichtverhältnissen und warmer Temperatur verleitet die Tiere nach innen abzufliegen, was für die Schwärmenden letztlich fatal ist.
Sie können die Ameisen zunächst mit Honig- oder Zuckerwasser anködern und dann einen vernünftigen Wirkstoffköder (Fipronil oder Spinosad) anbieten (s.hierzu die zahlreichen Berichte und Tipps im Forum).
Das Gel, das der Schädlingsbekämpfer alljährlich appliziert, ist für die Ameisen unattraktiv. Einen Nutzen hat nur der Schädlingsbekämpfer, der jedes Jahr abkassiert.

Viele Grüße
G. Heller
dlepeschka
Beiträge: 59
Registriert: 10. Mai. 2011, 10:05

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von dlepeschka »

Guten Tag Herr Heller!

Der Zustand ist übrigens nicht nur für die Schwärmenden fatal, sondern auch für uns! :wink:

Zunächst einmal vielen Dank für Ihre schnelle und kompetente Antwort!
Ich weiß es zu schätzen, dass Sie meine Fragen so schnell beantwortet haben. Mit Ihren wenigen Sätzen haben Sie mir mehr Fragen beantwortet als der Schädlingsbekämpfer in all den Jahren. :shock:

Parallel habe ich gestern eine Probe mit unseren "Hausfreunden" per Brief an Herrn Buschinger mit der Bitte um Bestimmung der Art geschickt.

Sie haben mir bereits ein paar Lösungsansätze geschrieben. Der Schädlingsbekämpfer sagte mir einmal, dass die Ameisen wärend des Hochzeitsflugs keinerlei Nahrung aufnehmen. Ist das wirklich so? Oder kann ich mit dem vorgeschlagenen Verfahren bereits beginnen, sobald ich weiß, um welche Ameise es sich konkret handelt, egal ob die Viecher um mich herumschwirren oder nicht?
Buschinger
Beiträge: 1490
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Wohnort: Reinheim

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von Buschinger »

Hallo dlepeschka,

Wie Herr Dr. Heller schon vermutete, ist es die „Braune Wegameise“, Lasius brunneus.
Nun haben Sie mir ja eine Menge Arbeiterinnen geschickt. Die dürften auf jeden Fall an entsprechende Köder gehen. Die Geflügelten (Jungköniginnen und Männchen) nehmen allerdings während des Aufbruchs zum Hochzeitsflug keine Nahrung auf, da haben die Anderes im Sinn!
Es handelt sich um eine bei uns in Wäldern, Parks und Gärten häufige Art. Sie nistet allerdings auch gerne in Gebäuden, wobei die Arbeiterinnen zur Futtersuche nur selten ins Haus kommen, sondern Wege nach draußen zu Bäumen mit Blattläusen und Beuteinsekten belaufen. Die geflügelten jungen Königinnen und Männchen tauchen häufig im Frühsommer innerhalb des Hauses auf, eine Besonderheit gerade dieser Ameisenart! Zur momentanen Abhilfe ist ein Staubsauger am besten geeignet.
Die Bekämpfung dieser Art ist schwierig: An viele handelsübliche Fraßgifte geht sie nicht. Außerdem würde, selbst bei erfolgreicher Vernichtung des Volkes, die nach wie vor bestehende Nistgelegenheit sehr bald von einem neuen Volk entdeckt und besiedelt. Ursache für ihre Ansiedlung sind von außen zugängliche, geeignete Materialien (Isolierungen, auch z.B. Styropor, Kokosfaser, Kork, Spanplatten, morsches Holz) in Verbindung mit etwas Feuchtigkeit. Gibt es Undichtigkeiten im Dach? Feuchte Stellen an der Wand? Falls möglich trockenlegen und evtl. von außen die Zugangswege für die Ameisen z.B. durch Silikon-Dichtmasse versperren. Leider vergreift sich L. brunneus auch, von “weicherem” Isoliermaterial ausgehend, an tragenden Holzteilen, die so zerlöchert werden können, dass Bruchgefahr besteht. Ein Nest kann sich über etliche Quadratmeter erstrecken und mehrere "Nestzentren" umfassen.

Es ist also nicht ganz so einfach, ein Nest wirkungsvoll zu beseitigen. Für die Bekämpfung des jetzigen Befalls ist es empfehlenswert, zuerst verschiedene Köder zu testen, etwa Zuckerwasser, etwas mit Protein (Katzenfutter wurde bereits empfohlen). Wenn die Arbeiterinnen den einen oder anderen Köder fressen, sollte man ihn einem käuflichen Fraßköder mit Fipronil bzw. Spinosad beimischen und das Gemisch anbieten.

Wenn Sie hier im Forum nach Threads zu Lasius brunneus suchen, werden Sie viele Anregungen finden. Jeder Einzelfall ist verschieden (bes. hinsichtlich baulicher Bedingungen), so dass man keine über das oben Gesagte hinaus allgemein verbindlichen Hinweise geben kann.

Ein Volk kann mit seiner einen Königin gegen 20 Jahre leben und alljährlich junge Geschlechtstiere erzeugen. Am wirksamsten ist eine Beköderung noch im zeitigen Frühjahr, während die zahlreichen Larven sehr viel Futter benötigen und wenn es draußen noch zu kalt für die Futtersuche ist, also ca. Ende Februar bis Ende März.

Mit freundlichen Grüßen,
A. Buschinger
dlepeschka
Beiträge: 59
Registriert: 10. Mai. 2011, 10:05

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von dlepeschka »

Hallo Herr Buschinger,

vielen Dank für die rasche Bestimmung der Art. Ich hatte es ja auch schon befürchtet, dass uns diese hartnäckige Ameisenart heimsucht.
Tja, die Abdichtung von außen erscheint mir sehr schwierig, da nicht erkennbar ist, von wo aus die Biester Zugang haben. Da bliebe mir nur, den gesamten Keller-Bereich einmal rings ums Haus aufzugraben. :cry:
Und Ihre Theorie über die Meidung von Nistplätzen in der Nähe von Fußbodenheizungen scheint sich einmal mehr zu bestätigen, denn in dem Bereich, wo die Tierchen nisten, gibt es tatsächlich keine Fußbodenheizung - in den meisten anderen Räumen (darunter auch im gesamten EG) schon.
Es scheint wohl so zu sein, dass der Zugang unterirdisch in einer Mauerritze ist, den Kaminschacht nach oben entlang führt und dort im Mauerwerk oder schwimmenden Estrich die Königin thront. Allerdings scheint es da weite Vernetzungen zu geben, denn die Arbeiterinnen kommen auch aus Setzrissen in der Wand heraus.
Nur stellt sich dann ja wirklich die Frage, wie man dieser Sache Herr wird, denn selbst wenn wir die Königin mit allem Trallala vergiften können, schiebt sich irgendeine andere Königin kurze Zeit später ins Nest. :(

Da ich ja ausschließlich in der Hochzeitsschwarmzeit mit den Tierchen konfrontiert werde und ich sie anscheinend mindestens 20 Jahre lang eh nicht loswerde, stelle ich mir die Frage, ob ich nicht sämtliche Spalten zwischen Estrich und Wand mit literweise Silikon abdichte und darauf hoffe, dass die Biester keine Lust mehr haben ihre schwärmenden Jungköniginnen den ganzen weiten Weg durch unseren Keller und durchs Erdreich nach draußen zu befördern.
Denn einen anderen Ausweg erkenne ich nicht.

Auch wenn Sie schon häufig im Forum geschrieben haben, dass Silikon nicht wirklich helfen soll: Meinen Sie nicht, dass das einen Versuch wert ist?

Oder könnte die Köder/Vergiftungskur eher Erfolg versprechen und ich sollte darauf hoffen, dass sämtliche Jungköniginnen zu blöd sind, den Weg ins gemachte Nest zu finden?

Ach ja, und noch eine Frage: Sollte ich bei den Schwärmenden jetzt eigentlich Tag und Nacht das Fenster auflassen oder lieber alle drinbehalten und wegsaugen um zu vermeiden, dass die sich eine Mauerritze weiter eine Zweigstelle errichten?

Vielen Dank noch einmal für Ihre Hilfestellung!

Und hier noch eine weitere Frage zur richtigen Köderwahl:
Nach dem Hinweis auf die von Ihnen genannten Wirkstoffe Spinosad & Fipronil und einem eingehenden Studium hier im Forum über die richtige Zusammensetzung des Köders (lecker! :wink: ) frage ich mich, welche im Handel erhältlichen Produkte ich denn nun kaufen soll. :roll:
Da ist die Rede von Loxiran AmeisenBuffet und Celaflor Naturen Granulat, die ich auch im Internet finde. Aber mich verunsichert etwas die Aussage von Herrn Heller, dass die Dosierung bei den genannten Produkten deutlich zu schwach ist und mindestens 0,8g/kg haben sollte. OK, habe ich mir gedacht, dann soll's halt ein Produkt mit 0,8g/kg sein. Aber ich finde leider keines! :oops:

Kann mir jemand einen Tipp geben, welches käuflich zu erwerbende Produkt diese Voraussetzungen (Spinosad bzw. Fipronil, mind. 0,8g/kg) erfüllt?
Gerhard Heller
Beiträge: 838
Registriert: 07. Jul. 2005, 12:19

Re: Ameiseninvasion – um welche Art handelt es sich ?

Beitrag von Gerhard Heller »

Hallo dlepeschka,

zunächst: die ins Hausinnere abschwärmenden Tiere werden sich nicht verpaaren. Da fehlt der "richtige Hochzeitsflug", um Paarungsverhalten auszulösen. Weitere Nestgründungen von diesen Tieren brauchen Sie nicht zu befürchten.
Zu Ihrer Frage nach einem Köder: die 0,8 g/kg Wirkstoff gilt nur für Spinosad. Fipronil kann viel geringer dosiert werden. 0,8 Spinosad/kg ist z.B. im Aeroxon-Ameisenköder enthalten. Ansonsten können Sie auf den Celaflor Nexalotte-Köder mit Fipronil zurückgreifen bzw. mit dem Nexalotte Streumittel selbst einen Köder herstellen.

Viele Grüße
G. Heller
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